These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

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Konkordanz
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These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von Konkordanz »

Guten Morgen.

Gerade wurde im Radio wieder betont, dass die Wachstumsraten Chinas schrumpfen. Dieses Quartal "nur" 6 % Wachstum; im Vergleich zu 2007 hätten sie sich mehr als halbiert. Dazu der Kommentar, dass es problematisch sei, weil China zur Schaffung von Arbeitsplätzen mind. 6 % Wachstum brauche.

Frage: Warum braucht China 6 % um Arbeitsplätze zu schaffen? Wovon hängt es ab?

Danke!
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Mithrandir
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Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von Mithrandir »

Konkordanz hat geschrieben:(19 Oct 2016, 08:41)
Warum braucht China 6 % um Arbeitsplätze zu schaffen? Wovon hängt es ab?
Die Zahl kann ich Dir nicht herleiten.

Es dürfte aber daher kommen dass auch Automatisierung viel zum Wachstum beiträgt. China wird in enormer Geschwindigkeit modernisiert, nur ein Beispiel: Die Stadt Wuhan erweitert zwischen 2012 und 2017 ihr U-Bahn-Netz von einer auf sieben Linien. Natürlich braucht man auch dafür Personal, aber es könnten auch ein paar Bus- und Taxifahrer arbeitslos werden. Fast überall ist es inzwischen üblich per Handy zu bezahlen, man braucht also weniger Kassen-Personal. Auch in der Produktion wird automatisiert. China hat insgesamt noch nicht unseren Entwicklungsstand, es gibt immer noch viele einfache Tätigkeiten und viel Entwicklungs-Potential. Chinesische Unternehmen verbessern auch ihre internen Prozesse weiter, um effizienter zu werden.
Wenn aber durch technischen und organisatorischen Fortschritt der einzelne Arbeiter immer produktiver wird, erzeugt alleine das schon Wachstum.
Es fallen also durch Automatisierung Arbeitsplätze weg, die Arbeiter werden produktiver. Damit dann noch zusätzliche Arbeitsplätze entstehen braucht man dann eben noch mehr Wachstum. Oder andere Maßnahmen, wie z. B. eine Reduzierung der Arbeitszeit.
Adam Smith
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Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von Adam Smith »

Weil die Schulden schneller wachsen als die Wirtschaft.
Chinas Schulden wachsen schneller als die Wirtschaft
Das ist schlecht. Dadurch erhöht sich der Verschuldungsgrad. Und der Staat muss investieren, weil es gigantische Überkapazitäten gibt.
Gerade deshalb gelten die großen Ausgabenprogramme vielen Experten als der richtige Weg, um einen Übergang zu einer Phase niedrigeren Wachstums zu schaffen. "Viele Branchen, vor allem die Stahlindustrie, haben erhebliche Überkapazitäten", sagt Yu Yongding, ein prominenter Ökonom an der Chinese Academy of Social Sciences. "Wir können nicht 500 Stahlwerke auf einmal schließen. Kurzfristig muss die Regierung stattdessen Nachfrage schaffen."

Eine Radikalkur würde die Arbeitslosigkeit hochtreiben und die Probleme verstärken, statt sie zu lösen, sagt Yu. Das Ziel sei stattdessen, eine negative Rückkopplung im Finanzsektor zu vermeiden. Der chinesische Staat sei bislang nur wenig verschuldet, so Yu. Es sei daher sinnvoll, diese gute Ausgangslage für eine Stabilisierung zu nutzen.
http://www.badische-zeitung.de/wirtscha ... 68279.html
Das ist Kapitalismus:

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Quatschki
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Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von Quatschki »

Konkordanz hat geschrieben:(19 Oct 2016, 08:41)
Frage: Warum braucht China 6 % um Arbeitsplätze zu schaffen? Wovon hängt es ab?

Danke!
Ich denke mal es ist so gemeint, dass sie das Wachstum brauchen, um genügend Arbeitsplätze zu schaffen.
Weil trotz der 1-Kind-Politik immer noch pro Jahr mehr Menschen ins Arbeitsleben eintreten als durch Alter ausscheiden.
Erst wenn die geburtenstärksten Jahrgänge der 60er und 70er Jahre aus dem Arbeitsleben ausscheiden, wird die Beschäftigungsnachfrage sinken.
Die haben demographisch eine ähnliche Entwicklung vor sich wie in Deutschland, nur um einige Jahre verschoben.

