Das Wesen des Sozialdemokraten
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Das Wesen des Sozialdemokraten
Zuletzt zeigte die Geschichte um Schröders Agenda das Wesen des Sozialdemokraten wieder einmal sehr deutlich. Denn im Grunde kann man den Kern der Sozialdemokratie auf eine sehr spezielle Form des Anpassungsfetischismus' reduzieren.
Die soziale Haltung, die man beim Namen der Partei vermuten würde, ist am Ende nicht mehr als eine sehr spezifische Form der gelegentlichen, seelischen Selbstbefriedigung, denn sozial, im eigentlichen Sinne, ist und war die Sozialdemokratie eigentlich nie. Bestenfalls könnte man die paar Jahre unter Willy Brandt noch so interpretieren. Ein klein wenig.
Die Sozialdemokratie passt sich dauerhaft immer dem Geist der Zeiten an, weil ihr der ideelle Urgrund fehlt und dadurch der Zwang zur Anpassung an die jeweiligen Umstände zur eigentlichen Substanz wurde. Sie ist das weltliche Ebenbild der evangelischen Kirche.
Man lässt sich meist wie das Blättchen im Wind der Zeiten, einmal hierhin, einmal dorthin wehen. In den 68er Zeiten ist man auch so ein klein wenig 68er, in den neoliberalen Jahrtausendwendezeiten ist man ein wenig neoliberal, in der heutigen Zeit präsentiert man sich wieder eher zeitgeistgemäß.
Man kann zu Schröders Agenda durchaus unterschiedlich stehen, man kann Befürworter sein oder Gegner.
Dass dieses "Reformwerk" aber ein totalitärer Bruch mit bisherigen sozialdemokratisch propagierten (scheinbaren) Werten war, dürfte niemand allen Ernstes bestreiten können. Werte, auf die ein Sozialdemokrat im Zweifelsfall immer schon gepfiffen hat, wenn ihm der Wind zu eisig ins Gesicht wehte.
Inosfern ist es nicht wirklich erstaunlich wie sehr sich die Mehrheit in der SPD auch an diesen neuen Wind anpasste. Heute hat die SPD das strukturelle Problem, dass sie in der Breite bereits an der Spitze fast ausnahmslos aus den ängstlich angepassten Kindern der Schröderzeit besteht. Aus diesem Fahrwasser kommt sie nicht mehr so ohne weiteres heraus.
Es klebt an und in der SPD wie der berühmte Pfahl im Fleisch.
Die Agenda 2010 war für die SPD ein zweites Ermächtigungsgesetz.
Und wieder obsiegten die typisch sozialdemokratischen Tugenden.
Ängstlichkeit. Anpassung. Ideelle Substanzlosigkeit.
Wenn einem der Wind allzu eisig um die Ohren weht, dann ist es für einen Sozialdemokraten an der Zeit, den Schwanz einzuziehen. Denn aufgrund der mangelnden ideellen Substanz der Sozialdemokratie hat er nichts, woran er sich festhalten oder erwärmen kann.
Für Menschen mit stabiler Persönlichkeit war die SPD nie wählbar.
Die soziale Haltung, die man beim Namen der Partei vermuten würde, ist am Ende nicht mehr als eine sehr spezifische Form der gelegentlichen, seelischen Selbstbefriedigung, denn sozial, im eigentlichen Sinne, ist und war die Sozialdemokratie eigentlich nie. Bestenfalls könnte man die paar Jahre unter Willy Brandt noch so interpretieren. Ein klein wenig.
Die Sozialdemokratie passt sich dauerhaft immer dem Geist der Zeiten an, weil ihr der ideelle Urgrund fehlt und dadurch der Zwang zur Anpassung an die jeweiligen Umstände zur eigentlichen Substanz wurde. Sie ist das weltliche Ebenbild der evangelischen Kirche.
Man lässt sich meist wie das Blättchen im Wind der Zeiten, einmal hierhin, einmal dorthin wehen. In den 68er Zeiten ist man auch so ein klein wenig 68er, in den neoliberalen Jahrtausendwendezeiten ist man ein wenig neoliberal, in der heutigen Zeit präsentiert man sich wieder eher zeitgeistgemäß.
