Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

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Ist die Finanztransaktionssteuer eine gute Idee?

Ja, Zocker zur Kasse!
10
59%
Nein, die EU will uns nur weiter schröpfen!
3
18%
Finanztransaktionen sind mir egal!
4
24%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 17
EZB-Schmarotzer
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Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

Seit 2010 geistert das Gespenst einer Finanztransaktionssteuer durch Europa.
Immer wieder wurden Fortschritte vermeldet, Einigungen waren stets ganz nah, doch zusammengekommen ist man bislang nicht.
Nun soll das Projekt Mitte 2016 beim ECOFIN-Treffen festgemacht werden.

Die EU-Kommission hatte im Jahr 2013 vorgeschlagen, den Nominalwert jeder Transaktion bei Kauf und Verkauf mit jeweils 0,1% auf Aktien und 0,01% auf Derivate zu besteuern.
Das klingt nach Kleinvieh, ist für aktive Börsenhändler aber gefährlich.
Ein DAX-Kontrakt ist ca. 250.000 Euro wert, das heißt, es würde pro "Roundturn", also Kauf und Verkauf, eine Steuer von 50 Euro pro Kontrakt anfallen.

Zuletzt wurden jedoch niedrigere Sätze kolportiert, von der Hälfte war die Rede, gar von einem Zehntel. Auch ist man sich nicht einig darüber, ob Kauf und Verkauf oder nur ein Teil der Transaktion besteuert werden sollen.
Ebenso ist unklar, welche Produkte besteuert werden sollen und ob das "Ansässigkeitsprinzip" oder das "Ausgabeprinzip" gelten soll. Käme das "Ausgabeprinzip" zur Anwendung, könnten zum Beispiel deutsche Händler Derivate auf den amerikanischen Dow Jones weiter steuerfrei handeln.

Nun, wie immer in EU-Angelegenheiten ist vieles im Unklaren, auch nach jahrelanger Diskussion.
Eine "endgültige Entscheidung" soll jetzt im September 2016 fallen ^^

Es gibt unzählige Links zum Thema, die stelle ich hier jetzt nicht rein, bei Interesse kann jeder selbst googeln und die Entwicklung der letzten Jahre nachvollziehen.

Was sagt ihr?
Soll es eine FTS geben oder handelt es sich bei dem Vorhaben nur um eine weitere Abzockmethode der EU-Oberen?
HugoBettauer

Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(07 Jul 2016, 11:38)

Seit 2010 geistert das Gespenst einer Finanztransaktionssteuer durch Europa.
Attac (damals association pour une taxation des transactions financières pour l'aide aux citoyens) wurde schon in den 90ern gegründet und damals war das Thema schon uralt.

Was sagt ihr?
Soll es eine FTS geben oder handelt es sich bei dem Vorhaben nur um eine weitere Abzockmethode der EU-Oberen?
Diese Steuer ist systematisch unnötig.

Es reicht aus, über die Kapitalertragsteuer fix oder über den persönlichen Steuersatz dynamisch nach dem Günstigkeitsprinzip Gewinne zu besteuern. Eine Besteuerung der Transaktion selbst - wie etwa bei der Grunderwerbsteuer - führt nur zu unerwünschten Effekten.
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Flat
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von Flat »

Moin,

da die Börsenzocker bei de letzten großen Finanzkrise, die sie ausgelöst haben, keine Skrupel hatten, auch meine Steuergelder zu kassieren, sehe ich nicht, warum ich Skrupel haben sollte, dass ihre Zockerei besteuert wird.
_______
wer Rechtsradikales sagt und tut, ist rechtsradikal. Das hat nichts mit Nazikeule zu tun.
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/inte ... 62231.html
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 07:36)

Attac (damals association pour une taxation des transactions financières pour l'aide aux citoyens) wurde schon in den 90ern gegründet und damals war das Thema schon uralt.



Diese Steuer ist systematisch unnötig.

Es reicht aus, über die Kapitalertragsteuer fix oder über den persönlichen Steuersatz dynamisch nach dem Günstigkeitsprinzip Gewinne zu besteuern. Eine Besteuerung der Transaktion selbst - wie etwa bei der Grunderwerbsteuer - führt nur zu unerwünschten Effekten.
War es denn nicht so, daß der "Hochfrequenzhandel" in vernünftige Bahnen geleitet werden sollte durch eine Besteuerung, so daß die "Mikrogewinne" je Transaktion durch eine an sich sehr geringe Besteuerung verdampfen?
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Dampflok94
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von Dampflok94 »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 07:36)
Diese Steuer ist systematisch unnötig.

Es reicht aus, über die Kapitalertragsteuer fix oder über den persönlichen Steuersatz dynamisch nach dem Günstigkeitsprinzip Gewinne zu besteuern. Eine Besteuerung der Transaktion selbst - wie etwa bei der Grunderwerbsteuer - führt nur zu unerwünschten Effekten.
Es geht doch um den Hochfrequenzhandel. Der wird von Unternehmen in aller Welt durchgeführt. Ob und wo die Steuern zahlen, ist völlig unklar. Von daher ist eine FTS durchaus sinnvoll. Denn die Gewinnbesteuerung findet im Zweifel eben nicht hier statt.

