Nur über Geschichte und den Status Quo zu klagen, reicht aber alleine nicht in der Politik. Die Frage ist ja, wo man eigentlich in Zukunft hinmöchte. Setzt man auf die dynamische IT-Branche? Auf bewährte Industrie? Auf Energieproduktion oder Fremdenverkehr? Der Ministerpräsident Ramelow hält es jedenfalls für unwahrscheinlich, daß sich große Konzerne dort ansiedeln werden. Was meinen Ortskundige und Auswärtige zu Thüringen?
http://www.ingenieur.de/Politik-Wirtsch ... Thueringen„Wir haben nicht einen Dax-Konzern im Land“, sagt der Ministerpräsident. „Die großen Unternehmen kommen nicht hierher. Das hat schon die CDU 24 Jahre vergeblich versucht. Dazu sind sie dort, wo sie jetzt sitzen, jahrzehntelang zu sehr gepampert worden.“
Das habe aber auf Dauer Folgen für die Wirtschaftskraft der ostdeutschen Länder. „Wer hier keine Umsatzsteuer zahlt, keine Konzernabrechnung macht, seine Umsatzströme nicht bündelt, sorgt auch nicht dafür, dass wir hier Arbeitsplätze im höheren Einkommensbereich haben.“ Thüringen verfüge über verlängerte Werkbänke und Produktionseinrichtungen. „Mit Forschung und Entwicklung hat das nichts zu tun“, kritisiert Ramelow. „Auch Opel Eisenach ist ein hochleistungsfähiger Endfertigungsstandort, aber ohne jede Forschung und Entwicklung.“
In der Landeshauptstadt Thüringen hingegen will man keine Priorität mehr auf die Logistik setzen, sondern den Fokus auf F+E legen:
http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... 1873743237„Bei der Logistik ist eine Grenze erreicht“, meint Urs Warweg (SPD), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses. Im alten Konzept, das 2008 verabschiedet wurde, war die Logistik zum wirtschaftlichen Schwerpunkt ausgerufen worden. „Die Entwicklung hat uns Recht gegeben“, sagt Warweg mit Blick auf die entstandenen Arbeitsplätze.
Doch nun dürfe Erfurt die Nachteile der Branche nicht länger ignorieren. Die Logistik hat einen hohen Flächenverbrauch und schafft Arbeitsplätze vorrangig im Niedriglohnsektor.
Erfurt müsse daher umdenken, fordert Warweg. Die Stadträte und die Spezialisten aus der Verwaltung, die am neuen Entwicklungskonzept arbeiten, sehen die Hochtechnologie als die Zukunft der Erfurter Wirtschaft – und wollen das auch so in dem Konzept festschreiben.
In der Stadtspitze ist der Richtungswechsel zum Teil schon angekommen. „Wenn sich noch ein Logistiker unbedingt ansiedeln will, schicken wir ihn nicht weg“, sagt Wirtschaftsdezernentin Kathrin Hoyer (Grüne). „Wir werben aber nicht aktiv dafür.“
„Das Segment der Hochtechnologie ungleich attraktiver und besser für die Stadt als die Logistik“, betont auch Erfurts Chef-Stadtplaner Paul Börsch. Er hebt die besser bezahlten und langfristiger angelegten Arbeitsplätze hervor, die etwa in Softwareschmieden, Technik-Laboren und Entwicklungszentren angeboten werden.