Jekyll schrieb :
Wohl nicht für die allgemeine (ungenügend informierte) Mehrheit der Gesellschaft. Bei dem Wort Scharia kommen sofort Assoziationen mit Gruppierungen wie Taliban oder Salafisten auf und Prof. Dr. Mathias Rohe macht hier klar, dass selbst solche islamischen Gruppierungen hier einem Irrtum erliegen. Es ist natürlich sinnvoll, hier für Klarheit zu sorgen.
Inwieweit ? Was belegt diese Art von Klarheit ? Nichts, außer das der Autor mit dem Buch Geld verdient und zweifelhafte Absichten verfolgt. Die Absicht dahinter ist doch nicht jene, innerhalb eines in den Grundsätzen homogen ausgerichteten Systems gewisse irrelevante Diversitäten darzustellen, das wäre ja sehr langweilig. Die Absicht soll doch vielmehr jene sein, den Eindruck echter Diversität und Vielfalt im Islam zu erwecken. Aber das kann man mit einem solchen Ansatz auch über jedes andere grundsätzlich diktatorisch ausgelegte System. So kann man sich auch die DDR schön reden. Auch in ihr sind viele Dinge ganz pragmatisch geregelt gewesen und sicherlich im Detail unterschiedlich zu anderen Ostblockstaaten.
Nein, aus der Nummer grundsätzlicher Bestimmung über die Lebensführung der Gemeinschaft, der Gesellschaft, kommt die Religion Islam damit nicht raus.
Die eigne Erwähnung von Möglichkeiten der Historisierung brach der Herr ja auch wieder ab im Gespräch, verwies da auf
Möglichkeiten , räumte aber gleichwohl ein damit nicht den Mainstream der Islamgelehrten zu repräsentieren. Ja, das sollte er nicht versuchen, da kann man ganz schnell ne Fatwa am Hals haben oder mausetot sein.
Nun, wenn der Islam an sich solche Interpretationsfreiräume erlaubt (die übrigens nicht nur marginal sind; haben Sie das Beispiel mit der Polygamie im Interview überhört?), ( .. )
Doch, aber das fällt für mich unter irrelevant. Nichts, was gesellschaftliche Sprengkraft besitzt. Im Prinzip, vielleicht wird Sie das erstaunen, habe ich nichts dagegen, wenn es auf freiwilliger Basis erfolgt und der Gesellschaft keine Kosten entstehen, sowie Frauen auch umgekehrt das Recht dazu hätten. Unter dem Gesichtspunkt wäre das pragmatischer als 1 Ehefrau oder 1 Ehemann und ggf. diverse Geliebte, wie in der westlichen Tradition.
Pragmatismus ist immer besser als einem starren Idealismus zu huldigen (Letzterer ist die Art von Fundamentalisten und Extremisten.
Pragmatismus ist eben nur was er ist : Pragmatismus. Ideologische Grundlagen und Anspruchshaltungen gegen das Individuum werden davon nicht wirklich berührt, sondern nur durch einen lokal unterschiedlichen Mix aus Zuckerbrot und Peitsche umgesetzt, oder der Pragmatismus berührt schlicht ideologiefreie Lebensbereiche, die einfach geregelt werden müssen, vom Straßenverkehr über Ruhezeiten bis zu Öffnungszeites eines Markte etc.
[/quote]Ich denke, das ist ein grundsätzliches "Problem". Jede Religion, die von vielen Ernst genommen und praktiziert wird, wird auch zu einem gesellschaftlichen Phänomen und übt dadurch auch eine normative Kraft aus.[/quote]
Und genau das gilt es zu verhindern, Hr. Jekyll, soll das die negative Religionsfreiheit verleugnen und sich in Recht kodifizieren.
Denk ich an D in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht, Heinrich Heine.