Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Moderator: Moderatoren Forum 7

Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(08 Dec 2016, 18:53)

Ja klar. Da würde mir als Ossi auch sofort ein prächtiges Beispiel einfallen :D :D :D
Ooh - sorry! ich wollte mich gerade mit dir geistig duellieren und jetzt muss ich feststellen, dass du unbewaffnet bist.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

Europa2050 hat geschrieben:(08 Dec 2016, 19:14)

Naja, zieht man mal die 15% Verrückte ab, die es überall gibt, glaube ich schon, dass wir inzwischen einen vernünftigen Umgang mit "Deutschland" haben.

Ein gewisser Verfassungspatriotismus, das Wissen, dass das Gemeinwesen, in dem wir leben im internationalen Vergleich durchaus bestehen kann, dass wir (jetzt fang ich auch schon mit "wir" an...) von allen Nachbarn zumindestens akzeptiert sind, und eine überdurchschnittliche Weltoffenheit sind so genau so wenig gefährlich, wie die schwarz-rot-goldene Inflation alle zwei Jahre. Zumal ja gewöhnlich auch keine Fahnen der jeweiligen Rasenballgegner verbrannt oder anders entehrt werden, sondern die Träger derselben durchaus auch geachtet werden.

In sofern sehe ich eigentlich inzwischen schon einen unverkrampften Umgang mit "Deutschland". Ausnahmen wählen die AfD oder härtere Drogen ...
Danke! Wenigstens einer der verstanden hat, was ich meine! :thumbup:
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Provokateur
Beiträge: 12535
Registriert: Samstag 3. Januar 2015, 16:44
user title: Alpha by choice&Liberalpatriot
Wohnort: जर्मनी

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Provokateur »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:05)

Nationalstolz bringt gar kein Konfliktpotential - im Gegenteil! Da wo gesunder Nationalstolz fehlt/wo er unterdrückt wird, blüht der Nationalismus und der schafft Konflicktpotential.
Man sollte halt nie Nationalstolz mit Nationalismus verwechseln oder gar gleichsetzen!
Ich verstehe nicht, wie man stolz auf etwas sein kann, wofür man gar nix kann - ohne dich zu kritisieren.
Dankbar? Ja. Erfreut? Ja, auch.

Wer wirklich stolz sein kann, Deutscher zu sein, ist jemand, der es vorher nicht war. Und den Weg auf sich genommen hat, es zu werden...und erfolgreich war.

Genau so wenig ist es angebracht, sich für etwas zu schämen, was man nicht getan hat.

Man kann sich davon distanzieren. Man kann dafür arbeiten, dass so etwas in Zukunft verhindert wird.

Aber weder Scham noch Stolz sind angebrachte Gefühle.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
twitter.com/Provokateur_Tom
Benutzeravatar
Ein Terraner
Beiträge: 14308
Registriert: Samstag 7. Mai 2016, 19:48
Wohnort: München

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Ein Terraner »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:05)

Nationalstolz bringt gar kein Konfliktpotential - im Gegenteil! Da wo gesunder Nationalstolz fehlt/wo er unterdrückt wird, blüht der Nationalismus und der schafft Konflicktpotential.
Man sollte halt nie Nationalstolz mit Nationalismus verwechseln oder gar gleichsetzen!
Nein, ein wir impliziert automatisch ein die, und das provoziert Konflikte. Und auf fremde Leistung stolz sein ist so ziemlich das absurdeste das man machen kann. Mal abgesehen davon irgendwelche Phantasien anzubeten.
Benutzeravatar
Perdedor
Beiträge: 3478
Registriert: Donnerstag 5. Juni 2008, 23:08

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Perdedor »

