Man hört und liest ab und zu, das Land X sein durch seine Kolonien reich geworden.
Ich möchte das etwas anzweifeln, denn viele ehemalige Kolonialmächte sind doch sehr arm im Vergleich zu uns (z.B. Portugal), während viele Nichtkolonialmächte recht wohlhabend sind (wie z.B. Schweden).
Dazu kommt, dass viele ehemalige Kolonien bitterarm sind, obwohl sie die gleichen Rohstoffe verkaufen können, durch die angeblich Kolonialmächte reich geworden sind. Beispielsweise waren Zucker, Kaffee, Tee oder Pfeffer sehr teure Handelswaren und viele Leute haben damit viel Geld verdient. Aber heute wird kein Land durch Kaffeehandel reich und früher war das auch nicht so. Man muss das differenziert betrachten.
Natürlich hatte Europa viele Vorteile durch seine Kolonien. Erst mal, weil die Kolonialisierung eine technische Herausforderung darstellte und letztendlich die industrielle Revolution auslöste.
Es ist so, dass handwerklich oder industriell produzierte Ware immer teurer ist, als die meisten Naturprodukte. Schon zur Zeit der Plünderung der amerikanischen Silberminen durch die Spanier war der Steuerertrag der spanischen Niederlande erheblich höher, als die Einnahmen durch die Kolonien. Die Unmengen an Silber, die die Spanier nach Europa brachten, lösten einen Preisverfall und eine Inflation aus.
Viele Rohstoffe erbrachten reiche Gewinne, solange man das Monopol auf diese Materialien hatte. In dem Moment, in dem das Monopol wegfiel oder man den Stoff künstlich herstellen konnte, war das Geschäft nicht mehr lukrativ
Gerade weil die Rohstoffe aus den Kolonien so teuer waren, konnten nur wenige Menschen sich diese Stoffe leisten und begrenzte somit die Gewinne. Aber als man Salpeter oder Kautschuk billig herstellen konnte, konnte man diese Materialien an viel mehr Kunden verkaufen und erheblich mehr Gewinne erzielen.
Von den Kolonien profitierten so nur einige Eliten, wie man an die prächtigen Bauten in England oder Spanien erkennen kann. Volkswirtschaften wurden damit selten wohlhabend, dazu waren die Kosten zu hoch.
Vorteile und Nachteile von Kolonien
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Vorteile und Nachteile von Kolonien
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Besser schweigen und als Narr zu scheinen, als sprechen und jeden Zweifel zu beseitigen. Abraham Lincoln
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Re: Vorteile und Nachteile von Kolonien
Ich finde ebenfalls, dass man die Kosten- bzw. Nutzenfrage von Kolonien differenziert sehen muss. Hierzu folgende Gedanken von mir:
Was die deutschen Kolonien betrifft, handelte es sich wirklich um ein Verlustgeschäft. Das deutsche Kaiserreich musste ja mehr Geld investieren als es an Gewinn verbuchen konnte. Wenn man dagegen das klassische Kolonialreich Großbritannien nimmt, sieht die Sache schon anders aus. Natürlich profitierten hauptsächlich gewisse Eliten von den Kolonien. Dies aber in mehrfacher Hinsicht:
So konnten die Kolonien in Amerika Ressourcen bereitstellen, die es in Europa nicht gab. Da würde ich sogar so weit gehen, dass die gewaltigen Holzreserven Nordamerikas besser zu gebrauchen waren als das Gold und Silber der Spanier. Wenn man dann noch Siedler dorthin schickte, konnten diese die Ressourcen abbauen, die dann der heimischen Wirtschaft zur Verfügung standen. Für manche Kolonien wurden auch Sklaven aus Afrika geholt, so dass der berühmte Dreieckshandel entstand.