Abgesehen davon hat diese Steuer auch noch einen zweiten Zweck. Sie soll den Hochfrequenzhandel, der große Risiken und Nebenwirkungen generiert, eindämmen. Von daher sind im Übrigen auch alle Rechnungen über den Ertrag einer solchen Steuer fehlerhaft, wenn sie denn von der momentanen Transaktionsanzahl ausgehen.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 08:16)

War es denn nicht so, daß der "Hochfrequenzhandel" in vernünftige Bahnen geleitet werden sollte durch eine Besteuerung, so daß die "Mikrogewinne" je Transaktion durch eine an sich sehr geringe Besteuerung verdampfen?
Das meine ich mit Fehlsteuerung. Gerade die Rechnung auf nicht riesige sondern geringe Kursänderungen in überschaubaren Zeiträumen ist das Gegenteil einer ungesunden Casino-Spekulation. Man kann nicht den Leuten zur privaten Rentenvorsorge raten und dann genau die Praktiken bestrafen, mit denen diese erwirtschaftet wird.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von Provokateur »

Grundsätzlich sollte jeder Kauf von irgendwas besteuert werden, statt Besitz an sich.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 08:34)

Das meine ich mit Fehlsteuerung. Gerade die Rechnung auf nicht riesige sondern geringe Kursänderungen in überschaubaren Zeiträumen ist das Gegenteil einer ungesunden Casino-Spekulation. Man kann nicht den Leuten zur privaten Rentenvorsorge raten und dann genau die Praktiken bestrafen, mit denen diese erwirtschaftet wird.
Mir gelingt es nicht, den Nutzen dieses Verfahrens für die Realwirtschaft zu erkennen. Vielleicht ist das Verfahren dann eine ziemlich sinnlose Veranstaltung?
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Dampflok94
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von Dampflok94 »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 08:34)

Das meine ich mit Fehlsteuerung. Gerade die Rechnung auf nicht riesige sondern geringe Kursänderungen in überschaubaren Zeiträumen ist das Gegenteil einer ungesunden Casino-Spekulation. Man kann nicht den Leuten zur privaten Rentenvorsorge raten und dann genau die Praktiken bestrafen, mit denen diese erwirtschaftet wird.
Die FTS ist doch für den privaten Anleger völlig irrelevant. Dazu sind die Steuersätze viel zu niedrig. Der wird sich davon nicht von einer Altersvorsorge abhalten lassen. Es sei denn er hat ein Depot, welches er täglich umschichtet. Das hat dann aber mit Altersvorsorge nichts mehr zu tun.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 08:57)

Mir gelingt es nicht, den Nutzen dieses Verfahrens für die Realwirtschaft zu erkennen. Vielleicht ist das Verfahren dann eine ziemlich sinnlose Veranstaltung?
Ein Gegensatz von Realwirtschaft und Finanzwirtschaft ist meiner Meinung nach eine gefährliche Verirrung. Der direkte Investor in einen Betrieb zielt auf regelmäßige Gewinneinkünfte und/oder Steigerung des Unternehmenswertes, ob nun mit Verkaufsabsicht oder nicht. In beliebiger Kombination. Wer Geld in einen Kredit oder eine Anleihe steckt, setzt auf die Fähigkeit des Unternehmens, den Zins zu zahlen und den gezahlten Gegenwert zurückzuzahlen - als Annuität, schlußfällig oder wie auch immer. Allenfalls spielt die Verkäuflichkeit dieses Anrechts mit Auf- oder Abschlag an Dritte eine Rolle. Eine Aktie ist nichts anderes als ein kleinteiliges Anteilsrecht an einem Unternehmen. Auf diesen Basisvarianten bauen alle abgeleiteten Finanztransaktionen auf: Swaps, CDOs usw. Jeder noch so abgeleitete Titel steht und fällt in letzter Konsequenz damit, ob das zugrundeliegende Unternehmen so abschneidet wie gewünscht, also in der Regel am Markt besteht und damit die aufbauenden Titel attraktiver werden. In manchen Fällen das Gegenteil.

Wer einen Gegensatz zwischen "guter Realwirtschaft" und "böser Finanzwirtschaft" denkt, eliminiert den Unternehmenszweck, nämlich Gewinn, aus seiner Überlegung und sieht nur noch Arbeitsplätze und Produkte, die durch unerklärte Bewegungen in der Finanzwelt in Gefahr geraten. Das ist eine total verkehrte Sichtweise. Es ist auch falsch, dass die Finanztransaktionen dem produzierenden Sektor irgendetwas wegnehmen. Im Gegenteil streben die Unternehmer, die Produkte und Dienste bereitstellen, darauf Wettbewerbsvorteile wahrzunehmen. Die dafür notwendigen Investitionen werden mit Hilfe von Fremdkapital (zB Kredite) oder Erweiterung des Eigenkapitals (zB Ausgabe von zusätzlichen Unternehmensanteilen an zahlende Dritte) realisiert und um sowas einzuwerben, muss man eine an Risiko, Konkurrenz am Markt usw ausgerichtete Gewinnaussicht anbieten.