Dark Angel hat geschrieben: Ausgerechnet Linke und Grüne - sowie Feministen und Genderisten - sind diejenigen, die sich im alleinigen Besitz der absoluten Wahrheit wähnen, die sie allen anderen aufzwingen müssen.
Wann hat ein "Genderist" jemals jemanden gezwungen homosexuell zu werden?
Dark Angel hat geschrieben: Entsprechend der Definition von Linken, Grünen (und Genderisten) sind alle rechts - oder neurechts - die eine Meinung vertreten, die von der ihren abweicht ==> Anspruch der (absoluten) Deutungshoheit und Anspruch auf den Besitz der absoluten allgemeingültigen Wahrheit und damit tun sie genau das, was sie allen anderen vorwerfen und was sie zu bekämpfen vorgeben - nämlich ausgrenzen und diskriminieren. Sie fordern nicht nur Toleranz sondern Akzeptanz, sind aber selbst nichtmal bereit andere Meinungen - außer ihrer eigenen - auch nur zu tolerieren.
Das kommt alles etwas unkonkret und wirr rüber.
Hast du mal ein konkretes Beispiel?
Dark Angel hat geschrieben: aber wenn du nicht zu begreifen in der Lage bist zu begreifen, dass Sozialisation ein Prozess ist, der sich in einer Gemeinschaft und durch die Gemeinschaft vollzieht und auf diese Weise soziale Identität überhaupt erst schafft
Das ist doch trivial.
Hier geht es aber darum, dass Rechte diese soziale Identität einer formalen Gruppenzugehörigkeit unterordnen. Für sie ist die Identität im Wesentlichen durch Herkunft/Nationalität definiert und nur danach beurteilen sie Menschen.
Der linke Gegenentwurf betrachtet hingegen die gesamte komplexe Identität des Menschen, in der die Nationalität vollkommen unbedeutent sein kann (z.B. bei selbstbewussten, gebildeten Menschen).
Arbeit. Leben. Zukunft.
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

Ein Terraner hat geschrieben:(08 Dec 2016, 19:42)

Gut, damit ist dann jemand der in Deutschland geboren wurde und Deutsch spricht aber von z.b. Griechischen Einwanderern abstamm ein Deutscher. Unabhängig vom Perso.
Du raffst es immer noch nicht - gelle?
Schade, ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Dozhd

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dozhd »

Jemand (vermutlich ein Prominenter, aber ich habe den Namen vergessen) sagte mal, nicht die Sprache sei in erster Linie für ihn Identität sondern die Schrift. Das hat was für sich. Ich schaue mir manchmal Web Sites an, die ich - wegen anderer Sprache - nicht verstehe. Nun, wenn da gute Musik drauf ist, oder Videos, ist das nicht unbedingt störend. Meist lernt man schnell zu navigieren. Das "Ana Sayfa" die Startseite ist, bleibt dann bald im Gedächtnis. Bei einer fremden Schrift ist das anders. Hier kommt man sich so richtig als Fremder, als Ausgeschlossener und Analphabet vor. Weder ein chinesisches Schriftzeichen, noch die arabischen Buchstaben wollen im Gedächtnis bleiben und man hat nicht den blassesten Schimmer, von was die Site überhaupt handeln könnte. Der Übersetzung von Google muss man blind vertrauen, auch wenn sie nur Schrott liefert, weil man die Wörter ja nirgendwo nachschlagen kann - da man das Alphabet nicht versteht oder es gar keine Buchstabenschrift ist.
Benutzeravatar
Ein Terraner
Beiträge: 14308
Registriert: Samstag 7. Mai 2016, 19:48
Wohnort: München

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Ein Terraner »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:18)

Du raffst es immer noch nicht - gelle?
Schade, ich dachte ich hätte mich klar ausgedrückt.
Nein hast du nicht, du versuchst nämlich etwas zu konstruieren was es so nicht gibt und nur auf rassistische Vorurteile hinausläuft.