Man kann zu Schröders Agenda durchaus unterschiedlich stehen, man kann Befürworter sein oder Gegner.
Dass dieses "Reformwerk" aber ein totalitärer Bruch mit bisherigen sozialdemokratisch propagierten (scheinbaren) Werten war, dürfte niemand allen Ernstes bestreiten können. Werte, auf die ein Sozialdemokrat im Zweifelsfall immer schon gepfiffen hat, wenn ihm der Wind zu eisig ins Gesicht wehte.
Inosfern ist es nicht wirklich erstaunlich wie sehr sich die Mehrheit in der SPD auch an diesen neuen Wind anpasste. Heute hat die SPD das strukturelle Problem, dass sie in der Breite bereits an der Spitze fast ausnahmslos aus den ängstlich angepassten Kindern der Schröderzeit besteht. Aus diesem Fahrwasser kommt sie nicht mehr so ohne weiteres heraus.
Es klebt an und in der SPD wie der berühmte Pfahl im Fleisch.
Die Agenda 2010 war für die SPD ein zweites Ermächtigungsgesetz.
Und wieder obsiegten die typisch sozialdemokratischen Tugenden.
Ängstlichkeit. Anpassung. Ideelle Substanzlosigkeit.
Wenn einem der Wind allzu eisig um die Ohren weht, dann ist es für einen Sozialdemokraten an der Zeit, den Schwanz einzuziehen. Denn aufgrund der mangelnden ideellen Substanz der Sozialdemokratie hat er nichts, woran er sich festhalten oder erwärmen kann.
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Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Max73,
bin kein SPDler, doch Deine Analyse ist etwas einseitig und auf Provo ausgelegt!
schau Dir doch mal die Gruenen an - die sind noch nicht so lange dabei, aber da wird ihre Flexibilitaet auch bei Agenda und so als positiv ausgelegt
Verkehrsminister Herrmann ein jahrelanger Gegner von S21 baut nun S21 mit und will es zu einem guten Abschluss bringen - 28% bei der letzen Umfrage
Zuwachs weil eben gute Politik und Buergergesellschaft des gehoert werdens und man nimmt eben fast alle mit
die SPD verkauft ihre Politik etwas unter ihrem Niveau - das ist ihr Problem und nicht das Wesen der Sozialdemokratie!
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Zuwachs weil eben gute Politik und Buergergesellschaft des gehoert werdens und man nimmt eben fast alle mit

die SPD verkauft ihre Politik etwas unter ihrem Niveau - das ist ihr Problem und nicht das Wesen der Sozialdemokratie!
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Es geht hier nur um die SPD.pikant » Do 8. Aug 2013, 16:23 hat geschrieben:Max73,
bin kein SPDler, doch Deine Analyse ist etwas einseitig und auf Provo ausgelegt!
schau Dir doch mal die Gruenen an - die sind noch nicht so lange dabei, aber da wird ihre Flexibilitaet auch bei Agenda und so als positiv ausgelegt
Verkehrsminister Herrmann ein jahrelanger Gegner von S21 baut nun S21 mit und will es zu einem guten Abschluss bringen - 28% bei der letzen Umfrage![]()
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die SPD verkauft ihre Politik etwas unter ihrem Niveau - das ist ihr Problem und nicht das Wesen der Sozialdemokratie!
Kannst ja einen Provothread zu den Grünen oder der CSU eröffnen
und Deine Analyse unters Volk streuen.

Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Es war die Übernahme von Verantwortung und es war nicht das erste Mal, dass die SPD unangenehme Aufgaben übernommen hat, für welche sich Andere zu schade waren. Was heute immer wieder ausgeblendet wird, ist, dass seit der Agenda einige Jahre vergangen sind. Wir haben heute definitiv eine andere Situation als Ende der 90er. Deshalb ist es ohne Weiteres vermittelbar, dass man jetzt neu justieren will. Und deshalb ist eine Modifikation und Neuausrichtung keine unglaubwürdige Kehrtwende, sondern eine zeitgemäße, triviale Selbstverständlichkeit.Man kann zu Schröders Agenda durchaus unterschiedlich stehen, man kann Befürworter sein oder Gegner.
