ein sehr interessanter aspekt in dieser ganzen debatte ist die ausländer-zuwanderungs-renten-wirtschaftsfrage ...
hier entwickeln sich nämlich ganz neue querfronten und spaltpilze.
wenn claudia roth sagt, dass sie die türkei mit allen ihren widersprüchen liebt, dann findet sie sich auf einmal unfreiwillig an der seite von klaus zimmerman, seineszeichens chef des deutschen instituts für wirtschaft, oder auch umgekehrt.
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Wirtschaftsforscher fordern 500.000 Einwanderer
Der DIW-Chef Klaus Zimmermann setzt auf Zuwanderung. Eine halbe Million Einwanderer jährlich seien nötig. Sonst sinke der Wohlstand.
da wird aus kosmopolitischer gesinnung neoliberale wirtschaft, aus neoliberaler wirtschaft wird kosmopolitik.
eigentlich ist das für jeden aufmerksamen beobachter und fan von gesellschaftskritischen debatten der letzten 30 jahre eine binsenweißheit, aber mit doch sehr aktuellen scharfen nuancen auf allen seiten.
auf der einen seite ist das thema wirtschaft und wirtschaftsbelange eine klassische domäne der CDU/CSU, und das wird in einer gefühlten temperatur stets mit deutschen tugenden verknüpft.
fleiß, gehorsam, disziplin, aufopferung, respekt, bildungsvorsprung ... vom exportweltmeister bis zum fußballweltmeister.
nun kann aber auf einmal die größte unausgesprochene tugend nach dem WK II, nämlich der wohlstand, nicht mehr ohne immigration gelingen.
und das bringt den dreiklang von fleiß, deutsch und tugend ins wanken.
und da wo eine linke soziale bewegung auf den trichter kommt, deutsche arbeitsplätze erst den deutschen, und dann kommt erst mal ein großer misthaufen, und dann erst türkische, polnische oder rumänische arbeits-immigranten ...
da erhält dann die einstmals kosmopolitische idee der internationalen solidarität den bitteren geschmack des nationalen chauvinismus.