Russischer EU-Beitritt

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Radagast
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Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Radagast »

Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?
Nr. 25 :)
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bakunicus
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von bakunicus »

Radagast hat geschrieben:Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?

der gedankenansatz ist nicht schlecht.

allerdings kann ich mir das mit der derzeitigen clique um putin und co. nicht vorstellen.
deren autoritärer führungsstil verträgt sich sicher nicht mit brüssel.

außerdem sitzt rußland mit steigendem ölpreis in einer komfortablen position.
eine zu starke bindung nach westen, verbaut optionen nach osten.

bakunicus
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daimos
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von daimos »

Ich denke, für beide Akteure - also sowohl EU als auch Russland - wäre das nur ein Nachteil. Die EU würde durch einen russischen Beitritt endlos überdehnt und hätte mit einer europäischen Union nicht mehr sooo viel zu tun. Außerdem sind da immer noch die osteuroäischen Mitgliedsstaaten, die einen Beitritt Russlands IMO nicht so sehr begrüßen würden, um es mal milde auszudrücken.
Und zum zweiten Russland: Wieso sollte sich Russland denn so binden lassen? Ich denke, Russland tut gut, wenn es sich nach allein Seiten bzw. Grenzen multilateral absichert. Und das kann es nur, wenn es auch teils widersprüchliche Vereinbarungen trifft. Mit China muss Russland anders reden als mit dem Iran, Georgien oder Finnland.
Γνῶθι σεαυτόν
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Platon
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Platon »

Russland hätte dadurch in der EU viel zu viel Gewicht, das kann nicht im Interesse der derzeitig dominante Staaten wie Deutschland oder Frankreich sein. Allein durch diese politische Ebene ist die Sache sehr zweifelhaft...
Dieser Beitrag ist sehr gut.
KukuLeLe

Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von KukuLeLe »

Radagast hat geschrieben:Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?
Sicherlich würden 10-20% der Reichen und Unternehmer davon profitieren.
Die Übrigen würden wahrscheinlich nur verlieren.

Und eine politisch-wirtschaftliche Union zwischen demokratischen Staaten (EU) und einem traditionellen Unrechtsstaat mit Weltmachtansprüchen (Russland) wäre sowieso unmöglich.

MfG
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Ермолов
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Ермолов »

Die EU stößt auf wenig Begeisterung in Russland, sowohl in der Bevölkerung als auch in den Führungseliten. Es gibt mehrere Gründe dafür. Der meines Erachtens wichtigste ist die gewisse russische Freiheitsliebe und größtmögliche Unabhängigkeit von den anderen Staaten. Putin wusste genau, welches Gefühl er anregte, als er sagte, es gebe heute nur wenige Staaten, die wirklich unabhängig sind. Ein Abtritt eigener Souveränitätsrechte an Brüssel wäre der Verlust dieser Abhängigkeit und die Notwendigkeit eines Konsens selbst mit den kleinsten Staaten des Bündnisses als eine Verletzung des Nationalstolzes angesehen. Wichtig ist hierbei die Verarmung und Elend breiter Bevölkerungsschichten während der 90er, die die kurze Periode prowestlicher Euphorie aufgelöst und durch ernüchternde Enttäuschung und Wut abgelöst haben, die noch mehrere Jahrzehnte nachwirken werden.
Ebenso hat die russische Elite wenig Interesse daran, eigene für sie profitablen Bürokratiestrukturen durch jene der EU zu ersetzen und wendet sich trotz privater Vorzüge des westlichen Lebensstils eher Asien zu, wo Russlands ökonomisches Potential viel höher ist und sich Absatzmärkte ergeben, die sich nicht nur auf Rohstoffreichtum stützen.
Gegenüber Europa verfolgt Russland einen Zersplitterungskurs und verhindert bislang erfolgreich jegliche Versuche einer gemeinsamen Russland(Energie)politik durch Vertragsabschlüsse mit einzelnen Staaten.
Auch darf man nicht vergessen, dass Russland für sich die politische Vorherrschaft in Zentralasien und dem Kaukasus beansprucht, die selbst unter großzügiger europäischer Definition Russlands immer noch eher asiatisch anzusehen sind, und die russische Einflussnahme auf diese Gebiete durch gemeinsame europäische Poltik eingeschränkt wäre.
Und nicht zuletzt natürlich die Beitrittskriterien. Ich bezweifle ernstahft, ob RF es jemals auf ein von der EU gefordertes Niveau an Menschenrechten und Demokratie bringen wird, auch wenn Medwedew es sich wohl zur Afgabe gemacht hat, diese zu achten. Die Gründe dafür liegen weniger an massiver oder systematischer Verletzung dieser, als ihrer Ausnutzung als poltisches Druckmitttel seitens westlicher Staaten.
Wie eine höchst unwahrscheinliche EU mit Russland aussehen würde, bzw. welche Auswirkungen ein Beitritt hätte, vermag ich nicht zu sagen.
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davidbektas
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von davidbektas »

Ich stimme Ермолов zu, ich glaube kaum das man Russland für einen Beitritt in die EU begeistern könnte. Die Russen wollen lieber unabhängig bleiben, das finde ich auch verständlich. Hinzu kommt das viele Ostländer (zb. Polen) sich gegen einen Beitritt Russlands ausprechen würden und die Frage ob Russland die Beitrittsbedingungen erfüllen würde. Für die EU wäre ein Beitritt Russlands natürlich toll: Machtgewinn, Ressourcen,...

Ich denke man sollte sowieso erstmal die Serben (+ andere Balkan-Länder und u.U. auch die Türken) an Bord holen bevor man über eine weitere Expansion der EU nachdenkt.
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Xandru
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Xandru »

Radagast hat geschrieben:Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?
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Tischler
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Tischler »

Hui, wo das wohl hinführen würde. :D
Auf den ersten Blick sieht das ja alles ganz toll aus. Mächtigster Staatenbund, Austausch von Rohstoffen und Know how...
Die EU und Russland vertreten jedoch viel zu verschiedene Werte.
Ich sehe gerade vor meinem geistigen Auge Merkel und co im Kreml über Menschenrechte reden.
Auch hat die Union bereits ohne Russland genug Probleme, z.B. enger zusammen zu rücken.
Dragus

Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Dragus »

Zu erst mal sollte man zwischen den normalen Russen und der russischen Elite unterscheiden. Viele normale Russen haben nichts gegen die EU. Vor allen Dingen haben sie auch überhaupt keine Ahnung von der EU, können kein Englisch und waren noch nie außerhalb des russischen Sprachraumes. Gerade in den ländlichen Regionen kennen sie vielleicht noch die nächste russische Stadt persönlich und ein paar Dörfer der Region, wo sie Verwandte haben, das war es dann aber. Das liegt am Kalten Krieg und der in den 90 herrschenden Armut. Reisen konnte sich niemand leisten und Reisen ins Ausland waren eh streng reglementiert, nur für die Oberschicht. Das höchste der Gefühle bestand für junge Russen darin, mal über Jugendprogramme in ein eines der heutigen GUS Länder verschickt zu werden.

Bezüglich Bevormundung kontra Freiheitsliebe - es gibt wohl kaum ein Volk in Europa, welches in der Politik weniger zu sagen hat und hatte, als das Russische. Der Gegensatz: Europäische Abhängigkeit zu russischer Freiheit, ist ein künstlicher. Tatsächlich hätten Russen in der EU mehr zu sagen, als sie es als Russen in einem isolierten oder gar nach China orientierten Bündnis zu sagen hätten.

Daher würde ich es anders herum sagen: Das Russland außerhalb der EU bleibt, ist ein Garant für die russische Oberschicht, ihre Geschäfte weiter auf die alte Art machen zu können. Über die Köpfe der Menschen hinweg, über Leichen hinweg, über jedem Gesetz stehend - denn das Gesetz in Russland, das sind gute Beziehungen. Wer den Richter bezahlen kann oder besser, dafür sorgt das er einen Anruf aus dem Kreml bekommt, der steht über dem Recht.

