Alexyessin hat geschrieben:(22 Sep 2016, 09:14)
Es hat ja Widerstand gegeben. Nicht nur weiße Rose, nein kleinen Widerstand. Aber da waren die Ostpreussischen Junker und ihr Gefolge weniger dabei.
Nach deinem Argumentationsschema hätte man genau so gut auch Bayern räumen und den Juden als europäischen Staat zur Verfügung stellen können. Schließlich war München die „Hauptstadt der Bewegung“ und „Hauptstadt der deutschen Kunst“ dazu dann auch noch Nürnberg als „Stadt der Reichsparteitage“ also ganz schlimm.
Und natürlich gab es auch Widerstand in Ostpreußen. Dafür findest schon beim simpelsten Googlen Informationen. Der war genau so bewundernswert wie nutzlos wie im gesamten Reich. Und es gab mit Sicherheit auch in Ostpreußen Menschen, die Verfolgten und mit dem Tod bedrohten halfen, sie Versteckten unter Gefahr für das eigene Leben.
Ich sage es ganz klar. Eine Argumentationsweise, die das Schicksal der Ostpreußen dadurch zu relativieren versucht, dass diese angeblich ganz besondere Schuld auf sich geladen hätten, ist zutiefst verabscheuenswürdig und unanständig. Ähnliches hat hier auch schon in Bezug auf uns Ostdeutsche stattgefunden. Das ist eklig.
Noch einige historische Anmerkungen zu deiner Behauptung, Ostpreußen hätte ja nicht mal ein Jahrhundert zu Deutschland gehört.
Ostpreußen ist wichtiger Bestandteil deutscher Geschichte und deutscher Identität, soweit sie sich aus der Geschichte speist. Das Land wurde im Zuge der deutschen Ostexpansion erobert und kolonisiert. Im Zusammenhang mit den Gebieten zwischen Elbe und Oder wird dafür oft auch die Bezeichnung „Landesausbau“ verwandt. Und tatsächlich gehen dort so gut wie alle Städte und Dörfer auf diese Zeit zurück. Die von den Feudalgewalten ins Land gerufenen Siedler aus deutschen Gebieten, auch dem heutigen Belgien und Holland brachten fortgeschrittene Agrartechnologien in die ursprünglich nicht allzu dicht besiedelten Landschaften. So konzentrierten sich z.B. slawische Siedlungen und Zentren hauptsächlich an den Gewässern. Brandenburg erreichte in seiner mittelalterlichen Hochzeit im 13. Jh. eine Siedlungsdichte, wie sie nie wieder erreicht wurde. Die Bevölkerung der neuen Gebiete wurde nicht ausgerottet sondern allmählich assimiliert. Das belegen nicht nur Ortsnamen sondern auch vielfältige historische Dokumente. Gleiches wird mit Sicherheit auch in Ostpreußen geschehen sein.
Aber es gibt noch einen anderen ganz wichtigen Punkt. Der Name Preußen, also des Landes, das im 19. Jahrhundert Deutschland einte und so eine Zukunft eröffnete, die dann leider 1914 völlig vergeigt wurde, kommt nicht von ungefähr. Darüber kannst du dich als Hausaufgabe einfach mal informieren. Dann wirst du sehen – ob du es einsiehst liegt bei dir – welche wichtiger Teil Deutschlands Ostpreußen einmal war.
Zusammenfassend:
Die Ostpreußen waren an ihrem Schicksal genau so schuldig wie Sachsen, Westfalen, Bayern und Schwaben. Nur das sie eine höhere Zeche dafür bezahlen mussten.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020