Eine Finanztransaktionssteuer ist faktisch eine Zinserhöhung für die Kapital aufnehmenden Unternehmen. Da der Weiterverkauf mit Gewinn nur bei größeren Spannen und dann mit Abschlag möglich ist, sind die Investoren nicht nur weniger geneigt, die Papiere zu handeln sondern auch, sie überhaupt erst zu kaufen. Das ist das blanke Gegenteil dessen, was die EZB durch Niedrigstzinspolitik versucht zu erreichen.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

Dampflok94 hat geschrieben:(08 Jul 2016, 09:14)

Die FTS ist doch für den privaten Anleger völlig irrelevant.
Das ist doppelt falsch. Der kleine Sparer agiert selten direkt an den Märkten sondern kauft Fonds, die das tun - und zwar auf kleinste Kursschwankungen bei konservativ gewählten Titeln angelegt, also genau so wie es die ATTACer nicht wollen.

Aber selbst wenn der Privatmann selbst ein Depot hat, wird ihn die Transaktion jedesmal mehr kosten.

Es ist wie immer in der Politik: Entweder die angebliche Steuerwirkung geht mit absehbaren Nebenwirkungen einher oder sie findet faktisch nicht statt und man kann Aufwand sparen, indem man das Vorhaben abbläst.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 09:28)

Ein Gegensatz von Realwirtschaft und Finanzwirtschaft ist meiner Meinung nach eine gefährliche Verirrung. Der direkte Investor in einen Betrieb zielt auf regelmäßige Gewinneinkünfte und/oder Steigerung des Unternehmenswertes, ob nun mit Verkaufsabsicht oder nicht. In beliebiger Kombination. Wer Geld in einen Kredit oder eine Anleihe steckt, setzt auf die Fähigkeit des Unternehmens, den Zins zu zahlen und den gezahlten Gegenwert zurückzuzahlen - als Annuität, schlußfällig oder wie auch immer. Allenfalls spielt die Verkäuflichkeit dieses Anrechts mit Auf- oder Abschlag an Dritte eine Rolle. Eine Aktie ist nichts anderes als ein kleinteiliges Anteilsrecht an einem Unternehmen. Auf diesen Basisvarianten bauen alle abgeleiteten Finanztransaktionen auf: Swaps, CDOs usw. Jeder noch so abgeleitete Titel steht und fällt in letzter Konsequenz damit, ob das zugrundeliegende Unternehmen so abschneidet wie gewünscht, also in der Regel am Markt besteht und damit die aufbauenden Titel attraktiver werden. In manchen Fällen das Gegenteil.

Wer einen Gegensatz zwischen "guter Realwirtschaft" und "böser Finanzwirtschaft" denkt, eliminiert den Unternehmenszweck, nämlich Gewinn, aus seiner Überlegung und sieht nur noch Arbeitsplätze und Produkte, die durch unerklärte Bewegungen in der Finanzwelt in Gefahr geraten. Das ist eine total verkehrte Sichtweise. Es ist auch falsch, dass die Finanztransaktionen dem produzierenden Sektor irgendetwas wegnehmen. Im Gegenteil streben die Unternehmer, die Produkte und Dienste bereitstellen, darauf Wettbewerbsvorteile wahrzunehmen. Die dafür notwendigen Investitionen werden mit Hilfe von Fremdkapital (zB Kredite) oder Erweiterung des Eigenkapitals (zB Ausgabe von zusätzlichen Unternehmensanteilen an zahlende Dritte) realisiert und um sowas einzuwerben, muss man eine an Risiko, Konkurrenz am Markt usw ausgerichtete Gewinnaussicht anbieten.

Eine Finanztransaktionssteuer ist faktisch eine Zinserhöhung für die Kapital aufnehmenden Unternehmen. Da der Weiterverkauf mit Gewinn nur bei größeren Spannen und dann mit Abschlag möglich ist, sind die Investoren nicht nur weniger geneigt, die Papiere zu handeln sondern auch, sie überhaupt erst zu kaufen. Das ist das blanke Gegenteil dessen, was die EZB durch Niedrigstzinspolitik versucht zu erreichen.
Aber solche Fragen entscheiden Algorithmen in Sekunden... das ist doch völlig verrückt. Damit werden keine Werte geschaffen, sondern irgendwer verliert etwas dabei, wenn Überschüsse durch diese Art des Handels erzielt werden können.

Nun kann ich leider nicht sagen, wer da verliert. Dazu wäre Fachkenntnis notwendig, die ich mir nicht anmaßen will.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

Hallo Leute!

