Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

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Platon
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Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Platon »

Da in diesen Tagen durch die Afghanistan-Konferenzen in Moskau und Den Haag sowie die neue Afghanistan-Strategie von Obama das Thema Afghanistan wieder in den Mittelpunkt gerückt hat habe ich mich in den letzten Tagen sehr intensiv mit dieser Thematik auseinander gesetzt. Im Folgenden führe ich erstmal einige historische Hintergründe an um dann aus Links Auszüge von Texten eines gewissen Conrad Schetter zu zitieren die sehr hilfreiche Informationen über gesellschaftliche und kulturelle Hintergründe enthalten. Danach erläutere ich geopolitische Dimensionen des Konfliktes wie ich sie sehe und gehe dann zu einer kurzen Erläuterung der Lage vor Ort, inklusive Nennung und kurzer Vorstellung der wichtigsten "Talban-Gruppen" über um mit einem Fazit zu enden.

I. Die historischen Hintergründe

Im Jahr 1893 wurde nach 2 afghanisch-britischen Kriegen per Vertrag (der für 100 Jahre gelten sollte) die Durand-Linie gezogen, welche britisch-Indien von Afghanistan abgrenzen sollte. Der größere Hintergrund war damals der Kampf um Einfluss in Asien zwischen den Briten und Russland. Diese Grenze welche bis heute die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan bildet geht dabei mitten durch die Paschtunischen Sieldungsgebiete die fortan getrennt waren. Bereits kurze Zeit darauf kam es zu Aufständen der paschtunischen Stämme die zur Einrichtung der Nordwestprovinz führten in denen jedoch nie wirklich Herrschaft ausgeübt wurde.
Als Pakistan 1947 unabhängig wird verhandelt Pakistan einige Monate mit Afghanistan, welches seit jeher von paschtunischen Herrschern beherrscht wird, um einen Anschluss der paschtunischen Stammesgebiete. Im Jahr 1949 rufen einige paschtunische Stämme den Staat Freies Paschtunistan aus woraufhin Afghanistan alle Verträge mit Pakistan aufkündigt, mit dem Argument der vorherige Vertragspartner Britisch-Indien existiere ja nicht mehr. Dazu kommt es zu Grenzzwischenfällen und regelrechten militärischen Operationen die den Anschluss der Stammesgebiete an Afghanistan zum Ziel haben, jedoch von Pakistanern zurückgedrängt werden können.
In den 70er Jahren allerdings kam das Thema wieder auf und der damalige Staatschef Daoud forderte nicht nur die Nordwestprovinz inklusive der Stammesgebiete sondern auch Belutschistan und Teile von Punjab, der Kernprovinz Pakistans. Als Reaktion darauf begann Pakistan, bzw. sein Geheimdienst ISI islamische Fundamentalisten gegen die Regierung in Kabul zu unterstützen z.B. Gulbuddin Hekmatyar dessen Leute an der Universität Kabul unverschleierte Studentinnen mit Säure bespritzten oder den damals 21jährigen Ahmad Shah Massoud dessen Aufstand jedoch scheiterte, was nicht zuletzt an der mangelnden Unterstützung der Islamisten durch die Bevölkerung lag. So soll es einen Aufstandsversuch gegeben haben wo die Staatsmacht gar nicht eingreifen musste weil die lokale Bevölkerung die Islamisten höchst selbst wieder davon gejagt hatte.
All dies änderte sich jedoch schlagartig als die Kommunisten in Kabul die Macht übernahmen und daraufhin die Sowjetunion in Afghanistan einmarschierte.
Nunmehr intensivierte der pakistanische Geheimdienst, mit kräftiger Unterstützung durch den Westen und Saudi-Arabien, seine Unterstützung der Militanten die schließlich als Mujahideen bekannt wurden. Dabei wurde das Material beim ISI abgegeben der es schließlich an seine Günstlinge verteilte die da hießen: Ahmad Shah Massoud, Abdul Haq, Ismail Khan, Gulbuddin Hekmatyar, Jalaluddin Haqqani, Abdullah Azzam und Anderen
Als die Sowjetunion schließlich nach einem mehrjährigen Guerilla-Krieg abzogen und kurz darauf der Ostblock ganz zusammenbrach brach in Afghanistan der Run auf Kabul aus bei dem alle Kriegsherren versuchten den eigenen Einfluss zuungunsten der Anderen zu vergrößern was schließlich in einen Bürgerkrieg und einer fast vollständig zerstörten Hauptstadt mündete. Der erst damit endete als die Taliban unter Mohammed Omar aus den Medresen im afghanisch-pakistatnischen Grenzgebieten langsam aber sicher die Kontrolle über die paschtunischen Gebiete und schließlich über fast ganz Afghanistan übernahmen. Lediglich im äußersten Nordosten hatten sich mehrere Gruppierungen unter Ahmad Shah Massoud zur Nordallianz zusammengeschlossen und leisteten erfolgreich Widerstand bis es ihnen 2001 wiederum gelang mit massiver US-Luft- und schlussendlich Bodenunterstützung die Taliban von der Macht zu verdrängen.

Ahmad Shah Massoud wurde 2 Tage vor dem 11ten September 2001 von Al-Kaida-Attentätern getötet.
Abdul Haq verließ 1992 Afghanistan und wurde Geschäftsmann in Dubai, als er 2001 nach der US-Invasion Truppen gegen die Taliban in Pakistan sammeln wollte wurde er verraten und von den Taliban getötet.
Ismail Khan verteidigte bis 1995 als Gouverneur der entsprechenden Provinz seine Heimatstadt Herat vor den Taliban, musste aber nach einem Verrat in den Iran fliehen, kehrte später zurück, kämpfte 2001 an der Seite der Nordallianz und übernahm wieder den Gouverneursposten in Herat. Von dem er aber 2004 durch Karsai abgesetzt wurde, allerdings nachdem seine Machtposition in der Region durch konkurrierende Warlords untergraben wurde. Er ist jetzt Energieminister.
Gulbuddin Hekmatyar kämpfte bis zur Machtübernahme der Taliban gegen diese, floh dann aber in den Iran von wo er nach Solidaritätsbekundungen mit Osama bin Laden und Aufrufe zum Jihad 2001 und 2002 wieder zurück nach Afghanistan gegangen wurde wo er bis zum heutigen Tag in der Provinz Kunar im Nordosten des Landes an der Grenze zu Taliban gegen die Koalitionstruppen kämpft. Versuche von Karsai ihn in Kabul einzubinden schlugen bisher fehl.
Jalaluddin Haqqani wiederum lief 1995 nach deren Machtübernahme in Kabul zu den Taliban über. Nach der US-Invasion floh er vermutlich nach Waziristan von wo er derzeit zusammen mit seinem Sohn Siraj das so genannte Haqqani-Netzwerk betreibt welches höchstwahrscheinlich vom ISI unterstützt Anschläge in Afghanistan u.A. in Kabul verübt. Karsai bemüht sich auch hier ihn in Kabul zu verpflichten angeblich soll er ihm sogar den Posten des Premierministers angeboten haben. Er soll Al-Kaida-Kämpfer beschützen und auch Kamerad Beqay Harrach der uns vor kurzem mit seinen Kenntnissen über innerdeutsche Diskurse beglückte soll bei ihm Unterschlupf gefunden haben.
Abdullah Azzam war der Mentor von Osama Bin Laden, wurde aber durch einen Bombenanschlag getötet, höchstwahrscheinlich steckte Osama selbst dahinter.

2001/2002 wurden die Taliban gestürzt und sie zogen sich in die Stammesgebiete in Pakistan zurück, während Karsai zumeist erfolglos bemüht ist von Kabul aus einen halbwegs funktionierenden afghanischen Staat aufzubauen. Die Gewaltrate steigt seit einiger Zeit wieder an und es kommt zu einem regelrechten Aufstand der sich in fortlaufenden Anschlägen aber auch Überfällen und Kommandoaktionen von Seiten der Taliban und ihrer Unterstützer äußert.


II. Der gesellschaftliche/kulturelle Kontext

Im Folgenden nun mehrere Texte von Conrad Schetter die einen Einblick geben in den gesellschaftlichen und kulturellen Kontext Afghanistans insbesondere der paschtunischen Stammesgebiete die in meinen Augen sehr aufschlussreich waren.
[...]Stamm und Staat
Die lokalen Ordnungen in Süd- und Südostafghanistan sind stark durch die paschtunische Stammeskultur geprägt. Jedoch darf hieraus nicht gefolgert werden, dass Paschtunen mit Taliban gleichgesetzt werden können. Die paschtunische Stammesordnung ist stark durch Brüche, Widersprüche und Heterogenitäten geprägt, was unter anderem auf unterschiedliche sozioökonomische Rahmenbedingungen zurückzuführen ist. Jedoch weniger die tribale Ordnung als solche, sondern die Wertevorstellungen, die in der paschtunischen Stammesgesellschaft vorherrschen, bilden die entscheidende Kluft zur modernen Gesellschaft. Die tribalen Werte- und Rechtsvorstellungen gehen davon aus, dass die Existenz des einzelnen Mannes, des Familienverbandes, der lineage, des Clans sich in ständiger Bedrohung befindet und gegen äußere Feinde zu verteidigen ist (Janata & Hassas 1975: 85). Um sich in dieser feindlichen Welt behaupten zu können, muss jedes Stammesmitglied seine Souveränität vor vermeintlichen Übergriffen schützen und diese mit Gleichem vergelten [badal]; andernfalls verliert er sein soziales Prestige in der Gruppe. Diese Sicht der Welt als einer feindlichen bildet den Rahmen, in dem sich jedes männliches Stammesmitglied bewegt, um den anerkannten Status eines ghairatman, was im übertragenen Sinne „Gentleman“ bedeutet, zu erreichen. Ein ghairatman muss über völlige Autonomie (z. B. Landeigentum) verfügen und sich durch bestimmte Qualitäten von Männlichkeit – nang und turah – auszeichnen. Nang bedeutet ‚Ehre’ und beinhaltet zum einen namus – die Verteidigung seiner ihm anvertrauter Frauen, seines Territoriums und Besitzes –, zum anderen nanawat, die Gewährung von Schutz. Im Kontext dieses männlichen Idealbilds werden Frauen als kam asl [fehlerhaft] verstanden, die durch ihr Verhalten die Ehre der Männer gefährden können; die Frauen stellen mit anderen Worten die Schwachstelle in diesem Konzept von Ehre dar (Barth 1969: 122). Sämtliche Anzeichen, die dahingehend interpretiert werden können, dass ein Mann seine ihm anvertrauten Frauen vor anderen Männern – und seien es nur deren Blicke – nicht schützen kann, werden als Ehrverletzung empfunden und müssen mit Vergeltung geahndet werden (Steul 1981). Mit der Gewährung von nanawat wird der Schutz, den namus beinhaltet, auf diejenigen ausgedehnt, die sich nicht verteidigen können. Jedoch bedeutet die Bitte um nanawat das Eingeständnis der eigenen Schwäche und Ohnmacht, wodurch der Bittsteller seinen Status als ghairatman verspielt. Während sich der männliche Paschtune nang durch Schutzausübung erwirbt, kommt in turah die Verteidigung individueller Interessen zur Geltung. Turah lässt sich mit Tapferkeit, Unerschrockenheit und Kampferprobtheit umschreiben (Janata & Hassas 1975; Steul 1981). Schließlich ist noch melmapalenah, das Gebot der Gastfreundschaft zu nennen, das den Zusammenhalt der Stämme garantiert. obgleich der geteilte Wertekanon – der viele lokale Spielarten und Abweichungen enthält – den Referenzrahmen für alle Stammesmitglieder darstellt, beinhaltet er ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber den eigenen männlichen Stammesmitgliedern (Ahmed 1976). Dies erklärt, weshalb die paschtunischen Stammesstrukturen dem Aufbau politischer Institutionen, in denen nicht die individuelle Autonomie innerhalb des Kollektivs gewahrt wird, entgegenstehen. Einer Einflussnahme von Außen, die die Gesellschaft grundlegend zu verändern droht, wird stets mit Gegenwehr begegnet – jedoch kämpft jeder für sich und ordnet sich nicht einer übergreifenden Schlachtordnung unter. So fließen in die Bündnispolitik pragmatische und materielle Erwägungen ein. In den 1980er Jahren paktierten viele Stämme sowohl mit den Widerstandsparteien als auch mit den Kommunisten (Roy 1986). Auch gegenwärtig sind einzelne Krieger, Clans und Stämme bemüht, sich ein möglichst hohes Maß an Manövrierraum zu bewahren, weshalb sie oftmals gute Kontakte zu dem harten Kern der Taliban-Bewegung wie auch zu den ISAF/OEF-Truppen unterhalten und – stets unter Wahrung ihrer lokalen Autonomie – je nach Kontext die Seiten wechseln
QUELLE