Die Baumwolle, die die Briten in Amerika anbauten, konnte dann nach Großbritannien verschifft werden, wo sie dann zu Textilwaren verarbeitet wurden. Mit diesen wiederum konnte man fortan die Märkte der Welt überschwemmen. Der Gewinn wurde wiederum in die Entwicklung neuer Baumwollmaschinen gesteckt. Für die Sklaven sowie für die Textilarbeiter war dies alles nicht unbedingt etwas Gutes. Afrika hat sich bis heute nicht von dem damaligen Bevölkerungsverlust erholt. Aber die Entwicklung neuer Maschinen ermöglichte überhaupt erst die beginnende Industrialisierung, die das Gleichgewicht in technologischer wie ökonomischer Hinsicht noch mehr Richtung Europa verschob. Nach dem Ende des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges verloren zwar die Briten einen Großteil ihrer nordamerikanischen Besitzungen. Aber dafür konnte man das einstmals reiche Indien kolonisieren und finanziell ausplündern, indem man den dortigen Markt mit britischen Textilien überschwemmte. China wurde wiederum zwar nicht wirklich kolonisiert. Aber dafür schafften es die Briten in den Opiumkriegen, dass die gewaltigen Silberreserven des Landes alsbald in die Kassen Großbritanniens flossen, da die viel zu vielen Süchtigem der chinesischen Opiumhöllen ihr ganzes Geld für diese Droge ausgaben.
Andere Kontinente wiederum waren gut dafür, dass man die eigenen Armen kriminalisieren und ins Ausland deportieren konnte. Dies wurde mit Australien so gehandhabt. Aber auch die Franzosen hatten ihre Gebiete, in die Strafgefangene deportiert wurden. Ganz allgemein konnten die Europäer so ihren Bevölkerungsüberschuss loswerden und ihre sozialen Probleme quasi exportieren, bevor es daheim zu Unruhen und Revolutionen kam.
Ein wichtiger Punkt war auch der Fernhandel an sich. Die Europäer brauchten ja anfangs die Gewürze etc aus Ostindien bzw. andere Waren aus China dringend. Durch die Entdeckung des Seeweges nach Indien beziehungsweise nach Amerika konnte man auch direkt Handel mit den Indern betreiben. Indem also die Europäer quasi den Welthandel erst richtig begründeten, mussten sie nicht mehr riesige Summen dafür zahlen, dass die Muslime ihnen als Zwischenhändler über die Seidenstrasse alles besorgten.
Was die Niederlande wiederum betrifft: Natürlich wurden nicht alle Einwohner dieses Landes gleichmäßig reich. Aber immerhin half der Handel mit den Überseekolonien doch, dass sich das Land 1. auch volkswirtschaftlich entwickeln konnte und 2. die finanziellen Ressourcen bereitstanden, sich vom habsburgischen Reich zu lösen. Den Spaniern wiederum brachten die gewaltigen Gold- und Silberfunde in den neuen Kolonien natürlich weniger ein. Anstatt das Gold sinnvoll zu nutzen und eine eigene Industrie aufzubauen, steckten die Habsburger alles in die Finanzierung von Kriegen, um vollends die Herrschaft über ganz Europa zu erlangen. Während die anderen Kolonialmächte vor allem den eigenen Handel steigerten, führte Spanien einen Krieg nach dem anderen -um letztendlich doch zu verlieren.
Alles in allem kann man sagen: Natürlich haben die Europäer nicht gleich -und auch nicht alle sofort- davon profitiert, dass die ersten von ihnen vor 500 Jahren auszogen, Kolonien zu gründen und deren Ressourcen auszuplündern. Aber das Ganze hat dennoch eine Dynamik entfaltet, die daheim technologischen Fortschritt und auf den Weltmeeren die Globalisierung ermöglicht hatte. Mit der Selbstzerstörung Europas in den beiden Weltkriegen schwand zwar diese Macht dahin. Und immer mehr Kolonien wurden unabhängig. Aber dies hängt wohl vor allem damit zusammen, dass eben auch Freiheitsideen zum Beispiel zu den Indern exportiert wurden.
Heutzutage braucht man aber natürlich offiziell keine Kolonien mehr. Was Deutschland betrifft: Da der Welthandel frei ist, können relativ problemlos Waren exportiert und importiert werden. Zum Glück gab es im 19. Jahrhundert Leute, die Deutschland industrialisierten und technologisch aufholen ließen. Dies hat meines Erachtens mehr zu Deutschlands Stärke beigetragen als die ganzen mickrigen Kolonien, die der Kaiser haben wollte. Aber wie wir alle wissen, konnten die Deutschen im 20. Jahrhundert mit der eigenen Stärke nicht umgehen.
