Wieso gescheitert?Boraiel hat geschrieben:(06 Sep 2016, 21:26)
@Progressiver
Wie du schreibst, wäre dein Leben fast gescheitert. Das Bekenntnis zu einem Glauben ist auch Teil der Überlebensstrategie des Menschen, auch wenn sich einige dem gar nicht bewusst sind. In den Situationen, die du beschrieben hast, finden Gläubige bei ihren religiösen Gemeinschaften Hilfe. Ihr Leben geht wieder in die richtige Richtung. Umso bessere Antworten die Religionen für Menschen auch in den beschriebenen Situationen haben, umso erfolgreicher sind sie auch. Erfolgreiche Religionen sind Kulte des menschlichen Lebens.



Und auch, was mein eigenes Leben betrifft, so geht es mir derzeit so gut wie nie zuvor. Ich würde mich als das pralle Leben bezeichnen. Im Gegensatz zu den Leuten, die im Studium nicht krank wurden und bei denen jetzt solche äußerlichen Dinge wie Karriere oder Konsumterror weit oben auf der Prioritätenliste stehen, kann ich bewußter leben und fühlen. Und im Leben sind für mich mehr die echten, wahren, lebendigen und tiefen Beziehungen zu meinen Mitmenschen wichtig, die eben nicht auf materiellen Oberflächlichkeiten beruhen.
Was die Religionen betrifft, wäre ich vorsichtig. Es gibt ja Glaubensgemeinschaften, die sehr gut darin sind, den Erkrankten Schuldkomplexe einzureden, weil das angeblich eine göttliche Strafe für sündhaftes Fehlverhalten wäre oder ein besonders schweres Los, das ich jetzt in diesem Schweregrad bis an mein Lebensende passiv zu erdulden hätte. In vorsintflutlichen Religionen und Gebieten wie in Indien oder Indonesien denken die Leute vielleicht sogar, der Kranke wäre von einem bösen Geist besessen und quälen ihn mit exorzistischen Ritualen, weil es sich noch nicht bis dahin herumgesprochen hat, dass es für so etwas auch gute Medikamente gibt. Da ich aber schon vorher zum Atheisten wurde und es bis jetzt noch nie bereut habe, fiel bei mir irgendwie der Teil weg, in dem der Gläubige mit dem Schicksal und seinem "Gott" hadert. Ich habe halt in gewissem Sinne Pech gehabt. Aber andererseits hat dies mir wiederum auch die Augen geöffnet für die wirklich wesentlichen Dinge und Beziehungen im Leben.