Also was macht jetzt einen Deutschen zu einem Deutschen? Sprache und Herkunft sind es ja schonmal nicht.
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

Provokateur hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:13)

Ich verstehe nicht, wie man stolz auf etwas sein kann, wofür man gar nix kann - ohne dich zu kritisieren.
Dankbar? Ja. Erfreut? Ja, auch.
Gegenfrage: Warum soll man nicht stolz sein dürfen auf das, was voran gegangene Generationen - in harter Arbeit - geschaffen haben?
Stolz auf etwas sein, hat m.M.n auch etwas mit Anerkennung zu tun.
Provokateur hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:13)Wer wirklich stolz sein kann, Deutscher zu sein, ist jemand, der es vorher nicht war. Und den Weg auf sich genommen hat, es zu werden...und erfolgreich war.
Da stimme ich dir vorbehaltlos zu.
Provokateur hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:13)
Genau so wenig ist es angebracht, sich für etwas zu schämen, was man nicht getan hat.
d'accord
Provokateur hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:13)Man kann sich davon distanzieren. Man kann dafür arbeiten, dass so etwas in Zukunft verhindert wird.
Richtig und das subsummiere ich unter Verantwortung übernehmen.
Provokateur hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:13)Aber weder Scham noch Stolz sind angebrachte Gefühle.
Sehe ich etwas anders, aber sei's drum.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Ein Terraner
Beiträge: 14308
Registriert: Samstag 7. Mai 2016, 19:48
Wohnort: München

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Ein Terraner »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:25)

Gegenfrage: Warum soll man nicht stolz sein dürfen auf das, was voran gegangene Generationen - in harter Arbeit - geschaffen haben?
Stolz auf etwas sein, hat m.M.n auch etwas mit Anerkennung zu tun.
Bist du stolz darauf das Menschen die Pyramiden gebaut haben?
Benutzeravatar
Provokateur
Beiträge: 12535
Registriert: Samstag 3. Januar 2015, 16:44
user title: Alpha by choice&Liberalpatriot
Wohnort: जर्मनी

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Provokateur »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:25)

Gegenfrage: Warum soll man nicht stolz sein dürfen auf das, was voran gegangene Generationen - in harter Arbeit - geschaffen haben?
Stolz auf etwas sein, hat m.M.n auch etwas mit Anerkennung zu tun.
Mit Dankbarkeit, vielleicht, wobei diese im Falle toter Ahnen ja ins Leere läuft. Aber wie gesagt, auf fremde Leistungen kann ich nicht stolz sein.

Bin ich Patriot? Ja, auch ohne Stolz zu sein. Weil ich glaube, dass wir eine gute Verfassung haben, vielleicht die beste der Welt. Und diese muss verteidigt werden.

Ebenso wie unsere Normen. Die sind auch gut. Die sollen auch verteidigt werden.

Bedeutet dass deswegen, dass ich fremdes ablehne? Nein! Ein Staat, ein Volk sollte wie ein Organismus sein, der gutes aufnimmt und resorbiert und schlechtes ablehnt. Hierbei sind wir Deutschen schon ziemlich gut.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
twitter.com/Provokateur_Tom
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

Ein Terraner hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:29)

Bist du stolz darauf das Menschen die Pyramiden gebaut haben?
Ich bewundere die Leistung - Ja. Vor allem wie sie es geschafft haben, mit einfachsten Mitteln eine solche Präzision zu erreichen.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Selina »

Provokateur hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:13)

Ich verstehe nicht, wie man stolz auf etwas sein kann, wofür man gar nix kann - ohne dich zu kritisieren.
Dankbar? Ja. Erfreut? Ja, auch.

Wer wirklich stolz sein kann, Deutscher zu sein, ist jemand, der es vorher nicht war. Und den Weg auf sich genommen hat, es zu werden...und erfolgreich war.

Genau so wenig ist es angebracht, sich für etwas zu schämen, was man nicht getan hat.

Man kann sich davon distanzieren. Man kann dafür arbeiten, dass so etwas in Zukunft verhindert wird.

