H2O » Mo 7. Dez 2015, 00:00 hat geschrieben:
War es nicht so, daß der Schweizer Regierung diese
Volksabstimmung aufgedrängt wurde? Entsprechend
"begeistert" wird sie doch nun die kalten Güsse aus
Brüssel über sich ergehen lassen. Das Ding kann die
EU-Kommission in Ruhe aussitzen.
Wenn ich mich nicht irre, hat die SVP das Referendum eingeleitet. Die SVP sitzt aber auch in der Regierung (
https://de.wikipedia.org/wiki/Ueli_Maurer), weil die Schweizer Verfassung die sogenannte Konkordanzdemokratie vorsieht, also eine Regierungsbeteiligung aller größeren Parteien. Koalitionen wie bei uns gibt's dort nicht und man kann kaum eine Regierung abwählen. Daher sind Volksentscheide als Korrektiv in der Schweiz auch ziemlich wichtig, so im Vergleich zu repräsentativen Demokratien. Problem ist natürlich nun für die Präsidentin Sommaruga, daß sie eine Entscheidung versuchen muß umzusetzen, die sie für falsch hält. Aber so ist das dort halt.
Natürlich hätte die Volksabstimmung über das gesamte
Thema der Verhandlungen durchgeführt werden müssen;
viel zu unübersichtlich für ein solches Vorhaben! Der
Sinn einer derart einengenden Volksabstimmung ist
deshalb zweifelhaft. Wäre gut, wenn das einmal sauber
vorgeführt werden würde. Es lebe die repräsentative
Demokratie mit ihren Filterwirkungen!
Naja, faktisch ist es ja das gesamte Thema. Die bilateralen Verträge sahen von Anfang an vor, daß entweder alle Punkte gelten oder keiner. Wenn eine Seite also einen Aspekt einseitig aussetzt ("Rosinenpickerei"), dann gelten alle als Bereiche als ausgesetzt.
Die Schweizer Wähler hatten erhofft, daß sich die Beziehung zu ihren Gunsten somit verbessern würde, aber möglicherweise erreichen sie am Ende das Gegenteil. Der Schweiz kam die EU ja immer sehr entgegen und hat sie (im Vergleich zu anderen Drittstaaten in Europa) bevorzugt behandelt, was man heute bei neuen Beziehungen wohl nicht mehr tun würde.