Das ginge durch einen EU-Beitritt verloren. Vermutlich brauchen die Russen selbst noch einige Zeit, sich endlich mal erfolgreich gegen ihre eigene Elite zu organisieren und ihre Rechte durch zu setzen - und zwar auch die Rechte der verratenen und verkauften Russen bei der Auflösung der UdSSR. Auch hier kann man sehr gut sehen, wie es Russen in der EU besser geht, als in GUS Staaten, wo sie in der Minderheit sind und von Moskau keinerlei Schutz ihrer Rechte genießen - es sei denn, sie eigenen sich zu geopolitischen Machtspielen.

Wenn Putin davon spricht, es gibt nur wenige Länder, die wirklich Unabhängig sind, dann meint er: Es gibt nur wenige industrialisierte Länder, in denen die Elite wirklich über dem Gesetz steht und das Volk tatsächlich die Schnauze zu halten hat.
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Ермолов
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Ермолов »

KukuLeLe hat geschrieben: Und eine politisch-wirtschaftliche Union zwischen demokratischen Staaten (EU) und einem traditionellen Unrechtsstaat mit Weltmachtansprüchen (Russland) wäre sowieso unmöglich.

MfG
Was gibt dir eigentlich das Recht, Russland als ein "traditioneller Unrechstaat" zu bezeichnen? Ich sehe außer deiner persönlichen Abneigung gegenüber Russland ehrlich gesagt keine signifikaten "traditionellen Unrechtstaatlichen" strukturen, die nicht in gleicher oder zumindest ähnlicher Weise in anderen europäischen Staaten vorkamen.
davidbektas hat geschrieben:Hinzu kommt das viele Ostländer (zb. Polen) sich gegen einen Beitritt Russlands ausprechen würden und die Frage ob Russland die Beitrittsbedingungen erfüllen würde. (...)
Da gebe ich dir auch Recht. Aber beruhen die Wurzeln der EU nicht auf dem Leitgedanken, die Jahrhunderte lange Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich zu überwinden und endlich in Europa dauerhaft Frieden und Stabilität zu sichern? Die osteuropäischen Staaten (kommunistische Herrschaft ausgenommen eigentlich nur Polen und Baltikum) sollten meiner Meinung nach erkennen, dass sie auch in Zukunft an Russland grenzen werden und Ignoranz und Isolationsstreben hierbei nur kontraproduktiv sind. Nur so kann Europa auch weiterhin etwas zusammenrücken. Als gutes Beispiel würde ich Finnland aufführen, das in seiner Geschichte nach dem schwedischen auch russischem Imperialismus zum Opfer fiel und trotz des Krieges 1939 heute über ausgewogene Beziehungen zu Russland verfügt.
Dragus hat geschrieben:Viele normale Russen haben nichts gegen die EU.
Da es viele Russen gibt, stimmt die Aussage sogar. Von Mehrheit der Russen kann aber gar keine Rede sein. Die sind eindeutig skeptisch, wenn nicht sogar feindseelig gegenüber dem Westen orientiert, wobei man hier eher zwischen den einzelnen Staaten differenzieren muss.
In periodisch wiederkehrenden Umfragen kommt Deutschland, (weniger stark auch Frankreich oder Italien) so immer auf einen guten Sympathiewert. Für Großbritannien oder USA sieht es hingegen eher düster aus.
Dragus hat geschrieben: Vor allen Dingen haben sie auch überhaupt keine Ahnung von der EU,

Nichteinmal viele Bürger der EU haben viel Ahnung von EU und sind bereits bei den Gestaltung und Zweck ihrer Organe maßlos überfordert.
Dragus hat geschrieben: können kein Englisch

Das ist relativ. Englisch war in früheren Schulsystemen eine Wahlsprache, während man sich stattdessen für z.B. Deutsch entscheiden konnte. Momentant sieht es in den gebildeteren und wohlhabenderen Gesellschaftsschichten auch nicht mehr so übel aus, was sich auch z.B. in zahlreichen Internetforen äußert.
Dragus hat geschrieben: und waren noch nie außerhalb des russischen Sprachraumes.
Der auch nicht sonderlich klein war. Auch hier ist eine neue Tendenz erkennbar. Zunehmend mehr Russen können es sich leisten, mal in Urlaub in die Türkei zu fahren oder Stadturlaub in Paris zu machen. Dieser ach so mühsam von Putin geforderte "Mittelstand" umfasst immerhin 10-20% der Bevölkerung.
Dragus hat geschrieben: Gerade in den ländlichen Regionen kennen sie vielleicht noch die nächste russische Stadt persönlich und ein paar Dörfer der Region, wo sie Verwandte haben, das war es dann aber.
Diese Annahme ist grundlegend falsch. Es herrschte zu jedem Zeitpunkt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine sehr hohe räumliche Mobilität der Bevölkerung, die sich teilweise auch nach der UdSSR erhalten hat. Dies spiegelte sich unter anderem in großen Besiedelungsprogrammen Sibiriens oder Kasachstans, was aber in diesem Zusammenhang nur am Rande erwähnenswert ist.
So hatte der Großteil sowjetischer Bürger die Möglichkeit nahezu jährlich, Urlaub im Kaukasus, Baltikum, Schwarzen Meer oder Moskau/Sankt Petersburg zu machen. Das änderte sich natürlich mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der 90er, trieb dieser die Leute nun aber aus ökonomischen Gründen zu Umzügen oder saisonbedingter Arbeit in anderen Gebieten.
So habe ich unzähliche Beispiele aus meinem persönlichen Verwandten-, Bekannten- und Freundeskreis, die während ihres Lebens an unterschiedlichsten, räumlich von einander weit enfernten Orten der UdSSR gelebt haben, sowohl vor 1991-1999 als auch danach.
Nebenbei sei angemerkt, dass die von dir erwähnte Landbevölkerung vielleicht mal noch 30% der Bevölkerung darstellt - Tendenz: rapide sinkend. :cry2:
Dragus hat geschrieben: Das höchste der Gefühle bestand für junge Russen darin, mal über Jugendprogramme in ein eines der heutigen GUS Länder verschickt zu werden.

Es gab schon so manche Programme zwischen den einzelnden Ostblockstaaten, aber im Großen hast du Recht. Auslandsreisen waren selten. Hierbei darf man aber nicht vergessen, dass die UdSSR nicht gerade klein war und den Sowjetbürgern viele auch rege benutzte Reisemöglichkeiten bot.
Dragus hat geschrieben: Bezüglich Bevormundung kontra Freiheitsliebe - es gibt wohl kaum ein Volk in Europa, welches in der Politik weniger zu sagen hat und hatte, als das Russische.
Kannst du vielleicht näher erläutern inwieweit das russische Volk in der Vergangenheit (vor der UdSSR) weniger zu sagen hatte, als es in Europa üblich war?
Dragus hat geschrieben: Der Gegensatz: Europäische Abhängigkeit zu russischer Freiheit, ist ein künstlicher. Tatsächlich hätten Russen in der EU mehr zu sagen, als sie es als Russen in einem isolierten oder gar nach China orientierten Bündnis zu sagen hätten.

Kennst du das Sprichwort "Russland ist groß und der Zar ist weit"? Selbst ich würde in Weiten Sibiriens irgendeine Getreideschutzabdeckverordnung vor Vogelscheiße während des Transportes als Einschränkung meiner Freiheit empfinden. Das beste daran ist jedoch, dass es dort niemanden interessieren würde und das kommt der Freiheit gleich, die unabhängig von Moskau ist.
Das lässt sich ebenso auf die russischen Eliten übertragen, die es nie zulassen würden, dass von Brüssel aus ihnen auf die Finger geguckgt wird, wie sie einen Krieg in Tschetschenien führen, was sie gegen die Monopolbildung unternehmen und wie sie ihren Handel ausrichten.
Dragus hat geschrieben: Daher würde ich es anders herum sagen: Das Russland außerhalb der EU bleibt, ist ein Garant für die russische Oberschicht, ihre Geschäfte weiter auf die alte Art machen zu können. Über die Köpfe der Menschen hinweg, über Leichen hinweg, über jedem Gesetz stehend - denn das Gesetz in Russland, das sind gute Beziehungen. Wer den Richter bezahlen kann oder besser, dafür sorgt das er einen Anruf aus dem Kreml bekommt, der steht über dem Recht.