Zum Vergleich:
In Ländern wie Ägypten wird sich die Anzahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter in den nächsten 20 Jahren verdreifachen
und wenn diese im Land keine Erwerbsmöglichkeit finden, werden sie auf Wanderschaft gehen.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
PittBrad

Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von PittBrad »

Mithrandir hat geschrieben:(19 Oct 2016, 21:15)

Die Zahl kann ich Dir nicht herleiten.

Es dürfte aber daher kommen dass auch Automatisierung viel zum Wachstum beiträgt. China wird in enormer Geschwindigkeit modernisiert, nur ein Beispiel: Die Stadt Wuhan erweitert zwischen 2012 und 2017 ihr U-Bahn-Netz von einer auf sieben Linien. Natürlich braucht man auch dafür Personal, aber es könnten auch ein paar Bus- und Taxifahrer arbeitslos werden. Fast überall ist es inzwischen üblich per Handy zu bezahlen, man braucht also weniger Kassen-Personal. Auch in der Produktion wird automatisiert. China hat insgesamt noch nicht unseren Entwicklungsstand, es gibt immer noch viele einfache Tätigkeiten und viel Entwicklungs-Potential. Chinesische Unternehmen verbessern auch ihre internen Prozesse weiter, um effizienter zu werden.
Wenn aber durch technischen und organisatorischen Fortschritt der einzelne Arbeiter immer produktiver wird, erzeugt alleine das schon Wachstum.
Es fallen also durch Automatisierung Arbeitsplätze weg, die Arbeiter werden produktiver. Damit dann noch zusätzliche Arbeitsplätze entstehen braucht man dann eben noch mehr Wachstum. Oder andere Maßnahmen, wie z. B. eine Reduzierung der Arbeitszeit.
Also steigende Produktivität führt zu mehr Wachstum, was dazu führt, dass durch Automatisierung Arbeitsplätze wegfallen. Da stimmt was nicht. Wenn in dem Grad Arbeitsplätze wegfallen, in dem auch die Produktivät steigt, wächst die Wirtschaft ja nicht. Also wenn 100 Arbeiter einen Golf erzeugen und man nun nur noch 50 Mitarbeiter braucht, wird immer noch nur ein Golf erzeugt. Die Wirtschaft wäre nicht gewachsen. Wenn die Wirtschaft wachsen will, bleiben alle 100 beschäftigt und stellen nun zwei Golfs her.

Aber um nochmal deiner Argumentation zu folgen: Mehr Automatisierung führt zu mehr Wachstum, was mehr Arbeitsplätze wegfallen lässt. Und was bedeutet es für die Arbeitsplätze, wenn die Wirtschaft nun weniger wächst?
PittBrad

Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von PittBrad »

Quatschki hat geschrieben:(19 Oct 2016, 22:12)

Ich denke mal es ist so gemeint, dass sie das Wachstum brauchen, um genügend Arbeitsplätze zu schaffen.
Weil trotz der 1-Kind-Politik immer noch pro Jahr mehr Menschen ins Arbeitsleben eintreten als durch Alter ausscheiden.
Erst wenn die geburtenstärksten Jahrgänge der 60er und 70er Jahre aus dem Arbeitsleben ausscheiden, wird die Beschäftigungsnachfrage sinken.
Die haben demographisch eine ähnliche Entwicklung vor sich wie in Deutschland, nur um einige Jahre verschoben.

Zum Vergleich:
In Ländern wie Ägypten wird sich die Anzahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter in den nächsten 20 Jahren verdreifachen
und wenn diese im Land keine Erwerbsmöglichkeit finden, werden sie auf Wanderschaft gehen.
Auch hier. Ein Arbeiter gibt das Geld doch auch aus, was er verdient bzw. den Wert, den er hergestellt hat. Es ist völlig unerheblich wie viele in einer Wirtschaft arbeiten. Nimm doch mal in Deutschland die ganzen Frauen, die nun arbeiten. Ist deswegen die Arbeitslosigkeit auf 50% gestiegen?

