holymoly » Do 17. Sep 2015, 18:15 hat geschrieben:
Was ist daran denn ein Mythos? Der deutsche Geschichte des Islam hat mit dem Anwerbeabkommen begonnen und dessen Hintergründe sind ja wohl bekannt.
Ja, allerdings nicht so wie du es schilderst. Das ist ein revisionistischer Mythos aus der ziemlich rechten Ecke.
Amüsant das gerade du sowas verbreitest.
Die Deutsche Regierung hat das in vollem Bewusstsein angekurbelt, weder auf Druck der USA, noch der Türkei, in Zusammenarbeit mit der deutschen Wirtschaft.
So läuft das aber eben im Kapitalismus. Die Bundesregierung initiierte die Anwerbeabkommen, in Absprache mit der deutschen Wirtschaft, die davon stark profitierte (so wie auch die deutschen Rentenkassen).
"Jeder Anschein, die Bundesrepublik könne auch nur eine ermunternde Rolle gespielt haben, wurde -offensichtlich auch um die Konstruktion historischer Kontinuitäten zu verhindern - vermieden."
"Auch sollte man grundsätzlich," und hierauf hatte das Bundesarbeitsministerium intern immer insistiert, wie in allen bisherigen Fällen "die Initiative zum Abschluss einer Vereinbarung der türkischen Regierung überlassen."
"Ungeachtet dieser sich früh anbahnenden, nunmehr präzisierten Richtung gegenüber aussereuropäischen Ländern, war selbst das BMA hinsichtlich dem Ansinnen der Türkei bei seiner einmal eingeschlagenen befürwortenden Linie geblieben über deren Gründe ein Schreiben an das Auswärtige Amt vom 9. Februar 1961 Aufschluss gibt.
Das Arbeitsministerium setzte sich nun sogar offensiv, neben sofort zu ergreifenden Massnahmen, für einen deutsch-türkischen Notenwechsel zur Vorbereitung eines Anwerbe- und Vermittlungsverfahrens ein."
https://books.google.de/books?id=Z5GAa1 ... &q&f=false
Hier ein erhaltenes Telegram aus Österreich aus dem Jahre 1959:
http://www.montelaa.net/wp/medien/unser ... .Wien_.jpg
Anderes:
http://images.derstandard.at/2014/05/14 ... 372-P4.jpg
http://lebenswege.rlp.de/fileadmin/lebe ... eitung.jpg
"nur noch die verstärkte Anwerbung von Ausländern wird die Nachfrage nach Arbeitskräften halbwegs befriedigen können."
Die Anwerbung wurde vor allem auf den Wunsch der deutschen Industrie hin betrieben. Die Türkei hätte so etwas nie durchsetzen können und der Wunsch der deutschen Regierung und Industrie nach Aufnahme von Gastarbeitern ist vielfältig belegt.
Die Unterzeichnung des Abkommens war das Ergebnis von langen Verhandlungen. Vorausgegangen waren private Alleingänge unterschiedlicher Institutionen, um Türken für verschiedene Aus- und Fortbildungsprojekte nach Deutschland zu holen – zum Beispiel die Initiative des Weltwirtschaftsinstituts in Kiel, dessen damaliger Direktor Fritz Baade in der Zeit des Nationalsozialismus in die Türkei emigriert war [4]. Das Institut organisierte 1956 ein Fortbildungsprojekt für türkische Handwerker. Ein zweites Projekt kam im Mai 1957 mithilfe des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss zustande. Heuss, der während eines offiziellen Staatsbesuches in der Türkei sehr herzlich empfangen wurde, machte in Ankara das Angebot, 150 türkische Berufsschulabsolventen zur Ausbildung einzuladen [5]. Darüber hinaus bemühten sich immer mehr deutsche Arbeitgeber, neue Mitarbeiter in der Türkei zu finden. Gleichzeitig versuchten türkische Arbeitskräfte aus eigener Initiative auf den deutschen Markt zu gelangen. Auf diese Weise waren bis 1960 bereits 2.500 türkische Arbeitnehmer nach Deutschland gekommen [6].
Die zunehmend privaten Aktivitäten ließen bei den offiziellen Stellen auf beiden Seiten Stimmen aufkommen, die für eine staatliche Regulierung der Zuwanderung türkischer Arbeitnehmer plädierten [7].
Das Arbeitsamt schrieb dazu 1956, das nichts gegen die Anwerbung von Türken spräche:
»Schwierigkeiten die anfangs insbesondere auf Grund der Religion befürchtet wurden, […] nicht aufgetreten sind. Insbesondere sind keine speziellen Verpflegungsansprüche, wie sie z.B. von den italienischen Arbeitskräften gestellt werden, geltend gemacht worden. Lediglich der Genuss von Schweinefleisch wird abgelehnt.« [11]
http://lebenswege.rlp.de/sonderausstell ... eabkommen/