Aus derselben Quelle ein weiteres Kapitel.
Militanter Islam
Die paschtunische Stammesgesellschaft kann nicht losgelöst vom Islam gesehen werden. Wenngleich es eine ganze Fülle von Unterschieden oder gar Widersprüchen zwischen Schriftislam und Stammesvorstellungen gibt, sehen die Stammesmitglieder selbst beide als Einheit an; sie werden als eins gesehen (Spain 1963: 72). Islamische Geistliche, wenngleich diese aufgrund des Eigenverständnisses der paschtunischen Stämme als Bekehrte aus erster Hand keinen hohen gesellschaftlichen Stellenwert in der Vergangenheit besaßen, gewannen in der Geschichte der Region immer wieder an Bedeutung. Denn als außerhalb der tribalen Ordnung stehend nahmen sie in Konfliktfällen und Krisensituationen Schlüsselpositionen ein und waren in der Lage, tribale Spaltungen zu überwinden und kurzfristige Allianzen zu stiften. Viele Stammesrebellionen gegen den afghanischen Zentralstaat wie auch gegen britische und pakistanische Eingriffe führten daher Geistliche wie der Faqir von Ipi oder Mullah Lang an (Edwards 1996). Wenn diese Sonderrolle islamischer Geistlicher in der Vergangenheit nur situativ war, so verfestigte sich die Stellung islamischer Eliten aufgrund des nun 30jährigen
Kriegs innerhalb der Stämme auf beiden Seiten der Durand Line.
Die zunehmende Bedeutung religiöser Würdenträger ist Folge demographischer, politischer und gesellschaftlicher Veränderungen. Mit der Besetzung Afghanistans durch sowjetische Truppen im Jahr 1979 fand ein Massenexodus aus den afghanischen Stammesgebieten statt, der in einigen grenznahen Provinzen nahezu die ganze Bevölkerung erfasste.
Während das Gros der Flüchtlinge in Lagern auf pakistanischer Seite entlang der Grenze aufgefangen wurde, wanderten die Stammeseliten in die Städte Pakistans, nach Europa oder in die USA aus. Damit ging ihr Einfluss auf die Stammesbevölkerung sukzessiv verloren. Mehr noch: Die Abwanderung tribaler Eliten hinterließ eine Lücke im Verhältnis zwischen Stamm und Staat. Seit Mitte der 1980er Jahre drängten vor allem einfache Geistliche (mullahs, maulawis), die überwiegend aus madaris [Koranschulen] in der NWFP stammten, in diese Führungsrollen und stiegen zu wichtigen
mujahidin-Kommandeuren auf. Diese Entwicklung lag ganz im Interesse Islamabads, um die tribalen Strukturen zu brechen, die paschtunische Identität abzuschwächen und Kämpfer für den jihad in Afghanistan zu mobilisieren.

Diese Geistlichen vermochten es, in einer Gesellschaft, die durch kriegerische Auseinandersetzungen aufs Tiefste gespalten war, übergreifende Allianzen aufzubauen und Streitigkeiten zu schlichten. Besonders in den Flüchtlingslagern, die von den mujahidin-Parteien kontrolliert wurden, gewannen militant-islamische Vorstellungen an Bedeutung. Wesentliche Voraussetzung hierfür war, dass in den Flüchtlingslagern tribale Vorstellungen an Bedeutung verloren hatten. So konnte ein Flüchtling kaum noch als ghairatman angesehen werden. Wenn er sich zwar aufgrund des Gebots der melmapalenah als Gast bei seinen Stammesbrüdern verstand (Farr 1990: 136), so bedeutete sein Asyl auch, dass er um nanawat gebeten hatte. Er hatte sich damit den Entscheidungen seiner Stammesbrüder unterworfen und konnte das Idealbild des autonomen Stammesmitglieds nicht mehr aufrechterhalten (Edwards 1986: 320). Zudem war er zum Almosenempfänger von Hilfsorganisationen degradiert. Seine Situation als Flüchtling bedingte zudem, dass er nicht über Landbesitz in den Lagern
verfügte, was für sein Selbstverständnis und für die Aufrechterhaltung von nang und turah von essentieller Bedeutung ist. Militante islamische Vorstellungen, die die Widerstandsparteien propagierten, boten sich als Kompensation zur Aufrechterhaltung eines positiven Selbstbildnisses an.

Hier ist besonders das Konzept von muhajir [Flüchtling] und mujahid [Kämpfer für die Angelegenheiten Gottes und des Glaubens] zu nennen. Denn ein muhajir handelt in gleicher Weise wie der Prophet, der die hijrah [Flucht] aus Mekka nach Medina vollzogen hat. Nahmen die muhajirin [Pl. von muhajir] den Heiligen Krieg um ihr verlorenes Terrain auf, wurden sie zu mujahidin [Pl. von mujahid] und folgen damit erneut dem Beispiel Mohammeds. Das Konzept von muhajir konnte damit die Bitte um nanawat kompensieren; das Konzept vom mujahid, der im jihad gegen die gottlosen Kommunisten kämpft, konnte das Ideal von turah bedienen (Ansari 1990: 3–20).

Der Kontrollverlust, den Stammesmitglieder durch die Erosion tribaler Werte- und Normvorstellungen erlitten, konnte zudem durch die Kontrolle über die Frau als das einzig verbliebene zu kontrollierende „Gut“ kompensiert werden. Diese Fokussierung auf die Frau stützte das islamische Konzept der purdah, also der Wegschließung der Frau, ab. Die relative räumliche Enge in den Flüchtlingslagern sowie die ständige Präsenz fremder Männer hatte eine drastische Einschränkung des Bewegungsfreiraums der Frauen zur Folge. Eine strenge Seklusion sowie Ganzkörperverschleierung sollten das namus der Frauen und damit das nang der Männer wahren. Gerade die religiösen Parteien gewannen in den Flüchtlingslagern als Wächter über die Einhaltung einer strengen Geschlechtertrennung und Seklusion der Frauen an Ansehen (Kreile 1997).