Dass dieses "Reformwerk" aber ein totalitärer Bruch mit bisherigen sozialdemokratisch propagierten (scheinbaren) Werten war, dürfte niemand allen Ernstes bestreiten können. Werte, auf die ein Sozialdemokrat im Zweifelsfall immer schon gepfiffen hat, wenn ihm der Wind zu eisig ins Gesicht wehte.
Inosfern ist es nicht wirklich erstaunlich wie sehr sich die Mehrheit in der SPD auch an diesen neuen Wind anpasste. Heute hat die SPD das strukturelle Problem, dass sie in der Breite bereits an der Spitze fast ausnahmslos aus den ängstlich angepassten Kindern der Schröderzeit besteht. Aus diesem Fahrwasser kommt sie nicht mehr so ohne weiteres heraus.
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Bitte was? Kirche und Dorf und so, würde ich vorschlagen.Die Agenda 2010 war für die SPD ein zweites Ermächtigungsgesetz.
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Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Max73 » Do 8. Aug 2013, 15:53 hat geschrieben:Die Agenda 2010 war für die SPD ein zweites Ermächtigungsgesetz.

An dem Ermächtigungsgesetz war die SPD nun gar nicht beteiligt, vielmehr wurde sie damit abserviert.
Wenn man die Agenda 2010 überhaupt mit einem anderen sozialdemokratischen Sündenfall vergleichen will, dann mit der Burgfriedenspolitik im Jahre 1914:
http://www.lexikon-erster-weltkrieg.de/Burgfriede
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Metaphern sind etwas höchst Komplexes.
Nix für Bremer Abitur.

Nix für Bremer Abitur.

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Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Es gibt übrigens noch einen dritten sozialdemokratischen Sündenfall, der zeitlich mit dem zweiten zusammenfällt. Diesem Sch ... hier wird nämlich vornehmlich die sozialdemokratische Klientel ausgeliefert:
Die Klientel der bürgerlichen Parteien hält sich sowohl an ihren Arbeitsplätzen als auch in ihren Wohnvierteln hübsch fern von den Hauptschauplätzen solcher Konflikte.
http://aktuell.meinestadt.de/stadt-brem ... uarbeiter/Tätlicher Angriff auf Bauarbeiter
Eine Gruppe von vier Personen wollte einen abgesperrten
Baustellenbereich als Abkürzung benutzen. Es kam zunächst zu einer
verbalen Auseinandersetzung mit den dortigen Bauarbeitern. Später
kehrte die Gruppe mit rund 30-köpfiger Verstärkung zurück und griff
die Bauarbeiter an. Vier von ihnen wurden dabei verletzt.
(...)
Die Klientel der bürgerlichen Parteien hält sich sowohl an ihren Arbeitsplätzen als auch in ihren Wohnvierteln hübsch fern von den Hauptschauplätzen solcher Konflikte.
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Max73 » Do 8. Aug 2013, 20:31 hat geschrieben:Metaphern sind etwas höchst Komplexes.
Nix für Bremer Abitur.
1. Müssen Metaphern auch passen.
2. Ist es auch inzwischen wirklich deplatziert, immer und immer wieder und inflationär Begriffe mit Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus für allen möglichen Kram zu bemühen.
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Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Die heutige SPD ist in derselben Tradition wie damals in den 30ern.
- Progressiver
- Beiträge: 2656
- Registriert: Sonntag 1. April 2012, 00:37
- Wohnort: Baden-Württemberg
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Die SPD ist eine Partei von Opportunisten, die dem Zeitgeist hinterherhechelt. In den 1990ern war Gerhard Schröder für die totale Entfesselung der Finanzmärkte, obwohl schon die Zeit vor und während der Großen Depression in den 1920ern und 1930ern gezeigt hat, wohin das führt. Jetzt dagegen wollen seine Nachfolger von dieser "ruhmvollen Tat" nichts mehr wissen, weil die Wähler auf die Bankster wütend sind. So predigen sie heute das genaue Gegenteil. Wäre die SPD sich treu geblieben, hätte sie auf Lafontaine hören müssen, der schon damals -vergeblich- vor dem kommenden Irrsinn gewarnt hatte. Aber anstatt klar sozialdemokratisch zu handeln, ist man lieber umgefallen und hat Lafontaine scheinbar kaltgestellt.
