Auch ein Herr Broder muss mit christlichen Widerspruch rechnen:
ARD-aktuell
20. Dezember 2014
Pegida in der Tagesschau
Heute war unser Konferenzraum rappelvoll. Dass sich in einem 24 Stunden/7 Tage-Schichtbetrieb mehr als 40 Redakteure versammeln, macht deutlich, wie groß das Interesse am Thema war: Wir haben heute über die Berichterstattung zu Pegida diskutiert.
Relativ schnell ist uns klar geworden, dass wir das Thema erweitern müssen und nicht ausschließlich über die Pegida-Demonstranten in Dresden sprechen sollten. Denn die Empörungsbewegung dreht sich um mehr als nur die angebliche Islamisierung des Abendlandes. Es geht um Kritik an der etablierten Politik, Skepsis gegenüber der EU, um eine Entfremdung vom politischen System im Allgemeinen und Kritik an den Medien im Besonderen. Dazu passt bestens eine Umfrage des Medienmagazins ZAPP, die “den Medien” einen Vertrauensverlust in der Bevölkerung attestiert. Auch darüber haben wir diskutiert, auch wenn ich den Kollegen des sonst so geschätzten Medienmagazins sagen muss, dass die Analyse “der Medien” gerne ein bisschen differenzierter hätte ausfallen dürfen, denn so werden etwa die “Junge Freiheit”, ZAPP, die BILD und die Tagesschau in einen Topf geworfen – da kann man nur bedingt etwas mit anfangen.
Doch wir wollen uns nichts vormachen – die Skepsis bei vielen Menschen ist da. Und es hilft auch nichts, diese Protestbewegung kollektiv als rechtsextrem zu brandmarken. Ja, da marschieren auch braune Brüder mit, fremdenfeindliche Typen, die uns eklige Mails schreiben. Aber das ist nicht die Masse. Die vielen Menschen, die über die Medien, den Staat, die EU und den Islam moppern, sind nicht rechtsextrem, sind weder links noch rechts. Sie haben Anspruch darauf, dass wir uns mit ihren Themen beschäftigen. Das bedeutet nicht, dass wir ihnen nach dem Mund reden. Da sollte sich niemand falsche Vorstellungen machen. Und wenn man uns vorwirft, wir seien eine Art “System-Presse”, dann sage ich “Ja”, in gewisser Weise dienen wir dem System, denn wir haben den Auftrag zum lebendigen Diskurs in einer demokratischen Gesellschaft beizutragen. Das bedeutet, dass wir eine Haltung haben, wir stehen zu Demokratie und Menschenrechten. Das heißt aber eben nicht, dass wir bestimmte Strömungen bekämpfen, Meinungen nach unserem Geschmack befördern oder unterdrücken. Wir wollen, dass Menschen sich in dieser Gesellschaft friedlich und respektvoll um den besten Weg auseinandersetzen. Dafür versuchen wir mit unabhängig recherchierten Informationen den “Rohstoff” zu liefern.
Insofern werden wir Intoleranz oder gar Fremdenfeindlichkeit auch weiterhin so benennen. Aber wir werden nicht aggressiv und mit Schaum vorm Mund über die Protestbewegung berichten. Damit schaffen wir nur Märtyrer. Wir lassen die Protestierenden zu Wort kommen und es nicht dabei bewenden, dass Politiker sagen, wie schlimm die Bewegung ist. Mit journalistischer Genauigkeit, mit sorgfältiger Recherche und einer gewissen Gelassenheit im Umgang mit den Menschen, die uns “Lügenpresse” entgegenschleudern, werden wir über die Protestbewegung berichten. Da wir glauben, dass die Anliegen der Protestierenden auch von Zukunftssorgen und Verunsicherung in einer zunehmend komplexen Welt getrieben sind, müssen wir gesellschaftliche, wirtschaftliche und internationale Zusammenhänge einordnen und erklären. Dazu gehört, dass das Phänomen der Globalisierung nicht nur für Warenströme und das Internet gilt, sondern dass neben Gütern und Informationen nun mal auch Menschen über die Grenzen kommen. Sollte jemand Muslime daran hindern wollen, dann nennen wir das weiterhin islamkritisch.
Wenn Sie es anders sehen, lassen Sie uns hier darüber diskutieren – auch diejenigen, die uns für den medialen Arm der Bundesregierung oder der NATO halten. Niemand schreibt uns eine bestimmte Nachrichtenauswahl vor. Und ich bekomme auch kein Geld für Schönfärberei. Wir sollten aber zur Kenntnis nehmen, dass auf diesem schönen Flecken Erde hier in Mitteleuropa in der gesamten Geschichte noch niemals Menschen so sicher, so frei, so wohlhabend und so lange in Frieden gelebt haben wie jetzt. Das schließt Protestbewegungen nicht aus, die die Tagesschau auf der Basis von Fakten - da waren wir uns heute alle einig – kritisch und fair begleiten wird.
Dr. Kai Gniffke - Quelle:
http://blog.tagesschau.de/2014/12/20/pe ... agesschau/
20. Dezember 2014
00:25
40 Kommentare
Facebook
Twitter
Zusammenfassung:
Wir wollen, dass Menschen sich in dieser Gesellschaft friedlich und respektvoll um den besten Weg auseinandersetzen. Dafür versuchen wir mit unabhängig recherchierten Informationen den “Rohstoff” zu liefern.
Insofern werden wir Intoleranz oder gar Fremdenfeindlichkeit auch weiterhin so benennen. Aber wir werden nicht aggressiv und mit Schaum vorm Mund über die Protestbewegung berichten. Damit schaffen wir nur Märtyrer.
Wer sein Leben genießt, dem wird es vermießt.