Katalysator für die Vermittlung dieses Islamverständnisses waren die madaris. Seit den 1980er Jahren führte die Islamisierungspolitik unter dem pakistanischen Präsidenten Zia-ul Haq dazu, dass über 1.300 madaris, die häufig der orthodoxen Deoband-Schule nahe standen, in der NWFP errichtet wurden und reichlich Zulauf erhielten (Malik 1989). Wenngleich vor allem Kriegswaisen und Kindern aus verarmten Familien in den madaris eine „Ersatzfamilie“ fanden, besuchten auch zunehmend Söhne bessergestellter Flüchtlinge die Koranschulen. So gewannen die islamischen Eliten aufgrund der Flüchtlingssituation und dem damit einhergehenden kulturellen Wandel an Ansehen (Malik 1989: 345). Die madaris bildeten die einzigen Ausbildungsstätten, die allen Flüchtlingskindern kostenlos zugänglich waren. Die militant islamischen Parteien nutzten die madaris gezielt, um ihre Stellung und Ideologie in den Flüchtlingslagern zu stärken. Auch dienten sie als wichtigstes Rekrutierungsfeld zunächst für den jihad gegen die sowjetischen Besatzer, dann gegen verfeindete Bürgerkriegsparteien. Neben einer religiösen Ausbildung umfassten die Curricula vieler madaris auch eine militärische Schulung. Der jihad gegen alle Ungläubigen wurde zur zukünftigen Lebensaufgabe der Schüler erhoben. Um auf den jihad vorzubereiten, steht die Erlösung von dem Diesseits im Mittelpunkt der Ideologie vieler madaris. Die zentrale Botschaft lautet, dass nur der mujahid, der den Islam im Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen verteidigt und als Märtyrer [behesht] stirbt, vor dem Jüngsten Gericht bestehen kann. Vor dem Hintergrund dieser Ausbildung erklären sich die zahlreichen Selbstmordattentate in den letzten Jahren (Abou Zahab & Roy 2004).
Im aufgeheizten Klima der 1980er Jahre verschmolz die Kompromisslosigkeit des Stammesdenkens mit der eines militanten Islam. Ein solches, auf der Unterscheidung in „gut“ und „böse“ aufbauendes Islamverständnis akzeptierten große Teile der Stammesbevölkerung gerade aufgrund seiner einfachen und radikalen Erklärung der Welt und der Aufrechterhaltung von Normen und Wertvorstellungen, die im Stammeskontext entstanden waren. Zum Feindbild avancierte die Einführung modernen Vorstellungen von Gesellschaft, insbesondere des Kommunismus, der Gleichstellung von Mann und Frau, Demokratie, Trennung von Religion und Staat etc.
Demnach finden Konzepte von moderner Staatlichkeit in den Geisteshaltungen, wie sie gegenwärtig in Talibanistan vorherrschen, keinen Platz. Die starke Betonung des Islam in Talibanistan verfügt daher über eine Innen- und eine Außensicht. In der Außensicht wird mit einem militanten Islam – gerade seit dem 11. September – der Kampf gegen jegliche externe Einflussnahme aufgenommen. Der radikalisierte Islam steht für den Kampf gegen Moderne, Staat und den Westen als Ganzes. In der Innensicht wird gerade im militanten Islam eine Bestätigung lokaler Werte und Normen gesehen. Die Betonung des Islam bedeutet eine verkürzte Bejahung lokaler Identität. Das Gros der Einwohner Talibanistans versteht den Islam als Referenzrahmen für die Interpretation alltäglicher Handlungen und Entscheidungen und zeigt kein Interesse daran, diesen in eine staatliche Form zu gießen. Jedoch ist dieses Weltbild nicht kohärent, sondern es werden je nach lokalem Kontext einzelne religiöse und tribale Versatzstücke miteinander kombiniert. Daher wäre es verfehlt, hierunter die ideologische Durchsetzung radikaler Islamvorstellungen in einer tribalen Gesellschaft zu verstehen. So spielen ideologische Fragen in der alltäglichen Praxis eine marginale Rolle, und häufig stehen orthodoxe, heteropraxe sowie tribale Vorstellungen nebeneinander. Die Widersprüche zwischen diesen werden oftmals nicht wahrgenommen: Eine Moschee bei Khost, in der 2001 weit über 50 militante Islamisten bei einem US-Luftangriff ums Leben kamen, entwickelte sich zu einem überregional bekannten Wallfahrtsort, dem Pilger mystische Kräfte zuschreiben und den sie in ein Fahnenmeer verwandelten – ein Sakrileg nach streng orthodoxer Auslegung. In gleicher Weise wurden Massengräber von Taliban- Kämpfern nahe Kandahar zu Kultstätten.

Diese Vermischung tribaler und militant islamischer Elemente ist umso interessanter, als islamistische Strömungen, wie sie etwa Usama bin Laden oder auch Gulbuddin Hekmatyar vertreten, tribale Identitäten und Gesellschaftsformen explizit als unislamische Anachronismen, die sich gegen die Reinheit der ummah richten, kategorisch ablehnen und bekämpfen (Schetter 2003: 430). Es ist eine Ironie der Geschichte, dass seit dem 11. September ausgerechnet die paschtunische Stammesgesellschaft das Rückrad des militanten Islamismus bildet.
Dazu sei ein weiterer Link vom selben Autor wärmstens zur Lektüre empfohlen Kriegsfürstentum und Bürgerkriegsökonomien in Afghanistan. Im Folgenden zitiere ich die Abschnitte 3 Erosion der Staatlichkeit in Afghanistan und 6 Gesellschaftspolitische Dimension
3 Erosion der Staatlichkeit in Afghanistan

Die afghanische Gesellschaft ist durch eine Reihe sich überlappender Solidaritätsver‐pflichtungen gekennzeichnet: Dorfgemeinschaften, Clans, Stammesgruppen oder religiös definierte Gemeinschaften bilden in Afghanistan die wichtigsten Identitäts‐ und Handlungsreferenzen. Bereits ethnische Identitäten, die von außen stehenden Beobach‐tern immer wieder als Basis für die Gruppenbildung in Afghanistan betrachtet werden, stellen in der Regel einen zu weit gefassten Bezugsrahmen dar (Schetter 2002d; 2003a). Diese vielgestaltigen, partikularistischen Gemeinschaftsorganisationen standen Staats‐bildungsprozessen auf überlokaler Ebene stets entgegen. Weder die Imperien der Sa‐fawiden und Moguln im 16. und 17. Jahrhundert, noch die durranischen Herrscher des 18. und 19. Jahrhunderts vermochten es, ihre Herrschaft permanent abzusichern und staatliche Strukturen über die wenigen urbanen Zentren der Macht hin auszudehnen (Noelle 1997; Schetter 2004a). Erst das Great Game zwischen den imperialen Mächten hatte Ende des 19. Jahrhunderts zur Folge, dass Afghanistan als Pufferstaat zwischen Britisch Indien und Russland entstand (Kreutzmann 1997).
Die Entwicklung des afghanischen Staats ist von Beginn an durch seine extreme Schwäche geprägt – nicht zuletzt, da ihm die Ressourcen für einen selbst tragenden, etwa durch Steueraufkommen finanzierten Staatsbildungsprozess fehlten. Im Zuge des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Afghanistan zu einem Rentierstaat, der finanziell von anderen Staaten abhängig war. Seit 1957 stammten über 40 Prozent der Staatseinnahmen von auswärts, namentlich aus der Entwicklungshilfe (Rubin 1992, 1993). Die staat‐liche Politik bestand darin, die Beziehungen zwischen den verschiedenen lokalen Füh‐rern sowie der bürokratischen Elite Kabuls in ein Gleichgewicht zu bringen, indem Zuwendungen klientelistisch verteilt und die Lokalpotentaten in ein System von Pfründen und Posten eingebunden wurden (Grevemeyer 1990; Shahrani 1986). Gleich‐zeitig stellte die Kluft zwischen Kabul und dem übrigen Land ein konstantes Spannungsfeld dar, das sich bis heute auf das politische Geschehen auswirkt (Emadi 1996). Dem Staat, der im urbanen Raum verankert war und der für eine politische Modernisierung eintrat, stand der ländliche Raum gegenüber, dessen traditionell segmentär organisierte Gesellschaft den von der Regierung ausgehenden Impulsen misstraute. Während die städtischen Zentren, allen voran Kabul, zu Oasen der Staatlichkeit avancierten, konnte die Provinz‐ und Distriktverwaltung nur oberflächlich die ländlichen Strukturen verändern und wurde von der Mehrheit der im ländlichen Raum lebenden Afghanen als eine fremde, ja eine feindliche Größe verstanden. Eine Identität oder gar Loyalität zu dem afghanischen Staat prägte sich daher nicht aus (Fröhlich 1969).