Es ist kein Wunder, dass viele Wähler lieber zu Hause bleiben oder andere Parteien wählen, als diese Partei ohne inneren festen Kern zu wählen, die heute "Hüh" und morgen "Hott" sagt.
Aber da der Threadthema "Das Wesen des Sozialdemokraten" lautet, muß ich noch hinzufügen: Dies war seit 1913 die meiste Zeit so. August Bebel würde im Grabe rotieren, wenn er feststellen könnte, was seine Nachfolger aus seiner Partei gemacht haben. Und zu den eigenen Verfehlungen standen die SPDler ebenfalls nicht.
1914 hatten die Pazifisten Recht, als sie mit dem Krieg eine große Katastrophe kommen sahen. Aber die obrigkeitstreue Mehrheits-SPD ließ es lieber zu, dass Millionen von Deutschen sinnlos sterben mußten und warf sich auf die Seite der Mächtigen. 1919 ließ man es lieber zu, dass die Pazifistin Rosa Luxemburg sowie andere ermordet wurden, als sich der eigenen Mitschuld am Ersten Weltkrieg zu stellen. Damit hatte man sich aber nicht nur als verlässlicher Kettenhund der Reaktionäre gezeigt, sondern auch noch den Bruch zwischen den Kommunisten und den Sozialdemokraten besiegelt und erstere endgültig von der Idee der parlamentarischen Demokratie entfremdet. Wie hätte es wohl 1933 mit Hitler ausgesehen, wenn Kommunisten und Sozis zusammen gegen die späteren Kriegstreiber aufgestanden wären? Und ja: Es stimmt, dass sich die SPD 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz gestellt hatte -mit Worten. Aber in den Jahren zuvor hatte sie verschlafen, dass die Reaktionäre sich gesammelt hatten, um jemanden wie Hitler zu installieren. Und -mit Worten- hatte sich die SPD auch erst gegen das Ermächtigungsgesetz gestellt, als Kommunisten und andere schon längst in den KZs verschwunden waren.
Glücklicherweise war Willy Brand da später anders, da er künftige Entwicklungen seiner Zeit schon voraussah und die ganzen Gruppen, die links von der SPD standen, integrieren konnte. Somit war er der einzige sozialdemokratische Kanzler, der auch bei hoher Wahlbeteiligung mit seiner Politik und mithilfe seines damaligen Koalitionspartners eine Mehrheit erreichen konnte. Schon sein Nachfolger war dagegen ein Spalter und ließ es zu, dass die Grünen entstanden. Aber auch die neuentstandene Partei DIE LINKE (sowie die Piratenpartei) würde es in ihrer heutigen Form so wohl nicht geben, würden die Sozis nicht dem Kapital und den Wirtschaftsbossen hinterherlaufen und zu ihrem persönlichen Vorteil deren Fußabtreter spielen. Und langsam wachen die Wähler eben auch auf.
Vielleicht gibt es bei der Bundestagswahl im September noch 20% der Wählerstimmen, die diese blutleeren und fantasielosen Sozis noch einfahren können. Aber Kanzler werden kann man mit dieser obrigkeitshörigen, konzeptlosen Einstellung, die jede Verantwortung von sich weist, nicht mehr.
Es ist kein Wunder, dass viele Wähler lieber zu Hause bleiben oder andere Parteien wählen, als diese Partei ohne inneren festen Kern zu wählen, die heute "Hüh" und morgen "Hott" sagt.
Aber da der Threadthema "Das Wesen des Sozialdemokraten" lautet, muß ich noch hinzufügen: Dies war seit 1913 die meiste Zeit so. August Bebel würde im Grabe rotieren, wenn er feststellen könnte, was seine Nachfolger aus seiner Partei gemacht haben. Und zu den eigenen Verfehlungen standen die SPDler ebenfalls nicht.
