3x schwarzer Kater » Mo 21. Jul 2014, 19:27 hat geschrieben:
Natürlich entsprechen die Handlungen seiner Präferenzordnung. Was denn sonst? Wenn du eine Entscheidung zwischen zwei oder drei Alternativen treffen musst, wählst du schließlich auch die, die dir zum Zeitpunkt der Entscheidung unter den verfügbaren Informationen am vorteilhaftesten erscheint.
Würdest du das nicht so machen, wärest du so ziemlich der einzige auf der Welt.
Wie diese Vorteile auszusehen haben, dass kannst allerdings nur du für dich festlegen.
Zum Glück sind Menschen so gestrickt, dass sie auch als soziale Wesen agieren können.
Ein einfaches Beispiel: Ein Feuer bricht in einer Firma, Schule etc. aus. Würden alle denken, wie der sogenannte homo oeconomicus, dann wäre es das Beste, sofort Richtung Ausgang zu stürmen -so nach dem Motto: "Rette mich, wer kann" und "Nach mir die Sintflut". Bei einer Person ist diese Einstellung vielleicht erlaubbar. Insgesamt betrachtet, entsteht dadurch aber eine Massenpanik. Und viele Leute sterben alleine schon deshalb, weil sie totgetrampelt werden. In dem darauffolgenden Chaos verbrennen auch noch viele Menschen, weil keine Ordnung herrscht.
Gegenvariante: Gerade, weil in Extremfällen durch Massenpanik Leute sterben können, macht die Feuerwehr in der Firma, Schule etc. regelmäßige Übungen, in denen jeder darauf gedrillt wird, geordnet die Räume zu verlassen. Im Ernstfall entsteht dann zumindest keine Eigendynamik, die unnötige Opfer verursacht. Dies kann aber der homo oeconomicus nicht wissen, da er nur ein begrenztes Wissen besitzt.
Die erste Variante ist sicher realistisch. Aber soziale Systeme können lernen und sich ordnen! Der homo oeconomicus mag zwar auf den ersten Blick das für ihn beste tun, indem er sich von der allgemeinen Massenpanik aufscheuchen läßt. Aber er wird niemals als soziales Wesen erkennen, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn er erst als zehnter der Feuersbrunst entkommt und nicht schon als erster.
Oder ein weiteres Beispiel: Deutschland wird von einer fremden Macht angegriffen. Ein homo oeconomicus allein würde vielleicht zu dem Schluß kommen, dass Flucht die beste Alternative wäre. Wenn aber alle so denken, bricht die Front zusammen und alle werden unterdrückt, getötet etc. Menschen mit einer gewissen sozialen Intelligenz dagegen würden behaupten: Wenn alle zu den Waffen greifen, um den Angreifer zu stoppen, kann man selbst als Individuum maximalen Schaden erleiden, indem man getötet oder schwerstverwundet wird. Indem aber sich das ganze Volk wehrt, wird der Angreifer zurückgeschlagen. Für die Mehrzahl der Verteidiger ist dann aber möglicherweise ein Leben in Freiheit möglich.
Welche Alternative ist hier die bessere?
Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele: Hitlers Krieg beruhte darauf, dass sich alle bedingungslos dem Kollektiv unterordnen -ohne Rücksicht auf eigene Verluste. Das vernünftige Maß liegt für den Einzelnen aber wohl in der Mitte. Im Falle einer Katastrophe würde der Kamikaze-Soldat sicher getötet werden. Wenn alle aber denken wie der homo oeconomicus, der keine gesellschaftliche Ordnung kennt und/oder akzeptiert, wären Chaos und Anarchie die Folge.