Die Machtergreifung der Demokratischen Volkspartei Afghanistan (DVPA) im April 1978 führte zu einem offenen Bruch zwischen dem Staat und der ländlichen Bevölkerung. Der Versuch der zahlenmäßig schwachen, überwiegend städtischen Parteimitglieder, dem System tribaler und lokaler Autonomien ein Ende zu bereiten und durch radikal umgesetzte Reformen im Eilverfahren einen modernen Staat zu kreieren, rief im ganzen Land Aufstände der lokalen Eliten hervor (Shahrani & Canfield 1984; Roy 1986). Mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen im Dezember 1979 verschärfte sich dieser Konflikt weiter und beschränkte den Handlungsradius der Regierung auf Kabul und einige Provinzstädte (Arnold 1983; Giustozzi 2000; Newell & Newell 1981).
Eines der wesentlichen Ergebnisse des seit 1979 tobenden Afghanistankriegs ist, dass die embryonalen staatlichen Strukturen, die während des 20. Jahrhunderts zumindest in den Städten aufgebaut worden waren, auf allen Ebenen zerfielen (Noelle‐Karimi et al. 2002). Neben der nahezu kompletten physischen Zerstörung der Infrastruktur ist vor allem die Erosion des staatlichen Gewaltmonopols zu nennen. Ausschlaggebend hierfür war, dass die afghanische Regierung sich im Verlauf der 1980er Jahre immer weniger auf die reguläre Armee verlassen konnte, da sich diese im Kampf gegen den Widerstand als ineffektiv erwies und durch eine hohe Deserteursrate geschwächt war. Daher trat der afghanische Staat sukzessiv das Gewaltmonopol an von ihm organisierte lokal, tribal oder ethnisch organisierte Milizen ab, die sich als weitaus effektiver erwie‐sen (Giustozzi 2000; Schetter 2003a). Im Laufe des Krieges wurden viele Milizen zu regulären Armeeeinheiten aufgewertet; so etwa die bekannteste dieser Milizen, die Jauz‐jan Miliz von Rashid Dostum, die zur 53. Infantrie‐Division wurde. Zudem kontrollier‐ten diese Milizen auch verstärkt lokale Sicherheitseinheiten wie Polizei und Geheimdienst und übernahmen zivile Verwaltungsaufgaben (Giustozzi 2004: 5). Seit Abzug der sowjetischen Truppen 1989 bildeten diese Milizen die wichtigsten Stützen der afghanischen Najibullah‐Regierung. Die Übergabe der Macht von Michail Gorbatschow an Boris Jelzin hatte zur Folge, dass Russland die finanzielle Unterstützung der Kabuler Regierung einstellte. Kabul konnte daher die Milizen nicht mehr bezahlen, was zur Folge hatte, dass sich diese von Kabul lossagten. Der Sturz des letzten kommunistischen Machthabers Najibullah im Frühjahr 1992 war unvermeidlich.
Doch auch die Mujahidin, welche nun die Regierung übernahmen, waren nicht in der Lage, das Gewaltmonopol wiederherzustellen. Denn die Widerstandsparteien hatten ebenfalls kaum Einfluss auf ihre militärischen Verbände, die in einer ähnlichen Weise wie die Milizen eigenständig operierten, über eine hohe Autonomie verfügten und ihre Kampfkraft meistbietend verkauften (Roy 1985; Pohly 1992). Ohnehin waren bereits in den 1980er Jahren pragmatische, kurzfristige Vorteile für die Allianzpolitik wichtiger gewesen als ideologische Nähe und Distanz. Viele militärische Verbände wechselten je nach politischer Großwetterlage und finanziellen Anreizen die Seiten. Häufig ging es – gerade in den ländlichen Regionen – primär darum, den eigenen Solidarverband am Besten gegenüber äußeren Eingriffen zu schützen. In den 1990er Jahren löste dieses System des Warlordism das staatliche Gewaltmonopol vollkommen auf. Während es in einigen Regionen wie Nord‐ und Westafghanistan Warlords wie Rashid Dostum oder Ismail Khan noch vermochten, über eine Divide et impera‐Politik verschiedene Kommandeure in eine persönliche Abhängigkeit zu bringen, wechselten in ande‐ren Regionen, in der eine segmentäre, tribale Gesellschaftsorganisation vorherrschte, wie Süd‐ und Ostafghanistan die Kriegsfürsten häufig von Ort zu Ort (Schetter 1998).
Eine weitere Folge des Staatszerfalls war die Ausprägung einer Grauzone der Macht. So avancierte die Regierung der Mujahidin (1992‐1996) wie die der Taliban (1996‐2001) zum Spielball klientelistischer Netzwerke. Denn die regionalen und lokalen Vertreter beider Regierungen wurden v. a. aufgrund ihrer Autorität innerhalb von Tal‐schaften, Stammesverbänden und Klientelverbünden ausgewählt. Die Mujahidin‐Parteien wie die Taliban werteten die Vergabe eines staatlichen Amts vorzugsweise als Auszeichnung für herausragende Loyalität und als Ressource zur Stärkung politischer Allianzen, nicht aber als Position, die an die Ausübung besonderer Aufgaben gebunden war. Staat wurde daher nicht als unabhängige Quelle der Herrschaft betrachtet, sondern als institutionelle Beigabe für diejenigen, die die Mittel der Zwangsherrschaft kontrollierten (Wimmer & Schetter 2003).
Der Bürgerkrieg zwischen 1992 und 1996 bedingte zudem das Auseinanderdriften der verschiedenen Regionen und die Aufweichung der Staatsgrenze: Die Anrainerstaaten unterstützten verschiedene Kriegsfürsten politisch, militärisch und finanziell. Dies hatte zur Folge, dass sich diese Warlords eher zu den Nachbarstaaten als zu anderen Regionen Afghanistans hin orientierten. Verschiedene Regionen Afghanistans wa‐ren in die wirtschaftlichen Kreisläufe der Nachbarstaaten eingebunden, während der innerstaatliche Handel zum Erliegen kam (Dorronsoro 1999; Rubin 2000). Hiermit ging einher, dass sich transnationale Händlernetzwerke ausbildeten. So unterstützte ein Netzwerk südafghanischer paschtunischer Händler, das von Dubai, Karachi, Quetta und Qandahar aus operiert, 1994 die Ausbreitung der Taliban aufgrund wirtschaftlicher Interessen (Rashid 2000). Gleichzeitig avancierte Afghanistan zum Herzstück eines regionalen Konfliktgürtels, der vom Ferghana Tal über Afghanistan bis nach Kaschmir reichte und in dem sich eine Vielzahl gewaltsamer Konflikte überlagerten und gegen‐seitig abstützten (Wallensteen 2002: 205; Goodhand 2004: 45).
Schließlich bedingte der Zusammenbruch von Staatlichkeit, dass seit den späten 1980er Jahren sukzessiv Wirtschaftsweisen in Afghanistan an Bedeutung gewannen, die von dem Fehlen staatlicher Kontrolle profitierten. Bei all diesen Bürgerkriegsökonomien – z.B. Abholzung von Wäldern, Schmuggel5, Opiumanbau – handelte es sich jedoch nicht um importierte Wirtschaftsweisen, sondern verfügten diese bereits über gewisse Traditionen in Afghanistan (Goodhand 2004: 49‐57). Im Verlauf des Krieges gewannen sie eine neue Intensität. Neben dem Fehlen staatlicher Kontrolle ist die Konjunktur dieser Wirtschaftsweisen vor allem durch den Wegfall legaler Wirtschaftsweidazu geführt, dass Bauern auf weit weniger Anbaufläche den gleichen Ertrag erwirtschaften mussten, um ihre Familie zu ernähren. Die Ausdehnung des lukrativen Opiumanbaus war eine konsequente Folge (Schetter 2002a).8 Auch wurden Wohlfahrtsaufgaben, die der Staat v.a. seit der Machtübernahme der Mujahidin kaum noch im Stande war zu leisten, von ausländischen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und deren lokalen Partnern übernommen bzw. an diese abgegeben. So waren es vor allem die NGOs, die seit den 1990er Jahren die Grundversorgung der Bevölkerung aufrechterhielten.
Seit dem Zusammenbruch des Taliban‐Regimes im Herbst 2001, das kurzzeitig dieser Zersplitterung zumindest in der äußeren Darstellung der Bewegung entgegen‐wirken konnte, wurde die Fragmentierung Afghanistans in unzählige Kriegsfürstentümer offensichtlich. Afghanistan zerfiel in eine Vielzahl, räumlich kaum fixierbare Herrschaftsgebiete, die von autonomen Machthabern – im afghanischen Sprach‐gebrauch „Kommandeure“, im internationalen „Warlords“ genannt – regiert werden. Der Einfluss der afghanischen Regierung reicht gegenwärtig kaum bis vor die Tore der Hauptstadt, weshalb sie auch spöttisch als die „Stadtverwaltung Kabuls“ und Staats‐präsident Hamid Karzai als „Bürgermeister Kabuls“ bezeichnet werden. Dass sich die Dominanz des Warlordism bislang nicht in Kämpfen in Kabul zwischen rivalisierenden Anführern entladen hat, ist der Präsenz der International Security Assistance Force (I‐SAF) zu verdanken.
6 Gesellschaftspolitische Dimension

