BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

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Konkordanz
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BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

Beitrag von Konkordanz »

Hallo.

Mich verwirrt folgender Gedanke:
Das BIP als die WertSumme aller erzeugten Waren und Dienstleistungen kommt doch zustande, indem die Produkte durch die gezahlten Löhne und Gehälter gekauft werden.

Wenn die in Deutschland zwischen 1970 und 2010 gezahlten Nettolöhne/Gehälter in absoluten Größen um +566.230 Mio. € im wesentlich kleineren Umfang wuchs als das Bruttoinlandsprodukt von +2.116.200 Mio. €, können die im Inland gezahlten Löhne/Gehälter nicht als Begründung dienen.

Abgesehen vom Kauf durch ausländische Käufer - wodurch wird das BIP noch realisiert? Zum Beispiel: Industrieunternehmen A, welches bspw. die von Industrieunternehmen B hergestellten Maschinen kauft? Diese Maschine wurde also produziert und müsste im BIP enthalten sein, ihr Kauf jedoch wurde nicht über die Löhne/Gehälter realisiert. Noch was?
Kann man irgendwo einsehen, wie sich das BIP zusammen setzt?
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GG146
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Re: BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

Beitrag von GG146 »

Abgesehen vom Kauf durch ausländische Käufer
Davon kann man nicht absehen, weil das der Hauptgrund für das gegenüber den Einkommen viel stärker gestiegene BIP ist. Dazu kommt die Akkumulation riesiger Vermögen, die mangels solventer Zins- und Mietenzahler in der Realwirtschaft die für ihren Erhalt und weiteren Ausbau nötigen Erträge nicht mehr erwirtschaften können. Daher die globale Zockerei und die angeblich alternativlose staatliche Rettung der Verlierer.
Diese Maschine wurde also produziert und müsste im BIP enthalten sein, ihr Kauf jedoch wurde nicht über die Löhne/Gehälter realisiert.
Doch. Wenn die Einkommen nicht ausreichen, die Produkte der Maschine zu kaufen, wird sie gar nicht erst produziert (falls nicht die Marktforscher Mist bauen und den Aufsteller der Maschine reinreißen).
Zuletzt geändert von GG146 am Freitag 30. Oktober 2015, 14:07, insgesamt 3-mal geändert.
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BlueMonday
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Re: BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

Beitrag von BlueMonday »

Konkordanz » Fr 30. Okt 2015, 11:06 hat geschrieben:Hallo.

Mich verwirrt folgender Gedanke:
Das BIP als die WertSumme aller erzeugten Waren und Dienstleistungen kommt doch zustande, indem die Produkte durch die gezahlten Löhne und Gehälter gekauft werden.
Das wäre die Verwendungsrechnung, wo du einiges vergessen hast->


Private Konsumausgaben
+ Konsumausgaben des Staates
+ Bruttoinvestitionen
+ Exporte
− Importe
= Bruttoinlandsprodukt

Wenn der Staat bspw. für 1 Mrd. Euro auf Pump Löcher auf- und zubuddeln lassen würde, wäre das BIP des betreffenden Jahres um 1 Mrd. Euro gewachsen.

Zudem speisen sich private Konsumausgaben nicht nur aus "Löhnen und Gehälter"
Das wäre dann die Verteilungsrechnung, die das aufschlüsselt.
Dann gibt es noch eine Entstehungsrechnung.

http://lmgtfy.com/?q=Bruttoinlandsprodukt
Zuletzt geändert von BlueMonday am Freitag 30. Oktober 2015, 12:26, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

GG146 » Fr 30. Okt 2015, 12:02 hat geschrieben:
Davon kann man nicht absehen, weil das der Hauptgrund für das gegenüber den Einkommen viel stärker gestiegene BIP ist. Dazu kommt die Akkumulation riesiger Vermögen, die mangels solventer Zins- und Mietenzahler in der Realwirtschaft die für ihren Erhalt und weiteren Ausbau nötigen Erträge mehr erwirtschaften können. Daher die globale Zockerei und die angeblich alternativlose staatliche Rettung der Verlierer.



Doch. Wenn die Einkommen nicht ausreichen, die Produkte der Maschine zu kaufen, wird sie gar nicht erst produziert (falls nicht die Marktforscher Mist bauen und den Aufsteller der Maschine reinreißen).
Prinzipiell macht es immer Sinn, sich mal einen Überblick über die Fakten zu verschaffen, bevor man Schlussfolgerungen zieht, die vielleicht gar nicht stimmen. Im angesprochenen Zeitraum 1970 bis 2010 ist das BIP in etwa um den Faktor 7,2 gestiegen. Das Volkseinkommen ist um etwa um den Faktor 6,8 gestiegen. Der Teil des Volkseinkommens, der auf das Arbeinehmerentgelt entfällt ist ebenfalls um den Faktor 7,2 gestiegen, hat sich also nahezu genauso entwickelt wie das BIP.

Ansonsten hilft wie BlueMonday schon richtig schrieb, ein Blick in die Entstehungsrechnung des BIP und der Vergleich mit der Verteilungsrechnung um die Zusammenhänge zu verstehen.
Zuletzt geändert von 3x schwarzer Kater am Freitag 30. Oktober 2015, 13:23, insgesamt 1-mal geändert.
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GG146
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Re: BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

Beitrag von GG146 »

Das Volkseinkommen ist um etwa um den Faktor 6,8 gestiegen. Der Teil des Volkseinkommens, der auf das Arbeinehmerentgelt entfällt ist ebenfalls um den Faktor 7,2 gestiegen, hat sich also nahezu genauso entwickelt wie das BIP.
Die Realeinkommen sind seit 1970 auf das 7,2 - fache gestiegen? Damals konnte ein allein verdienender Arbeitnehmer noch ein Familie ernähren, heute nicht mehr.

