Dampflok94 » Di 4. Feb 2014, 14:42 hat geschrieben:
Daß es bei Finnland eine Vorgeschichte gab, nämlich einen Angriffskrieg seitens der SU unterschlägst Du natürlich schamhaft.
Und bevor Du fragst: Nein, es rechtfertigt nicht was in Leningrad passiert ist. Aber es erklärt einiges.
Nichts unterschlage ich, Du bist nur nicht so gut informiert wie ich:
Die Schwäche Russlands nach der Revolution nutzte Finnland 1917 zur Selbständigkeitserklärung aus, es folgte ein Bürgerkrieg, dem ein bolschewistischer Putschversuch vorausgegangen war. , der mit deutscher Hilfe niedergeschlagen wurde.
Zusätzlich wollte Finnland territoriale Begehrlichkeiten auf Ostkarelien militärisch durchsetzen , auf Gebiete, die nie zu Finnland gehört hatte.
Lenin sah in Finnland jedoch keine Bedrohung und akzeptierte die Souveränität Finnlands, trotz (oder vielleicht auch gerade wegen) Finnlands Vorliebe für Deutschland.(Währungsbezeichnung z.B. gleich), dieses, unter anderem , Lenin den Vorwurf einbrachte, in Wirklichkeit ein deutscher Spion zu sein.
Im Stalin Hitler Pakt wurde Finnland der Interessensphäre der CCCP zugeschlagen.
Gewarnt durch Finnlands Unzuverlässigkeit 1917 und der Waffenbrüderschaft mit Deutschland 1917 in Ostkarelien forderte Stalin zum Schutz Leningrads schon im September 1939 Verhandlungen über die sog. Karelische Landenge zum Schutze Leningrads in einem Krieg . Diese Landenge war 1917 bei Finnlands Unabhängigkeitserklärung zu Finnland geschlagen worden..
Ggf. wollte die CCCP Gebiete und Inseln auch zur Pacht für die Dauer des Krieges. Als Kompensation bot die CCCP Finnland Gebiete in Ostkarelien an, die Finnland ja schon 1917 beansprucht hatte, die aber wie gesagt, nie zu Finnland gehört hatten..
Zumindest bot die CCCP Verhandlungen mit Finnland an, und überfiel es auch nicht , wie es wohl in anderen Teilen Osteuropas zuvor üblich gewesen war, wenn , vorgeblich Anspruch auf früheres eigenes Land , dieses wieder „heim“ geführt werden sollte, wie es z.B. Polen mehrfach gemacht hat (Kresy, Wilna, Olsa-Gebiet) .
Finnland lehnte Verhandlungen ab, glaubte auch unter Fehleinschätzung der Kampfkraft der Roten Armee nicht , das die CCCP Krieg führen würde, machte mobil, die Rote Armee nun ihrerseits angriff, und die Finnen sich aber nach ersten eigenen Erfolgen dann aus ganz Südkarelien zurückziehen mussten.
Dennoch verzichtete die CCCP auf eine gänzliche Besetzung Finnlands, wozu sie zweifelsfrei fähig gewesen wäre. Es ging nur um eine möglichst gute Absicherung der Stadt Leningrad.
Ich werde im Folgenden beweisen, wie Antikommunismus die 'Sicht auf die Realitäten verbaut: und die empörte Aussage: „dass man doch einen Angriff auf ein anderes Land nicht rechtfertigen dürfte“ , mit moralisch erhobenem Zeigefinger „doch nicht einfach ein Land angreifen, , einen souveränen Staat, , nur weil dieser sich den Wünschen nicht beugen würde“
Auf den ersten, unverbauten Blick, stimmt das auch, aber nur für denjenigen, der in Wolkenkuckucksheim lebt.
Finnland also nicht konzilliant bezüglich der Wünsche der CCCP und zog sich auf die Rechte eines souveränen Staates zurück
Halten wir fest: Triebfeder für den Winterkrieg der CCCP war , egal welche Sicht, -zurecht oder zu unrecht – der Schutz der Leningrader Bevölkerung.
(in einem Krieg gegen die CCCP, der von Stalin vorausgesagt worden war, der ebenfalls voraussah, dass sich Finnland dann in diesem Krieg an die Seite Hitler stellen würde, was dann auch geschah)
Und wie richtig die Entscheidung Stalins war, zumindest einen kleinen Schutz für die Leningrader Bevölkerung zu schaffen, zeigt, dass ohne die im Winterkrieg von Finnland eroberten Gebiete eine Versorgung der Stadt über den Ladoga-See überhaupt nicht möglich gewesen wäre, als dann Finnland in Kumpanei mit Hitler die CCCP an mehreren Stellen im Nachfolgekrieg 1941 angriff und versucht hat, die Versorgung der Stadt gänzlich zu unterbinden.
Um es mit einem Satz auszudrücken, Finnland hat sich des versuchten Mordes des Hungertodes von 4 Mio schuldig gemacht, und in rd.600.000 Fällen auch durchgeführt..
Hätte bei der CCCP die ganze Eroberung Finnlands im Nachfolgekrieg 1941auf der Agenda gestanden, an der Stelle, wo heute Helsinki ist, wäre nur noch ein tiefes schwarzes Loch.
Finnland war Kumpan Hitlers.