Das ist auch meine Meinung, auch wenn ich es nicht derart spitz sehe. Sehe der Realität ins Auge. Russland ist ein stark gebeuteltes Land, das erst jetzt wieder nach einer 20-jährigen Pause zu seiner Stärke zurückfindet. Es ist klar, dass es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen wird, um Korruption und Vetternwirtschaft erfolgreich einzudämmen. Es wird auf jeden Fall interessant sein, ob es hierbei während der Präsidentschaftszeit Medwedews Fortschritte geben wird.
Dragus hat geschrieben: Vermutlich brauchen die Russen selbst noch einige Zeit, sich endlich mal erfolgreich gegen ihre eigene Elite zu organisieren und ihre Rechte durch zu setzen - und zwar auch die Rechte der verratenen und verkauften Russen bei der Auflösung der UdSSR.

Wie stellst du dir diese "Organisation gegen die Eliten" vor?
Meines Erachtens muss es einfach nur Interessenübereinstimmungen zwischen den Russen als Volk und den Führern des Systems geben, damit der Laden ordentlich läuft.
Dragus hat geschrieben: Auch hier kann man sehr gut sehen, wie es Russen in der EU besser geht, als in GUS Staaten, wo sie in der Minderheit sind und von Moskau keinerlei Schutz ihrer Rechte genießen - es sei denn, sie eigenen sich zu geopolitischen Machtspielen.
Wieso setzt sich die EU eigentlich nicht für die Rechte der russisschsprachigen Minderheit in Estland und Lettland ein? Ich bezweifle nämlich, dass es ihnen wirklich gut geht.
Dragus hat geschrieben: Wenn Putin davon spricht, es gibt nur wenige Länder, die wirklich Unabhängig sind, dann meint er: Es gibt nur wenige industrialisierte Länder, in denen die Elite wirklich über dem Gesetz steht und das Volk tatsächlich die Schnauze zu halten hat.
Nein. Wenn er es sagt, dann meint er eine große wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit gegenüber anderen Staaten, unabhängig von der Fürhung des Landes. Damit sind neben Russland und China eher Staaten wie Frankreich, USA, teilweise Indien, vllt. sogar Iran gemeint. Demokratie und weitgehend transparentes System sind nicht zwingend ausgeschlossen.
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Mr. Blackovic

Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Mr. Blackovic »

Ермолов hat geschrieben:[
Was gibt dir eigentlich das Recht, Russland als ein "traditioneller Unrechstaat" zu bezeichnen? Ich sehe außer deiner persönlichen Abneigung gegenüber Russland ehrlich gesagt keine signifikaten "traditionellen Unrechtstaatlichen" strukturen, die nicht in gleicher oder zumindest ähnlicher Weise in anderen europäischen Staaten vorkamen.
Bei allen Emotionen, wenn man ehrlich ist, so muss man gnadenlos feststellen-urteilen, dass Russland niemals in der Geschichte ein "Rechtsstaat" war. Die russische Geschichte ist durch Machtkämpfe, große Kriege, viel Unmenschlichkeit u. einem Land gezeichnet, dass immernoch der Meinung ist, es könnte über andere herrschen.

Wenn ich falschliege, so dürfen Sie mich gerne belehren.
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bakunicus
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von bakunicus »

Ермолов hat geschrieben: Was gibt dir eigentlich das Recht, Russland als ein "traditioneller Unrechstaat" zu bezeichnen? Ich sehe außer deiner persönlichen Abneigung gegenüber Russland ehrlich gesagt keine signifikaten "traditionellen Unrechtstaatlichen" strukturen, die nicht in gleicher oder zumindest ähnlicher Weise in anderen europäischen Staaten vorkamen. Da gebe ich dir auch Recht. Aber beruhen die Wurzeln der EU nicht auf dem Leitgedanken, die Jahrhunderte lange Feindschaft zwischen Deutschland und Frankreich zu überwinden und endlich in Europa dauerhaft Frieden und Stabilität zu sichern? Die osteuropäischen Staaten (kommunistische Herrschaft ausgenommen eigentlich nur Polen und Baltikum) sollten meiner Meinung nach erkennen, dass sie auch in Zukunft an Russland grenzen werden und Ignoranz und Isolationsstreben hierbei nur kontraproduktiv sind. Nur so kann Europa auch weiterhin etwas zusammenrücken. Als gutes Beispiel würde ich Finnland aufführen, das in seiner Geschichte nach dem schwedischen auch russischem Imperialismus zum Opfer fiel und trotz des Krieges 1939 heute über ausgewogene Beziehungen zu Russland verfügt.
Da es viele Russen gibt, stimmt die Aussage sogar. Von Mehrheit der Russen kann aber gar keine Rede sein. Die sind eindeutig skeptisch, wenn nicht sogar feindseelig gegenüber dem Westen orientiert, wobei man hier eher zwischen den einzelnen Staaten differenzieren muss.
In periodisch wiederkehrenden Umfragen kommt Deutschland, (weniger stark auch Frankreich oder Italien) so immer auf einen guten Sympathiewert. Für Großbritannien oder USA sieht es hingegen eher düster aus.
Nichteinmal viele Bürger der EU haben viel Ahnung von EU und sind bereits bei den Gestaltung und Zweck ihrer Organe maßlos überfordert.
Das ist relativ. Englisch war in früheren Schulsystemen eine Wahlsprache, während man sich stattdessen für z.B. Deutsch entscheiden konnte. Momentant sieht es in den gebildeteren und wohlhabenderen Gesellschaftsschichten auch nicht mehr so übel aus, was sich auch z.B. in zahlreichen Internetforen äußert. Der auch nicht sonderlich klein war. Auch hier ist eine neue Tendenz erkennbar. Zunehmend mehr Russen können es sich leisten, mal in Urlaub in die Türkei zu fahren oder Stadturlaub in Paris zu machen. Dieser ach so mühsam von Putin geforderte "Mittelstand" umfasst immerhin 10-20% der Bevölkerung. Diese Annahme ist grundlegend falsch. Es herrschte zu jedem Zeitpunkt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine sehr hohe räumliche Mobilität der Bevölkerung, die sich teilweise auch nach der UdSSR erhalten hat. Dies spiegelte sich unter anderem in großen Besiedelungsprogrammen Sibiriens oder Kasachstans, was aber in diesem Zusammenhang nur am Rande erwähnenswert ist.
So hatte der Großteil sowjetischer Bürger die Möglichkeit nahezu jährlich, Urlaub im Kaukasus, Baltikum, Schwarzen Meer oder Moskau/Sankt Petersburg zu machen. Das änderte sich natürlich mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der 90er, trieb dieser die Leute nun aber aus ökonomischen Gründen zu Umzügen oder saisonbedingter Arbeit in anderen Gebieten.
So habe ich unzähliche Beispiele aus meinem persönlichen Verwandten-, Bekannten- und Freundeskreis, die während ihres Lebens an unterschiedlichsten, räumlich von einander weit enfernten Orten der UdSSR gelebt haben, sowohl vor 1991-1999 als auch danach.
Nebenbei sei angemerkt, dass die von dir erwähnte Landbevölkerung vielleicht mal noch 30% der Bevölkerung darstellt - Tendenz: rapide sinkend. :cry2:
Es gab schon so manche Programme zwischen den einzelnden Ostblockstaaten, aber im Großen hast du Recht. Auslandsreisen waren selten. Hierbei darf man aber nicht vergessen, dass die UdSSR nicht gerade klein war und den Sowjetbürgern viele auch rege benutzte Reisemöglichkeiten bot. Kannst du vielleicht näher erläutern inwieweit das russische Volk in der Vergangenheit (vor der UdSSR) weniger zu sagen hatte, als es in Europa üblich war?
Kennst du das Sprichwort "Russland ist groß und der Zar ist weit"? Selbst ich würde in Weiten Sibiriens irgendeine Getreideschutzabdeckverordnung vor Vogelscheiße während des Transportes als Einschränkung meiner Freiheit empfinden. Das beste daran ist jedoch, dass es dort niemanden interessieren würde und das kommt der Freiheit gleich, die unabhängig von Moskau ist.
Das lässt sich ebenso auf die russischen Eliten übertragen, die es nie zulassen würden, dass von Brüssel aus ihnen auf die Finger geguckgt wird, wie sie einen Krieg in Tschetschenien führen, was sie gegen die Monopolbildung unternehmen und wie sie ihren Handel ausrichten.
Das ist auch meine Meinung, auch wenn ich es nicht derart spitz sehe. Sehe der Realität ins Auge. Russland ist ein stark gebeuteltes Land, das erst jetzt wieder nach einer 20-jährigen Pause zu seiner Stärke zurückfindet. Es ist klar, dass es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen wird, um Korruption und Vetternwirtschaft erfolgreich einzudämmen. Es wird auf jeden Fall interessant sein, ob es hierbei während der Präsidentschaftszeit Medwedews Fortschritte geben wird.
Wie stellst du dir diese "Organisation gegen die Eliten" vor?
Meines Erachtens muss es einfach nur Interessenübereinstimmungen zwischen den Russen als Volk und den Führern des Systems geben, damit der Laden ordentlich läuft. Wieso setzt sich die EU eigentlich nicht für die Rechte der russisschsprachigen Minderheit in Estland und Lettland ein? Ich bezweifle nämlich, dass es ihnen wirklich gut geht. Nein. Wenn er es sagt, dann meint er eine große wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit gegenüber anderen Staaten, unabhängig von der Fürhung des Landes. Damit sind neben Russland und China eher Staaten wie Frankreich, USA, teilweise Indien, vllt. sogar Iran gemeint. Demokratie und weitgehend transparentes System sind nicht zwingend ausgeschlossen.


