prime-pippo » Di 12. Mai 2015, 18:10 hat geschrieben:

Mit Aggregaten hast du es nicht so......
Wenn der Gesamtsaldo (für die Weltwirtschaft) 0 ist, ist es logisch, dass Volkswirtschaften, in denen sowohl Private als auch der Staat ein positives Nettovermögen haben, solche Volkswirtschaften gegenüberstehen, in denen die Gesamtpositionen aller Sektoren negativ sind.
Realist2014 » Di 12. Mai 2015, 18:13 hat geschrieben:
nein
es stehen sich nicht "Volkswirtschaften" gegenüber
sondern Staaten, Kommunen, Unternehmen, Bürger usw - und zwar Volkswirtschafts-ÜBERGEIFEND
Das wäre nur dann richtig, wenn alle diese Wirtschaftssubjekte die gleichen fiskalischen und regulatorischen Rahmenbedingungen hätten.
Haben sie aber nicht, in der EU bzw. im Euroraum.
Hier wirken die staatlicherseits gesetzten Rahmenbedingungen stark auf die Produktivität und auf die Kostenstruktur der Wirtschaftssubjekte.
Willkürlich herausgegriffene Beispiele:
Irland verschafft seinen Unternehmen mit einem Körperschaftssteuersatz von 12,5% und beliebig festgelegten Gewerbesteuern nahe NULL einen Vorteil gegenüber anderen Unternehmen in der EU, und ist deshalb insbesondre als europäische Niederlassung internationaler Konzerne beliebt. Für Unternehmen die mit eher nichtmateriellem Gütern arbeiten oder Holdings hat Luxemburg mit seinen "Verbriefungsgesellschaften" eine Null-Steuer Oase geschaffen.
Andere Staaten schaffen es, ihre Unternehmen durch defakto Enteignung am Einsatz zu hindern. Wenn in Frankreich oder Griechenland bei Betriebsbesetzungen die Polizei nicht eingreift, dann wird sich jeder siebenmal überlegen, ob er in einem derartigen Land noch investiert. Ebenso tragen Korruption, ein unübersichtlicher Regulationswust und ineffiziente Verwaltungen dazu bei, die Profitabilität von Investitionen zu reduzieren. Für Deutschland kann man in diesem Zusammenhang auch leider nur sagen, daß unter den Blinden der einäugige König ist.
Solange Staaten unterschiedliche Rahmenbedingungen für ihre Wirtschaftssubjekte schaffen, ist eine Betrachtung der Auswirkungen dieser unterschiedlichen Rahmenbedingungen natürlich nur möglich durch Aggregation der Wirtschaftssubjekte in diesen Staaten als "Volkswirtschaften".
Die Begründung Deiner Aussage ist also (siehe oben) verkehrt. Trotzdem könnte die Aussage natürlich richtig sein.
Der (die?das?) "Überschuss-Bohey" ist die Behauptung, daß das böse Deutschland mit seinem Überschuß die armen Griechen dazu zwingt, ein Defizit zu haben. Was natürlich abgrundtiefer Blödsinn ist - der griechische Staat wurde von niemandem dazu gezwungen Kredite in dieser Höhe aufzunehmen und damit einen Importboom zu finanzieren. Wenn weder Griechenland noch sonst irgendjemand den deutschen Leistungsbilanzüberschuß in Form von Krediten aufgenommen hätte, und sich auch sonst keine geeigneten Investitionsmöglichkeiten im In- oder Ausland gefunden hätten, dann wären die Deutschen gezwungen gewesen, ihren Leistungsbilanzüberschuß in Form von Banknoten (= verbriefte Forderungen an die EZB) in den Tresor zu legen. Und der Leistungsbilanzüberschuß wäre mangels kreditfinanzierten griechischen Importbooms dann auch geringer ausgefallen - die deutschen Arbeitnehmer hätten mehr Freizeit gehabt, und Produkte wären billiger geworden aufgrund der verminderten Nachfrage.
Das Problem, das wir mit dem Leistungsbilanzüberschuß hatten, war daß er verkehrt angelegt wurde. Nämlich erst in amerikanischen synthetischen Giftmüllpapieren, und dann in griechischen Staatsanleihen. In beiden Fällen haben die "Kapitalsammelstellen" der deutschen Volkswirtschaft (Banken, Versicherungen) versagt. Im Falle der Banken liegt das zum einem großen Teil an der Fehlregulierung, und an den kriminellen Umtrieben der "Ratingagenturen". Denn solange von letzteren die amerikanischen Giftmüllpapiere mit AAA und die griechischen Staatsanleihen mit A oder BBB bewertet wurden, konnten die Banken aufgrund der Basel-Fehlregulierung mit geringer oder gar keiner Eigenkapitalunterlegung ihre Eigenkapitalrenditen (auf dem Papier) nahezu beliebig hochhebeln.
Natürlich konnte dieser Unsinn nur funktionieren aufgrund der korrupten Kultur im deutschen Bankwesen. Solange sich deutsche Banken in den Fingern von "Managern" befinden, deren Interesse vom aufgrund kurzfristiger Papierprofite berechneten Bonus bestimmt werden und nicht vom Eigentümerinteresse kann man nur weiteres Unheil erwarten.
Die Amerikanisierung der Bankenregulierung (Basel) ,die Amerikanisierung der Bankengeschäftsführung (Bonus) und die Atomisierung der Eigentümerkontrolle bei den Banken haben die deutsche Volkswirtschaft ein paar hundert Milliarden Euro gekostet.
...
Wird man aus Schaden klug?