Daniel1 » Fr 21. Mär 2014, 20:01 hat geschrieben:
Was ich gesagt habe, ist richtig. Leider versuchst du dauernd deine Meinung als die absolute Wahrheit auszugeben, aber wie ich hier schon überzeugend dargelegt habe, ist die Situation in der Ukraine nicht so einfach wie du sie gerne hättest.
Durch diese Standardphrase werden Deine Aussagen auch nicht richtiger. Es ist auch nicht meine "Meinung", daß die Ukraine seit Jahren in die EU strebt und dies immer wieder beteuert wurde, auch in jüngster Zeit. Das sind Fakten, die ich Dir zahlreich gezeigt habe. Wenn Du der "Meinung" bist, daß jeder Schritt in Richtung EU, jede Wahl, jede Aussage sämtlicher Präsidenten, jede Umfrage usw. falsch sei und nur Du weißt, was damit gemeint ist, na denn.
Das Land ist gespalten in einen eher pro-russischen Ostteil und einen eher pro-russischen Westteil und es gibt viele Menschen, die die Neutralität der Ukraine befürworten, um die Einheit des Landes zu wahren.
Ja, der Zuspruch im Westen ist noch überwältigender als im Osten. Das gleicht sich aber nicht aus, um daraus Deine Schlüsse zu ziehen. Von wenigen prorussischen "Inseln" wie Donezk abgesehen, wirst Du eine Zustimmung zur EU auch im Osten finden. Deine Links sagen das ebenso aus.
Janukowitsch wollte eine neutrale Ukraine und hat deshalb einen Schaukelkurs zwischen Ost und West gemacht. Er schlug beispielsweise vor, einen Beobachterstatus in der russischen Zollunion für die Ukraine zu errichten bei gleichzeitiger EU-Assoziierung.
Nee, wollte er nicht. Ich hab Dir doch Aussagen von ihm verlinkt. Und nur weil er eins von etlichen Abkommen um einige Monate verzögert, wird daraus kein Weg in eine russische Zollunion. Und erst recht nicht von irgendeiner Eurasischen Union.
Diesen Zick-Zack-Kurs haben auch die meisten Vorgängerregierungen Janukowitschs eingeschlagen, um die Einheit und Unabhängigkeit des Landes zu sichern.
Klar, und die Östliche Partnerschaft und alle anderen Schritte gen EU sind was ohne russisches Pendant? Du malst Dir die Welt echt wie sie Dir gefällt, nur weil Du persönlich willst, daß die Ukraine um keinen Preis in die EU kommt, die Du so sehr verteufelst. Aber laß es doch die Bürger der Ukraine entscheiden. Dein Zurechtbiegen hier hat null Einfluß darauf, ob die Ukraine a) jemals EU-aufnahmefähig ist und b) es dann auch möchte.
In der Vergangenheit gab es in den Umfragen in der Ukraine meist eine knappe Mehrheit für einen EU-Beitritt, weil man eher das Ziel hatte reich wie ein westeuropäischer Nationalstaat zu werden und den undemokratisch-supranationalen Charakter der EU verkannte.
Oh, Du siehst also ein, daß eine Mehrheit den EU-Beitritt möchte, aber erklärst es Dir mit damaligem Unwissen des Bürgers. Gratuliere. "Demokratie juchu, aber wehe sie geht anders als ich möchte, dann sind die Wahlen etc. gefälscht und/oder die Bürger dumm."
Dieses Bild hat sich aber in der letzten Zeit gewandelt und momentan steht es ungefähr 50:50, die Hälfte der Ukrainer will nicht in die EU, die andere Hälfte schon.
Eine von der Universität Kiew durchgeführte Umfrage zeigte im November 2013, daß 39% der Bevölkerung für einen EU-Beitritt waren und 35% diesen Schritt ablehnten und zudem 37% der russischen Zollunion beitreten wollten.
http://en.wikipedia.org/wiki/Ukraine%E2 ... _relations
Lustig. Mir wirfst Du vor, ich würde veraltete Umfragen benutzen, nur weil ich Dir belegte, daß stets eine Mehrheit dafür war -- und meine letzte Umfrage war ebenfalls jene vom November 2013, wo die meisten für einen EU-Beitritt sind. Und daraus schlußfolgerst Du, daß die Ukraine niemals gen EU und Nato streben wird?
Ich hatte jedoch vor kurzer Zeit einen Artikel gefunden, bei dem bei den Umfragen auch die Option einer unabhängigen Ukraine ohne Zollunion und EU-Beitritt zur Verfügung stand und diese Option großen Zuspruch erhielt.