Wenngleich sicherlich einige Kriegsfürsten allein nach ökonomischen Profit streben und als „moderne Raubritter“ bezeichnet werden können, gilt jedoch zu berücksichtigen, dass viele Warlords in ein dichtes Netz sozialer und politischer Abhängigkeiten eingebunden sind und gesellschaftliche Legitimationen zur Absicherung der eigenen Macht benötigen.

Betrachtet man etwa die Milizstruktur, so fällt auf, dass entsprechend der partilularen Organisation der afghanischen Gesellschaft das Gros der Milizen kleine Einheiten umfasst (unter 50 Mann), die stark lokal gebunden sind. So rekrutieren sich die Milizionäre in der Regel aus einem Dorf oder einer Talschaft, sind miteinander verwandt und stehen mit dem anführenden Warlord in einem Klientelverhältnis. Diese Bindungen bilden den sozialen Leim zwischen Anführer und Miliz sowie zwischen Miliz und lokaler Gemeinschaft. Vormoderne politische Solidaritäten gewinnen daher im modernen afghanischen Kontext wieder an Bedeutung, werden oftmals neu definiert und gestärkt. Bezüglich des Stellenwerts der Milizen für die lokalen Gemeinschaften muss betont werden, dass gerade aufgrund der Erosion von Staatlichkeit in den letzten zwei Dekaden die lokalen Solidarverbände als Schutzbündnisse angesichts willkürlicher Gewalt und Enteignung für das alltägliche Überleben an Bedeutung gewannen und die Milizen sich in ihrem Selbstverständnis als Sicherheitsgaranten für den betreffenden Solidaritätsverband und dessen Eigentum sehen (Roy 1986: 173). Gerade der Schutz der Frauen, dem in den patriarchalisch ausgerichteten afghanischen Gemeinschaften als Ausdruck der männlichen Ehre eine herausragende Bedeutung zukommt, dient häufig als wichtigstes Argument für die Existenzberechtigung der Milizen (Schetter 2004b: 30). Materieller Ausdruck dieser Solidaritätsbeziehungen zwischen Miliz und Gemeinschaft ist, dass die Milizen häufig einen Teil der eingenommenen Zölle und Beute an ihre Solidaritätsverbände weiterleiten. Neben der Lokalität bestimmen zudem gesellschaftliche Zugehörigkeit (z.B. Stamm, Ethnie) oder kulturelle Praktiken (z.B. Sprache, Konfession) die Abgrenzungen der Milizen. In Süd‐ und Südostafghanistan fächern sich etwa die Milizen entlang paschtunischer Stammeszugehörigkeit auf, so dass es für einen Milizionär nahezu unmöglich ist, in eine andere Stammesmiliz zu wechseln (ICG 2003a:18‐19).17 Ein ähnliches Bild skizziert sich in Nordafghanistan, wo ethnische und konfessionelle Brüche die Struktur des Milizwesens bestimmen (ICG 2003b). Diese gesellschaftlichen Bindungen sind gerade auf lokaler Ebene weitaus bestimmender als ökonomische, über die nur kurzzeitig ein Milizionär an einen Warlord gebunden werden kann. Während also die Strukturen der Milizen auf lokaler Ebene gesellschaftlich bedingt recht stabil sind, ist das Bild auf regionaler Ebene durch eine höhere Dynamik gekennzeichnet, da Kriegsfürsten mit ihren Milizen recht häufig neue Allianzen eingehen.
Auch übernehmen Milizen häufig die Rollen eines Familienersatzes. Nicht nur innerhalb der Taliban (Abou Zahab 1997), sondern auch innerhalb der Milizen finden sich viele Waisenkinder und junge Männer, die ihre Familienbindung verloren haben (Schetter 2003d; ICG 2003a: 18). In einer Gesellschaft, in der Abstammung und familiäre Beziehungen die wesentliche Grundlage für soziale, wirtschaftliche und politische Beziehungen bildet, stellt der Verlust der Eltern oder gar der gesamten Familie nicht nur eine außerordentliche Tragödie für die Kinder, sondern den völligen Verlust des sozialen Kapitals dar. Hier übernehmen die Milizen oft die Rolle des Ersatzes für verlorene Familienbindungen und den Aufbau eines neuen, zweifelsohne problematischen Selbstwertgefühls, das von einem übersteigerten Kriegerideal („Rambo“ und Co.) lebt. Diese Kriegswaisen sind es auch, die am wenigsten in die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen eingebettet sind; so stehen sie häufig außerhalb der gesellschaftlichen Ordnung und missachten bzw. bekämpfen die gesellschaftlichen Regeln und Vorstellungen. Ein weit verbreitetes Topos ist etwa, dass junge Milizionäre keinen Respekt mehr vor dem Alter haben (Schetter 2002a; 2002c).
Giustozzi (2003a: 6) betont, dass Warlords über Charisma verfügen müssen, um erfolgreich zu sein. Charisma ergibt sich in Afghanistan wiederum in erster Linie aus der Verbindung von Macht und Erfüllung gesellschaftlicher Kämpfen in der ersten Reihe findet; hierüber erfüllt er etwa das Ideal des „unerschrockenen Kriegers“ (Giustozzi 2003a: 7‐9); dagegen hält Ismail Khan das Bild des guten Emirs, der für seine Klientel sorgt, aufrecht. Batcha Khan Zadran, 2002 der führende Kriegsfürst in Paktia und Khost, erlebte etwa einen rasanten Niedergang, weil er es nicht vermochte, Charisma aufzubauen. So fand er unter den paschtunischen Stämmen in beiden Provinzen kaum Akzeptanz, da er nicht tribale Ehr‐ und Rechtsvorstellungen des pashtunwali18 erfüllte, also nicht dem Idealtyp eines ghairatmand, der für paschtunische Führerschaft notwendig ist, entsprach. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Hamid Karzai, der zwar westliche Idealvorstellungen eines „orientalischen Märchenprinzen“ (Schetter 2002b) verkörpert, aber in Afghanistan aufgrund seiner Ohnmacht, Entscheidungen umzusetzen, um Anerkennung ringt.
Das Gros der Warlords ist zudem in der ein oder anderen Weise in die gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse eingebunden, die ihnen auf der einen Seite die Möglichkeit der Machtkonsolidierung und ‐erweiterung eröffnen, auf der anderen Seite ihnen einen gewissen Handlungsrahmen setzen. Eine gesellschaftliche Einbindung der Kriegsfürsten erfolgt auf lokaler Ebene in einer anderen Weise wie auf regionaler Ebene. Während die Warlords auf lokaler Ebene die Spielregeln einer Gemeinschaft berücksichtigen müssen, um ihre Position zu versuchen sie, die politischen Entscheidungsmechanismen mittels ihrer ökonomischen und militärischen Stärke zu beeinflussen und zu manipulieren (ICG 2003a: 17). Diesbezüglich sind Kriegsfürsten bemüht, gerade auf die Rechtsprechung Einfluss auszuüben, worüber sie sich ökonomische Ressourcen wie Land‐ und Wasserrechte sichern und unliebsame Konkurrenten ausschalten können.
Auf regionaler Ebene spielen dagegen ideologische Ausrichtungen und Netzwerke eine weitaus wichtigere Rolle. So baut die Herrschaft vieler regionaler Warlords auf einer dominierenden Stellung innerhalb religiöser, ethnischer oder parteipolitischer Netzwerke auf. Ismail Khan, Burhanuddin Rabbani oder Abdulrab Sayyaf sind stark mit religiösen Netzwerken (Mujahidin, ’umma) verbunden, während Mohammad Mohaqqeq und Rashid Dostum versuchen, innerhalb ethnischer Netzwerke eine Legitimation zu gewinnen. Auch wenn sich bei vielen Warlords mit Recht fragen lässt, ob sie überhaupt für irgendeine politische Überzeugung stehen, treten sie zumindest von Zeit zu Zeit vehement für gewisse Ideologien ein, um sich eine Legitimation zu verschaffen: Rashid Dostum profilierte sich auf der Constitutional Loya Jirga (2003/2004) als der politische Repräsentant der Usbeken, während Sayyaf als Fürsprecher der Mujahidin auftrat. Ismail Khan richtete 2002 in Herat eine Religionspolizei ein, die streng die Einhaltung islamischer Sitten überwachte, und Mohaqqeq versuchte, sich bei den Präsi‐dentschaftswahlen im Oktober 2004 als der politische Führer der Hazara zu positionieren. Bei all diesen Handlungen sind also Warlords bemüht, über die Nutzung gesellschaftspolitischer Ressourcen ihre Position zu legitimieren.
Ein weiterer Punkt, der die Bedeutung der Bürgerkriegsökonomie relativiert, ist, dass das Gros der Kriegsfürsten in erster Linie nicht nach materiellem Reichtum, sondern nach gesellschaftlichem Prestige strebt. So ergibt sich in der afghanischen Gesellschaft sozialer Status und Macht weit weniger aus ökonomischem Reichtum als aus verlässlichen und umfangreichen Patronagebeziehungen (Anderson 1978; Glatzer 2003: 36). In diesem Zusammenhang muss die gesellschaftliche Bedeutung von Führerschaft bedacht werden. So bedeutet die individuelle Einbuße von Einfluss und Macht nicht nur den Prestigeverlust für das betroffene Individuum, sondern für die gesamte Solidargemeinschaft. Über diesen kollektiven Mechanismus ist etwa zu erklären, weshalb viele Einwohner Herats rebellierten, als Ismail Khan als Gouverneur abgesetzt wurde; dies wurde nicht allein als die Absetzung des Patron verstanden, sondern als die Bevormundung der Herater Bevölkerung durch die Kabuler Zentrale. In ähnlicher Weise ist es für den Stamm der Zadran unerträglich, dass die afghanische Regierung Batcha Khan in Kabul unter Arrest stellt und nicht der Stamm selbst über die Zukunft dieses Warlords entscheidet.
Trotz dieser gesellschaftlichen An‐ oder Einbindung der Kriegsfürsten ist die öffentliche Stimmung gegen diese gerichtet. Es gibt eine Fülle an Berichte und Reporte, in denen sich die Bevölkerung über die Warlords negativ äußert (HRW 2003; 2004; Hu‐man Rights Research and Advocacy Consortium 2004). Interessant ist jedoch, dass sich die Beschwerden häufig gegen die Warlords der gegnerischen Dörfer oder die überregional dominierenden Kriegsfürsten richtet, zu denen selbst keine direkte Verbindung besteht; die eigenen Warlords werden dagegen eher als Kommandeure bezeichnet und als legitime Führer angesehen.
Betrachtet man diese Einbettung der Warlords in die gesellschaftlichen Strukturen, so können nur die wenigsten als „total spoilers“ (Sedra 2002) betrachtet werden, die losgelöst vom gesellschaftlichen Kontext agieren und den Friedensprozess völlig torpedieren. Die meisten Kriegsfürsten können dagegen als „partial spoilers“ betrachtet werden, die bemüht sind, ihre Machtposition ob über zivile oder militärische Mittel abzusichern. Sie stellen sich also nicht per se gegen den Friedensprozess, sondern sind darauf aus, eine Schlüsselrolle in der Formierung der neuen politischen Elite zu spielen (Glatzer 2003: 35). Abschließend lässt sich über den Warlordism sagen, dass es diesem in erster Linie um den Erwerb bzw. den Erhalt von Macht geht, der sich aus sozialem Status, gemeinschaftlicher Anerkennung und Legitimation speist. Die ökonomischen Ressourcen stellen ein notwendiges Mittel dar, um Klientelsysteme aufzubauen und politische Entscheidungen zu manipulieren.

III. Geopolitische Perspektiven

Es ist anzunehmen, dass Pakistan die Lage in Afghanistan auch sehr stark aus dem Blickwinkel ihres Konfliktes mit Indien sieht. Man befürchtet von Indien eingekreist zu werden und hat daher ein Interesse den möglichen Einfluss Indiens in Afghanistan auf Null zu reduzieren. Dazu sieht man die Möglichkeit der so genannten strategischen Tiefe als notwendig an. Dabei handelt es sich um die Überlegung im Falle eines Landkrieges mit Indiens und der zu erwartenden Unterlegenheit bei konventionellen Waffen sich im Hindukusch zurückzuziehen um von dort das Kernland zurück zu erobern. Dazu bedient sich der pakistanische Geheimdienst gerne Islamisten um eigene Interessen im Kaschmir-Konflikt durchzusetzen.
Es ist also im Interesse von Islamabad sich den Rücken freizuhalten indem man ein Erstarken Afghanistans verhindert und wenn es doch halbwegs stabil werden soll, doch bitte unter einem pakistanischem Verbündeten wie z.B. die Taliban.
Darüber hinaus hatte man auch in Bezug auf Afghanistan selbst so seine Probleme, seit jeher war das zumeist paschtunisch regierte Afghanistan bestrebt die paschtunischen Stammesgebiete dem eigenen Staat anzuschließen. In diesem Sinne braucht man einen Arm in Kabul um seine eigenen Interessen durchzusetzen z.B. ISI-hörige Warlords oder eben die Taliban, deren Religiösität dazu noch den netten Nebeneffekt haben soll paschtunischen Nationalismus kleinzuhalten und eher einen islamischen Universalismus zu fördern. Das dieser sich möglicherweise irgendwann gegen sie selbst richtet wäre aber natürlich ziemlich doof.
Auch Iran hat seine Interessen in Afghanistan. Zum einen versteht man sich als Schutzmacht der schiitischen Hazarain Zentralafghanistan. Dazu beschlagnahmen iranische Grenztruppen täglich drei Tonnen Opium und sollen bereits auch 2000 iranische Soldaten im Kampf gegen Drogenschmuggler verloren haben. Darüber hinaus sind sie als schiitische Islamisten den sunnitischen Islamisten von den Taliban feindlich gegenüber gestellt und man stand bereits während der Herrschaft der Taliban am Rande eins Krieges als diese iranische Diplomaten ermordeten und der Iran daraufhin 200 000 Soldaten an der Grenze aufmarschieren ließ. Gleichzeitig hat man aber auch ein Interesse, dass der Westen sich in Afghanistan möglichst lange beschäftigt um nicht das eigene Land bedrohen zu können wegen dessen Atomprogramm. In diesem Punkt ist aber durch den Kurswechsel von US-Präsident Obama eine Entspannung zu erwarten.
Im ganz großen Maßstab ist der Afghanistan-Konflikt ein Teil des Versuchs der USA seinen Einfluss im Postsowjetischem Raum auszuedehnen. Russland hat also ebenfalls ein Interesse das die USA in Afghanistan erstmal beschäftigt sind und ihre Anstrengungen an die zentralasiatischen Öl- und Gasvorkommen sowie die entsprechenden Transportwege unter Umgehung Russlands ranzukommen verstärken können. Allerdings dürfte ihnen ein Chaos in Afghanistan welches letztlich auch bis zu eigenen Islamisten ausstrahlen könnte ebenfalls nicht gelegen sein.
Im Westen wiederum gilt als wesentliches Ziel in Afghanistan zu verhindern, dass Islamisten ein sicheres Rückzugsgebiet bekommen und Anschläge wie am 11/9 planen können. Dazu ist der Weg durch Afghanistan und Pakistan eine mögliche Route zum Abtransport zentralasiatischer Ressourcen unter Umgehung von Russland und dem Iran.