Schön, dass jetzt doch noch eine Diskussion entstanden ist, nachdem sich hier gestern erstmal überhaupt nichts getan hat.
Ich hatte schon befürchtet, dass Thema würde niemanden kratzen ^^

Da ich selbst an der Börse tätig bin als privater Händler mit einer Vielzahl an Transaktionen im Monat, kann ich sagen, dass es in der Fachwelt sehr umstritten ist, ob der Hochfrequenzhandel (HFT) in irgendeiner Weise zur Destabilisierung der Finanzmärkte beiträgt.
Einerseits wird dies bejaht, da computergestützte Order in enorm schneller Zeit enorme Bewegungen auslösen können (z.B. der "Flash Crash" im Mai 2010), andererseits wird aber wiederum behauptet, HFT trage eher zur Stabilität bei, da dadruch stets genügend Liquidität am Markt vorhanden ist, um allzu große Kursbewegungen aufzufangen und abzufedern.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die wirklich "schwierigen" Papiere, die Krisen auslösen und befeuern können, nicht Aktien, Futures und Optionen sind, sondern komplexe Derivatekonstrukte (z.B: CDO oder CDS), deren Handelsvolumen eher gering ist und nach einer Schätzung des DIW in einer 2015 veröffentlichten Studie zur FTS für nur wenig Steueraufkommen sorgen dürften.

Soweit die Politik behauptet, die Finanzinstitute sollten für die durch sie im Rahmen der Krisen entstanden Schäden in Haftung genommen werden, so kann ich dem nur beipflichten, ohne Frage.
Allerdings wäre dafür andere Mittel geeigneter, da durch eine FTS erhebliche Nachteile auch für solche Marktakteure entstehen, die mit Sicherheit nicht für all die Krisen der Finanzwelt verantwortlich sind.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von Provokateur »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 11:54)
Soweit die Politik behauptet, die Finanzinstitute sollten für die durch sie im Rahmen der Krisen entstanden Schäden in Haftung genommen werden, so kann ich dem nur beipflichten, ohne Frage.
Allerdings wäre dafür andere Mittel geeigneter, da durch eine FTS erhebliche Nachteile auch für solche Marktakteure entstehen, die mit Sicherheit nicht für all die Krisen der Finanzwelt verantwortlich sind.
Eine FTS von 0,3% tut doch keinem weh?
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 11:54)
...
...da computergestützte Order in enorm schneller Zeit enorme Bewegungen auslösen können (z.B. der "Flash Crash" im Mai 2010), andererseits wird aber wiederum behauptet, HFT trage eher zur Stabilität bei, da dadruch stets genügend Liquidität am Markt vorhanden ist, um allzu große Kursbewegungen aufzufangen und abzufedern.
Gab es vor dem HFT denn keine ausreichenden Investitionen in die Wirtschaft? Wenn durch HFT Gewinn gemacht wird... ansonsten gäbe es ihn ja wohl nicht... wer bezahlt diese Gewinne? Diese Zahlungen wird sicher niemand gern leisten.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

Eine FTS von 0,3% auf Derivate dürfte den Tod selbst für konservative Derivate wie Futures bedeuten, da die Steuer auf den Nominalwert erhoben wird, nicht auf die Margin.
Da der Nominalwert eines FDAX bei 250.000 Euro liegt, würdest du beim Kauf eines Future schon gleich mit einem Minus von 750 Euro starten.
Da die Steuer bei Kauf UND Verkauf anfallen soll, würdest du sogar mit 1.500 Euro Minus starten. Pro Kontrakt!
Das bedeutet bei einem Punktwert von 25 Euro im DAX, dass der Markt sich erst einmal um 60 Punkte in die richtige Richtung bewegen müsste, damit man überhaupt bei +- Null steht.

Wie kommst du überhaupt auf diesen Wert?
Im Gespräch sind 0,1% auf Aktien und 0,01% auf Derivate, wobei zuletzt von niedrigeren Sätzen die Rede war.

@H20

Es geht dabei nicht um Investitionen, es geht zum Beispiel um die Preise, zu denen Privatanleger ihre Anteile verkaufen können.
Ohne HFT würden Käufer und Verkäufer etlichen Untersuchungen zufolge erheblich schlechtere Preise bekommen.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von pikant »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 11:54)



Da ich selbst an der Börse tätig bin als privater Händler mit einer Vielzahl an Transaktionen im Monat,
dann wuerde ich mich eher ueber die Kapitalertragssteuer plus Soli aufregen!
das sind immerhin ueber 26% was man weniger netto im Depot hat.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von pikant »

Provokateur hat geschrieben:(08 Jul 2016, 08:43)

Grundsätzlich sollte jeder Kauf von irgendwas besteuert werden, statt Besitz an sich.
nein,
man kann darueber diskutieren Gewinne zu besteuern, doch nicht einen Kauf und wenn man dann noch Verluste einfaehrt, ist man der Dumme und der Staat der Schlaue.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 12:38)
...