wow ....


respekt !

schöner beitrag ....
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Ермолов
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Ермолов »

Mr. Blackovic hat geschrieben: Bei allen Emotionen, wenn man ehrlich ist, so muss man gnadenlos feststellen-urteilen, dass Russland niemals in der Geschichte ein "Rechtsstaat" war. Die russische Geschichte ist durch Machtkämpfe, große Kriege, viel Unmenschlichkeit u. einem Land gezeichnet, dass immernoch der Meinung ist, es könnte über andere herrschen.

Wenn ich falschliege, so dürfen Sie mich gerne belehren.
Joe, du kannst "du" zu mir sagen. :)

Ich streite das, was du auffühst auch nicht ab, aber man sollte jede Entwicklung im Gesamtkontext betrachten. Die Frage hierbei ist: Was war im übrigen Europa anders?
Die Leibeigenschaft und Ständegesellschaft sind meines Wissens nichts, was in Russland oder auch anderen slawischen Staaten entstanden ist und waren auch in Westeuropa präsent. Ebenso gab es in Russland zu Zeiten der Kiewer Rus' demokratische Ausprägungen in Form von Stadträten, deren Befugnisse teilweise über jenen von Fürsten lagen, wobei Novgorod als das wichtigste Beispiel zu nennen ist. Demokratische Ansätze gab es weiterhin bereits im 16 Jhr. zu Zeiten der Smuta. Daraufhin folgte die absolutistische Zeit der Romanows, bis sie schließllich auch wie ihre westlichen Standesgesellen durch gesellschaftliche Rückstände und Druck am Ende des 19 Jhr. gezwungen waren, bürgerliche Elemente wie eine, natürlich sehr schwache Regierung, in das Staatswesen zu integrieren.
Bei näherer Betrachtung weisen Russland und Deutschland kurz nachdem Ersten Weltkrieg auch erstaunlich viele Gemeinsamkeiten auf. Die sozialistische Revolution war in Deutschland in greifbarer Nähe, während ein Jahr vorher in Russland eine bürgerliche Regierung an der Macht war und möglicherweise aus historischem Zufall, aus dem Deutschland nicht sozialistisch/kommunistisch wurde, später ihre Macht an die Bolschewiki verlor.

Was die von dir beanstandeten blutigen Gewaltexzesse betrifft, so sehe ich diese nicht minder auch in der Geschichte der westlichen Staaten. 30-Jähriger Krieg, Erster Weltkrieg, Nazionalsozialismus, Deutscher Orden, zahlreichen Massaker in England, Reconquista, französische Revolution/Schreckensherrschaft fallen mir sofort als Stichworte ein.
bakunicus hat geschrieben: wow ....


respekt !

schöner beitrag ....
Danke :)
Dafür vergesse ich, dass Sie mich im PF mal wegen Spam melden wollten.
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Mr. Blackovic »

Joe, du kannst "du" zu mir sagen. :)
Ich bleib lieber bei "Sie".
Ich streite das, was du auffühst auch nicht ab, aber man sollte jede Entwicklung im Gesamtkontext betrachten.
Das tun wir doch gerade u. dabei fällt auf, dass Russland aus der Geschichte, wie es aussieht, nichts gelernt hat.
Sie können nicht immer Vergleiche mit anderen europäischen Staaten ziehen. Diese haben sich im positiven Sinne verändert. Wurden Demokratien, freiheitliche demokratischen Staaten, die auf Menschenrechten beruhen, auf der individuellen Freiheit, der Religions-Meinungsfreiheit. Wie werden diese einzigartigen kulturellen Errungenschaften in Russland gehandhabt?
Gibt es tatsächlich eine Pressefreiheit, die als vierte Gewalt dient, Korruption, Skandale, Verbrechen unabhängig untersucht u. öffentlich macht?

Ich meine in Europa ist nicht alles perfekt, vieles muss noch verbessert o. neu umgestaltet werden, was auch einen gewissen Zeitraum benötigt. Aber das Entscheidende ist doch, dass man in Europa die Möglichkeit dazu hat, altes durch neues zu ersetzen, neue Ideen zu bringen.
30-Jähriger Krieg, Erster Weltkrieg, Nazionalsozialismus, Deutscher Orden, zahlreichen Massaker in England, Reconquista, französische Revolution/Schreckensherrschaft fallen mir sofort als Stichworte ein.
Ein Erster und Zweiter Weltkrieg, in dem "Russland" nicht ganz unbeteiligt war. Es wäre sogar nicht falsch zu sagen, dass, wenn die UDSSR keinen Hitler-Stalin-Pakt beschlossen hätte, es nie zu so einer Eskalation gekommen wäre.
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Ермолов
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Ермолов »

Mr. Blackovic hat geschrieben: Das tun wir doch gerade u. dabei fällt auf, dass Russland aus der Geschichte, wie es aussieht, nichts gelernt hat.
Es ging sowohl in deinem als auch Beitrag des albanischen Users um die Bezeichnung Russlands als "traditionelles Unrechtsystem". Es war also die Rede von historischen Tatsachen, auf die ich eingegangen bin und aufgezeigt habe, dass auch Westeuropa historisch gesehen kein Vorreiter der Demokratie und Freiheit war.
Mr. Blackovic hat geschrieben: Sie können nicht immer Vergleiche mit anderen europäischen Staaten ziehen. Diese haben sich im positiven Sinne verändert. Wurden Demokratien, freiheitliche demokratischen Staaten, die auf Menschenrechten beruhen, auf der individuellen Freiheit, der Religions-Meinungsfreiheit.
Wann? Erst seit etwa 50 Jahren können sich die westeuropäischen Staaten mit liberalen und demokratischen Errungenschaften brüsten, wobei auch das sollte man im Falle Spaniens oder Frankreichs mit Vorsicht genießen. Russland als "demokratischer" Staat gibt es hingegen erst seit 17 Jahren. Es ist ein längerer Zeitraum notwendig, um die Entwicklung wirklich objektiv beurteilen zu können.
Ferner ist RF eine präsidiale Demokratie und diese unterscheidet sich nunmal in einigen Gesichtspunkten von einer parlamentarischen Demokratie.
Religionsfreiheit und Freiheit zur persönlichen Individualität sind uneingeschränkt gegeben. Es gibt demokratische Defizite, sie gibt es in ähnlicher Weise aber auch nicht minder in Georgien, Ukraine oder Baltikum Baltikum. Auf eine andere Weise sogar in den USA oder der EU selbst.
Die Menschenrechte kommen gelegentlich auch zu kurz und das Justizwesen verdient häufig seinen Namen nicht, aber selbst da gibt es im Vergleich zu den 90ern Fortschritte.
Mr. Blackovic hat geschrieben: Gibt es tatsächlich eine Pressefreiheit, die als vierte Gewalt dient, Korruption, Skandale, Verbrechen unabhängig untersucht u. öffentlich macht?
Ja. Auch wenn es staatliche Sender gibt, gibt es immer noch eine Alternative. Die unzähligen Zeitungen, Radiosender und und ihre Internetausgaben tragen auch zum differenzierten Bild beim Konsumenten bei.
Mr. Blackovic hat geschrieben: Ein Erster und Zweiter Weltkrieg, in dem "Russland" nicht ganz unbeteiligt war. Es wäre sogar nicht falsch zu sagen, dass, wenn die UDSSR keinen Hitler-Stalin-Pakt beschlossen hätte, es nie zu so einer Eskalation gekommen wäre.
Das ist sehr spekulativ. Es gibt nur wenige Historiker, die diese Ansicht teilen.
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Mr. Blackovic

Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Mr. Blackovic »

Ермолов hat geschrieben: Es ging sowohl in deinem als auch Beitrag des albanischen Users um die Bezeichnung Russlands als "traditionelles Unrechtsystem". Es war also die Rede von historischen Tatsachen, auf die ich eingegangen bin und aufgezeigt habe, dass auch Westeuropa historisch gesehen kein Vorreiter der Demokratie und Freiheit war.
Verbessern Sie es doch und sagen Sie uns, wann Russland jemals ein Rechtsstaat war?
Ich warte immernoch auf Ihre Antwort.
Wann? Erst seit etwa 50 Jahren können sich die westeuropäischen Staaten mit liberalen und demokratischen Errungenschaften brüsten, wobei auch das sollte man im Falle Spaniens oder Frankreichs mit Vorsicht genießen. Russland als "demokratischer" Staat gibt es hingegen erst seit 17 Jahren. Es ist ein längerer Zeitraum notwendig, um die Entwicklung wirklich objektiv beurteilen zu können.
Bereits am Anfang müssen die Weichen gestellt werden. Wie soll ein demokratisches System entstehen, wenn kleinste Kritik an der Staatsführung als "Anarchismus"(Putins Wortwahl) bezeichnet wird. Die Belastbarkeit der "russischen Demokratie" ist sehr gering, um nicht zu sagen, es gibt sie überhaupt nicht.
Ferner ist RF eine präsidiale Demokratie und diese unterscheidet sich nunmal in einigen Gesichtspunkten von einer parlamentarischen Demokratie.
Das sind die USA auch, dennoch ist mir nicht bekannt, dass dort politische Gegner, Oppositionelle verhaftet, ohne unabhängige Gerichte, verurteilt u. eingesperrt werden. Wäre der Begriff "gelenkte Demokratie" doch nicht passender?
aber selbst da gibt es im Vergleich zu den 90ern Fortschritte.
Fortschritte sind relativ. Was ist ein Fortschritt? Dass die RF im Vergleich zu den 90er Jahren an weltpolitischer Bedeutung gewonnen hat? Das hat mit der Demokratie nichts zu tun.
Es gibt nur wenige Historiker, die diese Ansicht teilen.
Es gibt sehr viele Historiker, die ähnlicher Meinung sind. Der Hitler-Stalinpakt war der Todesstoß für ganz Europa.
Lord Anubis

Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Lord Anubis »

Radagast hat geschrieben:Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?
Russland wird niemals der EU beitreten, alleine schon wenn man guckt nach welcher pfeife die Mehrheit der EU Staaten tanzt.
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Ермолов
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Ермолов »

Mr. Blackovic hat geschrieben: Verbessern Sie es doch und sagen Sie uns, wann Russland jemals ein Rechtsstaat war?
Ich warte immernoch auf Ihre Antwort.
Darum geht es doch nicht. Lesen Sie meine Beiträge: Wann war Westeuropa vor den 50er Jahren ein Rechtsstaat?
Mr. Blackovic hat geschrieben: Bereits am Anfang müssen die Weichen gestellt werden. Wie soll ein demokratisches System entstehen, wenn kleinste Kritik an der Staatsführung als "Anarchismus"(Putins Wortwahl) bezeichnet wird. Die Belastbarkeit der "russischen Demokratie" ist sehr gering, um nicht zu sagen, es gibt sie überhaupt nicht.
Na da müssen Sie schon die russischen Medien kennen, um über die Belastbarkeit des Staates gegenüber kritischer Meinungen urteilen zu können.
Mr. Blackovic hat geschrieben: Das sind die USA auch, dennoch ist mir nicht bekannt, dass dort politische Gegner, Oppositionelle verhaftet, ohne unabhängige Gerichte, verurteilt u. eingesperrt werden. Wäre der Begriff "gelenkte Demokratie" doch nicht passender?
In Russland werden Oppositionelle auch nicht verhaftet und eingesperrt. Kasparow und seine Nazbol-Truppe als Opposition zu bezeichnen ist eine Verhöhnung dieses Begriffes. Über solche Opposition könnte sich jeder erdenkliche Schurkendiktator der Welt nur freuen. Das ändert natürlich nicht viel daran, dass es in Russland Demokratidefizite gib, doch solange man im Westen von "Oppositionsunterdrückung" spricht und dies zudem politisch ausnutzt, wird jeder normal denkende russische Staatsbürger lieber diese Demokratiedefizite in Kauf nehmen, als eine sogenannte "Opposition" westlicher Definition, die so manches über die in bestimmten Kreisen westlicher Staaten gewünschte Führung in Russlands offenbart.
Seien Sie nicht so zimperlich. Guantanamo wird ihnen als Stichwort bekannt sein. Unzählige unschuldige Menschen wurden oder werden vielleicht noch dort seit Jahren gefangen gehalten, ohne dass das Oberste Gericht etwas zu sagen hat. Es handelt sich war nicht um politische Gegner, bei Kasparow jedoch auch nicht.
Mr. Blackovic hat geschrieben: Fortschritte sind relativ. Was ist ein Fortschritt? Dass die RF im Vergleich zu den 90er Jahren an weltpolitischer Bedeutung gewonnen hat? Das hat mit der Demokratie nichts zu tun.
Lesen Sie bitte aufmerksamer, was ich geschrieben habe.
Mr. Blackovic hat geschrieben: Es gibt sehr viele Historiker, die ähnlicher Meinung sind. Der Hitler-Stalinpakt war der Todesstoß für ganz Europa.
Vermutlich kommen die meisten von Ihnen aus Osteuropa, aber nicht Russland. Ich wiederhole. Das ist alles höchst spekulativ und zeugt nicht gerade von methodisch klugen Vorgehensweise, ein Ereignis wie den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nur an einer Ursache zu erklären.
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Dragus

Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Dragus »