IV. Die Lage heute

Die Lage heute ist, wie könnte es anders sein, sehr undurchsichtig. Afghanistan wird von Warlords, Drogenbaronen und vereinzelten islamistischen Gruppierungen kontrolliert. Hier eine Karte aus dem zweiten Link aus dem zitiert wurde welcher sehr schön illustriert wie das Land in räumlich kaum genau abgrenzbare Einflusszonen aufgeteilt ist. Die Karte ist aber nicht besonders aktuell, Ismail Kahn z.B. wurde weites gehend entmachtet und Dadullah wurde getötet. Einige von ihnen kooperieren mit den Taliban, einige sind die Taliban, andere kooperieren mit den Koalitionstruppen, manche kooperieren mit beiden Seiten.

In Pakistan ist die Regierung ebenfalls stark angeschlagen und die Macht der Politiker reicht kaum ins Militär oder gar den ISI hinein welche unabhängig sind, einen Staat im Staate bilden. Als einmal das Innenministerium versuchte ein wenig Kontrolle über den ISI zu bekommen, dauerte es nur wenige Stunden bis der Versuch rückgängig gemacht wurde. Dies zeigt, dass irgendwelche Forderungen der USA an die Regierung in Pakistan der ISI möge die Unterstützung der Taliban einstellen lediglich deren Machtlosigkeit verdeutlicht.
Unterdessen ist die pakistanische Armee 2003 erstmals überhaupt in die Stammesgebiete eingerückt und versucht dort das eigene Gewaltmonopol durchzusetzen. In Bajour, eine Region in der Gulbuddin Hekmatyar traditionell Unterstützer haben soll, wurden Erfolge gemeldet. Im Swat-Tal de facto kapituliert, in Waziristan wurden Verträge mit lokalen Stammesfürsten geschlossen.

Was Taliban angeht so scheinen mir derzeit folgende vier Gruppen am interessantesten. Drei von ihnen werden laut einem Spiegel-Bericht vom ISI direkt unterstützt.

1. Gulbuddin Hekmatyar und seine Mannen die zur Stunde in der Region Kunar/Nuristan im Nordosten, an der Grenze zu Pakistan, den bewaffneten Aufstand gegen Kabul und den Westen führen.
2. Das Haqqani-Netzwerk welches von Nordwaziristan aus Anschläge in Afghanistan verübt. Darunter z.B. auch ein verheerender Anschlag auf die indische Botschaft. Link Link
3. Die Quetta-Shura, welche angeführt von Taliban-Chef Mohammed Omar von Quetta im Bundesstaat Belutschistan aus den Aufstand in Afghanistan organisiert.
4. Gibt es noch die pakistanischen Taliban mit deren Hauptorganisation die Tehrik-i-Taliban Pakistan unter der Führung von Baitullah Mehsud aus Südwaziristan. Diese Organisation ist offensichtlich für eine ganze Reihe von Anschlägen in Pakistan verantwortlich, richtet sich gegen die Regierung in Islamabad, soll 30 000 Kämpfer umfassen und in den kompletten Stammesgebieten sowie Teilen der Nordwestprovinz aktiv sein. Sie betreiben eine aktive Talibanisierung und ist damit in meinen Augen eine existenzielle Bedrohung für Pakistan.
Sie hat auch zur Gruppe Tehreek-e-Nafaz-e-Shariat-e-Mohammadi von Maulana Fazlullah enge Kontakte die die pakistanische Zentralmacht dazu gebracht haben ihren Forderungen nach Taliban-Sharia-Gerichten nachzugeben.
Dazu gab es vor kurzem die Meldung Mehsud solle sich mit zwei konkurrierenden Islamisten-Führern Hafis Gul Bahadur und Maulavi Nasir auf Betreiben von Mullah Omar gegen die USA zusammengeschlossen haben.
Möglicherweise will Omar seinen Freunden vom ISI einen Gefallen tun, indem er die pakistanischen Taliban in den Kampf in Afghanistan einbindet und so Pakistan entlastet. Ich persönlich glaube allerdings, dass er aufgrund des regionalen Charakters der pakistanischen Taliban und ihrer Führer da wenig Chancen auf einen durchschlagenden Erfolg hätte.

Fazit:
Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Staatsmacht in den nächsten Jahren in Afghanistan durchsetzen wird. Vielmehr ist anzunehmen, dass eine Reihe von rivalisierenden Warlords versuchen für die eigenen Mannen zu arbeiten und auch Staatsämter dafür verwenden und damit die Staatsmacht diskredetieren, während ausländische Mächte versuchen ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Dinge wie Demokratisierung kann man sich also erstmal schenken, es kann für den Westen nur noch darum gehen einmal die knallharten Islamisten welche von einem zweiten 11ten September träummen zu eliminieren sowie an einer Stabilisierung des Landes zu arbeiten. Dies geht allerdings nur aus einer Position der Stärke heraus, denn wozu sollten Taliban und ihre Verbündeten verhandeln wenn es offenbar so aussieht als würden sie den Krieg gewinnen? Obama will dies durch eine Truppenaufstockung erreichen.
Darüber hinaus muss der Drogenhandel unterbunden werden, damit dessen Profiteure nicht weiter ein Interesse daran haben das Land zu destabiliseren. Dies geht aber in einem Land wie Afghanistan nicht durch Druck von oben sondern nur Anreize und Hilfen. Obama will dies mit der Entsendung von Aufbauhelfern und zusätzlicher Wirtschaftshilfe erreichen.
Es muss eine Lösung gefunden werden, dass die Warlords sich nach einem Abzug der US-Truppen eben nicht sofort die Köpfe einschlagen wer in Kabul das sagen hat wie es nach dem Sturz der kommunistischen Regierung der Fall war, doch dieser Teil der "Exit-Strategie" scheint mir der schweste. Obama hat hierzu möglicherweise im Sinn die afghanischen Sicherheitsbehörden hochzurüsten. Da dessen Mitglieder sich aber eher ihren Stämmen und Clans zugehörig fühlen ist zweifelhaft ob dies zu einer Verbesserung der Lage führen kann.
Dazu bleibt abzuwarten wie weit Pakistan weiter durch Anschläge der pak. Taliban destabilisiert wird und ob es sich irgendwann auf US-Druck dazu durchringen muss die Unterstützung der Taliban/Islamisten-Gruppen zu beenden.

Interessante Links:
Kriegsfürstentum und Bürgerkriegsökonomien in Afghanistan
Talibanistan – Der Anti-Staat
Analysen im Internet zu Afghanistan
http://www.longwarjournal.org/
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Lomond
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Lomond »

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 33,00.html
Bundeswehr schoss gezielt auf Angreifer
Eine seltsame Schlagzeile.

Ich dachte, im Krieg schießt man normalerweise immer GEZIELT auf Angreifer.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Tom Bombadil »

Vielleicht schießt die Bundeswehr ja sonst immer vorbei, dann ist das ja schon eine kleine Sensation :D
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von miss marple »

Lomond » Fr 20. Mai 2011, 15:33 hat geschrieben:http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 33,00.html



Eine seltsame Schlagzeile.

Ich dachte, im Krieg schießt man normalerweise immer GEZIELT auf Angreifer.


nur, wenns ein richtiger krieg ist.

wenns was anderes ist, heißt es kriegsähnlicher zustand, da tut man so, als wärs krieg, schießt aber immer vorbei. der nachteil bei zweiterem soll sein, dass das die "mannschaft gegenüber" oft nicht weiß, was dann zu bedauerlichen kollateralschäden führen kann, weil die davon ausgehen, dass es krieg ist mit genau zielen.


ich darf hier kurz was zu afghanistan sagen, das ich mitte der 70er bereist hab:

ich sah dort weniger bettler als bei uns heute in den innenstädten, es gab eine geringe analphabetenrate, gesundheitsversorgung, alles war vorhanden (war damals dort selbst wegen choleraimpfung in herat in der klinik und hab mich etwas umgesehen dort), gutes öffentliches verkehrsnetz, busse gingen überall hin, elektrifizierung, kanalsiation, alles gabs und man konnte per bus sehr entspannt und gefahrlos durch die gegend reisen.

güter des täglichen bedarfs wurden in kleinen geschäften angeboten, es gab dort viel handwerk, von einer schreinereri, bis zu einer autowerkstätte, über schneidereien, fotografen hab ich alles gesehen und - ebenso gutes essen und sehr nette, angenehme leute, unaufdringlich, gastfreundlich, interessiert und auch gebildet.

und, es war billig, umgerechnet 80 pfennige fürs hotelzimmer (war einfach, aber ohne zecken, flöhe und so zeug und mit dusche am flur), das einzige dort, was teuer war, waren marlboro und cocacola, da importiert, klar.

ein wunderschönes land war das. wenn ich heute seh, was dort vorgegangen ist, vorgeht, ist es einfach nur zum weinen.
ich hatte immer vor, dort noch einmal hinzureisen...
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von ToughDaddy »

@Lomond

Liegt wohl eher daran, dass die BW erst behauptete, dass es Warnschüsse waren und deswegen die tödlichen Schüssen nicht von den Soldaten kamen, dann waren es Warnschüsse auf die Beine (ja nee ist klar) ohne tödliche Schüsse usw. :eek:
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von jack000 »

Der Afghanistan-Konflikt
Es stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, was das Ziel ist und von wem es bestimmt werden kann/soll.
Dabei kann sich die Betrachtung nicht auf die nächsten 1-5 Jahre erstrecken, sondern es geht um eine Perspektive von 10-30 Jahre.
Ein Hitlerdeutschland, welches nicht konsequent und relativ schnell platt gemacht wurde würde ähnliche Auswirkungen haben wie sie jetzt in Afghanistan zu beobachten sind (Terror/Armut/Verfall sämtlicher Werte/etc...).
Sehr zu loben sind Helfer, die tatsächlich einen Fortschritt bringen (Krankenhaus, Schule, Infrastruktur). Aber wird das aussreichen um die derzeitigen Strukturen langfristig zu beseitigen ?
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von MoOderSo »

Jetzt wird langsam die Generalität mit dem Alltag der Landser konfrontiert.
Drei Bundeswehrsoldaten getötet
In Afghanistan verüben die Taliban einen tödlichen Anschlag auf ein Treffen hochrangiger Militärs in der Provinz Tachar. Unter den sieben Toten befinden sich auch drei Soldaten der Bundeswehr. Bei der Sitzung ist auch der deutsche Kommandeur der ISAF-Truppen, General Kneip, anwesend. Er soll verletzt worden sein.
http://www.n-tv.de/politik/Drei-Bundesw ... 47451.html
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von yogi61 »

