Nomen Nescio hat geschrieben:(15 Sep 2017, 10:21)
alexander gauland hat gesagt daß D stolz sein darf auf seine soldaten. genau wie F napoléon verehrt und die briten nelson und churchill.
hat er recht oder kann man besser darüber schweigen?
persönlich denke ich daß einer nicht stolz sein kann wenn er im dienst der nazis direkt oder indirekt an verbrechen mitarbeitete.
ich finde es aber vor allem ein symptom was gauland hier zeigt. ein symptom vom verharmlosen oder sogar gutreden von was in WK II passierte. gauland übersteigert hier noch höcke.
zwar mag semantisch vllt die korrekt sein, aber der otto denkt darüber keine sekunde nach. sieht keinen kontext. für ihn gilt »wir dürfen stolz auf unsere soldaten sein. das hat gauland mal gut gesagt«.
was findet ihr davon?
Das muß man sicher sehr persönlich sehen. Ich zum Beispiel bin stolz auf die Leistungen, die mein Vater und mein Onkel auch (wohlgemerkt: auch) in der Deutschen Wehrmacht gezeigt haben. An Kriegsverbrechen war keiner der beiden beteiligt, sicher ein glücklicher Zufall, aber an heftigen Kämpfen gegen die Alliierten, als die ins Reich vorrücken wollten. Dabei sind viele Soldaten der Wehrmacht gefallen, unter anderen auch mein Onkel. Die wollten mit Sicherheit das Vaterland vor der Rache der Sieger bewahren.
Dazu muß man die Schlacht um Monte Cassini studieren, wo der Feind mit seiner gewaltigen Übermacht aus der Luft und zu Lande monatelang nicht weiter kam. Soll ein Deutscher sich dessen schämen? Oder man denke an das letzte Aufbäumen der Deutschen Wehrmacht in der Ardennenschlacht, am sogenannten Westwall bei Aachen... oder auch in der Schlacht um die Seelower Höhen. Daß aller Mut und alle Standhaftigkeit durch eine verbrecherische Herrschaft mißbraucht wurde, das ändert doch nichts daran, daß die Soldaten heldenmütig Leben und Gesundheit einsetzten, um das Deutsche Reich vor dem Untergang zu bewahren.
Ein Niederländer wird die Deutsche Wehrmacht sicher anders bewerten... wiewohl es auch in den Niederlanden sehr viele Mitläufer gab, die das platte Germanentum gut fanden und in der Wehrmacht dienten. So auch Franzosen und BelgierDiese Zeit war für alle kämpfenden Soldaten furchtbar, denn jeden Augenblick konnte der Feind zuschlagen und .. aus der Traum. Aber die Deutsche Wehrmacht hat eben nicht die Flucht ergriffen, sondern ihr Möglichstes getan, bis schließlich der Feind doch in Berlin stand.
Nachträglich wurde klar, daß die Wehrmacht auch in schlimmste Kriegsverbrechen verwickelt war. Wieder muß man fragen, wer diese Weisungen durchgesetzt hat, und was den Soldaten blühte, wenn sie sich verweigert hätten. Natürlich ist das ein Grund, sich als Deutscher dafür zu schämen. Nur: War das die gesamte Wehrmacht, waren das alle oder die meisten deutschen Soldaten? Daß die Siegermächte ihrerseits wenig Gewisssensbisse verspürten, als sie Brandbomben auf große Städte warfen, Vergewaltigungsorgien feierten, plünderten... alles das hindert sie nicht, ihren Sieg fröhlich zu feiern und die Sieger ausnahmslos zu preisen, dafür aber ihren Gegner zu verachten und sein Andenken zu schänden... auch ausnahmslos. Das halte ich für dumm.
Mir ist klar, daß das Deutsche Reich unter der Naziherrschaft diese Greuel losgetreten hat. Ich meine auch, daß die deutschen Soldaten durch eine Art "Gehirnwäsche" ihre Schandtaten als notwendig und richtig zur Rettung des Reichs empfanden. Die kämpfende Truppe glaubte bis zum letzten Kampftag noch an ein Wunder, und um das Wunder möglich zu machen setzten die Soldaten heldenmütig Leben und Gesundheit für das Reich ein.
Diesen Mut und diese Einsatzbereitschaft dürfen wir Deutschen doch bewundern und in dem Sinne stolz darauf sein, auch wenn wir uns der Schandtaten zu schämen haben, an denen deutsche Soldaten beteiligt waren. Ich glaube, es ist zu einfach, aus der heutigen Gesellschaft heraus das Tun der Soldaten damals zu verurteilen und ihr Andenken zu ächten.
Allerdings ist zu verurteilen, wenn eine Partei nun wieder ohne Unterschiede die Deutsche Wehrmacht hochleben läßt. Das ist eine rein politische Angelegenheit... auf jeden Fall kein persönliches Gedenken an den Opfermut unserer Eltern und Großeltern. Und politisch stinkt die Geschichte ganz erbärmlich. Dafür gehört der AfD eins auf den braunen Pelz gebrannt!