1914 hatten die Pazifisten Recht, als sie mit dem Krieg eine große Katastrophe kommen sahen. Aber die obrigkeitstreue Mehrheits-SPD ließ es lieber zu, dass Millionen von Deutschen sinnlos sterben mußten und warf sich auf die Seite der Mächtigen. 1919 ließ man es lieber zu, dass die Pazifistin Rosa Luxemburg sowie andere ermordet wurden, als sich der eigenen Mitschuld am Ersten Weltkrieg zu stellen. Damit hatte man sich aber nicht nur als verlässlicher Kettenhund der Reaktionäre gezeigt, sondern auch noch den Bruch zwischen den Kommunisten und den Sozialdemokraten besiegelt und erstere endgültig von der Idee der parlamentarischen Demokratie entfremdet. Wie hätte es wohl 1933 mit Hitler ausgesehen, wenn Kommunisten und Sozis zusammen gegen die späteren Kriegstreiber aufgestanden wären? Und ja: Es stimmt, dass sich die SPD 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz gestellt hatte -mit Worten. Aber in den Jahren zuvor hatte sie verschlafen, dass die Reaktionäre sich gesammelt hatten, um jemanden wie Hitler zu installieren. Und -mit Worten- hatte sich die SPD auch erst gegen das Ermächtigungsgesetz gestellt, als Kommunisten und andere schon längst in den KZs verschwunden waren.
Glücklicherweise war Willy Brand da später anders, da er künftige Entwicklungen seiner Zeit schon voraussah und die ganzen Gruppen, die links von der SPD standen, integrieren konnte. Somit war er der einzige sozialdemokratische Kanzler, der auch bei hoher Wahlbeteiligung mit seiner Politik und mithilfe seines damaligen Koalitionspartners eine Mehrheit erreichen konnte. Schon sein Nachfolger war dagegen ein Spalter und ließ es zu, dass die Grünen entstanden. Aber auch die neuentstandene Partei DIE LINKE (sowie die Piratenpartei) würde es in ihrer heutigen Form so wohl nicht geben, würden die Sozis nicht dem Kapital und den Wirtschaftsbossen hinterherlaufen und zu ihrem persönlichen Vorteil deren Fußabtreter spielen. Und langsam wachen die Wähler eben auch auf.
Vielleicht gibt es bei der Bundestagswahl im September noch 20% der Wählerstimmen, die diese blutleeren und fantasielosen Sozis noch einfahren können. Aber Kanzler werden kann man mit dieser obrigkeitshörigen, konzeptlosen Einstellung, die jede Verantwortung von sich weist, nicht mehr.
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum." Friedrich Nietzsche
"Wer nur einen Hammer als Werkzeug hat, dem wird bald jedes Problem zum Nagel."
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Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Offensichtlich nur auf Provokation ausgelegt, da relativ inhaltsleer. Trotzdem von mir die Nachfrage? Was genau ist denn für dich der völlig frei interpretierbare Begriff "sozial" und was genau erwartest du von einer "sozialen" Partei?Max73 » Do 8. Aug 2013, 15:53 hat geschrieben:Zuletzt zeigte die Geschichte um Schröders Agenda das Wesen des Sozialdemokraten wieder einmal sehr deutlich. Denn im Grunde kann man den Kern der Sozialdemokratie auf eine sehr spezielle Form des Anpassungsfetischismus' reduzieren.
Die soziale Haltung, die man beim Namen der Partei vermuten würde, ist am Ende nicht mehr als eine sehr spezifische Form der gelegentlichen, seelischen Selbstbefriedigung, denn sozial, im eigentlichen Sinne, ist und war die Sozialdemokratie eigentlich nie. Bestenfalls könnte man die paar Jahre unter Willy Brandt noch so interpretieren. Ein klein wenig.