Aber weder Scham noch Stolz sind angebrachte Gefühle.
Stimmt. Ich finde, mit dem Wort Stolz sollte man sowieso sparsam umgehen. Das einzige, worauf man stolz sein könnte, wenn überhaupt, wäre etwas, das man mit eigenen Anstrengungen erreicht und geleistet hat. Stolz auf die Nation, Stolz auf die Heimat, Stolz auf die Deutschen oder auch stolz, ein Deutscher zu sein... das ist alles albern, unnötig und semantisch sowieso nicht ganz richtig ;) Bescheidenheit, Gelassenheit, Herzlichkeit, Zugewandtheit und Freundlichkeit finde ich viel angenehmer im Umgang miteinander und vor allem auch im Umgang mit Vertretern anderer Nationen. Stolz zu sein auf irgendeine imaginäre Sache, hat immer ein bisschen was Gockelhaftes :D
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

Ein Terraner hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:21)

Nein hast du nicht, du versuchst nämlich etwas zu konstruieren was es so nicht gibt und nur auf rassistische Vorurteile hinausläuft.

Du unterliegst einem klassischen naturalistischen Fehlschluss! Aus den natürlichen genetischen Unterschieden - die es nunmal gibt und anhand derer sich Zehntausende Jahre Migration nachweisen lassen - können keine Wertungen abgeleitet werden. Und ich nehme keine Wertung vor, sondern stelle lediglich fest, dass eine Gruppe von Menschen ihre nationale Identität auf gemeinsame Merkmale bezieht, die u.a. auf gemeinsamer Herkunft beruht.
Ein Terraner hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:21)Also was macht jetzt einen Deutschen zu einem Deutschen? Sprache und Herkunft sind es ja schonmal nicht.
Aber selbstvrständlich tut sie das. Nationale Identität entwickelt sich a) über viele Generationen hinweg und wird b) nicht wie ein Unterhemd gewechselt.
Der deutsche Pass allein schafft noch lange keine nationale Identität, sondern bezeichnet lediglich die Staatsbürgerschaft mit allen Rechten und Pflichten.
Deutsche mit Migrationshintergrund bewahren auch bei voller Integration in unsere Gesellschaft noch über Generationen ihre nationale Identität, basierend auf ihrer Herkunft. Das ist vollkommen natürlich und es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Dann wäre die Identität eines Menschen etwas beliebig Austauschbares.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

Provokateur hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:30)

Mit Dankbarkeit, vielleicht, wobei diese im Falle toter Ahnen ja ins Leere läuft. Aber wie gesagt, auf fremde Leistungen kann ich nicht stolz sein.
Nun gut, wir sehen den Begriff "stolz sein" sehr unterschiedlich. Können wir uns wenigstens auf Anerkennung der erbrachten Leistungen einigen?
Provokateur hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:30)
Bin ich Patriot? Ja, auch ohne Stolz zu sein. Weil ich glaube, dass wir eine gute Verfassung haben, vielleicht die beste der Welt. Und diese muss verteidigt werden.

Ebenso wie unsere Normen. Die sind auch gut. Die sollen auch verteidigt werden.
Ok - ohne Stolz, du respektierst und achtest unsere Werte und die Leistungen, die erbracht wurden, diese Werte zu ermöglichen. Besser?
Provokateur hat geschrieben:(08 Dec 2016, 20:30)Bedeutet dass deswegen, dass ich fremdes ablehne? Nein! Ein Staat, ein Volk sollte wie ein Organismus sein, der gutes aufnimmt und resorbiert und schlechtes ablehnt. Hierbei sind wir Deutschen schon ziemlich gut.
Ich will's mal so formulieren: Nur wenn man sich selbst, das Volk dem man zugehört, der eigenen Kultur etc Achtung entgegenbringt, ist man auch fähig Fremden ohne Ablehnung zu begegnen. Wobei eine gewisse Distanziertheit dem Fremden gegenüber nicht gleichbedeutend mit Ablehnung ist, sondern schlicht bedeutet, dass man das Fremde erst kennen lernen muss und Vertrauen aufbauen muss.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Hyde
Beiträge: 1226
Registriert: Dienstag 14. Juni 2016, 18:15

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Hyde »

Ich denke, dass Menschen sich umso mehr auf eine Gruppenzugehörigkeit beziehen und daraus ihren Selbstwert schöpfen, umso mehr sie eingeengt oder unterdrückt werden. Das dürfte auch ein Grund dafür sein, warum gerade im nahen Osten noch so viel Wert auf Familienstrukturen oder auf konfessionelle Zugehörigkeit gelegt wird.
Im individualistischen Westen nimmt der Drang ab, sich über Gruppen zu definieren. Im Gegensatz zu früher sind heute z.B. Konfessionsgrenzen (katholisch <-> evangelisch) oder die Familie kein so großes Thema mehr.