@H20

Es geht dabei nicht um Investitionen, es geht zum Beispiel um die Preise, zu denen Privatanleger ihre Anteile verkaufen können.
Ohne HFT würden Käufer und Verkäufer etlichen Untersuchungen zufolge erheblich schlechtere Preise bekommen.
Schade finde ich, daß Sie den ebenso edlen wie unfreiwilligen Spender nicht benennen, der für HFT-Teilnehmer die erzielten Gewinne erwirtschaften muß. Wer muß da bluten?

Daß daran Leute verdienen, das kann ich mir gut vorstellen; denn ansonsten unterbliebe dieser Handel ja.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 12:49)

Schade finde ich, daß Sie den ebenso edlen wie unfreiwilligen Spender nicht benennen, der für HFT-Teilnehmer die erzielten Gewinne erwirtschaften muß. Wer muß da bluten?
"Bluten" werden da andere Marktteilnehmer, also in erster Linie andere Banken und Institute, die sich am HFT beteiligen.
Privathändler werden da wenig betroffen sein, da ihre Ordergrößen keine bedeutende Rolle spielen.

Es sei denn, es versucht sich mal ein Privater im Millisekundenhandel.
Dann wird er aber schnell feststellen, dass er mit den Hochleistungsrechnern der Banken nicht mithalten kann und sich schnell wieder aus dem Feld zurückziehen.

Ich will es mal so formulieren:
HFT nützt eigentlich niemandem so wirklich, außer den Instituten mit den stärksten Rechnern und schnellsten Anbindungen.
Ob HFT andererseits aber schädlich ist, das ist umstritten, wie ich schon in einem Posting zuvor schrieb.

Es gibt deshalb m.E. keinen Grund, diesen Art des Handels zu bekämpfen.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von Provokateur »

pikant hat geschrieben:(08 Jul 2016, 12:48)

nein,
man kann darueber diskutieren Gewinne zu besteuern, doch nicht einen Kauf und wenn man dann noch Verluste einfaehrt, ist man der Dumme und der Staat der Schlaue.
Das ist ja nicht das Problem des Staates, oder?
Wenn ich Alkohol kaufe und mich dann totsaufe, hat der Staat trotzdem Branntweinsteuer eingenommen. Und auch die Spritze, die der Junkie in der Apo erwirbt, bringt dem Staat Gewinn via Mehrwertsteuer.

Reichtum im allgemeinen entsteht durch Konsum. Deswegen kann meiner Meinung nach auch nur der Geldfluss, nicht schlummerndes Vermögen besteuert werden.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von BlueMonday »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 09:28)

Ein Gegensatz von Realwirtschaft und Finanzwirtschaft ist meiner Meinung nach eine gefährliche Verirrung.
Jupp. Man muss sich dazu nur mal darauf besinnen, was Wirtschaften im Wesentlichen ist:
Bewusster Umgang mit Knappheit und Unsicherheit. Und gerade die Unsicherheit ist es, die in einer modernen Wirtschaft beackert wird.
Unsicherheit bedeutet, dass es Akteure geben kann, die Wetten auf irgendeinen Ausgang platzieren, die die Möglichkeit des Verlustes auf sich nehmen mit der Aussicht des Gewinnes.

Diese unsicheren Ausgänge werden handelbar, gewissermaßen übertragbar. Sie müssen nicht mehr an einem Akteur kleben bleiben.
Und jede Wette bedeutet, dass auf unterschiedliche/gegensätzliche Ausgänge gesetzt wird, dass man also jemanden braucht, der auf das Gegenteil setzt, der einem die Wette abkauft und ebenso die Möglichkeit des Verlustes trägt. Ob das alle nun "hochfrequent" in Millisekunden oder träge stattfindet ist wiederum Sache der beteiligten Akteure. Wie gesagt, man braucht ja immer eine willige Gegenseite, einen Käufer.

Völlig unklar, wieso man hier nun künstlich bremsen oder belasten will. Man sollte froh sein, dass es diese Möglichkeiten gibt, dass sich diese Strukturen heausgebildet haben, dass die Akteure so mit ihren gegensätzlichen Erwartungshaltungen zueinander finden können.

http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... e#p2685028
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

pikant hat geschrieben:(08 Jul 2016, 12:42)

dann wuerde ich mich eher ueber die Kapitalertragssteuer plus Soli aufregen!
das sind immerhin ueber 26% was man weniger netto im Depot hat.

Ich hätte nicht einmal was dagegen, würde ich 40% der Gewinne versteuern müssen.
Bei der Abgeltungssteuer ist es eben so, dass nur die Gewinne mit Abgaben belegt werden.

Die FTS belastet Transaktionen an sich, ob ich gewinne oder verliere und macht damit etliche Handelsstrategien kaputt, die nichts mit HFT-Gezocke zu tun haben (dafür kann sich ein Privatmensch gar nicht das notwendige Equipment leisten).
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von pikant »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:08)

Ich hätte nicht einmal was dagegen, würde ich 40% der Gewinne versteuern müssen.
Bei der Abgeltungssteuer ist es eben so, dass nur die Gewinne mit Abgaben belegt werden.

