Armstrong » Mi 4. Jul 2012, 01:28 hat geschrieben:
Das ist aber mit der Beschneidung von Mädchen genauso. Die Eltern, die das machen, wollen ihr Kind damit nicht schädigen, es ist eine jahrtausende alte Tradition, die aus Sicht dieser Menschen etwas positives ist.
Das ist vermutlich richtig!
Ich verstehe nicht, wo du da willkürlich die Grenze ziehen willst.
Das ist einzig und alleine eine persönliche Grenze, die jeder selbst zieht. Es ist doch auffällig, dass gerade unbeschnittene Männer hier die heftigste Gegenwehr leisten. Das kommt ja nicht von ungefähr und ich möchte gar nicht ausschließen, dass ich genauso reagieren würde. Es fiel bereits der Begriff "Kastrationsangst". Aus eigener Erfahrung werte ich die männliche Beschneidung als nicht allzu negativ für einen Jungen; unter Umständen sogar positiv. Über eine weibliche Beschneidung weiß ich nicht viel. Ich kenne nur Horrorgeschichten. Daher stehe ich dem entscheidend negativer und kritischer gegenüber.
Also die Grundsatzfrage ist, welches Recht höherwertig ist, die Religionsfreiheit der Eltern oder das Recht auf körperliche Unversehrtheit des Kindes.
Die Religionsfreiheit der Eltern spielt zwar eine Rolle, aber meinesachtens nur eine untergeordnete. In erster Linie ist es das Recht der erziehungsberechtigten Eltern für das Kind Einverständniserklärungen abzugeben. Dieses Recht ist für mich sehr stark und bei einer Abwägung muss sich jeder die Frage stellen, ob tatsächlich ein solches Missverhältnis entstanden ist, dass es dem Staat das Recht gibt, den Eltern dieses Recht zu nehmen. Bei einer weiblichen Beschneidung ist das für mich der Fall. Bei der Verweigerung einer Bluttransfusion, bei dem das Leben des Kindes auf dem Kind steht, ebenfalls. Bei einer Zirkumzision, die millionenfach in der Welt komplikationslos durchgeführt wird, und deren Konsequenzen der Vater aus persönlicher Erfahrung einschätzen kann, ist das meiner Auffassung nach nicht gegeben.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.