Wie ein roter Faden zieht sich die "Säuberung" städtischer Areale von unerwünschten Bevölkerungsgruppen durch die Geschichte der Olympischen Spiele. Wurde 1936 das erste Zwangslager für Sinti und Roma auf den Rieselfeldern nahe dem Dorf Marzahn errichtet, vertrieb man für die Olympiade 2012 wiederum vorwiegend Angehörige dieser Volksgruppe aus dem Ostlondoner Areal Clays Lane. Zufall oder nicht: Reporter verweisen auf die starke architektonische Ähnlichkeit der heutigen Neubausiedlung in Berlin-Marzahn und den "zumeist achtstöckigen Blöcken [in London], die den sterilen Charme der Berliner Neubauten aus den 1990er Jahre verströmen". Zwischen beiden Ereignissen lassen sich zahllose weitere Vertreibungen per Bulldozer an anderen Austragungsorten auflisten.
Die Olympischen Spiele sind mit ihrer Kommerzialisierung, ihrem Massencharakter, ihrer Inszeniertheit und ihrem ganzen medialen Bombast so ziemlich das Gegenteil dessen, was angeblich "ihren Geist" ausmache. Sie erinnern mich in ihrem Größenwahn ein wenig an die "großen staatlichen Volkstanzensembles" der ehemaligen Sowjetunion. Kultur, auch Sportkultur sollte eher Nähe, Individualismus, Intimität möglich machen.
1936 Marzahn - 2012 Clays Lane
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Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: 1936 Marzahn - 2012 Clays Lane
Diie Euphorie bremsen.
Für die Sponsoren-Firmen ist die Olymnpiade doch nur solange interessant wie sie sich für ein Massenpublikum mit einem positiven Image verbindet.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Re: 1936 Marzahn - 2012 Clays Lane
schokoschendrezki » Mo 30. Jul 2012, 14:20 hat geschrieben:
Diie Euphorie bremsen.
Für die Sponsoren-Firmen ist die Olymnpiade doch nur solange interessant wie sie sich für ein Massenpublikum mit einem positiven Image verbindet.
ich glaube kaum, dass das image darunter leidet.
in bejing war es uebrigens viel schlimmer. wenn ich mich nicht irre, wurde da sogar buerger umgebracht, die nicht gehen wollten.
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Re: 1936 Marzahn - 2012 Clays Lane
Noch schlimmer sind die Knebelverträge. Aber das ist bekannt. Trotzdem schau ich gerne die Olympischen Spiele.schokoschendrezki » Mo 30. Jul 2012, 14:20 hat geschrieben:
Diie Euphorie bremsen.
Für die Sponsoren-Firmen ist die Olymnpiade doch nur solange interessant wie sie sich für ein Massenpublikum mit einem positiven Image verbindet.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: 1936 Marzahn - 2012 Clays Lane
Das Mitleid der meisten Briten mit asozialen und kriminellen Pikies haelt sich ohnehin in Grenzen.
Re: 1936 Marzahn - 2012 Clays Lane
Man sieht es leider inzwischen bei allen Großereignissen, dass Personen, die das Stadtbild stören könnten, (zumindest zeitweise) vertrieben oder umgesiedelt werden ...schokoschendrezki » Mo 30. Jul 2012, 10:50 hat geschrieben:Wie ein roter Faden zieht sich die "Säuberung" städtischer Areale von unerwünschten Bevölkerungsgruppen durch die Geschichte der Olympischen Spiele. Wurde 1936 das erste Zwangslager für Sinti und Roma auf den Rieselfeldern nahe dem Dorf Marzahn errichtet, vertrieb man für die Olympiade 2012 wiederum vorwiegend Angehörige dieser Volksgruppe aus dem Ostlondoner Areal Clays Lane. Zufall oder nicht: Reporter verweisen auf die starke architektonische Ähnlichkeit der heutigen Neubausiedlung in Berlin-Marzahn und den "zumeist achtstöckigen Blöcken [in London], die den sterilen Charme der Berliner Neubauten aus den 1990er Jahre verströmen". Zwischen beiden Ereignissen lassen sich zahllose weitere Vertreibungen per Bulldozer an anderen Austragungsorten auflisten.
Die Olympischen Spiele sind mit ihrer Kommerzialisierung, ihrem Massencharakter, ihrer Inszeniertheit und ihrem ganzen medialen Bombast so ziemlich das Gegenteil dessen, was angeblich "ihren Geist" ausmache. Sie erinnern mich in ihrem Größenwahn ein wenig an die "großen staatlichen Volkstanzensembles" der ehemaligen Sowjetunion. Kultur, auch Sportkultur sollte eher Nähe, Individualismus, Intimität möglich machen.
Das ist kein Privileg der Olympischen Spiele ...