Weniger Wirtschaftswachstum pro Kopf in China bedeutet schlichtweg weniger Lohnsteigerungen und eventuell weniger Investitionen, die auf gehen. Fertig.
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Quatschki
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Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von Quatschki »

Die Frauen in Deutschland haben vorher auch gearbeitet. Nur war das quasi nicht von der Statistik erfasste Schwarzarbeit im Haushalt.

Wenn man seine Wäsche zuhause per Hand wäscht, ist das kein Beitrag zum BIP
Wenn die gleiche Arbeit mit einer Waschmaschine macht, sorgt der Kauf der Waschmaschine, Waschmittel und Energie für einen BIP-Anstieg
Wenn man sich statt der Wäscheleine noch einen Trockner kauft, sorgt das für weiteres Wirtschaftswachstum.
Wenn man die Wäsche komplett von einer Fremdfirma reinigen lässt, geht endlich der komplette Arbeitsvorgang ins BIP ein.

Genauso ist es beim Kochen. Wer selber macht, sabotiert das Wirtschaftswachstum (und kann das nur durch Kauf einer überteuerten Luxusküchenausstattung gutmachen)!
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unity in diversity
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Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von unity in diversity »

PittBrad hat geschrieben:(19 Oct 2016, 22:33)

Also steigende Produktivität führt zu mehr Wachstum, was dazu führt, dass durch Automatisierung Arbeitsplätze wegfallen. Da stimmt was nicht. Wenn in dem Grad Arbeitsplätze wegfallen, in dem auch die Produktivät steigt, wächst die Wirtschaft ja nicht. Also wenn 100 Arbeiter einen Golf erzeugen und man nun nur noch 50 Mitarbeiter braucht, wird immer noch nur ein Golf erzeugt. Die Wirtschaft wäre nicht gewachsen. Wenn die Wirtschaft wachsen will, bleiben alle 100 beschäftigt und stellen nun zwei Golfs her.

Aber um nochmal deiner Argumentation zu folgen: Mehr Automatisierung führt zu mehr Wachstum, was mehr Arbeitsplätze wegfallen lässt. Und was bedeutet es für die Arbeitsplätze, wenn die Wirtschaft nun weniger wächst?
In beiden rot markierten Fällen, hat sich die Arbeitsproduktivität verdoppelt.
Wenn gleichzeitig der Absatz, wegen der fehlenden, oder fallenden, kaufkräftigen Nachfrage stagniert, oder rückläufig ist, steigert das den Modernisierungsdruck.
Damit die Autos billiger angeboten werden können.
Das setzt weitere Arbeitskräfte frei, usw.
Die Deflation rollt den Markt bis auf immer weniger Autoanbieter auf.
Der Absatz muß schneller wachsen als die Produktivität, nur das macht Hunger auf mehr.
PittBrad

Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von PittBrad »

unity in diversity hat geschrieben:(20 Oct 2016, 01:38)

In beiden rot markierten Fällen, hat sich die Arbeitsproduktivität verdoppelt.
Wenn gleichzeitig der Absatz, wegen der fehlenden, oder fallenden, kaufkräftigen Nachfrage stagniert, oder rückläufig ist, steigert das den Modernisierungsdruck.
Damit die Autos billiger angeboten werden können.
Das setzt weitere Arbeitskräfte frei, usw.
Die Deflation rollt den Markt bis auf immer weniger Autoanbieter auf.
Der Absatz muß schneller wachsen als die Produktivität, nur das macht Hunger auf mehr.
Hm, und was machen die Arbeiter mit ihren nun (fast) doppelt so hohen Lohn? Die Produktivität wächst nicht schneller als der Absatz. Es kann in Regionen/Ländern oder Jahren mal Abweichungen geben, aber im Endeffekt gleicht sich das immer an.
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Quatschki
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Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von Quatschki »

Ein anderer Aspekt:
Wenn irgendwelche Bauern oder Hirten in Subsidenzwirtschaft Güter für den eigenen Bedarf oder lokalen Naturalientausch erzeugen, wird das (wie die Arbeit einer Hausfrau) volkswirtschaftlich nicht erfasst.
Es heißt dann vielleicht, die Menschen in diesem Land hätten nur einen Dollar am Tag zum Leben, was aber nicht stimmt, weil sie überhaupt kein Geld zum Leben benötigen.
Die Güter, die sie im Monat für sich selbst produzieren, hätten aber vielleicht einen Wert von 200 Dollar, wenn sie sie von anderen kaufen müßten.