Die FTS belastet Transaktionen an sich, ob ich gewinne oder verliere und macht damit etliche Handelsstrategien kaputt, die nichts mit HFT-Gezocke zu tun haben (dafür kann sich ein Privatmensch gar nicht das notwendige Equipment leisten).
ach so,
der Staat sollte sich 40% meiner Gewinne einverleiben :rolleyes:

Dagegen habe ich immens was, diese laeppische Transaktionssteuer ist mir dagegen egal.
da bin ich egoistisch :)
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von pikant »

Provokateur hat geschrieben:(08 Jul 2016, 12:58)



Reichtum im allgemeinen entsteht durch Konsum..
fuer den Staat ja, aber bei mir wird der Geldbeutel mit Scheinen immer kleiner, wenn ich konsumiere ;)
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

pikant hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:12)

ach so,
der Staat sollte sich 40% meiner Gewinne einverleiben :rolleyes:

Dagegen habe ich immens was, diese laeppische Transaktionssteuer ist mir dagegen egal.
da bin ich egoistisch :)

Ich habe ja von mir gesprochen.

Inwieweit sich die FTS auf die Rendite niederschlägt, ist eine Frage des Handelsstils und da würde ich mit einer höheren Gewinnbesteuerung wesentlich besser fahren als mit einer FTS auf jede einzelne Transaktion.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von Provokateur »

pikant hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:14)

fuer den Staat ja, aber bei mir wird der Geldbeutel mit Scheinen immer kleiner, wenn ich konsumiere ;)
Aber dafür bekommst du ja Produkte und Dienstleistungen, die dich am Leben erhalten, die Spaß machen und/oder die dein soziales Prestige steigern (und somit auch irgendwie Spaß machen).
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 12:56)

...
HFT nützt eigentlich niemandem so wirklich, außer den Instituten mit den stärksten Rechnern und schnellsten Anbindungen.
...
Dann handelt es sich also um eine nützliche Entwicklungshilfe für Breitbandnetze und Hochleistungsrechner, die sich nur noch Bankhäuser leisten können Und dafür stellt unser Land Megawattstunden sinnlos vergeudeter Elektrizität zur Verfügung!
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

H2O hat geschrieben: Dann handelt es sich also um eine nützliche Entwicklungshilfe für Breitbandnetze und Hochleistungsrechner, die sich nur noch Bankhäuser leisten können Und dafür stellt unser Land Megawattstunden sinnlos vergeudeter Elektrizität zur Verfügung!
Die Energieverschwendung fiel mir auch ein, musste eben ein wenig schmunzeln ;)

Davon ab sind Investitionen in Netze und Rechner volkswirtschaftlich sinnvoll, da sie Innovationen fördern und Arbeitsplätze schaffen bzw. sichern.

Worauf ich aber eigentlich hinaus wollte, wenn wir mal bei der Sinnhaftigkeit der Steuer sind:
Die FTS wird nicht den Handel mit solchen Produkten eindämmen, die wirklich Krisen verursachen und befeuern können.

Wenn du Zeit hast, könntest du dir mal diese Studie des DIW ansehen und nachschauen, wieviel Steueraufkommen die "gefährlichen" Produkte überhaupt verursachen würden:
https://www.diw.de/documents/publikatio ... 15-095.pdf

Das ist ein Fliegenschiss in der Wüste Gobi und in diesem Zusammenhang wird die FTS mit Sicherheit nicht den erwünschten Lenkungseffekt haben.
HugoBettauer

Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

Provokateur hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:17)

Aber dafür bekommst du ja Produkte und Dienstleistungen, die dich am Leben erhalten, die Spaß machen und/oder die dein soziales Prestige steigern (und somit auch irgendwie Spaß machen).
Da scheiden sich die Geister: Die Wirtschaftswissenschaft misst den Reichtum in der Regel an dem Umfang der Bedürfnisse, den du mit Waren und Diensten erreichen kannst. Die Marxisten sagen, der Reichtum bemesse sich an der disposable time, also der Lebenszeit, die nicht zur Verschaffung der erwünschten Waren und Dienste aufgewendet werden muss. Reichtum ist jedenfalls nicht einfach ein Geldbetrag auf dem Konto - erst, wenn man den benutzt.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:33)

...Reichtum ist jedenfalls nicht einfach ein Geldbetrag auf dem Konto - erst, wenn man den benutzt.
Die armen Kontoinhaber... :eek:
HugoBettauer

Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:42)

Die armen Kontoinhaber... :eek:
War nicht verständlich?
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:26)

...
Davon ab sind Investitionen in Netze und Rechner volkswirtschaftlich sinnvoll, da sie Innovationen fördern und Arbeitsplätze schaffen bzw. sichern.
...
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht: Mit diesem Unfug müssen ja auch noch hochqualifizierte Techniker und Kaufleute ihr Brot verdienen, in der Bank und außerhalb auch. Das sind ja nicht nur unnütze kW-Stunden, die dabei verbrannt werden. Und wenn das alles so unbedeutend ist wie "ein Fliegenschiß in der Wüste Gobi", dann kann man diesen Unfug doch ohne Schaden für die Allgemeinheit unterlassen.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:46)

