Alucard hat geschrieben:(13 Mar 2016, 19:29)
Habe ich das? Morgens um drei hülle ich mich öfters in Schweigen; ne dumme Angewohnheit, sorry. Ich erinnere mich allerdings, dir bereits geantwortet zu haben, aber vielleicht war´s zu kompliziert. Also nochmal: Selbst du hattest eingeräumt, daß Religionen bei genauerer Betrachtung nichts anderes als Ideologien sind.
Nein, ich habe gesagt das es auf die Auslegung des Ideologiebegriffs ankommt. Und wenn man den eng auslegt, dann ist fast alles Ideologie, auch dein missionarischer Islamfimmel.
Politische Ideologien sind Religionen von der Anlage her aber nicht, auch nicht der Islam.
Alucard hat geschrieben:(13 Mar 2016, 19:29)
"Götter" spielen dabei eine zentrale Rolle und haben die Aufgabe, den Gläubigen Angst einzujagen, sie zu disziplinieren und auf Linie zu halten, eine reine Erpressungsgeschichte also. Und je unzweideutiger die Grundlagen solcher Ideologien sind, desto besser eignen sie sich als allgemeine Handlungsanweisung, zumal dann, wenn diese Grundlagen als veritables Gesetzbuch daherkommen, wie das bei Mohammeds Koran der Fall ist.
Du hast dich noch nie mit der Entstehungsgeschichte des islamischen Rechts und der Theologie befasst wie es scheint. Der Koran Mohammeds kam keinesfalls als unzweideutiges Gesetzbuch daher, aber das musst du dir ja so einreden, du glaubst ja auch das es im Islam keine Exegese gibt. Jetzt verstehe ich zumindest welche Motivation hinter diesem Trugschluss von dir steckt.
Das Gerüst der islamischen Theologie ist in den Jahrhunderten nach der Niederschrift des Korans (der übrigens auch erst ca. 70 Jahre nach Mohammeds Tod niedergeschrieben und geordnet, soviel zu dem Thema). Hadith-Sammlungen wurden auch erst 200 oder 300 Jahre nach dem Tod Mohammeds angelegt. Das geschah alles keinesfalls aus einem Guss und ohne Reibungen so wie du es hier darstellst.
Dabei war ziemlich viel Tafsir im Spiel, Exegese, weil der Koran eben keinesfalls eine eindeutige Quelle oder Handlungsanweisung ist, sondern als Text ist er eigentlich sogar ziemlich widersprüchlich.
Alucard hat geschrieben:(13 Mar 2016, 19:29)
Wir haben im Islam also alles, was zu einer brauchbaren Ideologie gehört: Ein allgemein verbindliches Manifest, eine gemeinsame Vision, das unbedingte Bewusstsein, auf der richtigen Seite zu stehen und das Richtige zu tun, die bewusste Abgrenzung von Außenstehenden ("Ungläubigen") und auch die Macht, all diese Dinge durchzusetzen. Durch das Perpetuum Mobile einer sich immer wieder selbst regenerierenden Massenpsychose mit einem imaginierten Weltenzauberer als oberstem Tyrannen und der resultierenden permanenten Angstkulisse, in der Hölle zu landen, wenn man nicht spurt. Anders als in weltlichen Diktaturen brauch der Islam zudem keine Gestapo und keine Stasi, weil der regierende Obermacker selbst hört und sieht, was seine Unterworfenen so alles treiben.
Hier wirds dann polemisch, denn du hältst die Definition von Ideologie so schwammig das wie gesagt fast alles als Ideologie bezeichnet werden kann. Es bringt uns dann überhaupt keinen Erkenntnisgewinn mehr wenn wir diesen Begriff auf den Islam anwenden, weil es nichts aussagt.
Der in meinen Augen entscheidende Unterschied ist das der Islam nicht zwangsläufig einen politischen Herrschaftsanspruch postuliert, es gibt genügend Varianten des Islams die das nicht tun, es besteht also kein zwangsläufiger Konflikt mit dem Leben in unserem Staat und Rechtssystem. Da kommt es dann ganz darauf an mit wem man es zu tun hat (bei Salafisten sieht es natürlich anders aus z.B.). Wie bei allen Religionen etc.
Denn ob du es glaubst oder nicht, Muslime sind kein ferngesteuertes Kollektiv von Korandrohnen, die alle dieselben Ansichten haben. Auch wenn das jetzt vielleicht ein Schock für dich ist, ist wirklich so.
Insofern ist der Islam auch nur eine Religion wie jede andere und deine missionarische Zwangsbeglückung von Menschen die eben an irgendwas glauben was du nicht magst erinnert mich viel mehr an das was du vorgibst zu bekämpfen, als der 08/15 Moslem von nebenan mit dem es in der Regel überhaupt keine Probleme gibt.
Alucard hat geschrieben:(13 Mar 2016, 19:29)
Im Christentum sieht´s ja ähnlich aus, aber dem Christengott darf man getrost den Stinkefinger zeigen, da passiert nix. Anders bei Allah, vor dem ein dummgehaltener Moslem eine Heidenangst hat, sofern er tatsächlich gläubig ist. Und von Gläubigen reden wir ja auch, falls ich mich nicht irre. Georg Lukács sprach einmal von der vollständigen Vereinnahmung des Individuums durch gesellschaftlich organisierte Aktivitäten und Strukturen, was dazu führt, daß sich das Individuum nur innerhalb dieser Strukturen verstehen kann. Extra ecclesiam nulla salus, heißt das bei den Katholen, aber die dürfen heute nicht mehr morden und ihre Schäfchen haben längst gemerkt, daß es außerhalb der Kirche viel lustiger ist als drinnen. Lukács beschrieb übrigens den Kommunismus, nicht den Islam. Aber du siehst, wie ähnlich sich beide Ideologien sind.
Eine Mischung aus Binsenweisheiten (Religionen teilen die Welt in Gläubige und Ungläubige auf, ach was, mach Sachen), Halbwahrheiten und Polemik.
Auch der Christengott mag keine Stinkefinger und er schaut auch nicht darüber hinweg.
Du biegst dir die Dinge so hin damit sie passen und baust darauf dann den Rest auf. Damit ist aber der gesamte darauf aufgebaute Rest für die Tonne, egal wieviel Mühe du dir da gibst.
Was den Kommunismus angeht, gibt es einen unpolitischen Kommunismus? Bemerkst du den Unterschied?