Ihr Land wird seit Angedenken aus Gewohnheit genutzt. Grundbuch gibt es aber nicht bzw. es gehört formal dem Staat
Nun kommt ein Konzern und kauft dem Staat das Land ab, um Plantagen für Biodieselgewinnung anzulegen.
Die Menschen werden vertrieben und müssen in die Stadt, wo die Dinge zum Leben plötzlich Geld kosten. Also brauchen sie einen Job.
Durch den Eintritt dieser Menschen in die arbeitsteilige Gesellschaft entsteht somit auch statistisches Wirtschaftswachstum.
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Piranha
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Re: These: China braucht mind. 6 % Wachstum für Arbeitsplätze

Beitrag von Piranha »

Ich versuchs mal von der anderen Seite aus.

Die Amerikaner leben seit Jahrzehnten davon, dass die Chinesen auf Pump Güter nach USA exportieren und im Gegenzug US-Staatsanleihen kaufen.
Daraus hat sich das Problem ergeben, dass die Chinesen ihre Guthaben nicht mehr einfordern können, weil dadurch die Amis Pleite gehen und die Chinesen ihre Guthaben auch verlieren würden.

Nachdem die Chinesen begriffen haben, dass sie praktisch für umsonst für die Amis arbeiten (zumindest aus gesamtstaatlicher Sicht), hat die chinesische Regierung (die ja immer noch ein zentral geplanter Kommunismus ist) den Plan gemacht, den Exportüberschuss abzubauen und stattdessen den Binnenmarkt zu stärken.
Nu haben die Chinesen aber diese gigantischen Produktionskapazitäten und wissen nicht wohin damit, weil im eigenen Land nicht genug Wohlstand existiert um die produzierten Güter zu kaufen.
Darum ist in den letzten Jahren das Wachstum in China von über 10% auf 7% zurück gegangen, einfach weil sie aufgehört haben nur für die Amis ihre Kapazitäten noch weiter zu erhöhen.

Den Amis ist das aber ein Dorn im Auge, denn wenn es die ganzen kostenlosen Güter aus China nicht mehr gibt, wovon sollten die Amis leben?
Ausser Waffen stellen die Amis nun mal fast gar nichts mehr her, was komplizierter ist als ein Toaster.
Darum streuen die Amis jetzt Gerüchte von Problemen in China in die Welt, während jeder halbwegs klar denkende Mensch auf den ersten Blick sehen kann, dass wenn in Europa 0,8% Wachstum zum Überleben reichen, dann 7% Wachstum in China geradezu paradiesisch sind.
Da wird einfach nur versucht die Chinesen zu erpressen, dass die gefälligst weiter für die Amis produzieren sollen, weil die Amis sonst mit Druck auf die Aktienmärkte Probleme machen.
Effektiv interessiert die Chinesen aber nicht ob und wie viel die Amis lamentieren, denn der Vorteil eines zentral geplanten Kommunismus ist nun mal, dass die die volle Kontrolle über ihr Land haben.

Die Chinesen werden auch weiterhin mit schrumpfendem Wachstum gut leben, weil selbst negatives Wachstum immer noch steigenden Wohlstand im eigenen Land bedeutet, solange sie verschenkte Exporte in heimischen Konsum umwandeln.

Dazu passend auch eine Meldung aus den Nachrichten von heute:
Sigmar Gabriel war/ist in China und wollte sich beschweren, dass deutsche Unternehmen keinen freien Zugang zum chinesischen Markt haben, der zuständige chinesische Handelsminister hat sich kurz vorm offiziellen Treffen kurz mit Gabriel unterhalten und ist dann zum Treffen gar nicht erst erschienen.
Man kann sich denken, was er zu Gabriel gesagt haben könnte .....
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