Den gefundenen Artikel habe ich Dir gezeigt, wonach es einen "großen Zuspruch" dafür gab, der größer war als für die russische Zollunion, aber auch deutlich geringer als ein EU-Beitritt. Wen willst Du hier denn veräppeln?
Viele Ukrainer wissen eben, daß es Unsinn ist, ihnen die Pistole auf die Brust zu setzen und "Brüssel oder Moskau?" zu fragen! Ich werde mal suchen, ob ich den Artikel noch finde. Du kannst natürlich die Verstimmung der Bevölkerung, u.a. wegen der absurden Forderungen bzgl. Timoschenko, nun ausnutzen und meinen, daß Du eine leicht abgeknickte Befürwortung einfach ins Unendliche hochrechnen kannst und es unabhängig politischer Geschehnisse immer weiter in diese Richtung geht. Zur Erinnerung an Deinen "gefundenen" Artikel:
http://blogs.spectator.co.uk/coffeehous ... st-leader/
Selbiges für das Abkommen:
http://online.wsj.com/news/articles/SB1 ... 2459983238
Du hast die Umfragen, die recht veraltet waren, reingestellt, was aber den Blick dafür verstellt, daß sich das Meinungsbild in den letzten 12 Monat drastisch geändert hat und sich kaum noch Mehrheiten für einen EU-Beitritt der Ukraine finden.
Du machst Dir die Lage echt zu einfach. "Der Osten ist prorussisch, der Westen proeuropäisch, also neutralisiert sich das in in Wahrheit will jeder den bisherigen Wackelkurs". Du verkennst also sowohl Wahlen, Regierungsentscheide und Umfragen. Darf ich annehmen, daß Du selbsternannter Demokrat auch Schweizer Volksentscheide ablehnst, wenn es räumliche Unterschiede gibt, ob zwischen Muttersprachen oder Stadt/Land?
Auch die Wahlergebnisse zeigen keineswegs die Befürwortung eines EU-Beitrittes, sondern eher die Bestätigung des ukrainischen Schaukelkurses zwischen Rußland und der EU: Mal kam eine eher EU-freundliche Timoschenko ans Ruder, dann wurde wieder ein eher rußlandfreundlicher Janukowitsch gewählt.
Wieder Dein einfaches 1-1=0. Janukowitsch hat vieles für einen EU-Beitritt getan, den er seit seines Wahlkampfes immer wieder beteuerte und nur auf Druck Moskaus die Unterzeichnung des Abkommens, das er in die Wege geleitet hat, um einige Monate verschoben hat, auch wenn er im selben Atemzuge sagte, daß niemand ihn von seinem Kurs Richtung Westintegration abbringen wird. Und das weißt Du. Wie toll souverän sein Land als Spielball des östlichen Nachbarns ist, kann er ja nun auch wunderbar begutachten.
Aber selbst Timoschenko wollte keine totale Unterordnung unter die EU und Janukowitsch keine Unterordnung unter Rußland, sondern beide vertraten eine neutralen Kurs nur mit je einer gewissen Tendenz zur einen oder anderen Seite. So kompliziert ist die Lage in der Ukraine nunmal und zu brüllen: "Die Ukrainer wollten schon immer in die EU/Die Ukrainer wollten schon immer zur Rußland!" wird der komplizierten Lage im Land und dem differenzierten Meinungsbild der Ukrainer nicht gerecht.
Nicht seit immer, sondern seit den 90ern. Jeder Präsident setzte diesen Kurs fort, trotz der Distanz Brüssels aus allerlei Gründen wie der wirtschaftlichen Lage. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Natürlich will nicht jeder Ukrainer in die EU. Wäre ja auch merkwürdig, wenn sie dort nordkoreanische Ergebnisse hätten. Trotzdem ist der Kurs klar. Ein "einige sind dafür, einige dagegen, also will es keiner(, weil ich es nicht möchte)" ist natürlich gar nicht simplifizierend. Wieso fällt es Dir so schwer, diese klare Richtung so anzuerkennen, genau wie Kasachstans Kurs Richtung Moskau? Da wird sicher auch nicht 100% der Wähler das gutheißen. Deshalb kann man doch nicht alle Schritte leugnen, die das Land vorgenommen hat, um mit Rußland zusammenzuwachsen. Und welche ganzen Etappen die Ukraine bereits unternommen hat, weißt Du doch ebenso, genau wie die Aussagen der Präsidenten. Und selbst sollte mal für ein paar Jahre ein antieuropäischer Präsident dort am Hebel sein, wofür es keine Anzeichen gibt, wird kein daraus kein "Daniel1 friert die Lage der Welt ein, weil er keine Veränderungen möchte". Himmel.
