Tja, das ist das Problem, wenn ich die Kontrolle verliere :P, ich muss natürlich auf das Geschriebene eingehen und das dauert wieder.
fred76 » Sa 18. Aug 2012, 09:57 hat geschrieben:Auch wenn ich dir in vielen Punkten rechtgebe, habe ich jedoch beim lesen den Eindruck bekommen, das du eher einen "idealisierten" arabischen Staat als die Realität beschreibst.
Ist es möglich, das du in dem einen oder anderen Punkt Wunschdenken mit Realität vermischst?
Nein, es ist nicht möglich. Ich komme aus Libyen, eigentlich das konservativste Land in meiner Ecke= Maghreb= Arabischer Westen= Alle Länder links von Ägypten, dann gibt es noch die Golfstaaten, was man wieder als wirtschaftlich zusammenhängendes Einflussgebiet bezeichnen könnte und schlussendlich die Sham Gegend= alles um Syrien herum. Ägypten und Irak sind Sonderfälle, die schon immer einen stärkeren Einfluss auf die Gegend hatten.
Ein Deutscher würde bei so einer Denkweise Pan-Nationalist sagen, ich empfinde das als normal, da es das widerspiegelt, was ich durch die Medien, Zeitungen, Fernsehsender und Schule mitgekriegt habe. Zurück zum Thema des Wunschdenkens:
Wenn ich über etwas berichte, dann betrifft es primär mein Umfeld= Al Maghreb. Da kann ich die gesellschaftlichen Strukturen mit eigenen Augen sehen, ich höre aber auch, was zB. in Saudi-arabien läuft, selber war ich aber noch nicht da.
Ich wähle meine Sätze bewusst und vorsichtig. Ich weiss schon, was ich schreibe. Wenn ich aber nur ausgewählte Stellen auseinander nehme, entsteht leicht der Eindrück, dass ich alles in den Himmel lobe und idealisiere, dem ist aber nicht so. Ich habe auch versucht mich abzusichern, aber anscheinend reichte es nicht. Ich zittiere mich:
Also alles Friede Freude Eierkuchen? gaaanz bestimmt nicht. In meiner Ecke gibt es sogar sehr viel zu tun, religiöse oder ideologische Verblendung würde ich aber nicht unter den Top 5 einordnen. Es sind die falschen Ansätze, die du kritisierst.
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Das ist nicht mal ein Zentel dessen, was ich zum Thema zu sagen hätte und meine eigene Kritik zum Islam oder Kultur habe ich gar nicht miteinfliessen lassen, sondern bin nur auf deine Punkte eingegangen.
Zum Moschee: mir ist nicht bekannt, dass Nichtmuslimen der Zutritt zu einer Moschee verboten ist und ich kann es mir auch nicht vorstellen. Quellen, die das näher erläutern, oder eine bessere Schilderung deines Erlebnisses würde mich interessieren.
Freitags sind Moscheen meistens überfüllt. Da kann ich mir denken, dass Touristengruppen da nur stören, ausserdem muss man die Schuhe ausziehen, ansonsten wüsste ich nicht, was dagegen spricht sich hinter den betenden Reihen anzustellen oder hinzusetzen und glotzen. Das habe ich auch mit nem Kumpel gemacht, den ich vor 4 Jahren eingeladen und in eine Moschee in Tripolis mitgenommen habe, und wenn da nicht gebetet wird, dann ist es erst recht unvorstellbar und albern. Wie sollen die bösen Ungläubigen sonst auf die richtige Bahn gebracht werden?

. Im Ausland wie Deutschland gibt es sogar extra Kopfhörer und da freuen sie sich eher über jeden Besucher, aber das meintest du ja nicht.
Was Mekka angeht: das ist die heiligste Stätte der Muslime und jeder muss dahin gucken, wenn er betet, also geweihter Boden. Eine rituelle Reinigung und saubere Kleidung sind unerlässlich, wenn man beim Beten vor Gott tritt, daher kann ich mir vorstellen, dass man da skeptisch wird, wenn Nichtmuslime durch die Gegend schlendern, aber die Saudis übertreiben es manchmal.
Das ist mir so tatsächlich nicht aufgefallen.
Dürfen Frauen in Saudi-Arabien allein Auto fahren?
Nein, nicht alleine und ich find es auch peinlich. Diesen Punkt habe ich vergessen weiter zu erläutern und wollte ich in die Veränderungen eingliedern mit dem Gegenargument, dass sie auch für ihre Rechte eintreten und nicht Mundtot gemacht werden. Da ich aber mittlerweile Dampf abgelassen habe, fehlt mir die Lust dazu. Mit "Frauenfahrverbot" kann sich jeder bei Google darüber informieren, was da alles abgeht.