War nicht verständlich?
Doch, den Gedanken hatte ich schon verstanden, stolperte dann aber beim weiteren Nachdenken über seine unfreiwillige Komik.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:50)

Daran hatte ich noch gar nicht gedacht: Mit diesem Unfug müssen ja auch noch hochqualifizierte Techniker und Kaufleute ihr Brot verdienen, in der Bank und außerhalb auch. Das sind ja nicht nur unnütze kW-Stunden, die dabei verbrannt werden. Und wenn das alles so unbedeutend ist wie "ein Fliegenschiß in der Wüste Gobi", dann kann man diesen Unfug doch ohne Schaden für die Allgemeinheit unterlassen.
Ich merke gerade, dass du zu der Art von Diskussionsteilnehmern gehörst, die geschriebene Sätze aus dem Zusammenhang reißen, neu einordnen und dann für ihre Sicht der Dinge verwenden.

Zwecklos :(
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:58)

Ich merke gerade, dass du zu der Art von Diskussionsteilnehmern gehörst, die geschriebene Sätze aus dem Zusammenhang reißen, neu einordnen und dann für ihre Sicht der Dinge verwenden.

Zwecklos :(
Ja, eigene Gedanken sind in einem Dikussionsforum zugelassen; tut mir leid!
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von pikant »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:42)

Die armen Kontoinhaber... :eek:
:D

Geld beruhigt zumindest und man hat weniger finanzielle Sorgen.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 14:01)

Ja, eigene Gedanken sind in einem Dikussionsforum zugelassen; tut mir leid!
Aber Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen ist einer Diskussion nicht gerade förderlich.

Der "Fliegenschiss in der Wüste Gobi" bezog sich auf das Steueraufkommen in Zusammenhang mit dem beabsichtigten Lenkungseffekt gefährlicher Papiere, nicht auf den HFT.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 14:06)

Aber Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen ist einer Diskussion nicht gerade förderlich.

Der "Fliegenschiss in der Wüste Gobi" bezog sich auf das Steueraufkommen in Zusammenhang mit dem beabsichtigten Lenkungseffekt gefährlicher Papiere, nicht auf den HFT.
Ja, dann habe ich mich geirrt; tut mir leid, kommt immer wieder einmal vor. :s
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

@ H2O

Deiner Argumentation folgend müsste auch der Bau von höherpreisigen KfZ o.ä. untersagt bzw. "unterlassen" werden.
Die haben unnötigt hohe Abgasemissionen und im Grunde ist ihr Bau völlig nutzlos, da die Fortbewegung von A nach B auch mit einem KfZ im Stile eines Trabis erfolgen könnte.

Entsprechend könnte man die Palette der "sinnlosen" Produkte fast beliebig erweitern.
Zuletzt geändert von EZB-Schmarotzer am Freitag 8. Juli 2016, 14:10, insgesamt 3-mal geändert.
HugoBettauer

Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 13:20)

Dann handelt es sich also um eine nützliche Entwicklungshilfe für Breitbandnetze und Hochleistungsrechner, die sich nur noch Bankhäuser leisten können Und dafür stellt unser Land Megawattstunden sinnlos vergeudeter Elektrizität zur Verfügung!
Interessanter als die Rechnergeschwindigkeit ist hier die zuverlässig konstante Taktung. Da wird teilweise sowas verbaut:

https://www.meinbergglobal.com/english/ ... ystems.htm
HugoBettauer

Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 14:09)

@ H2O

Deiner Argumentation folgend müsste auch der Bau von höherpreisigen KfZ o.ä. untersagt bzw. "unterlassen" werden.
Die haben unnötigt hohe Abgasemissionen und im Grunde ist ihr Bau völlig nutzlos, da die Fortbewegung von A nach B auch mit einem KfZ im Stile eines Trabis erfolgen könnte.

Entsprechend könnte man die Palette der "sinnlosen" Produkte fast beliebig erweitern.
Das ist jetzt aber sehr polemisch. Man kann auch alles Gemüse abschaffen, weil Erbsen auch satt machen. Erbsen schmecken nicht jedem, sind nicht jedem verträglich usw. Höherpreisige Autos sind nicht immer schneller oder größer als billigere, sie sind oft einfach komfortabler oder bloß aufwändiger hergestellt. Hingegen sind die erhöhten Abgasemissionen bei einem größeren Motor gleicher Bauart nicht unnötig, sondern unvermeidlich.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 14:12)

Das ist jetzt aber sehr polemisch. Man kann auch alles Gemüse abschaffen, weil Erbsen auch satt machen. Erbsen schmecken nicht jedem, sind nicht jedem verträglich usw. Höherpreisige Autos sind nicht immer schneller oder größer als billigere, sie sind oft einfach komfortabler oder bloß aufwändiger hergestellt. Hingegen sind die erhöhten Abgasemissionen bei einem größeren Motor gleicher Bauart nicht unnötig, sondern unvermeidlich.
Ist schon klar, dass das polemisch ist. War auch so gemeint.