Kolonien braucht man auch aus einem weiteren Grund nicht: Während früher die Kolonialherren persönlich in den unterdrückten Gebieten anwesend sein mussten, hält man diejenigen Länder, die nur Rohstoffe exportieren, über den Weltmarkt und ein Schuldensystem nieder.
So gesehen haben die Kolonien vielleicht wirklich etwas gebracht, indem sie den Welthandel ankurbelten. Aber mittlerweile droht andererseits die Globalisierung zu entgleiten. Anstatt dass sie Wohlstand für alle bietet, spaltet sie die Gesellschaften auch bei uns immer mehr in Reich und Arm. Und während Europa wieder einmal darniederliegt und im Schuldensumpf versinkt, scheint wieder die Stunde Chinas zu schlagen.
Was die deutschen Kolonien betrifft, handelte es sich wirklich um ein Verlustgeschäft. Das deutsche Kaiserreich musste ja mehr Geld investieren als es an Gewinn verbuchen konnte. Wenn man dagegen das klassische Kolonialreich Großbritannien nimmt, sieht die Sache schon anders aus. Natürlich profitierten hauptsächlich gewisse Eliten von den Kolonien. Dies aber in mehrfacher Hinsicht:
So konnten die Kolonien in Amerika Ressourcen bereitstellen, die es in Europa nicht gab. Da würde ich sogar so weit gehen, dass die gewaltigen Holzreserven Nordamerikas besser zu gebrauchen waren als das Gold und Silber der Spanier. Wenn man dann noch Siedler dorthin schickte, konnten diese die Ressourcen abbauen, die dann der heimischen Wirtschaft zur Verfügung standen. Für manche Kolonien wurden auch Sklaven aus Afrika geholt, so dass der berühmte Dreieckshandel entstand.
http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantisch ... eckshandelDer Begriff atlantischer Dreieckshandel bezeichnet ein Erklärungsmodell für den über den Atlantischen Ozean betriebenen Warenhandel zwischen Europa, Afrika und Amerika in der Frühen Neuzeit. Der Beginn des Dreieckhandels war etwa 1680, 1807 endete er durch Verbot des englischen Sklavenhandels. Sklaverei war jedoch noch erlaubt und wurde in verschiedenen Ländern Amerikas offiziell praktiziert, bis Brasilien 1888 als letzter amerikanischer Staat mit der Lei Aurea auch dies verbot.
Die Baumwolle, die die Briten in Amerika anbauten, konnte dann nach Großbritannien verschifft werden, wo sie dann zu Textilwaren verarbeitet wurden. Mit diesen wiederum konnte man fortan die Märkte der Welt überschwemmen. Der Gewinn wurde wiederum in die Entwicklung neuer Baumwollmaschinen gesteckt. Für die Sklaven sowie für die Textilarbeiter war dies alles nicht unbedingt etwas Gutes. Afrika hat sich bis heute nicht von dem damaligen Bevölkerungsverlust erholt. Aber die Entwicklung neuer Maschinen ermöglichte überhaupt erst die beginnende Industrialisierung, die das Gleichgewicht in technologischer wie ökonomischer Hinsicht noch mehr Richtung Europa verschob. Nach dem Ende des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges verloren zwar die Briten einen Großteil ihrer nordamerikanischen Besitzungen. Aber dafür konnte man das einstmals reiche Indien kolonisieren und finanziell ausplündern, indem man den dortigen Markt mit britischen Textilien überschwemmte. China wurde wiederum zwar nicht wirklich kolonisiert. Aber dafür schafften es die Briten in den Opiumkriegen, dass die gewaltigen Silberreserven des Landes alsbald in die Kassen Großbritanniens flossen, da die viel zu vielen Süchtigem der chinesischen Opiumhöllen ihr ganzes Geld für diese Droge ausgaben.
Andere Kontinente wiederum waren gut dafür, dass man die eigenen Armen kriminalisieren und ins Ausland deportieren konnte. Dies wurde mit Australien so gehandhabt. Aber auch die Franzosen hatten ihre Gebiete, in die Strafgefangene deportiert wurden. Ganz allgemein konnten die Europäer so ihren Bevölkerungsüberschuss loswerden und ihre sozialen Probleme quasi exportieren, bevor es daheim zu Unruhen und Revolutionen kam.
