Agricola » Fr 7. Dez 2012, 12:49 hat geschrieben:Kein Ernstzunehmender und wirtschaftlich einigermaßen Durchblickender, wird abstreiten, daß ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone oder gar ein Auseinanderfallen derselben, zuallerst zu einer Realisierung der bereits jetzt eíngefahrenen Milliardenverluste für Deutschland und in geringerem Ausmaß auch für die anderen noch zahlungs- und kreditfähigen Euro-Länder führen würde. Dies ist der Ende mit Schrecken.
Es gibt also doch Risiken und sogar Milliardenverluste? Jetzt musst du nur noch begründen, warum "klar" ist, dass uns die Hilfen bei "Griechenland und den anderen südlichen Euro-Pleitestaaten, am Ende noch weitaus mehr Geld kosten" werden!
Woher du diese Klarheit nimmst, während selbst der alte IWF unschlüssig ist, bleibt wohl auf Ewigkeit dein Geheimnis.
Agricola » Fr 7. Dez 2012, 12:49 hat geschrieben:Es würde Seiten füllen hierzu die einzelnen Aspekte, von der unterschiedlichen Leistungskraft, Mentalität, Währungsdisziplin der unter dem Euro vereinigten Länder hier anzuführen. Weder sind in der EU alle Länder am Euro beteiligt und dadurch die EU in Frage gestellt, noch sind unsere Exporterfolge auschließlich an den Euro-Raum gebunden.
Du schweifst ab. Ein Bayer hat auch nicht diese Mentalität, wie ein Hamburger oder Berliner. Und Berlin hat auch nicht dieselbe Leistungskraft, wie München.
Das ist also kein Argument für oder gegen den Euro.
Agricola » Fr 7. Dez 2012, 12:49 hat geschrieben:Und darüber hinaus, würden wir, als von Rohstoffen abhängiges Land, von einer starken Eigenwährung profitieren, weil unsere Einfuhren wieder billiger würden, was letztlich auch wiederum Folgen auf die Preise unserer Exportgüter hätte.
Die Exporte sind für Deutschland wichtiger. Zwar verbilligen sich die Importe, aber eine massive Aufwertung hätte weitaus größere negative Auswirkungen. Deshalb hat selbst die Schweiz den Franken zum Euro maximal festgesetzt.
Außerdem geht es hier nicht um die Vor- und Nachteile des Euro. Wenn du diese diskutieren willst, können wir das in einem separaten Thread tun. Diese Diskussion wäre für mich wenig reiz- und anspruchsvoll, ich habe sie schon unzählige Male geführt.
Agricola » Fr 7. Dez 2012, 12:49 hat geschrieben:Und natürlich könnten beispielsweise die Griechen durch eine wachsweiche abwertbare Drachme wieder als günstiges Reiseland profitieren und für ihren heimischen Jogkurt oder sonstige Einfachstprodukte - weil preislich günstig - Abnehmer und Devisen für die von ihnen benötigten Importgüter finden.
Ja, Griechenland könnte durch eine Abwertung gewisse makroökonomische Vorteile generieren. Aber im konkreten Fall hilft ihnen das nicht, weil sie maßlos überschuldet sind. Durch die EInführung der Drachme hätten sie nichts gewonnen, die Schulden wurden in Euro gehandelt.
Darüberhinaus hätte ein Ausstieg für die Griechen aus dem Euro zunächst drastische Folgen. Ihre Wirtschaft würde noch weiter einbrechen. Die Drachme würde zwar abwerten, aber die strukturellen Probleme in der Wirtschaft wären nicht vom Tisch. Griechenland hat schon mit der Drachme die Verschuldung hochgetrieben und der Niedergang der Industrie begann auch vor Jahrzehnten unter der Drachme. Die Einführung der Drachme stellt somit keineswegs die Lösung schlechthin dar, wie du das hier propagierst.
Agricola » Fr 7. Dez 2012, 12:49 hat geschrieben:D.h. Transparenz, Unabhängigkeit, Leistungsvielfalt und Leistungswettbewerb könnten hier langfristig wieder hergestellt - und wer weiss - bei entsprechender Angleichung in Mentalität und Haushaltsdisziplin, durch eine gemeinsame harte Währung - ohne die dauerhaften Milliardenunterstützungsbeträge in ein Fass ohne Boden - in ferner Zukunft belohnt werden.
Transparenz, Unabhängigkeit, Leistungsvielfalt und Leistungswettbewerb können auch unter dem Euro hergestellt werden.
Agricola » Fr 7. Dez 2012, 12:49 hat geschrieben:Jeder der jedoch meint, das fortgesetzte Weiterwursteln mit uferlosen Kreditpaketen für die Pleiteländer und einer damit verbundenen sukzessiven Vergemeinschaftung der Schulden aller Euroländer, würde am Ende (wann?) mit Erfolg gekrönt (in welcher Weise?), ist aufgefordert, diesen seinen Durchhalteglauben hier konkret und fundiert hier zu begründen. Das Nachplappern von Statements der etablierten Parteienkaste aus Union-SPD-Grünen und FDP interessiert den mündigen Bürger nicht. Und - ich hoffe - an einem von der Linkspartei angepeilten Sozialismus internationalen Kalibers ist die Mehrheit auch nicht interessiert.
Niemand hat behauptet das "uferlose Kreditpakete" von Erfolg gekrönnt sind. Das ist eine Wahnvorstellung deinerseits! Der IWF hat klare Grenzen, die er zieht. Kredite gibt es nur, nachdem klare Reformziele vereinbart und umgesetzt werden. Die Zeitrahmen sind befristet, der Fortschritt wird kontinuierlich geprüft und Aktionen neu bewertet.
Griechenland repräsentiert auch nicht alle notleidenden Staaten. Nur weil Griechenland vielleicht noch bis 2022 mit Krediten versorgt werden muss, bedeutet das nicht automatisch, dass auch Spanien, Irland oder Portugal bis 2022 auf den ESM und weitere Pakete angewiesen sind.
Es kann durchaus sein, dass sich die Rettungspolitik im Falle Griechenland als falsch erweisen wird und ein sofortiger Bankrott die bessere Alternative gewesen wäre, aber das im Nachhinein zu resümieren ist nicht schwer.
Du hättest vielleicht schon im Jahr 1995 auf die falschen Bilanzen in Griechenland hinweisen müssen. Oder 2004 auf die Immobilienblase in Spanien bzw. den USA. Oder auf den unkontrollierten Finanzsektor mit der HRE, den deutschen Landesbanken oder den irischen Banken. Oder auf die gefährliche Niedrigzinspolitik der FED.