Also mir fällt so ad hoc kein "christliches" Land ein, indem Homosexualität als Verbrechen mit dem Tod bestraft werden kann. In islamischen Ländern wie dem Iran, Saudi-Arabien, Jemen etc. allerdings möglich.
In den meisten Ländern droht demjenigen auch nicht der Tod, sondern Züchtigung/Strafe, wie es auch Heute noch in einigen christlichen Ländern der Fall ist, und manchmal nicht mal das. Es gibt keine Stelle im Koran, die für Homosexualität die Todesstrafe vorsieht und falls mir jemand eines besseren belehren kann, dann würde ich mich darüber freuen.
Dass es möglich ist, bestreite ich nicht. Kann schon sein, aber die Nachrichten, die es bis nach Europa schaffen, sind oft verzerrt, wie das Theater, was man um die iranischen Homosexuellen veranstaltet hat. Bei den Nachrichten hat man den kleinen Zusatz vergessen, dass diejenigen auch wegen Kindesmisbrauch und -mord angeklagt wurden. Iran und Saudi-arabien sind die Zentren der jeweiligen Konfession, ähnlich wie der Vatikan. Da geht es natürlich konservativer zu. Es gibt 57 islamische Länder und fast 2 Milliarden Gläubige und dazu 2 grundverschiedene Konfessionen mit je vielen Rechtsschulen. Da kann es DEN Islam nicht geben.
In den arabischen Ländern, die ich besucht habe, zum Beispiel Dubai, ist diese "Wolke der Andersartikeit" so stark ausgeprägt, das sichbare, religiöse Zeichen an christilichen Kirchen per Gesetz verboten sind.
Kennst du ein christliches Land, wo per Gesetz religiöse Symbole anderer Weltreligionen verboten wurden?
...
Verfällst du hier nicht in die gleichen Klischees, die du sonst umgekehrt -zu Recht- ankreidest?
Die Golfstaaten, der Ursprung des Islams eben. Man muss sie nicht verbieten und andere Symbole bereiten mir auch keine Augenschmerzen, ich habe aber auch nicht gesagt, dass bei uns Toleranz herrsche wie im Westen, sondern zum dritten Mal jetzt Kulturalismus. Ganz ehrlich? ich glaube es macht den Arabern/Moslems immer noch zu schaffen, dass sie von den "analphabetischen Dörflingen" überholt wurden, nachdem sie fast ein Jahrtausend lang die halbe Welt beherrscht und die ganze zivilisatorisch geführt haben. Das liest man ständig an der Selbstkritik a'la: "schämt euch und seht lieber, wie weit der Westen gekommen ist, während ihr noch XX oder XY macht".
Man muss den Tatsachen ins Auge sehen, die Zeiten sind lange vorbei.
Kirchen und Synagogen gibt es jedenfalls und sie müssen sich nicht verstecken. Den Vergleich zwischen dem sekulären Okzident und gläubigen Orient in religiösen Ansichten heisse ich aber auch nicht gut. Hier sind die säkularen Kräfte so stark, dass sie mit ihrem Streben nach Vereinheitlichung und Assimilierung alles verschlingen. Religiöse Rituale, die ein wichtiger Bestandteil der Religion sind, und wo ein Gläubiger sich vor anderen hinstellen und sagen kann: "Seht her, ich habe Spass mit meinem Gott", sind mittlerweile gesellschaftlich geächtet. Das Christentum ist nur noch ein Schatten seiner selbst und Christen müssten sich bei diesem Drück diskriminiert fühlen. Die Taufe wird kritisiert und Kommunion wird zu einer Seltenheit. Das geht mir viel zu weit und ich hoffe nicht, dass wir uns in dieselbe Richtung entwickeln.
Du brauchst mir auch nicht alles vorhalten, was irgendwer irgendwo macht und ich kann und will das nicht gut heissen, nur nimmst du augenscheinlich diese "Klischees" persönlich. Das Verfallen in die Klischees war natürlich absicht und ich kreide eigentlich gar nichts an, sondern lebe nach dem Motto: andere Länder, andere Sitten.
Ich habe gelernt, dass die effektivste Behandlungsmethode bei einem geifernden Hitzkopf (nein, ich meine niemanden damit. Das ist nur eine allgemeine Strategie) folgende ist:
Man muss dem jenigen ein Spiegel vors Gesicht halten, so dass er seine hässliche Grimasse sieht, die er dabei schneidet. Das unterbricht seinen Redefluss und versetzt ihn in einen Schockzustand. In diesem stand by Modus kann das Gehirn wieder anspringen.