Ich denke, dass auch das Denken in nationalen Schemata mit der Zeit abnehmen wird.

Was mein persönliches Verhältnis zu meinem Heimatland Deutschland angeht, so würde ich das als ziemlich positiv bezeichnen. Ich mag Deutschland mit den meisten seiner Facetten, da wir ein wohlhabendes, fortschrittliches, modernes und freies Land sind. Ich bin dankbar für die Chancen, die mir das Land gegeben hat und gibt. Ich würde nicht sagen, dass ich "stolz bin, Deutscher zu sein", da ich nicht das Gefühl habe, dass mich die nackte Tatsache dass ich Deutscher bin, zu einem besseren oder wertvolleren Menschen macht. Ich würde eher sagen, dass ich "froh" bin, Deutscher zu sein und in Deutschland geboren zu sein. Wenngleich ich sagen würde, dass die deutsche Gesellschaft als Ganzes auf jeden Fall stolz darauf sein kann, was sie in den vergangenen Jahrhunderten politisch, sozial & wirtschaftlich geschaffen hat - aber ich habe eben nicht das Gefühl, dass das was mit mir persönlich zu tun hat oder dass ich dazu etwas beigetragen habe.

Was mein Identitätsgefühl angeht, begreife ich mich jedoch (kulturell) eher als Europäer denn spezifisch als Deutscher, sprich wenn ich in Belgien, Schweden oder Frankreich geboren worden wäre, wäre ich darüber genauso froh wie ich es nun als Deutscher bin. Oder flapsig ausgedrückt - hätte der liebe Gott mich vor der Geburt gefragt, wo ich denn gerne geboren werden möchte, hätte ich ihm zugeraunt: "scheißegal, Hauptsache Europa!"
Benutzeravatar
Hyde
Beiträge: 1226
Registriert: Dienstag 14. Juni 2016, 18:15

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Hyde »

Europa2050 hat geschrieben:(08 Dec 2016, 19:41)

Das ist dann Eurasianismus pur.

Ich denke es macht wenig Sinn den deutschen, (französischen, russischen, ... ) Nationalismus durch einen Eurasischen zu ersetzen. Dann Grenzen wir uns eben nicht mehr vom "Franzmann" oder "Pollacken" ab und hauen dem den Schädel ein, sondern dem "Ami" oder dem "Neger" oder dem "Schlitzauge".
Diese Art, Nationalismus zu beseitigen lehne ich komplett ab, Ziel muss sein, gar niemanden mehr den Schädel einzuschlagen, weil er "anders" ist.
Das muss das Ziel sein, das Zusammenwachsen der Welt vollzieht sich aber nicht auf einen Schlag, sondern Schritt für Schritt. Schauen wir uns die Geschichte an, wo sich im Lauf der Zeit kleine Gruppen zu immer größeren Gruppen zusammenschlossen: erst gab es irgendwelche einzelnen Höhlenmenschen, dann Stämme bei den Nomaden, dann später schon einzelne Städte, die sich dann zu Reichen zusammenschlossen, oder im deutschen Fall Fürstentümer - die sich dann irgendwann zu Nationalstaaten zusammenschlossen. Und mittlerweile sind wir in der Phase, wo diese Nationalstaaten sich wiederrum immer enger miteinander verflechten (Europäische Union) - bis die Globalisierung irgendwann so weit sein wird, dass auch auf dieser Ebene ein Zusammenschluss von mehreren kleineren Teilen zu einem Großen Ganzen erfolgen wird. Und dann wird die Verflechtung zwischen den Kontinenten weitergehen, bis wir dann irgendwann vielleicht wirklich nur noch einen Weltstaat oder so haben ;)

