TheTank » Di 21. Jan 2014, 01:40 hat geschrieben:
Da stellt sich dann halt die Gegenfrage:
Wozu braucht man ein eigenes Bundesland?
Und ist das noch demokratisch legitimiert, wenn es nur eine Behörde für mehrere Länder gibt?
Was entscheiden noch die Parlamente?
Wenn zwei Länder, gemeinsam vereinbart, eine Behörde beaufsichtigen, ist das nicht weniger demokratisch, als wenn es eins tut. Die Zusammenlegung ist ja bereits demokratisch legitimiert.
Wozu man ein eigenes Bundesland braucht? Naja, "brauchen" tut man erst einmal nichts. Wir brauchen auch keine Bundeswehr. Daß es suboptimal wäre, 16 eigene Armeen zu haben, sollte aber relativ klar sein.
Aus Sicht meines Bundeslandes gibt es viele Gründe, wieso wir unseren Status nicht aufgeben wollen. Unser Einfluß im Bund würde sinken, wir hätten höhere Finanzausgaben, direktdemokratische Instrumente würden auf höheren Ebenen stattfinden und wir könnten die Wirtschaftsförderung weniger effizient gestalten. Zudem verlören wir einen Wettbewerbsvorteil dadurch, daß wir die Bauleitplanung nicht mehr als Gesetze und Rechtsverordnungen, sondern nur noch Satzungen beschließen könnten. Abgesehen davon, daß andere Bundesländer davon profitieren, wenn einzelne Gesetze erst einmal in einzelnen Ländern "ausprobiert" werden und andere Länder dann ggf. nachziehen; ob nun bei Fragen des Schulsystems oder ob man kostenlose Parkplätze für Elektrofahrzeuge anbieten kann.
Hat zwar nicht direkt mit Hamburg und Schleswig-Holstein, sondern mit Hamburg und dem Bund zu tun, aber mal ein Beispiel: Merkel war vor drei (vier?) Jahren in China mit einer Wirtschaftsdelegation und hat sich unter anderem mit dem Chef von Cosco getroffen, der größten (Staats-)Reederei Chinas. Er fragte Merkel, wann denn endlich die Elbvertiefung käme. Merkel verwies verwundert darauf, daß doch bald (ist halt schon etwas her) der Jade-Weser-Port eröffnet wurde. Vom Cosco-Chef wurde sie nur wie ein Alien angeschaut, das gerade aus seinem Raumschiff kuckt.
Warum? Weil sie einfach keine Ahnung von Hafenpolitik hat. Und das ist nicht schlimm. Muß sie ja nicht haben, denn es ist nicht ihre Aufgabe. Es ist nur fatal, wenn solche Kompetenzen dann wegwandern von jenen, die dies entsprechend verstehen, da es ihr täglich Brot ist, zu denen, die dieses Wissen eben nicht haben.
Daher ist es wenig nützlich, die Flucht in größere, räumliche Institutionen zu suchen. Zumindest bei den wirtschaftlichen Aspekten. In anderen Bereichen mag das ja durchaus SInn ergeben. Bloß, wie gesagt, wird das dort auch schon praktiziert.
Natürlich braucht Hamburg keine eigene Hafenpolitik. Die Stadt muß auch keine eigenen Vertreter dauernd nach Asien und Nord- sowie Südamerika schicken, um dort Handelsverträge zu unterzeichnen oder städtische Kooperationen in Sachen Infrastruktur und Wissenschaft. Es spricht bloß viel dafür, daß es auf diese Weise vorteilhaft ist.