Nein, so schlimm ist es in Deutschland nicht. Hier lebt es sich angenehm und falls es Defizite geben sollte, dann müssen die Deutsche selbst das feststellen, sonst entsteht keine Antriebskraft um diese zu ändern.
Das ist Unsinn. Ehrenmorde werden wohl "typischerweise" von Brüdern, Vätern verübt, nicht von Ehemännern/Liebhabern.
Morde an Kindern oder Schwestern haben auch nichts mit einer "starken familiären Bindung" zu tun, sondern was mit veralteten, patriarchalischen Strukturen, denen der Islam scheinbar Vorschub leistet. Oder kennst du Ehrenmorde von Schwestern/Müttern, haben die etwa keine "starken, familiären Bindungen"?
Such mal selber im Internet nach Ehemann und Ehrenmord. Du wirst da etliche Berichte finden. Es ging sogar mal um einen gewalttätigen Idioten, der bereits von seiner ersten Frau verlassen wurde und die zweite umgebracht hat, weil sie ihn auch verlassen wollte, trotzdem lautet da der Titel Moslem und Ehrenmord, ebenfalls ist es der Fall, wenn einer austickt, seine Familie erschiesst und das Haus in Brand setzt, wenn es aber ein Deutscher tut, dann ist es ein Familiendrama. Über die Fälle habe ich gelesen und hab sie mir nicht ausgedacht.
Es wird ausgeblendet, dass die Täter selbst kulturelle Differenzen angeben und nie religiöse, letzteres können sie nämlich gar nicht, trotzdem denken 9 von 10 Deutsche, und da wette ich mit dir darum, dass es Teil der islamischen Tradition ist, aber du hast recht, deine Formulierung trifft zu: patriarchalische Strukturen leisten den Vorschub. Als ich (natürlich absichtlich und überzogen) über die Rentnerleichen und Bahnhofsrotznasen hergezogen habe, wollte ich damit die Nebeneffekte der Primässe: die Familie bedeutet nichts und der Einzelne alles, kritisieren, so sind Ehrenmorde eine kausale Erscheinung von: die Familie bedeutet alles und der einzelne nichts, deswegen sagte ich starke familiäre Bindungen. In diesem Fall liegt es aber nicht daran, dass der Täter das Opfer liebt, sondern zu feige ist, die Entscheidungen des Opfers zu akzeptieren.
Hier fällt mir was interessantes ein. Nachdem ich die Geschwister des Griechen (der mit dem Fisch) kennengelernt habe, habe ich gefragt, ob seine hübsche älteste Schwester einen Freund hat, er meinte sie wäre verlobt. Ich darauf: und schläft sie bei ihrem Verlobten? (ich sagte "bei", nicht "mit"), dann wurde sein Ton höher: neeeein, natürlich nicht, was denkst du denn? wenn sie ausser Haus ist, dann ist sie bei ihren Freundinnen usw.....
Ich war über die Intensität der Erklärung sehr überrascht und habe keine weiteren Fragen gestellt, ebenfalls war die Länge der Antwort bemerkenswert.
Natürlich will ich damit nicht sagen, dass er seine Schwester umbringen würde, aber die Reaktion war...hmm interessant. Haben Griechen gemeinsame religiöse Wurzeln mit Moslems? Gibt es im Christentum auch veraltete patriachalische Strukturen? wie kommt es dann, dass es Ehrenmorde auch in Indien, Südasien und Lateinamerika gibt?. Ich denke es ist eher dieses kulturelle Machogehabe der Südländer. Ob es mit dem warmen Klima zu tun hat?. Vielleicht liegt es an der Sonne, die das ganze Jahr über auf die Köpfe scheint und daher kommt der Begriff "hirnverbrannt"

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Eigentlich wollte ich das nicht so weit ausführen, sondern nur auf die Propaganda der Presse aufmerksam machen, die einen ja geradezu zwingt zu denken: Ehrenmord= Islam.
Übrigens wiederhole ich mich hier gerne: ich hab wirklich nie davon gehört, bevor ich nach Deutschland kam. Vielleicht ist es in Libyen Tabu? oder das Land ist zu konservativ? hmm, aber wenn ich daran denke, was hinter den Büschen in der Mediziner Uni in Tripolis abgeht, dann ähh... moment, das sind Staatsgeheimnisse. Die sollte ich nicht ausplaudern.