Ich frage lieber nicht nach der Quelle, sonst geht der thread in ad - personam - Gespamme unter.
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Re: BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

Beitrag von Konkordanz »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:
Prinzipiell macht es immer Sinn, sich mal einen Überblick über die Fakten zu verschaffen, bevor man Schlussfolgerungen zieht, die vielleicht gar nicht stimmen. Im angesprochenen Zeitraum 1970 bis 2010 ist das BIP in etwa um den Faktor 7,2 gestiegen. Das Volkseinkommen ist um etwa um den Faktor 6,8 gestiegen. Der Teil des Volkseinkommens, der auf das Arbeinehmerentgelt entfällt ist ebenfalls um den Faktor 7,2 gestiegen, hat sich also nahezu genauso entwickelt wie das BIP.

Ansonsten hilft wie BlueMonday schon richtig schrieb, ein Blick in die Entstehungsrechnung des BIP und der Vergleich mit der Verteilungsrechnung um die Zusammenhänge zu verstehen.
Wie du auf 7,2 kommst verstehe ich nicht; aber etwas um das 6-fache scheint richtig. Bei meinen Aussagen beziehe ich mich auf Daten des Statistischen Taschenbuchs von 2011. Rechne ich dort das BIP (nominal) von 2010 durch jenes von 1970 erhalte ich rund 6,8. Beim Anstieg der Löhne/Gehälter erhalte ich rund 5,6. Aber sei es drum. Denn meine Frage zielte ja nicht auf den relativen Zuwachs ab, sondern auf die Frage, inwiefern die Einkommen der Bürger das BIP überhaupt stemmen können, inwiefern diese Waren überhaupt vom Einkommen gekauft werden können.
Investitionen werden ja auch nur dann getätigt, wenn die Einkommen eine Rendite versprechen. Also bleibt vor allem der Export als Kompensationslösung der innerstaatlichen Verwertungsschwierigkeiten. Dessen Anteil müsste demnach gestiegen sein wenn ich das richtig verstehe.
Zuletzt geändert von Konkordanz am Freitag 30. Oktober 2015, 14:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

GG146 » Fr 30. Okt 2015, 14:05 hat geschrieben:
Die Realeinkommen sind seit 1970 auf das 7,2 - fache gestiegen? Damals konnte ein allein verdienender Arbeitnehmer noch ein Familie ernähren, heute nicht mehr.

Ich frage lieber nicht nach der Quelle, sonst geht der thread in ad - personam - Gespamme unter.
Das Anteil am Volkseinkommen der dem Arbeitnehmerentgelt entspricht, also die Summe aller Löhne und Gehälter inkl. Sozialversicherung ist nominal um den Faktor 7,2 gestiegen. Also genauso stark wie das BIP. Real logischerweise weniger, aber genauso logischerweise auch real ebenso stark wie das BIP.

Zeitreihen zur Entwicklung von BIP, Volkseinkommen etc. finden sich auf den Seiten des statistischen Bundesamtes.
Zuletzt geändert von 3x schwarzer Kater am Freitag 30. Oktober 2015, 14:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

Beitrag von Konkordanz »

3x schwarzer Kater » Fr 30. Okt 2015, 14:21 hat geschrieben:
Das Anteil am Volkseinkommen der dem Arbeitnehmerentgelt entspricht, also die Summe aller Löhne und Gehälter inkl. Sozialversicherung ist nominal um den Faktor 7,2 gestiegen. Also genauso stark wie das BIP. Real logischerweise weniger, aber genauso logischerweise auch real ebenso stark wie das BIP.

Zeitreihen zur Entwicklung von BIP, Volkseinkommen etc. Finden sich auf den Seiten des statistischen Bundesamtes.
...ich habe nicht vom Volkseinkommen (= Löhne, Gehälter, Mieten, Pachten, Unternehmensgewinne etc.) gesprochen, sondern von den Löhnen/Gehältern anstatt von sog. "Vermögenseinkommen". Also von jener Größe des Volkseinkommens, welche vor allem die abhängig beschäftigten Lohnarbeiter erhalten und nicht durch einen Besitz von Kapital zustande kommen.

Mich interessiert daher, wie sich die Verhältnisse der BIP-Komponenten im Zeitverlauf verändert haben. Da die Investitionsquoten stetig nachgelassen haben und auch der private Verbrauch nicht gerade exponentiell zunimmt, müsste der Staatsverbrauch sowie der Exportanteil am BIP stark gestiegen sein. Eine einheitliche Grafik, der alle Komponenten im Zeitverlauf relativ gegenüberstellt, wäre toll. Gibt es sowas?
Zuletzt geändert von Konkordanz am Freitag 30. Oktober 2015, 14:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: BIP, Lohnhöhe & die Frage nach dem Verkauf

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Konkordanz » Fr 30. Okt 2015, 14:25 hat geschrieben:
...ich habe nicht vom Volkseinkommen (= Löhne, Gehälter, Mieten, Pachten, Unternehmensgewinne etc.) gesprochen, sondern von den Löhnen/Gehältern anstatt von sog. "Vermögenseinkommen". Also von jener Größe des Volkseinkommens, welche vor allem die abhängig beschäftigten Lohnarbeiter erhalten und nicht durch einen Besitz von Kapital zustande kommen.
Ich auch.
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