MoOderSo » Sa 28. Mai 2011, 17:15 hat geschrieben:Jetzt wird langsam die Generalität mit dem Alltag der Landser konfrontiert.

http://www.n-tv.de/politik/Drei-Bundesw ... 47451.html
Ich habe eben etwas von zwei getöteten Bundeswehrsoldaten im Radio gehört, ist auch egal und schlimm genug, die "Kriegsabgeordneten" nicken im Bundestag ja eh alles durch.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Teamchef »

MoOderSo » Sa 28. Mai 2011, 19:15 hat geschrieben:Jetzt wird langsam die Generalität mit dem Alltag der Landser konfrontiert.

http://www.n-tv.de/politik/Drei-Bundesw ... 47451.html
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

yogi61 » Sa 28. Mai 2011, 16:31 hat geschrieben:
Ich habe eben etwas von zwei getöteten Bundeswehrsoldaten im Radio gehört, ist auch egal und schlimm genug, die "Kriegsabgeordneten" nicken im Bundestag ja eh alles durch.
Die "Kriegsabgeordneten" haben diesen Mordanschlag nicht durchgeführt!
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von lobozen »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 19:23 hat geschrieben:
Die "Kriegsabgeordneten" haben diesen Mordanschlag nicht durchgeführt!
aber sie haben ihn erst moeglich gemacht.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von yogi61 »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 19:23 hat geschrieben:
Die "Kriegsabgeordneten" haben diesen Mordanschlag nicht durchgeführt!
Ja, so kann man den Kopf in den Sand stecken. :mad:
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

lobozen hat geschrieben:aber sie haben ihn erst moeglich gemacht.
Jeder Mord wird direkt oder indirekt "möglich gemacht". Entscheidend ist, wer den Mord letztenendes plant und durchführt.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von lobozen »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 19:40 hat geschrieben:
Jeder Mord wird direkt oder indirekt "möglich gemacht".
und wer ihn direkt oder indirekt ermoeglicht, den trifft eine mehr oder minder grosse mitverantwortung.
Entscheidend ist, wer den Mord letztenendes plant und durchführt.
worum gehts hier gerade? um toedliche anschlaege auf bundeswehrsoldaten in afghanistan? dann sprechen wir nicht von mord.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

lobozen hat geschrieben:und wer ihn direkt oder indirekt ermoeglicht, den trifft eine mehr oder minder grosse mitverantwortung.
Du möchtest also in Zukunft Solingen bei Tötungsdelikten mit Messern in Mitverantwortung nehmen?
lobozen hat geschrieben:worum gehts hier gerade? um toedliche anschlaege auf bundeswehrsoldaten in afghanistan? dann sprechen wir nicht von mord.
Von was sprechen wir dann? Selbstverteidigung? Notwehr? Patriotismus?
Zuletzt geändert von Kibuka am Samstag 28. Mai 2011, 19:51, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von yogi61 »

Wir sprechen von Krieg und dieses Vokabular von feigen Anschlägen haben die USA in Vietnam auch immer benutzt.
Es wird Zeit unsere Jungs da raus zu holen, das haben die USA später dann auch übrigens gesagt,die Bevölkerung hier sagt das in der Mehrheit schon von Anbeginn.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von lobozen »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 19:47 hat geschrieben:
Du möchtest also in Zukunft Solingen bei Tötungsdelikten mit Messern in Mitverantwortung nehmen?
das ist mit dem schicken von soldaten in ein kampfgebiet - aus welchen noch so edlen motiven auch immer - wohl kaum vergleichbar.
Von was sprechen wir dann? Selbstverteidigung? Notwehr?
bewaffneter konflikt? partisanenkrieg gegen fremde besatzer?
Zuletzt geändert von lobozen am Samstag 28. Mai 2011, 19:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

yogi61 » Sa 28. Mai 2011, 18:50 hat geschrieben:Wir sprechen von Krieg und dieses Vokabular von feigen Anschlägen haben die USA in Vietnam auch immer benutzt.
Es wird Zeit unsere Jungs da raus zu holen, das haben die USA später dann auch übrigens gesagt,die Bevölkerung hier sagt das in der Mehrheit schon von Anbeginn.
Wann es Zeit wird, werden die Politiker und Generäle entscheiden.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

lobozen » Sa 28. Mai 2011, 18:52 hat geschrieben:bewaffneter konflikt? partisanenkrieg gegen fremde besatzer?
Also doch eine durchgeknallte Form von Patriotismus.

Naja, ob das eine Entschuldigung für das Töten von Menschen ist, wage ich zu bezweifeln. Wir werden sehen, wie sich das weiterentwickelt.

Man sollte das Truppenkontigent weiter aufstocken und sich verstärkt auf Pakistan konzentrieren.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von yogi61 »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 19:52 hat geschrieben:
Wann es Zeit wird, werden die Politiker und Generäle entscheiden.
Wenn wir wollen, dann können wir das entscheiden, davon bin ich fest überzeugt.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von schelm »

- wurde bereits gepostet - ( heutiger Vorfall mit Toten bei der BuWe ) -
Zuletzt geändert von schelm am Samstag 28. Mai 2011, 20:10, insgesamt 1-mal geändert.
Denk ich an D in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht, Heinrich Heine.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

yogi61 hat geschrieben:
Wenn wir wollen, dann können wir das entscheiden, davon bin ich fest überzeugt.
Ich glaube nicht das politisch eine Drehung um 180° durchgeführt wird. Mit Ausnahme der Linken sind alle wichtigen Bundestagsfraktionen für den Einsatz in Afghanistan. Und es sieht im Moment nicht danach aus, als ob die Linken demnächst in die entscheidende Regierungsverantwortung kommen werden.

Es geht primär nur noch um die Dauer dieses Einsatzes. Selbst die Amerikaner wollen raus, weil dieses Land es einfach nicht wert ist.
Zuletzt geändert von Kibuka am Samstag 28. Mai 2011, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von riverpirate »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 19:02 hat geschrieben:
Ich glaube nicht das politisch eine Drehung um 180° durchgeführt wird. Mit Ausnahme der Linken sind alle wichtigen Bundestagsfraktionen für den Einsatz in Afghanistan. Und es sieht im Moment nicht danach aus, als ob die Linken demnächst in die entscheidende Regierungsverantwortung kommen werden.

Es geht primär nur noch um die Dauer dieses Einsatzes. Selbst die Amerikaner wollen raus, weil dieses Land es einfach nicht wert ist.
nur noch Kinder von Politikern nach Afghanistan, mal sehen ob wir da nicht raus können.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

riverpirate » Sa 28. Mai 2011, 19:07 hat geschrieben: nur noch Kinder von Politikern nach Afghanistan, mal sehen ob wir da nicht raus können.
Ich bin dafür dich nach Afghanistan zu verfrachten.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Armstrong »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 19:56 hat geschrieben:Naja, ob das eine Entschuldigung für das Töten von Menschen ist, wage ich zu bezweifeln.
Hat deiner Meinung nach die Bevölkerung eines von fremden Truppen militärisch besetzten Landes das Recht sich gegen die Besatzer mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu wehren oder nicht? :?:

Waren die 15.000 sowjetischen Besatzungssoldaten, die in den 80er Jahren in Afghanistan getötet wurden auch "Mordopfer"? :?:
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

Armstrong hat geschrieben:Hat deiner Meinung nach die Bevölkerung eines von fremden Truppen militärisch besetzten Landes das Recht sich gegen die Besatzer mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu wehren oder nicht?
Es gibt in Afghanistan keine Besatzungsmacht! Eine Besatzungsmacht ist eine militärische Verwaltung und übernimmt die Exekutive im besetzten Gebiet, in welchem sie eine totale Herrschaft ausübt. Die NATO ist von der afghanischen Regierung legitimiert und setzt auch keine politischen Inhalte um. Die ISAF-Schutztruppe garantiert im Auftrag des UN-Sicherheitsrates einer Sicherheits- und Aufbaumission unter Führung der NATO, so wie im Balkan.

Wenn es den Terroristen darum gehen würde, die "Besatzungsmacht" NATO loszuwerden, müssten sie ihre Anschläge einstellen und politisch mit allen Beteiligten kooperieren. Das wäre ein effektiver und gewaltloser Weg, das Ziel schnell zu erreichen. Sie führen allerdings bewußt einen Terrorkrieg gegen die NATO und legitimieren damit einen dauerhaften Aufenthalt in Afghanistan.
Zuletzt geändert von Kibuka am Samstag 28. Mai 2011, 21:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Sal Paradise »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 20:02 hat geschrieben:
Und es sieht im Moment nicht danach aus, als ob die Linken demnächst in die entscheidende Regierungsverantwortung kommen werden.
Was sich glücklicherweise mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nie ändern wird.
Armstrong

Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Armstrong »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 21:06 hat geschrieben:Es gibt in Afghanistan keine Besatzungsmacht!
In den 80ern haben die Sowjets in Afghanistan eine pro-sowjetische Marionettenregierung eingesetzt und zum Erhalt dieser pro-sowjetischen Staatsordnung das Land militärisch besetzt. Also genau dasselbe, was heute der "Westen" in Afghanistan macht.

Damals haben afghanischen Rebellen, unterstützt und finanziert von den USA, gegen die sowjetische Armee gekämpft und dabei 15.000 sowjetische Soldaten getötet.

Also waren das dann auch 15.000 Mordopfer von bösen afghanischen "Terroristen"? :?:
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

Armstrong hat geschrieben:In den 80ern...
Nö. Die aktuelle Regierung ist keine ausländisch installierte "Marionettenregierung", sondern eine demokratisch gewählte Regierung der afghanischen Bevölkerung. Darüberhinaus ist der Einmarsch in Afghanistan durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen legitimiert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von lobozen »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 21:06 hat geschrieben:
Es gibt in Afghanistan keine Besatzungsmacht! Eine Besatzungsmacht ist eine militärische Verwaltung und übernimmt die Exekutive im besetzten Gebiet, in welchem sie eine totale Herrschaft ausübt. Die NATO ist von der afghanischen Regierung legitimiert
die sowjet-armee war auch keine besatzungsmacht, sondern auf wunsch der afghanischen regierung im land und von ihr legitimiert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von lobozen »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 21:30 hat geschrieben:
Nö. sondern eine demokratisch gewählte Regierung der afghanischen Bevölkerung.
mit verlaub: :D !
Zuletzt geändert von lobozen am Samstag 28. Mai 2011, 21:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

lobozen hat geschrieben: die sowjet-armee war auch keine besatzungsmacht, sondern auf wunsch der afghanischen regierung im land und von ihr legitimiert.
Die damals existente "Regierung" übernahm die Macht und war nicht durch demokratische Wahlen legitimiert. Genauswenig gab es für den sowjetischen Einmarsch ein Mandat des UN-Sicherheitsrates.

