da fliegen die fetzen in den kommentaren, und auch vielfach hier im frum zitiert ...
da geht was, das ist lebendige debatte ...
der aktuelle beitrag von georg diez spricht mir aus der seele ...
http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 76078.html
Es ist einer der ältesten Tricks aus dem Koffer der konservativen Kommentatoren, das Links-Rechts-Spiel, und es ist deshalb so frustrierend, weil es so offensichtlich manipulativ ist und ausschließlich dazu dient, linke Positionen zu entkräften.
Man kann das jetzt gerade wieder beobachten. Ist etwa Bernie Sanders ein "Populist"? Warum genau? Weil er die Reichen stärker besteuern will?
Aber wenn sogar die Superkapitalisten von Goldman Sachs daran zweifeln, dass der Kapitalismus in der gegenwärtigen Form besonders gut funktioniert, weil er in den westlichen Industriestaaten vor allem wachsende Ungleichheit produziert - sind dann auch die Finanzmillionäre Populisten?
Bernie Sanders sei gegen "das Establishment", wird in den Leitartikeln und Kommentaren wie unter Hypnose wiederholt: Aber seit wann wäre das ein politisches Argument?
Und vor allem: Seit wann wäre es die Aufgabe der Presse, "das Establishment" zu stützen?
Auch Trump, heißt es, sei gegen "das Establishment", ein Wort übrigens, das als Schimpfwort in den späten sechziger Jahren geboren wurde und nun als Trutzburg "des Systems" in umgekehrtem Sinn gebraucht wird.
Was aber würde das bedeuten? Ist damit Bernie Sanders ein linker Donald Trump? So wird er seit Wochen auf den Titelseiten der deutschen Medien beschrieben. Aber ist Demokratie ein Mobile, an das man links und rechts Populisten hängt, damit die Mitte hält?
Tatsächlich zeigt sich in all diesen Links-Rechts-Texten der vergangenen Wochen eine entpolitisierte Sicht auf Politik, die gewollt ist und eingeübt: Statt um Argumente geht es um Geometrie, statt um Inhalte geht es um Mehrheiten, statt um Visionen geht es um Verteidigung dessen, was man hat.
Politik ohne Politik
Es gibt sie aber immer noch, die Unterschiede zwischen rechten und linken Argumenten.
Und so ist Trump eben das Gesicht eines radikalen, dummen und egoistischen Kapitalismus und Sanders das Gesicht eines durchaus bescheidenen und wenig revolutionären Versuchs, diesen Kapitalismus wieder gerechter zu machen.
Wie, um Himmels Willen, kann man die zwei auf eine Art und Weise vergleichen? Wo am Ende sogar rauskommt, dass sie beide vor allem eines seien: Populisten?
Das ist das Gegenteil von gutem Journalismus, das ist Nebelwerferei.
Aber es ist auch ein Zeichen unserer Epoche: Politik ohne Politik. Seit dem Fall der Mauer siegt sich der Kapitalismus zu Tode, und fast alle schauen betreten zur Seite.
Diese Interpretation wiederum ist längst keine radikale Minderheitenmeinung mehr, kein Fall für den Verfassungsschutz, und Bernie Sanders, der "Sozialist", ist nur einer, der diese Botschaft sehr klar und konstruktiv rüberbringt.
und auch der beitrag von sigmar gabriel ist diskussionswürdig, bringt er doch vieles auf den punkt, was wir hier diskutieren, und er stellt sich der kritischen kommentare im spon-forum ... lesenswert
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 75822.html
was denkt ihr dazu ?Die SPD sei in der Flüchtlingskrise von "Panik" und "Widersprüchlichkeit" geprägt - dieses Bild hat Florian Gathmann vor Kurzem auf SPIEGEL ONLINE gezeichnet. Weil wir in Deutschland und der EU vor der wohl größten Herausforderung seit Jahrzehnten stehen, scheint mir eine Antwort angemessen.
Eines vorweg: Bei fast allen Menschen, mit denen ich in den letzten Wochen und Monaten gesprochen habe, finden sich widersprüchliche Gefühle und Meinungen. Einerseits eine immer noch ungeheuer große Hilfsbereitschaft. Andererseits die bange Frage: Schaffen wir das wirklich? Wie viele kommen denn noch?
Nicht nur CSU-Chef Horst Seehofer, sondern auch viele der engagierten Helfer fordern eine deutliche Reduzierung der jährlichen Zuwanderung - nach aktuellen Umfragen sehen das 70 Prozent der Bevölkerung so. Weil sie wissen, dass eine gute Unterbringung und Integration nicht zu schaffen ist, wenn jedes Jahr mehr als eine Million Menschen zu uns kommen. Und nicht zuletzt verunsichern Ereignisse wie in Köln fast jeden in Deutschland. Es gibt also Gründe, warum Menschen hin- und hergerissen sind.
.... Verantwortung für Flüchtlinge und unsere Demokratie
Es gibt nun mal beides: die Verantwortung für Flüchtlinge und die Verantwortung für die Stabilität unserer Demokratie. Viel zu viele haben sich anfangs nur der überraschenden und ungeheuer sympathischen "Willkommenskultur" verschrieben, ohne die Herausforderungen in den Blick zu nehmen. Ich nehme für die SPD in Anspruch, das sehr frühzeitig nicht getan zu haben - unter der Überschrift "Zuversicht UND Realismus". Denn auch das andere Extrem, in der Zuwanderung nur noch Zumutungen und Gefahren zu sehen, war und ist falsch.
Die absehbaren Probleme haben Ängste in unserer Bevölkerung ausgelöst. Und nicht jeder, der solche Ängste hat und sich so sehr über die Flüchtlingspolitik ärgert, dass er überlegt AfD zu wählen, ist ein Rechtsradikaler. Diese Bürger dürfen wir nicht aufgeben.
Das gilt allerdings nicht für die Repräsentanten von AfD und Pegida, die offen rassistisch und rechtsradikal argumentieren. Oder so menschenverachtend sind, dass sie Schießbefehle selbst auf Kinder an der deutschen Grenze ausgeben wollen.
gruß @ all ... bakunicus