Der Versuch einer Erklärung:
Das Irritierende und auch Wut erzeugende ist die Tatsache, dass eben Normalbürger marschieren. Von Linksautonomen, die bei den Maikrawallen Steine und Brandsätze werfen und von den Nazis, die ein paarmal im Jahr aufmarschieren, kann man sich distanzieren. Diese Leute gibt es zwar, aber die sind durchgeknallt, mit denen hat man nichts zu tun. Man denkt nicht wie sie, sie denken nicht wie man selbst, eine andere Welt, man bestaunt sie bestenfalls wie Tiere im Zoo.
Bei den Dresdner Spaziergängern sieht das anders aus. Es sind Leute aus dem gleichen gesellschaftlichen Umfeld, mit der gleichen Bildung, eigentlich zivilisierte Menschen. Menschen der Mitte, ohne Hang zu extremen Handlungen und Denken.
Was nun Angst macht, ist, dass man sich nicht mehr sicher sein kann, wer von diesen eigentlich "Normalen" nicht innerlich genauso denkt wie die Dresdner Spaziergänger. Wieviel Normale gibt es, die ausländerfeindlch denken? Wieviel Menschen kenne ich vielleicht und mag sie sogar, ohne zu wissen, dass sie auch bei Pegida mitlaufen würden, wenn sich die Gelegenheit ergäbe? Die Dresdner aus der Mitte machen misstrauisch und auch hilflos.
Und das Schlimmste ist, sie erdreisten sich, in meinem Namen zu sprechen. Wir sind das Volk! Ja, eigentlich gehören wir zusammen, aber dann eben doch nicht. Leider.
Und gerade weil es eigentlich Leute sind wie du und ich und keine Nazis oder Linksautonome, werde ich wütend, wenn diese Menschen sich so beschissen verhalten. Man möchte ihnen zurufen: Was ist los mit euch? Ihr seid Deutschland und man muss sich für euch schämen!

Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
(Mahatma Gandhi)