http://www.br-online.de/das-erste/repor ... 865437.xmlKirsten Heisig ist Richterin am Amtsgericht Tiergarten in Berlin. Beinahe täglich spricht sie ein Urteil über gewalttätige Jugendliche. Die Mehrzahl dieser jungen Straftäter hat einen Migrationshintergrund. Von höheren Strafen hält Richterin Heisig nicht viel. Sie setzt auf Prävention.
Berlin, Amtsgericht Tiergarten. Obwohl laut Kriminalstatistik die Straftaten in Berlin zurückgehen, türmen sich die Akten auf dem Tisch der Jugendrichterin Kirsten Heisig.
Kirsten Heisig: "Sie sehen hier, dass die Jugendkriminalität entgegen dem was man so landläufig hört nicht sinkt, insbesondere im Bereich der Rohheits- und Gewaltdelikte habe ich hier diese Verfahren zu verhandeln, das sind alles aktuelle Verfahren, ich muss jetzt auch in die Sitzung."
Kirsten Heisig, die Jugendrichterin aus Berlin, zuständig für den Problembezirk Neukölln-Nord, sorgt derzeit für Schlagzeilen, weil sie ganz offen sagt, wer die Probleme in ihrem Kiez macht.
Kirsten Heisig: "Die Täter sind überwiegend türkisch-, arabischstämmiger Herkunft und die Opfer sind überwiegend Deutsche. Die Brutalität hat extrem zugenommen, Besorgnis erregend. Selbst ich, die das 16 Jahre lang mache, bin teilweise besorgt darüber in welcher Form da vor gegangen wird gegen die Opfer."
Drei Termine hat die Richterin an diesem Vormittag angesetzt. Aufruf zur Verhandlung: "In der Anhörung X die Beteiligten bitte in den Saal. Die Verhandlung ist nicht öffentlich.“
Doch gleich in zwei Fällen sind weder die Angeklagten noch die Zeugen erschienen, Kirsten Heisig ist sauer.
Kirsten Heisig: "Wenn weder der Angeklagte noch der Zeuge kommen, dann muss ich mir Zwangsmaßnahmen überlegen gegen sämtliche Beteiligte."
Kirsten Heisig schöpft ihre Möglichkeiten aus, wendet die Gesetze an und verpasst Jugendlichen gezielte Warnschüsse.
Kirsten Heisig: "Arrest ist natürlich charmant, weil da kann man bis zu vier Wochen verhängen und das ist schon eindrucksvoll. Ich sag immer 'Knast light' oder 'Schnupperkurs' was den Freiheitsentzug anbelangt. Jemand der dabei ist eine kriminelle Karriere zu entwickeln, wenn man den mit 14, 15 in den Arrest steckt, ist der besser bedient, als wenn wir da noch drei Jahre warten und dann muss er für fünf Jahre in die Jugendanstalt."
Berlin Neukölln ist ein Problemviertel. Wer hier als Jugendlicher aufwächst hat wenig Chancen. Jugendgangs beherrschen die Straßen. Auch Fadi Saad, 28 Jahre alt, deutscher Staatsbürger, Sohn palästinensischer Flüchtlinge, war prügelnd und klauend hier als Mitglied einer Jugendgang unterwegs. Bei ihm hat der Warnschuss Arrest gewirkt.
Fadi Saad: "Dass ich natürlich vom Arrest gelernt habe Konsequenzen zu tragen für das was ich angestellt habe. Auch wenn es ein Wochenende war, es war schon erschreckend. Ich habe dann erst einmal meine Schule nachgeholt, habe meine Ausbildung gemacht zum Bürokaufmann."
Heute ist Fadi Saad Quartiersmanager, er kümmert sich um Probleme im Kiez, ist so was wie eine Schnittstelle zwischen den Jugendlichen, den Behörden und der Politik. Fadi Saad hat ein Buch geschrieben über seine Erfahrungen und wie die Probleme in den Griff zu kriegen sind. Einer der Punkte: Beschleunigung der Strafverfahren.
Fadi Saad: "Man muss nicht eine Debatte führen, welche neuen Gesetze müssen wir einführen, sondern wie können wir die anwenden und nicht nach 14 Monaten kommt ein Jugendlicher vor Gericht und dann heißt es: 'Ja, du bist hier wegen der und der Prügelei.' Der weiß doch gar nicht mehr worum es hier geht."
Im Amtsgericht Tiergarten wartet Jugendrichterin Kirsten Heisig immer noch auf die Angeklagten in zwei Fällen. Frau Heisig hat so genannte beschleunigte Verfahren eingeführt. Spätestens drei Wochen nach der Tat soll der Jugendliche vor Gericht stehen.