Ермолов hat geschrieben:Da es viele Russen gibt, stimmt die Aussage sogar. Von Mehrheit der Russen kann aber gar keine Rede sein. Die sind eindeutig skeptisch, wenn nicht sogar feindseelig gegenüber dem Westen orientiert, wobei man hier eher zwischen den einzelnen Staaten differenzieren muss.
In periodisch wiederkehrenden Umfragen kommt Deutschland, (weniger stark auch Frankreich oder Italien) so immer auf einen guten Sympathiewert. Für Großbritannien oder USA sieht es hingegen eher düster aus.
Bei meinen Reisen in Russland bin ich auf keinerlei Feindseligkeit gegenüber der EU gestoßen, sondern nur gegenüber der Nato. Andererseits arbeiten teile der russischen Medien, genau so wie teile der westlichen Medien, daran, neue Feindbilder auf zu bauen. Mag sein, das dies langsam Wirkung zeigt.
[/quote]
Nichteinmal viele Bürger der EU haben viel Ahnung von EU und sind bereits bei den Gestaltung und Zweck ihrer Organe maßlos überfordert.
Ich meinte damit, wie das Leben in West- und Mitteleuropa so abläuft. Was in den Schaltzentralen der Macht passiert, ist eine ganz andere Geschichte. Da ist die EU im Vergleich zum Kreml dennoch durchsichtiger.
Das ist relativ. Englisch war in früheren Schulsystemen eine Wahlsprache, während man sich stattdessen für z.B. Deutsch entscheiden konnte. Momentant sieht es in den gebildeteren und wohlhabenderen Gesellschaftsschichten auch nicht mehr so übel aus, was sich auch z.B. in zahlreichen Internetforen äußert.
Weshalb antwortest du auf Faken mit Rechtfertigungen? Mir ist bekannt, warum viele Russen kein Englisch können. Das ändert nichts daran, das dies dies die Kommunikation im Ausland oder mit Ausländern erschwert.
Diese Annahme ist grundlegend falsch. Es herrschte zu jedem Zeitpunkt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine sehr hohe räumliche Mobilität der Bevölkerung, die sich teilweise auch nach der UdSSR erhalten hat. Dies spiegelte sich unter anderem in großen Besiedelungsprogrammen Sibiriens oder Kasachstans, was aber in diesem Zusammenhang nur am Rande erwähnenswert ist.
So hatte der Großteil sowjetischer Bürger die Möglichkeit nahezu jährlich, Urlaub im Kaukasus, Baltikum, Schwarzen Meer oder Moskau/Sankt Petersburg zu machen. Das änderte sich natürlich mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der 90er, trieb dieser die Leute nun aber aus ökonomischen Gründen zu Umzügen oder saisonbedingter Arbeit in anderen Gebieten.
"Räumliche Mobilität" ist eine schöne Umschreibung für die Deportationen und Zwangsumsiedlungen unter Stalin. Ich würde Urlaub oder Bildungsreisen auch nicht mit Besiedlungsprogrammen gleich setzen. Schließlich sind die aus den Besiedlungsprogrammen heute folgenden Entrussifizierungen in den GUS Staaten die direkte Folge davon.
Bezüglich der Häufigkeit von Reisen - vielleicht habe ich mich da verschätzt. Hast du Zahlen dazu? Mein subjektiver Eindruck war nämlich ein anderer.
So habe ich unzähliche Beispiele aus meinem persönlichen Verwandten-, Bekannten- und Freundeskreis, die während ihres Lebens an unterschiedlichsten, räumlich von einander weit enfernten Orten der UdSSR gelebt haben, sowohl vor 1991-1999 als auch danach.
Nebenbei sei angemerkt, dass die von dir erwähnte Landbevölkerung vielleicht mal noch 30% der Bevölkerung darstellt - Tendenz: rapide sinkend.
Das ist nun auch wieder ein subjektiver Eindruck, diesmal allerdings von dir. Was die rapide sinkende Landbevölkerung angeht, wo geht die denn hin? Und was wird aus dem Land?
Es gab schon so manche Programme zwischen den einzelnden Ostblockstaaten, aber im Großen hast du Recht. Auslandsreisen waren selten. Hierbei darf man aber nicht vergessen, dass die UdSSR nicht gerade klein war und den Sowjetbürgern viele auch rege benutzte Reisemöglichkeiten bot.
Wenn es darum geht, wie viele Russen denn überhaupt einen persönlichen Eindruck von West- und Mitteleuropa haben, dann ist es ebenfalls unwichtig, wie groß die UdSSR ist. Das gleiche gilt im übrigen für Mitteleuropäer. Es ist egal, wie groß die Welt ist - um einen Eindruck von Russland zu bekommen, muss man es besucht haben. Das gleiche gilt selbstverständlich für Russen in Bezug auf die EU.
Kannst du vielleicht näher erläutern inwieweit das russische Volk in der Vergangenheit (vor der UdSSR) weniger zu sagen hatte, als es in Europa üblich war?
Vom späten Ende der Leibeigenschaft direkt in den Stalinismus. Massenmord durch die eigenen Führung, Zwangsum- und Besiedlungsprogramme usw. Wie schnell man doch vergisst . . . Es geht mir darum, ob ich meinen Lohn pünktlich bekomme, meine Meinung sagen kann, im Falle ungerechter Behandlungen durch Behörden einen vernünftigen Rechtsschutz vor staatlicher Willkür besitze usw. Sprich: Es geht mir um Bürgerrechte. Da ist ziemlich Ebbe in Russland.
Kennst du das Sprichwort "Russland ist groß und der Zar ist weit"? Selbst ich würde in Weiten Sibiriens irgendeine Getreideschutzabdeckverordnung vor Vogelscheiße während des Transportes als Einschränkung meiner Freiheit empfinden. Das beste daran ist jedoch, dass es dort niemanden interessieren würde und das kommt der Freiheit gleich, die unabhängig von Moskau ist.
Das lässt sich ebenso auf die russischen Eliten übertragen, die es nie zulassen würden, dass von Brüssel aus ihnen auf die Finger geguckgt wird, wie sie einen Krieg in Tschetschenien führen, was sie gegen die Monopolbildung unternehmen und wie sie ihren Handel ausrichten.
Was du beschreibst, ist keine Freiheit durch Recht, sondern Anarchie bei Abwesenheit der Polizei oder Armee. Genau das hat zum dramatischen Zerfall der UdSSR geführt. Kaum war Moskau schwach, hat sich jeder genommen, was nicht niet- und nagelfest war. Wenn du das unter Freiheit verstehst, hast du mir damit tatsächlich weiter geholfen zu verstehen, wie das Land so tief fallen - und die Mafia so stark werden konnte.
Das ist auch meine Meinung, auch wenn ich es nicht derart spitz sehe. Sehe der Realität ins Auge. Russland ist ein stark gebeuteltes Land, das erst jetzt wieder nach einer 20-jährigen Pause zu seiner Stärke zurückfindet. Es ist klar, dass es Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen wird, um Korruption und Vetternwirtschaft erfolgreich einzudämmen. Es wird auf jeden Fall interessant sein, ob es hierbei während der Präsidentschaftszeit Medwedews Fortschritte geben wird.
Hier sind wir wohl einer Meinung. Mich interessiert dabei auch, ob bei russischen Regierungsfehlern erneut das Ausland verantwortlich gemacht wird.
Wie stellst du dir diese "Organisation gegen die Eliten" vor?
Meines Erachtens muss es einfach nur Interessenübereinstimmungen zwischen den Russen als Volk und den Führern des Systems geben, damit der Laden ordentlich läuft.
Diese Interessenübereinstimmungen gibt es aber nicht, da es verschiedene Interessengruppen mit gegensätzlichen Interessen gibt. Bisher regelte der Kreml alles nach seinem belieben. Deshalb gibt es ja auch keine Kultur des politischen Interessenausgleiches oder gesellschaftlicher Konsensentscheidungen, die dann auch geachtet werden. Und wo die Macht des Kreml nicht hinreichte, da regierte die Schattenwirtschaft. Wir werden bald sehen, ob der Interessenausgleich der verschiedenen Machtgruppen friedlich bleiben wird, von gelegentlichen Auftragsmorden ab gesehen.
Wieso setzt sich die EU eigentlich nicht für die Rechte der russisschsprachigen Minderheit in Estland und Lettland ein? Ich bezweifle nämlich, dass es ihnen wirklich gut geht.
Das wird noch etwas dauern. Es ist aber typisch, das du statt der guten Zustände in fast ganz Europa zu loben, die du selbst genießt, mit Estland oder Lettland zu kontern. Wären Estland und Lettland nicht von der UdSSR okkupiert worden, sondern schon in den 50ern teil der EU geworden, hätten die Russen dort heute keine Probleme. Die EU kann die Probleme von Stalin bis Jelzin nicht in 15 Jahren lösen.
Nein. Wenn er es sagt, dann meint er eine große wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit gegenüber anderen Staaten, unabhängig von der Fürhung des Landes. Damit sind neben Russland und China eher Staaten wie Frankreich, USA, teilweise Indien, vllt. sogar Iran gemeint. Demokratie und weitgehend transparentes System sind nicht zwingend ausgeschlossen.
Ach ja, die theoretische Unabhängigkeit. Nationalstolz durch Selbsttäuschung.

Es gibt in der Tat noch unabhängige Völker. Man entdeckt ab und zu noch Indiostämme im Amazonas, die noch keinen Kontakt zur modernen Welt hatten. Alle anderen Völker müssen sehen, wie sie miteinander klar kommen. Hoffentlich in Zukunft friedlicher.
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Summers
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Summers »

Radagast hat geschrieben:Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?
Kurz und knapp: Russland sieht sich selbst als Weltmacht, damit verbietet sich ein Beitritt zu einem Staatenbund wie der EU von selbst.
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MG-42
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von MG-42 »

Summers hat geschrieben:
Kurz und knapp: Russland sieht sich selbst als Weltmacht, damit verbietet sich ein Beitritt zu einem Staatenbund wie der EU von selbst.