Ein wichtiger Punkt war auch der Fernhandel an sich. Die Europäer brauchten ja anfangs die Gewürze etc aus Ostindien bzw. andere Waren aus China dringend. Durch die Entdeckung des Seeweges nach Indien beziehungsweise nach Amerika konnte man auch direkt Handel mit den Indern betreiben. Indem also die Europäer quasi den Welthandel erst richtig begründeten, mussten sie nicht mehr riesige Summen dafür zahlen, dass die Muslime ihnen als Zwischenhändler über die Seidenstrasse alles besorgten.
Was die Niederlande wiederum betrifft: Natürlich wurden nicht alle Einwohner dieses Landes gleichmäßig reich. Aber immerhin half der Handel mit den Überseekolonien doch, dass sich das Land 1. auch volkswirtschaftlich entwickeln konnte und 2. die finanziellen Ressourcen bereitstanden, sich vom habsburgischen Reich zu lösen. Den Spaniern wiederum brachten die gewaltigen Gold- und Silberfunde in den neuen Kolonien natürlich weniger ein. Anstatt das Gold sinnvoll zu nutzen und eine eigene Industrie aufzubauen, steckten die Habsburger alles in die Finanzierung von Kriegen, um vollends die Herrschaft über ganz Europa zu erlangen. Während die anderen Kolonialmächte vor allem den eigenen Handel steigerten, führte Spanien einen Krieg nach dem anderen -um letztendlich doch zu verlieren.
Alles in allem kann man sagen: Natürlich haben die Europäer nicht gleich -und auch nicht alle sofort- davon profitiert, dass die ersten von ihnen vor 500 Jahren auszogen, Kolonien zu gründen und deren Ressourcen auszuplündern. Aber das Ganze hat dennoch eine Dynamik entfaltet, die daheim technologischen Fortschritt und auf den Weltmeeren die Globalisierung ermöglicht hatte. Mit der Selbstzerstörung Europas in den beiden Weltkriegen schwand zwar diese Macht dahin. Und immer mehr Kolonien wurden unabhängig. Aber dies hängt wohl vor allem damit zusammen, dass eben auch Freiheitsideen zum Beispiel zu den Indern exportiert wurden.
Heutzutage braucht man aber natürlich offiziell keine Kolonien mehr. Was Deutschland betrifft: Da der Welthandel frei ist, können relativ problemlos Waren exportiert und importiert werden. Zum Glück gab es im 19. Jahrhundert Leute, die Deutschland industrialisierten und technologisch aufholen ließen. Dies hat meines Erachtens mehr zu Deutschlands Stärke beigetragen als die ganzen mickrigen Kolonien, die der Kaiser haben wollte. Aber wie wir alle wissen, konnten die Deutschen im 20. Jahrhundert mit der eigenen Stärke nicht umgehen.
Kolonien braucht man auch aus einem weiteren Grund nicht: Während früher die Kolonialherren persönlich in den unterdrückten Gebieten anwesend sein mussten, hält man diejenigen Länder, die nur Rohstoffe exportieren, über den Weltmarkt und ein Schuldensystem nieder.
So gesehen haben die Kolonien vielleicht wirklich etwas gebracht, indem sie den Welthandel ankurbelten. Aber mittlerweile droht andererseits die Globalisierung zu entgleiten. Anstatt dass sie Wohlstand für alle bietet, spaltet sie die Gesellschaften auch bei uns immer mehr in Reich und Arm. Und während Europa wieder einmal darniederliegt und im Schuldensumpf versinkt, scheint wieder die Stunde Chinas zu schlagen.
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche
"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
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Re: Vorteile und Nachteile von Kolonien
Kolonien, so wie diese damals gestaltet wurden sind natürlich abzulehnen. So wie z.B. König Leopold von Belgien mit den Menschen seiner Kolonie umging ist durch nichts zu rechtfertigen.
Das ganze aber auf einer fairen Partnerschaft zu organisieren um letztendlich Entwicklungshilfe zu leisten ist nicht per se falsch. So hatte der Kongo damals eine bessere Bahninfastruktur als heutzutage. Für Deutschland selbst waren damals die Kolonien zumindest ein Verlustgeschäft.
Insgesamt ist es so, dass z.B. in Afrika die Bevölkerung in einigen Ländern sehr schlechte Lebensbedingungen hat, weil Diktatoren/korrupte Regime die Bevölkerung unterjochen um eigene Machtinteressen/Vermögenserhöhung durchzusetzen.