Man könnte aber an der Stelle darüber diskutieren, ab wann ein Produkt unnötig bzw. sinnlos ist und ab wann man es sogar bekämpfen sollte ;)
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

Hier habe ich übrigens etwas von einem Trader gefunden, mit dem ich mich hin und wieder mal austausche...

Er vertritt eine Anti-HFT-Meinung:

http://www.traders-mag.com/index.php/co ... leger.html
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

HugoBettauer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 14:09)

Interessanter als die Rechnergeschwindigkeit ist hier die zuverlässig konstante Taktung. Da wird teilweise sowas verbaut:

https://www.meinbergglobal.com/english/ ... ystems.htm
Mit solchen Geräten habe ich mir vor fast 50 Jahren die Nächte um die Ohren gehauen... da gab es zeitweise ein analoges Fernsehsignal aus Berlin Adlershof, das mit der Normalzeit des Potsdamer Physikalischen Instituts (heute vermutlich PTB) getaktet wurde. Laufzeitkorrektur, und schon hatte man die bestmögliche Universalzeit am Empfangsort.

Heute wird man die Ortszeit vermutlich mit Satellitenfunk nachsteuern. Wenn die Bankdaten dann den selben Weg zurücklegen... könnte ich mir als Aufgabe interessant vorstellen, wenn ich das Problem verstanden hätte. Geht es da wirklich um Mikrosekunden?
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 14:17)

Ist schon klar, dass das polemisch ist. War auch so gemeint.

Man könnte aber an der Stelle darüber diskutieren, ab wann ein Produkt unnötig bzw. sinnlos ist und ab wann man es sogar bekämpfen sollte ;)
;) Wir sind nicht die Grünen. Im Gegensatz zu einer sozialistischen Gesellschaft, wo man Produkte nicht verbietet sondern einfach nicht herstellt haben wir eine Marktwirtschaft, wo die zahlungskräftige Nachfrage die ultimative Antwort auf top oder flop ist.
Traders Mag hat geschrieben:Der eigentliche Zweck von HFT besteht nur darin Geld und Rendite für die Investoren zu generieren.
Das ist eine etwas drollige Kritik.
HugoBettauer

Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 14:22)

Mit solchen Geräten habe ich mir vor fast 50 Jahren die Nächte um die Ohren gehauen... da gab es zeitweise ein analoges Fernsehsignal aus Berlin Adlershof, das mit der Normalzeit des Potsdamer Physikalischen Instituts (heute vermutlich PTB) getaktet wurde. Laufzeitkorrektur, und schon hatte man die bestmögliche Universalzeit am Empfangsort.

Heute wird man die Ortszeit vermutlich mit Satellitenfunk nachsteuern. Wenn die Bankdaten dann den selben Weg zurücklegen... könnte ich mir als Aufgabe interessant vorstellen, wenn ich das Problem verstanden hätte. Geht es da wirklich um Mikrosekunden?
Ja. Das geht soweit, dass man Systeme mit Realtime-Kernel nutzt und auf die Nutzung von Power Saving und bestimmten modernen CPU-Features verzichtet, weil sie unvorhersagbare Geschwindigkeitsdifferenzen erzeugen. Mein Einblick ist nun aber auch schon etliche Jahre gealtert und ich kann hier auch nicht alles sagen.
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von EZB-Schmarotzer »

HugoBettauer hat geschrieben: Das ist eine etwas drollige Kritik.

Äh... ja :D

Was soll sonst das Ziel der Banken sein?
Den Weltfrieden herzustellen?!
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Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von H2O »

EZB-Schmarotzer hat geschrieben:(08 Jul 2016, 14:21)

Hier habe ich übrigens etwas von einem Trader gefunden, mit dem ich mich hin und wieder mal austausche...

Er vertritt eine Anti-HFT-Meinung:

http://www.traders-mag.com/index.php/co ... leger.html
Jetzt habe ich schon einmal verstanden, warum die genaue Taktung so wichtig zu sein scheint. Die Installation von Servern innerhalb der Börsen gerät aus meiner Sicht in die Nähe von Insiderhandel. Da weiß jemand etwas, was andere Marktteilnehmer erst einige Sekunden später erfahren können...
HugoBettauer

Re: Seid ihr für eine Finanztransaktionssteuer?

Beitrag von HugoBettauer »

H2O hat geschrieben:(08 Jul 2016, 14:29)

Jetzt habe ich schon einmal verstanden, warum die genaue Taktung so wichtig zu sein scheint. Die Installation von Servern innerhalb der Börsen gerät aus meiner Sicht in die Nähe von Insiderhandel. Da weiß jemand etwas, was andere Marktteilnehmer erst einige Sekunden später erfahren können...
Anders als beim Insiderhandel steht bei Colocation prinzipiell jedem frei, es gleichzutun. Daher entsteht kein unfairer Vorteil.
Das ist wie wenn du vor 20 Jahren entweder einen direkten Anschluß an den DPA-Ticket bestellt hast oder eben nicht.
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