Werden die Russen mit der Zeit nicht einsehen, das sie ein Zwerg im Vergleich zu China sein werden und die Eu bemuehen um sich den roten Drachen vom Hals zu halten?
Dragus

Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Dragus »

@MG-42
Werden die Russen mit der Zeit nicht einsehen, das sie ein Zwerg im Vergleich zu China sein werden und die Eu bemuehen um sich den roten Drachen vom Hals zu halten?
Das sind doch alles nur protzige Sprüche. Schaut man sich die wirtschaftliche Entwicklung an, wird sehr deutlich, das der Handel mit der EU und mit China schnell wächst, wobei der EU-Russland handel um ein vielfaches höher ist. Am Ende spielt es kaum eine Rolle, ob Russland in der EU ist, oder nicht. Es wird nur noch darum gehen, einen reibungslosen Handel zum Vorteil der bestimmenden russischen Oberschicht zu organisieren. Wenn das Land dabei erneuert wird, um so besser.

Jede russische Opposition, die das anders sieht, wird von den Profiteuren abserviert. Putin hat nicht umsonst Medwedew ins Boot geholt. Er steht für die weitere Verflechtung der russischen Wirtschaft mit anderen Ländern.
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Marianne »

Radagast hat geschrieben:Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?
Herr Putin kennt vermutlich die Verhältnisse in der EU und gefällt sich in seiner Rolle als "Energieversorger" wo auch solo recht gut.
Dragus

Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Dragus »

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Der neue russische Präsident Dmitri Medwedew sagte nach seinem Antrittsbesuch bei Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstag in Berlin, die engen deutsch-russischen Beziehungen könnten ein Beispiel dafür sein, wie auch das Verhältnis zu Europäischer Union und Nato besser werden könne. Der Schlüssel seien die Wirtschaftsbeziehungen: "Nichts bringt die Menschen näher als das Geschäft", sagte er.

[...]"Russland ist aus der Kälte zurück", sagte Medwedew später vor Wirtschaftsvertretern. Sein Ziel sei auch eine modernere Gesellschaft mit einer stark wachsenden Mittelklasse. Nur sie könne eine Demokratie stützen. Ein freier Markt und Offenheit nach außen machten die Veränderungen in Russland unumkehrbar.
http://de.today.reuters.com/news/newsAr ... ND-2ZF.xml
Mehr ist dazu wohl nicht zu sagen.
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Summers
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Summers »

MG-42 hat geschrieben:

Werden die Russen mit der Zeit nicht einsehen, das sie ein Zwerg im Vergleich zu China sein werden und die Eu bemuehen um sich den roten Drachen vom Hals zu halten?
Warum sollte man Dinge einsehen, die Ihrer Fantasie, aber nicht der Realität entsprechen?
Die Gefahr, der Russland in der jüngeren Zeit ausgesetzt war, ging von Europa aus, nicht von China.
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Kibuka
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Kibuka »

Radagast hat geschrieben:Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?
Die EU ist bereits der mächtigste Staatenverbund auf der Welt gemessen an der Wirtschaftsleistung.

Rußland wäre als enger Partner sicherlich nicht verkehrt, aber für die europäische Union ist das keine Option. Wo sollte die EU enden? Außerdem würde sich Moskau niemals von Leuten in Brüssel etwas diktieren lassen.
Have no heroes, look up to no-one, for if you do, the best you'll ever be is second. If you have to ask why, you'll never understand!

„Weil das Wohl von einem genauso schwer wiegt, wie das Wohl von vielen.“
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Summers
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Summers »

Selbstbewusste Rede des russischen Präsidenten

Moskau soll Welt-Zentrum des Kapitalismus werden


Der neue russische Präsident Dimitri Medwjedew hat eine stärkere Präsenz seines Landes auf den internationalen Finanzmärkten angekündigt. "Wir haben den Plan, Moskau zu einem weltweit bedeutenden Finanzzentrum auszubauen und den Rubel zur führenden regionalen Reservewährung zu machen", sagte Medwedjew auf einem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg.

(…)


http://www.tagesschau.de/wirtschaft/medwedjew38.html

Liest sich nicht unbedingt so, als wenn man in Russland der Meinung ist, dass man es nur als EU-Mitglied schaffen könnte.
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von petronius »

Radagast hat geschrieben: Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?
es sollte so langsam mal ernst damit gemacht werden, daß staaten auch wirklich eu-reife erlangt haben, bevor sie in die eu aufgenommen werden. das war imho schon bei rumänien und bulgarien kaum der fall. allein bei der türkei zieht man sich (wenn auch aus weniger ehrenwerten, anderen gründen) darauf zurück, nicht zuletzt realistischerweise deshalb, weil ein so großes und bevölkerungsreiches land nicht einfach so "mitgeschleppt" werden kann, ohne daß seine wirtschaftlichen und demokratischen defizite die eu als ganzes nachteilig beeinflussen

im falle rußlands wäre das in noch viel größerem ausmaß der fall. dazu kommt, daß rußland imho nicht die geringste absicht hat, sich dem eu-standard anzugleichen. auch nicht, irgendwo beizutreten - es ist groß und mächtig genug, um als autokratisch geführter staat anderen seinen willen aufzuzwingen (siehe z.b. ehemalige sowjetrepubliken), warum sollte es sich irgendwo unterordnen?

daß in rußland jedes (eu-kompatible) verständnis für demokratie und rechtsstaat fehlt, sieht man nicht nur an seiner realen politik, sondern auch an den apologien eines jermolow. mit einer solchen haltung, die klientelismus und das fehlen demokratischer strukturen beschönigt bis leugnet, ist eine eu-kompatibilität nicht denkbar
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DevilNeverCry
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von DevilNeverCry »

Wie wäre es wenn wir noch Kasachstan und den Iran in die EU aufnehmen?

Mal davon abgesehen das Russland sich als zukünftiger Global Player in dieser Welt präsentieren möchte (die Frage ist aber ob sie das überhaupt schaffen werden) und somit ein EU Beitritt ohnehin nicht in Frage kommt, sollte man bedenken das die EU als Staatenverbund eher gegen solch ein Land wie Russland gerichtet ist.
Die EU ist leicht Washington orientiert und im GUS Raum ein Konkurrent für Russland. Sie sind Partner, aber keineswegs Freunde. Nicht mehr und nicht weniger. . .
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Summers »

DevilNeverCry hat geschrieben:Wie wäre es wenn wir noch Kasachstan und den Iran in die EU aufnehmen?

Mal davon abgesehen das Russland sich als zukünftiger Global Player in dieser Welt präsentieren möchte (die Frage ist aber ob sie das überhaupt schaffen werden)
(…)
Russland wird das schaffen, die Frage ist eher, ob die EU Ähnliches schafft.
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DevilNeverCry
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von DevilNeverCry »

Summers hat geschrieben:
Russland wird das schaffen, die Frage ist eher, ob die EU Ähnliches schafft.
Russland sollte es erstmal schaffen aus wirtschaftlicher Perspektive Deutschland, Frankreich und co. zu überholen bevor man schon davon spricht sich mit der EU, USA oder China messen zu wollen. Den Rest zu schreiben erübrigt sich da zahlen eine klare Sprache sprechen.

Die EU wird früher oder später an Gewicht gewinnnen. Aber das wird ein langwiriger Prozess sein. Das man als Einheit agieren kann hat man schon das ein oder anderen male bewiesen.
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Summers
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Summers »

DevilNeverCry hat geschrieben: Russland sollte es erstmal schaffen aus wirtschaftlicher Perspektive Deutschland, Frankreich und co. zu überholen bevor man schon davon spricht sich mit der EU, USA oder China messen zu wollen. Den Rest zu schreiben erübrigt sich da zahlen eine klare Sprache sprechen.
Russland ist im Energiebereich bereits ganz oben, weitere Bereiche werden folgen.

DevilNeverCry hat geschrieben:Die EU wird früher oder später an Gewicht gewinnnen. Aber das wird ein langwiriger Prozess sein. Das man als Einheit agieren kann hat man schon das ein oder anderen male bewiesen.
Hin und wieder mal einer Meinung zu sein, wird nicht reichen.
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DevilNeverCry
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von DevilNeverCry »

Summers hat geschrieben:
Russland ist im Energiebereich bereits ganz oben, weitere Bereiche werden folgen.