Als Bewohner eines solchen Landes würde ich eine Fremdbestimmung durch ein anderes, freundlich gesinntes Land durchaus bevorzugen wenn sich die Lebensbedingungen spürbar verbessern.
Da sollte man sich in Deutschland auch nicht auf der aktuellen Lage ausruhen, denn es war auch nicht sooo lange her, dass eine Fremdbestimmung notwendig war da vor Ort die Dinge gewaltig schief gelaufen sind.
Das ganze aber auf einer fairen Partnerschaft zu organisieren um letztendlich Entwicklungshilfe zu leisten ist nicht per se falsch. So hatte der Kongo damals eine bessere Bahninfastruktur als heutzutage. Für Deutschland selbst waren damals die Kolonien zumindest ein Verlustgeschäft.
Insgesamt ist es so, dass z.B. in Afrika die Bevölkerung in einigen Ländern sehr schlechte Lebensbedingungen hat, weil Diktatoren/korrupte Regime die Bevölkerung unterjochen um eigene Machtinteressen/Vermögenserhöhung durchzusetzen.
Als Bewohner eines solchen Landes würde ich eine Fremdbestimmung durch ein anderes, freundlich gesinntes Land durchaus bevorzugen wenn sich die Lebensbedingungen spürbar verbessern.
Da sollte man sich in Deutschland auch nicht auf der aktuellen Lage ausruhen, denn es war auch nicht sooo lange her, dass eine Fremdbestimmung notwendig war da vor Ort die Dinge gewaltig schief gelaufen sind.
"Sie verbieten nicht die Hassrede. Sie verbieten die Rede, die sie hassen"
Re: Vorteile und Nachteile von Kolonien
Welches land lässt sich den gerne kolonisieren und welche kolonisierung war eine ¨faire partnerschaft¨?
War nicht auch der NS gar nicht so schlimm? Immerhin wurden autobahnen gebaut und auch juden wissen eine faire partnerschaft mit nazis zu schäten?
Oder machen wir beide gerade einen denkfehler?
War nicht auch der NS gar nicht so schlimm? Immerhin wurden autobahnen gebaut und auch juden wissen eine faire partnerschaft mit nazis zu schäten?
Oder machen wir beide gerade einen denkfehler?
Re: Vorteile und Nachteile von Kolonien
Hong Kong wäre gerne wieder britische Kolonie.Tantris hat geschrieben:Welches land lässt sich den gerne kolonisieren
Zumindest haben es einige Länder durch Kolonialisierung zu Reichtum gebracht (Singapur, USA, Kanada, Australien,...). Wenn es da heute wieder zugehen würde wie vor der Kolonialisierung, dann würden vielleicht einige auch danach schreien.und welche kolonisierung war eine ¨faire partnerschaft¨?
- Nomen Nescio
- Beiträge: 13100
- Registriert: Sonntag 1. Februar 2015, 19:29
Re: Vorteile und Nachteile von Kolonien
ich habe gemischte gefühle bei diesem thema.
an sich ist es falsch kolonien zu haben. hat man sie aber, dann sollte man sie auch gut verwalten. und mit gut meine ich auch moralisch gut. und da geht es sehr oft schief.
nimm mein land. im fernen osten hatten wir niederländisch ostindien; im westen suriname und die antillen. die kolonien brachten immer minder profit und ab etwa ±1880 haben alle kolonien von NL nur geld gekostet.
daß um ±1880 aber auch eine grundlegende änderung in NL bei der gedanke über den besitz von kolonien kam, ist aber ein buch zu verdanken: »max havelaar« von multatuli. die folge dieser änderung war, daß man sich in NL entschied die bevölkerung von ostindien auf selbstbestimmung vorzubereiten. das bedeutete u.a. unterricht versorgen.
nach WK II gab es indonesier die die unabhängigkeit proklamierten. früher als die niederländer glaubten, daß sie die haben sollten. das wie und warum, sowie was alles falsch ging und die rolle der japaner ist zu viel um hier zu behandeln. es gab krieg, aber am ende wurde indonesien frei.
wie gefürchtet, aber auch erwartet, gab es eine art vakuum. ein echter bürgerkrieg war die folge. zwischen nationalisten und islamisten; zwischen islamisten und andersgläubigen; zwischen nationalisten (lese javanen) und bewohner von anderen inseln; usw.