Kirsten Heisig: "Das ärgert mich sehr, die Sache, das ist nämlich ein beschleunigtes Verfahren und da wäre es sinnvoll, bei dieser Körperverletzung rasch zu reagieren, aber da muss ich halt die Zeugen haben und dass der Angeklagte also selber nicht erscheint ist natürlich im zarten Alter von 14 schon ein starkes Stück:"
Doch Kirsten Heisig begnügt sich nicht damit Gerichtsverfahren zu beschleunigen. Sie geht in ihren Kiez, lädt die Eltern der Problemkinder zu Veranstaltungen und ist dabei ein Netzwerk auf zu bauen. Sie will alle Beteiligten an einen Tisch bringen, weil sie glaubt, dass die Zeit drängt.
Kirsten Heisig: "Dieser Zungenschlag, der in die Straftaten rein gekommen ist, vor allen Dingen dieser Bezug zum schwul sein, Schwulensau, Judensau, Drecksvotze, deutsches Schwein, Hängebauchschwein, Scheißchrist, das ist atemberaubend. Das merkt man ja vielleicht auch, das mich das nach wie vor mitnimmt und schockiert und das ist auch bei den Opfern so. Die Opfer empfinden diese Beleidigung, diese Demütigung schlimmer als die Wegnahme des Handys."
Noch während unserer Dreharbeiten kommt es an dieser Berliner Schule zu einem Zwischenfall. Ein Jugendlicher türkischer Herkunft wird des Unterrichts verwiesen. Er holt zwei Verwandte die den Co-Rektor krankenhausreif prügeln. Geschockt berichten uns Schüler von den Verletzungen: "Schädelhirntrauma, Rippenbruch, Nasenbruch…"
Horst Freidank ist auf dem Weg der Besserung, die körperlichen Verletzungen heilen, doch psychisch hat der Mann jetzt Probleme.
Horst Freidank: "Hier stell ich doch gravierende Veränderungen an mir fest. Empfindungen, Gefühle, die ich vorher so nicht kannte, Angstgefühle, Schlafstörungen und eben auch Stimmungsschwankungen."
Zurück zu Kirsten Heisig. Die Richterin steht in der Kritik, weil sie Probleme anspricht, die mancher Politiker ungern hört. Unterstützung bekommt sie vom Bund deutscher Kriminalbeamter. Der bestätigt: jugendliche Gewalttäter sind in Berlin zu über 80% nichtdeutscher Herkunft.
Rolf Kaßauer, Bund deutscher Kriminalbeamter, Berlin: "Die Politik ist derzeit dabei es eigentlich unter den Teppich zu kehren, also immer nur auf öffentlichen Druck wird dann mal darüber geredet, aber dann werden Probleme auch gerne mal verschwiegen."
Kirsten Heisig kennt die gewalttätige Musik aus Neukölln, sie weiß, dass es dort jetzt schick ist Busfahrer zu überfallen und das ganze auf dem Handy zu filmen. "Happy Slapping" heißt das: Leute verprügeln, ausrauben, demütigen und filmen. Anschließend werden die Verbrechen ins Internet gestellt.
Kirsten Heisig: "Wir haben genug Gesetze, wenn man die konsequent durchziehen würde. Ich meine, wir können Jugendstrafen bis zu 10 Jahren verhängen. Das reicht. Also, wenn man einen in 10 Jahren nicht erzogen hat, dann schafft man es in 15 Jahren auch nicht. Also, das sind nicht die Ansätze."
Am letzten Mittwoch ist zumindest der dritte Angeklagte vor Gericht erschienen. Das Verfahren fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Gegenstand und Ergebnis sollen nicht berichtet werden. Nur soviel: Kirsten Heisig verhängt ungern lange Haftstrafen gegen Jugendliche. Sie schickt aber Ersttäter schnell mal für ein, zwei Wochen in den Arrest: "Knast light" als Erziehungshilfe.[reportMÜNCHEN]
So ist es richtig, es muss sofort Knast bei Fehlverhalten folgen. Alles andere fördert Kriminalität.
Es ist aber ein Irrtum das Stadtteile (=Gebäude) oder Migrationshintergründe Ursachen für Kriminalität wären, denn weder Gebäude noch Migrationshintergründe lassen Menschen kriminell werden.
Die Ursachen für Kriminalität in Deutschland sind grundsätzlich Kriminelle und niemand/nichts anderes. Daher ist die Vorgehensweise richtig und erfolgreich sofort Knast als Erziehungsmaßnahme zu fördern.
Ich hoffe, dass diesem Beispiel dieser engagierten Frau weitere Verantwortliche folgen werden !