Hin und wieder mal einer Meinung zu sein, wird nicht reichen.
1) Wie sieht es eigentlich mit der Ausgrenzung seitens der Abhängigkeit von Rohstoffen aus? Politiker und Politologen in Russland wünschen sich mehr dasMittel und Wege aus dieser Abhängigkeit heraus zu kommen.
Es wird irgendwann die Zeit kommen in denen die Preise für Rohstoffe nach unten gezogen werden. Was möchte Russland dagegen tun?


2) Das stimmt. Daran gilt es auch zu arbeiten.

Eine Frage, sind sie Deutscher Mig oder Russe?
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Summers
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Summers »

DevilNeverCry hat geschrieben: 1) Wie sieht es eigentlich mit der Ausgrenzung seitens der Abhängigkeit von Rohstoffen aus? Politiker und Politologen in Russland wünschen sich mehr dasMittel und Wege aus dieser Abhängigkeit heraus zu kommen.
Es wird irgendwann die Zeit kommen in denen die Preise für Rohstoffe nach unten gezogen werden. Was möchte Russland dagegen tun?
(…)
Man arbeitet daran, nicht einseitig von Rohstoffen abhängig zu sein. Immerhin wird der größte Teil des BIPs bereits durch den Dienstleistungssektor erwirtschaftet.
Rohstoffpreise nach unten? Nicht wirklich, jedenfalls nicht so weit, als dass Russland sich Gedanken machen müsste.

DevilNeverCry hat geschrieben:Eine Frage, sind sie Deutscher Mig oder Russe?
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DevilNeverCry
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von DevilNeverCry »

Auch wenn es vor 2 Jahren war so habe ich zumindest gelesen das der Anteil der Rohstoffexporte an der russischen Wirtschaft zu genommen hat. Die Zahlen kenne ich leider nicht mehr. . .

Mit Preisschwankungen muss man rechnen.
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Panarin »

Dragus hat geschrieben:Zu erst mal sollte man zwischen den normalen Russen und der russischen Elite unterscheiden. Viele normale Russen haben nichts gegen die EU. Vor allen Dingen haben sie auch überhaupt keine Ahnung von der EU, können kein Englisch und waren noch nie außerhalb des russischen Sprachraumes. Gerade in den ländlichen Regionen kennen sie vielleicht noch die nächste russische Stadt persönlich und ein paar Dörfer der Region, wo sie Verwandte haben, das war es dann aber. Das liegt am Kalten Krieg und der in den 90 herrschenden Armut. Reisen konnte sich niemand leisten und Reisen ins Ausland waren eh streng reglementiert, nur für die Oberschicht. Das höchste der Gefühle bestand für junge Russen darin, mal über Jugendprogramme in ein eines der heutigen GUS Länder verschickt zu werden.

Bezüglich Bevormundung kontra Freiheitsliebe - es gibt wohl kaum ein Volk in Europa, welches in der Politik weniger zu sagen hat und hatte, als das Russische. Der Gegensatz: Europäische Abhängigkeit zu russischer Freiheit, ist ein künstlicher. Tatsächlich hätten Russen in der EU mehr zu sagen, als sie es als Russen in einem isolierten oder gar nach China orientierten Bündnis zu sagen hätten.

Daher würde ich es anders herum sagen: Das Russland außerhalb der EU bleibt, ist ein Garant für die russische Oberschicht, ihre Geschäfte weiter auf die alte Art machen zu können. Über die Köpfe der Menschen hinweg, über Leichen hinweg, über jedem Gesetz stehend - denn das Gesetz in Russland, das sind gute Beziehungen. Wer den Richter bezahlen kann oder besser, dafür sorgt das er einen Anruf aus dem Kreml bekommt, der steht über dem Recht.

Das ginge durch einen EU-Beitritt verloren. Vermutlich brauchen die Russen selbst noch einige Zeit, sich endlich mal erfolgreich gegen ihre eigene Elite zu organisieren und ihre Rechte durch zu setzen - und zwar auch die Rechte der verratenen und verkauften Russen bei der Auflösung der UdSSR. Auch hier kann man sehr gut sehen, wie es Russen in der EU besser geht, als in GUS Staaten, wo sie in der Minderheit sind und von Moskau keinerlei Schutz ihrer Rechte genießen - es sei denn, sie eigenen sich zu geopolitischen Machtspielen.

Wenn Putin davon spricht, es gibt nur wenige Länder, die wirklich Unabhängig sind, dann meint er: Es gibt nur wenige industrialisierte Länder, in denen die Elite wirklich über dem Gesetz steht und das Volk tatsächlich die Schnauze zu halten hat.
Experte Dragus hat gesprochen. :)
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Xandru »

Die Russen sollen bleiben wo sie sind - in Russland!
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Summers
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Summers »

DevilNeverCry hat geschrieben:Auch wenn es vor 2 Jahren war so habe ich zumindest gelesen das der Anteil der Rohstoffexporte an der russischen Wirtschaft zu genommen hat. Die Zahlen kenne ich leider nicht mehr. . .
BIP nach Sektor (Landwirtschaft/Industrie/Dienstleistung):

GDP - composition by sector:
agriculture: 4.6%
industry: 39.1%
services: 56.3% (2007 est.)


Quelle: https://www.cia.gov/library/publication ... .html#Econ

DevilNeverCry hat geschrieben:Mit Preisschwankungen muss man rechnen.
Aber nicht mit solchen, die Russland gefährlich werden könnten.
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Summers »

Russischer Konzern will weltgrößtes Unternehmen werden

Gazprom auf dem Weg zur Supermacht

Der russische Energiekonzern Gazprom will binnen weniger Jahre zum größten Unternehmen der Welt aufsteigen und den US-Ölkonzern Exxon Mobil von der Spitzenposition verdrängen. "In sieben bis acht Jahren" werde Gazprom seinen Börsenwert auf eine Billion Dollar verdreifachen, sagte Konzernchef Alexej Miller am Rande einer Wirtschaftstagung im französischen Deauville. Dazu will das russische Unternehmen im Ausland massiv expandieren.

(…)


http://www.tagesschau.de/wirtschaft/gazprom24.html
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DevilNeverCry
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von DevilNeverCry »

Summers hat geschrieben:
BIP nach Sektor (Landwirtschaft/Industrie/Dienstleistung):

GDP - composition by sector:
agriculture: 4.6%
industry: 39.1%
services: 56.3% (2007 est.)


Quelle: https://www.cia.gov/library/publication ... .html#Econ




Aber nicht mit solchen, die Russland gefährlich werden könnten.
1) Ja, sie haben ja schon gesagt das die Dienstleistungen überwiegen. Immerhin kenne ich die Zahlen

2) Man muss auch mit so was in Zukunft rechnen. Den ein könnte wird es bestimmt nicht in solch einer Situation geben. Was würde z. B. Russland bei radikalen Kursschwankungen des Dollars und Euros tun? Schließlich sind dies die Hauptreserven innerhalb Russland's.
Lord Anubis

Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von Lord Anubis »

DevilNeverCry hat geschrieben:
1) Ja, sie haben ja schon gesagt das die Dienstleistungen überwiegen. Immerhin kenne ich die Zahlen

2) Man muss auch mit so was in Zukunft rechnen. Den ein könnte wird es bestimmt nicht in solch einer Situation geben. Was würde z. B. Russland bei radikalen Kursschwankungen des Dollars und Euros tun? Schließlich sind dies die Hauptreserven innerhalb Russland's.
Deswegen muss sich Russland von dem grünem Toilettenpapier trennen. Der Gas Verkauf in Rubel ist schon mal ein Anfang.
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jmjarre
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Re: Russischer EU-Beitritt

Beitrag von jmjarre »

Radagast hat geschrieben:Was hält Russland eigentlich von einem EU-Beitritt ab?
Russland könnte die EU durch seine Größe doch enorm stärken.
So würde die EU zum mächtigsten Staatenverbund auf der Welt und alle Mitglieder würden davon provitieren, oder nicht?
Ich dachte, dass in die EU nur demokratische Staaten sollen?
Strang über die SED und deren Stasi Aktivitäten -neueste Enthüllungen...Hier:
http://www.politik-forum.eu/viewtopic.php?f=20&t=39858
http://www.youtube.com/watch?v=uDvsezvR7LA
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