Die Sozialdemokratie passt sich dauerhaft immer dem Geist der Zeiten an, weil ihr der ideelle Urgrund fehlt und dadurch der Zwang zur Anpassung an die jeweiligen Umstände zur eigentlichen Substanz wurde. Sie ist das weltliche Ebenbild der evangelischen Kirche.
Man lässt sich meist wie das Blättchen im Wind der Zeiten, einmal hierhin, einmal dorthin wehen. In den 68er Zeiten ist man auch so ein klein wenig 68er, in den neoliberalen Jahrtausendwendezeiten ist man ein wenig neoliberal, in der heutigen Zeit präsentiert man sich wieder eher zeitgeistgemäß.
Man kann zu Schröders Agenda durchaus unterschiedlich stehen, man kann Befürworter sein oder Gegner.
Dass dieses "Reformwerk" aber ein totalitärer Bruch mit bisherigen sozialdemokratisch propagierten (scheinbaren) Werten war, dürfte niemand allen Ernstes bestreiten können. Werte, auf die ein Sozialdemokrat im Zweifelsfall immer schon gepfiffen hat, wenn ihm der Wind zu eisig ins Gesicht wehte.
Inosfern ist es nicht wirklich erstaunlich wie sehr sich die Mehrheit in der SPD auch an diesen neuen Wind anpasste. Heute hat die SPD das strukturelle Problem, dass sie in der Breite bereits an der Spitze fast ausnahmslos aus den ängstlich angepassten Kindern der Schröderzeit besteht. Aus diesem Fahrwasser kommt sie nicht mehr so ohne weiteres heraus.
Es klebt an und in der SPD wie der berühmte Pfahl im Fleisch.
Die Agenda 2010 war für die SPD ein zweites Ermächtigungsgesetz.
Und wieder obsiegten die typisch sozialdemokratischen Tugenden.
Ängstlichkeit. Anpassung. Ideelle Substanzlosigkeit.
Wenn einem der Wind allzu eisig um die Ohren weht, dann ist es für einen Sozialdemokraten an der Zeit, den Schwanz einzuziehen. Denn aufgrund der mangelnden ideellen Substanz der Sozialdemokratie hat er nichts, woran er sich festhalten oder erwärmen kann.
Für Menschen mit stabiler Persönlichkeit war die SPD nie wählbar.
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Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Falscher Thread.
Zuletzt geändert von Officer Barbrady am Samstag 10. August 2013, 22:48, insgesamt 2-mal geändert.
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Durch Anbiederung an gewalttätige, extreme Elemente?SoleSurvivor » Fr 9. Aug 2013, 08:43 hat geschrieben:Die heutige SPD ist in derselben Tradition wie damals in den 30ern.
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Die da wären?Zeta » So 11. Aug 2013, 10:05 hat geschrieben: Durch Anbiederung an gewalttätige, extreme Elemente?
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Sozialdemokraten hören das natürlich nicht gerne, finden es provozierend,'Infi » Sa 10. Aug 2013, 20:04 hat geschrieben: Offensichtlich nur auf Provokation ausgelegt, da relativ inhaltsleer. Trotzdem von mir die Nachfrage? Was genau ist denn für dich der völlig frei interpretierbare Begriff "sozial" und was genau erwartest du von einer "sozialen" Partei?
wenn man sie nicht, wie sie es selbstbefriedigend gerne tun, als "die Guten" betrachtet.
Wenn Du die Frage, was "sozial" ist, explizit diskutieren möchtest,
eröffne einfach einen eigenen Strang dazu und schreibe erst mal,
wie Du das siehst. Ich äußere mich in diesem Rahmen dann auch gerne dazu,
wenn Dir daran liegt.
Hier würde es aber den Strang vom Hütchen zum Stöckchen zerfleddern.