das größte teil dieses bürgerskrieges habe ich als kind miterlebt. in jener zeit wohnte ich da und folgte ich da die schule.
das nie mehr dachte man in NL. als aber zuviel einwöhner von suriname nach der niederlanden zogen, wußte unser premier nicht wie schnell er suriname unabhängigkeit geben sollte. mit einem großen sack geld dazu. jeder konnte vorhersagen wie das weitergehen sollte.
und das passierte denn auch. der heutige präsident ist in berufung im haag verurteilt wegen drugdelikte.
die antillen schließlich: alle inseln durften wählen was sie wollten: komplett frei und unabhängig; unabhängig aber für bestimmte sachen (außenministerium; militärische sachen; gericht und finanzien) bleiben sie abhängig; oder aber ein teil des königreichs zu sein.
einige inseln wählten gemeinden von NL zu sein. andere wieder wollten eine »status aparte« haben, d.h. die mischform. jedenfalls kosten sie alle geld.
aber nicht nur wir machten fehler. denk mal zurück an die unabhängigkeit von india und pakistan. sie bekamen die übersturzt von GB damaligen premier, clement attlee. es ist nur dem berühmten general auchinleck zu verdanken, das es nicht noch blutiger wurde.
anderseits hat man das beispiel frankreichs und algerien; kenya und GB; zyprus und GB; usw.
offensichtlich kann man eine ehemalige kolonie nicht ohne weiteres selbstständigkeit geben.
an sich ist es falsch kolonien zu haben. hat man sie aber, dann sollte man sie auch gut verwalten. und mit gut meine ich auch moralisch gut. und da geht es sehr oft schief.
nimm mein land. im fernen osten hatten wir niederländisch ostindien; im westen suriname und die antillen. die kolonien brachten immer minder profit und ab etwa ±1880 haben alle kolonien von NL nur geld gekostet.
daß um ±1880 aber auch eine grundlegende änderung in NL bei der gedanke über den besitz von kolonien kam, ist aber ein buch zu verdanken: »max havelaar« von multatuli. die folge dieser änderung war, daß man sich in NL entschied die bevölkerung von ostindien auf selbstbestimmung vorzubereiten. das bedeutete u.a. unterricht versorgen.
nach WK II gab es indonesier die die unabhängigkeit proklamierten. früher als die niederländer glaubten, daß sie die haben sollten. das wie und warum, sowie was alles falsch ging und die rolle der japaner ist zu viel um hier zu behandeln. es gab krieg, aber am ende wurde indonesien frei.
wie gefürchtet, aber auch erwartet, gab es eine art vakuum. ein echter bürgerkrieg war die folge. zwischen nationalisten und islamisten; zwischen islamisten und andersgläubigen; zwischen nationalisten (lese javanen) und bewohner von anderen inseln; usw.
das größte teil dieses bürgerskrieges habe ich als kind miterlebt. in jener zeit wohnte ich da und folgte ich da die schule.
das nie mehr dachte man in NL. als aber zuviel einwöhner von suriname nach der niederlanden zogen, wußte unser premier nicht wie schnell er suriname unabhängigkeit geben sollte. mit einem großen sack geld dazu. jeder konnte vorhersagen wie das weitergehen sollte.
und das passierte denn auch. der heutige präsident ist in berufung im haag verurteilt wegen drugdelikte.
die antillen schließlich: alle inseln durften wählen was sie wollten: komplett frei und unabhängig; unabhängig aber für bestimmte sachen (außenministerium; militärische sachen; gericht und finanzien) bleiben sie abhängig; oder aber ein teil des königreichs zu sein.
einige inseln wählten gemeinden von NL zu sein. andere wieder wollten eine »status aparte« haben, d.h. die mischform. jedenfalls kosten sie alle geld.
aber nicht nur wir machten fehler. denk mal zurück an die unabhängigkeit von india und pakistan. sie bekamen die übersturzt von GB damaligen premier, clement attlee. es ist nur dem berühmten general auchinleck zu verdanken, das es nicht noch blutiger wurde.
anderseits hat man das beispiel frankreichs und algerien; kenya und GB; zyprus und GB; usw.
offensichtlich kann man eine ehemalige kolonie nicht ohne weiteres selbstständigkeit geben.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«