Insofern... ziemlich lumpiger Vergleich.

Da muss schon mehr Content her, als Kapitän Hinkebein und ein Smilie.
Zuletzt geändert von Kibuka am Samstag 28. Mai 2011, 21:45, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Armstrong »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 21:30 hat geschrieben:Nö. Die aktuelle Regierung ist keine ausländisch installierte "Marionettenregierung", sondern eine demokratisch gewählte Regierung der afghanischen Bevölkerung.
Humor hast du ja, das muss man dir lassen. :D Der kriminelle Karsai, der 2001 von den Besatzern als Marionette eingesetzt wurde, hat sich dann bei sogenannten "Wahlen" die Zustimmung mächtiger Stammesfürsten gekauft, die die Sache dann für ihn geregelt haben. Wahlbeobachter der EU und der UN sprachen nach dieser "Wahl" von einem gigantischen Betrug und einer einzigen Farce. Da war wohl selbst die Volksabstimmung zum Anschluss Österreichs im 3. Reich noch demokratischer als dieses Schauspiel in Afghanistan. ;)
Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 21:30 hat geschrieben:Darüberhinaus ist der Einmarsch in Afghanistan durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen legitimiert.
Ja, die Vereinten Nationen haben schon vieles legitimiert. Zum Beispiel das Embargo gegen den Irak nach dem 2. Golfkrieg, wodurch allein 1,5 Mio. irakische Kinder ums Leben gekommen sind. Oder den Einsatz im Koreakrieg, der mehrere Millionen ermordete Koreaner verursacht hat. Eine tolle Institution. :thumbup: :rolleyes:
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

Armstrong hat geschrieben:Humor hast du ja, das muss man dir lassen.
Wenn du es besser machen kannst, dann kommandiere dich das nächste Mal als Wahlbeobachter vor Ort ab und stelle sicher das alles so läuft, wie du dir das vorstellst.

Sofakritiker gibt es genug in der Bundesrepublik.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von ToughDaddy »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 19:40 hat geschrieben:
Jeder Mord wird direkt oder indirekt "möglich gemacht". Entscheidend ist, wer den Mord letztenendes plant und durchführt.
Ganz davon abgesehen, dass es kein Mord ist.

http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 1#p1188481
Durchhalteparolen von jenen dort, welche mit dem Krieg sonst nix zu tun haben und offensichtlich nicht mal mitbekommen, dass schon seit Jahren dort auf verlorenen Posten nur Selbstschutz betrieben wird.

http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 4#p1188554
Demokratisch gewählt? Guter Witz. :D
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

Sal Paradise » Sa 28. Mai 2011, 20:12 hat geschrieben:
Was sich glücklicherweise mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nie ändern wird.
In der Tat scheinen die Linken derzeit nicht sonderlich zu profitieren.
Zuletzt geändert von yogi61 am Samstag 28. Mai 2011, 23:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

Ich kann mich nicht erinnern folgenden Satz in meinen Beitrag untergebracht zu haben.
Es gibt sogar ein paar Linke, die unseren Jungs helfen wollen.
@yogi61: Versuchst du nun meine Beiträge umzuschreiben? :p
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von yogi61 »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 23:23 hat geschrieben:Ich kann mich nicht erinnern folgenden Satz in meinen Beitrag untergebracht zu haben.



@yogi61: Versuchst du nun meine Beiträge umzuschreiben? :p
Nein, bestimmt nicht konzentriere Du Dich auf Griechenland und den ganzen Euro-Müll,während ich versuche den jungen Leuten zu erklären,dass man auch beim Bauen von Brunnen Pech haben kann.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

yogi61 hat geschrieben:
Nein, bestimmt nicht konzentriere Du Dich auf Griechenland und den ganzen Euro-Müll,während ich versuche den jungen Leuten zu erklären,dass man auch beim Bauen von Brunnen Pech haben kann.
Alles klar. Dann sage ich nur noch, yogi61 übernehmen sie!
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Sal Paradise »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 23:17 hat geschrieben:
In der Tat scheinen die Linken derzeit nicht sonderlich zu profitieren.
Wie gesagt: glücklicherweise.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von yogi61 »

Afghanistan Kinder sollen bei Nato-Luftangriff getötet worden sein

Bei einem nächtlichen Bombardement sind in der südafghanischen Provinz Helmland laut Regierung 14 Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern befinden sich 12 Kinder.

Bei einem Luftangriff der Nato in der südafghanischen Provinz Helmand sind nach Angaben der örtlichen Behörden 14 Zivilisten getötet worden. Sechs weitere Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden, erklärte das Büro des Gouverneurs der Provinz. Bei den Toten handle es sich um fünf Mädchen, sieben Jungen und zwei Frauen.

Hubschrauber der Nato-Truppe Isaf seien am Samstag einen Einsatz geflogen, um den Soldaten eines Nato-Stützpunktes gegen einen Angriff von Aufständischen beizustehen. Dabei seien im Bezirk Nawsad zwei Häuser getroffen worden.

Ein Stammesführer in Nawsad sagte, zwölf Mitglieder seiner Familie seien bei dem Nato-Angriff getötet und zehn weitere verletzt worden. Er habe gesehen, wie die Nato-Hubschrauber beschossen worden seien. Die Hubschrauber seien zunächst weggeflogen, nach zehn Minuten aber zurückgekehrt. Dann hätten sie Raketen abgefeuert.

Weiter: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011 ... fghanistan

So etwas wird von der Nato natürlich nicht als Verbrechen angesehen, denn vermulich hat irgendein Späher irgendwo ein Gruppe Terroristen ausgemacht. :rolleyes:
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von riverpirate »

Kibuka » Sa 28. Mai 2011, 19:13 hat geschrieben:
Ich bin dafür dich nach Afghanistan zu verfrachten.
as hindert Dich daran in den Krieg zu ziehen? Feigheit?
Zuletzt geändert von riverpirate am Sonntag 29. Mai 2011, 11:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von ToughDaddy »

@yogi

Das sind normale Kollateralschäden. Nichts weiter schlimmes. Während natürlich ein Angriff auf Nato-Soldaten ein terroristischer Akt ist. Man dreht es sich immer so wie man es braucht.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von yogi61 »

ToughDaddy » So 29. Mai 2011, 11:12 hat geschrieben:@yogi

Das sind normale Kollateralschäden. Nichts weiter schlimmes. Während natürlich ein Angriff auf Nato-Soldaten ein terroristischer Akt ist. Man dreht es sich immer so wie man es braucht.
Ja, diese Bigotterie ist zum Kotzen.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von lobozen »

yogi61 hat geschrieben:Unter den Opfern befinden sich 12 Kinder.
das war ein legitimer praeventivschlag.
heute noch ein kind, morgen schon terrorist.
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Beitrag von Marmelada »

lobozen » So 29. Mai 2011, 15:03 hat geschrieben: das war ein legitimer praeventivschlag.
heute noch ein kind, morgen schon terrorist.
Da gäbe es aber effizientere Methoden die Bevölkerung auszurotten, anstatt sie in solch kleinen Gruppen per Hubschrauber abzuschießen.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

yogi61 hat geschrieben:So etwas wird von der Nato natürlich nicht als Verbrechen angesehen, denn vermulich hat irgendein Späher irgendwo ein Gruppe Terroristen ausgemacht.
Ein Verbrechen wäre es nur dann, wenn der Angriff absichtlich erfolgt wäre oder grob fahrlässig. Weitere Ermittlungen werden zeigen, wie es zu dem Vorfall kommen konnte.
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Beitrag von miss marple »

Kibuka » So 29. Mai 2011, 15:16 hat geschrieben:
Ein Verbrechen wäre es nur dann, wenn der Angriff absichtlich erfolgt wäre oder grob fahrlässig. Weitere Ermittlungen werden zeigen, wie es zu dem Vorfall kommen konnte.


ob aus versehen oder mit absicht abgeschossen, grad wurscht, für die, die ins gras beißen, ist die konsequenz die gleiche.

wenn sowas kein verbrechen wär, dann wäre ein versehentliches erschlagen in der zivilen welt auch kein verbrechen.
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von schelm »

lobozen schrieb :
das war ein legitimer praeventivschlag.
heute noch ein kind, morgen schon terrorist.
ToughDaddy schrieb :
@yogi

Das sind normale Kollateralschäden. Nichts weiter schlimmes. Während natürlich ein Angriff auf Nato-Soldaten ein terroristischer Akt ist. Man dreht es sich immer so wie man es braucht.
yogi61 schrieb :
Ja, diese Bigotterie ist zum Kotzen.
Für die Opfer und ihre Angehörigen macht es keinen wirklich tröstlichen Unterschied, ob eine Absicht bestand sie zu töten oder es sich um einen Kollateralschaden handelt. Trotzdem ist die Implikation beides miteinander hier gleichzusetzen - unterschiedsloser Terror mit der Gewaltausübung gegen jene, die unterschiedslosen Terror anwenden ( Taliban ), und bei deren Bekämpfung Unschuldige zu Tode kommen können, nicht korrekt.

Was davon jedoch unabhängig die Frage stets aufs Neue aufwirft, wie sinnvoll die Eskalation in einem asymmetrischen Schlagabtausch zur Lösung eines Konfliktes letztlich sein kann, hinsichtlich der moralischen als auch natürlich militärischen Plausibilität.

Freundliche Grüße, schelm
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Re: Der Afghanistan-Konflikt – ein Überblick

Beitrag von Kibuka »

miss marple » So 29. Mai 2011, 14:20 hat geschrieben:ob aus versehen oder mit absicht abgeschossen, grad wurscht, für die, die ins gras beißen, ist die konsequenz die gleiche.

wenn sowas kein verbrechen wär, dann wäre ein versehentliches erschlagen in der zivilen welt auch kein verbrechen.
Falsch! In der "zivilen Welt" herrscht kein asymmetrischer Konflikt. Zudem gibt es kein "versehentliches" Erschlagen. Jede Aktion hat ein Motiv.
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