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Richtig.Progressiver » Sa 10. Aug 2013, 19:57 hat geschrieben:Die SPD ist eine Partei von Opportunisten, die dem Zeitgeist hinterherhechelt. In den 1990ern war Gerhard Schröder für die totale Entfesselung der Finanzmärkte, obwohl schon die Zeit vor und während der Großen Depression in den 1920ern und 1930ern gezeigt hat, wohin das führt. Jetzt dagegen wollen seine Nachfolger von dieser "ruhmvollen Tat" nichts mehr wissen, weil die Wähler auf die Bankster wütend sind. So predigen sie heute das genaue Gegenteil. Wäre die SPD sich treu geblieben, hätte sie auf Lafontaine hören müssen, der schon damals -vergeblich- vor dem kommenden Irrsinn gewarnt hatte. Aber anstatt klar sozialdemokratisch zu handeln, ist man lieber umgefallen und hat Lafontaine scheinbar kaltgestellt.


Willy Brandt wäre in der SPD zu Schröders Zeiten als Kommunist beschimpft worden.
Von den eigenen Leuten.

Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Ach so ist das. Du baust deinen kompletten Eingangsbeitrag auf dem Wort "sozial" auf, willst dieses dann aber nicht näher definieren. So kann ich auch die FDP als sozialistisch bezeichnen oder Angela Merkel als unhöflich oder meinen Nachbar als blöd. Ich muss es ja nicht näher ausführen.Max73 » So 11. Aug 2013, 14:50 hat geschrieben: Sozialdemokraten hören das natürlich nicht gerne, finden es provozierend,
wenn man sie nicht, wie sie es selbstbefriedigend gerne tun, als "die Guten" betrachtet.
Wenn Du die Frage, was "sozial" ist, explizit diskutieren möchtest,
eröffne einfach einen eigenen Strang dazu und schreibe erst mal,
wie Du das siehst. Ich äußere mich in diesem Rahmen dann auch gerne dazu,
wenn Dir daran liegt.
Hier würde es aber den Strang vom Hütchen zum Stöckchen zerfleddern.
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Kann es sein, dass Du diagonal liest?'Infi » So 11. Aug 2013, 15:01 hat geschrieben: Ach so ist das. Du baust deinen kompletten Eingangsbeitrag auf dem Wort "sozial" auf,
Es ging eher um Korruption, Bestechung, Anpassung und nur in einem Absatz spezifisch um den Begriff "sozial".
Zuletzt geändert von Max73 am Sonntag 11. August 2013, 18:45, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Geile Wahlplakate hat die SPD hier in Bayern, so richtig was für Intelligenzbestien:pikant » Do 8. Aug 2013, 16:23 hat geschrieben:Max73,
die SPD verkauft ihre Politik etwas unter ihrem Niveau - das ist ihr Problem und nicht das Wesen der Sozialdemokratie!
http://www.schleckysilberstein.com/2013 ... rtausends/
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Wir können jetzt natürlich darüber diskutieren wie zentral der Begriff "sozial" für deinen Eingangsbeitrag ist.Max73 » So 11. Aug 2013, 15:07 hat geschrieben: Kann es sein, dass Du diagonal liest?
Es ging eher um Korruption, Bestechung, Anpassung und nur in einem Absatz spezifisch um den Begriff "sozial".

Ich stelle fest: du bist weiterhin nicht willens mir zu beantworten was für dich konkret soziales Handeln oder ein soziales Weltbild bedeutet. Auch kannst du mir nicht erklären was an den von dir verhassten Sozialdemokraten unsozial wäre.
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Doktor Schiwago » So 11. Aug 2013, 17:12 hat geschrieben: Geile Wahlplakate hat die SPD hier in Bayern, so richtig was für Intelligenzbestien:
http://www.schleckysilberstein.com/2013 ... rtausends/

stark!
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Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Nein, ganz sicher nicht. Eher peinlich.
Die Sozialdemokratie wird im September eine kräftige Watschen bekommen, die sich gewaschen hat. Völlig verdient. Den Sekt werde ich für diesen Abend kaltstellen.
'Diplomatie ist die Kunst, seinem verhassten Nachbarn die Kehle durchzuschneiden, ohne ein Messer zu benutzen.'
Re: Das Wesen des Sozialdemokraten
Ja. Die SPD stand schon immer auf alles, was zu weit rechts ist.Zeta » So 11. Aug 2013, 09:05 hat geschrieben: Durch Anbiederung an gewalttätige, extreme Elemente?