Hier mal ein Auszug von Wikipedia bezüglich des "Deutschen Bundes", der dem deutschen Nationalstaat vorausging:
Der Deutsche Bund war ein Staatenbund, zu dem sich im Jahr 1815 die „souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands“ [...] vereinigt hatten. Dieser Bund existierte von 1815 bis 1866 und hatte zwar bereits bundesstaatliche Züge, da sich ein Recht des Deutschen Bundes entwickelte, das die Gliedstaaten band. Dennoch besaß der Deutsche Bund keine Staatsgewalt, sondern nur eine „völkerrechtsvertraglich vermittelte Vereinskompetenz“ (Michael Kotulla). Laut Präambel der Bundesakte hatten sich die Fürsten zu einem „beständigen Bund“ vereint, diese sind allerdings als Repräsentanten ihrer Staaten anzusehen.
Erinnert dich das an was? Souveräne "Fürstentümer" (Nationalstaaten) schließen sich zu einem losen "Deutschen Bund" (Europäische Union) zusammen und gehen schließlich irgendwann in einem deutschen Nationalstaat, dem "deutschen Reich" (Vereinigte Staaten von Europa) auf. Genau das gleiche haben wir momentan eben auf europäischer Ebene, wo sich souveräne Nationalstaaten zum losen Verbund der EU zusammenschließen. Es ist eigentlich der logische Verlauf von Geschichte und Globalisierung, dass die EU nur ein Übergang ist und dies eines Tages in den Vereinigten Europäischen Staaten münden wird - auch wenn wir dieses Ereignis nicht mehr erleben werden, jedenfalls noch nicht in den kommenden 50-60 Jahren. Aber dass es eines Tages dazu kommen wird, ist eigentlich der logische Verlauf unserer seit Jahrtausenden stetig zusammenwachsenden Welt.

Dieser Globalisierungsprozess wird sich im langfristigen Kontext auch durch keine Restaurationsbestrebungen, durch keinen Front National und durch keinen Trump aufhalten lassen können. Sie können den Prozess bestenfalls verlangsamen, so wie Konservativismus alle gesellschaftlichen Modernisierungen bestenfalls verlangsamen kann, nicht sie aber grundsätzlich aufhalten oder dauerhaft rückgängig machen kann.

Selbst Nazis konnten Demokratie und Aufklärung nicht rückgängig machen, sondern sie lediglich vorübergehend aussetzen ;)
Das ist der Lauf der Welt - die Zukunft wird kommen, ob die Konservativen und Ewiggestrigen wollen oder nicht.
Benutzeravatar
Billabong
Beiträge: 717
Registriert: Donnerstag 2. April 2015, 21:44

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Billabong »

Darf ein Kind stolz auf seinen Vater sein oder ist das nur Familientümelei?
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 10342
Registriert: Dienstag 4. März 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Europa2050 »

Hyde hat geschrieben:(09 Dec 2016, 07:02)
Erinnert dich das an was? Souveräne "Fürstentümer" (Nationalstaaten) schließen sich zu einem losen "Deutschen Bund" (Europäische Union) zusammen und gehen schließlich irgendwann in einem deutschen Nationalstaat, dem "deutschen Reich" (Vereinigte Staaten von Europa) auf. Genau das gleiche haben wir momentan eben auf europäischer Ebene, wo sich souveräne Nationalstaaten zum losen Verbund der EU zusammenschließen. Es ist eigentlich der logische Verlauf von Geschichte und Globalisierung, dass die EU nur ein Übergang ist und dies eines Tages in den Vereinigten Europäischen Staaten münden wird - auch wenn wir dieses Ereignis nicht mehr erleben werden, jedenfalls noch nicht in den kommenden 50-60 Jahren. Aber dass es eines Tages dazu kommen wird, ist eigentlich der logische Verlauf unserer seit Jahrtausenden stetig zusammenwachsenden Welt.

Dieser Globalisierungsprozess wird sich im langfristigen Kontext auch durch keine Restaurationsbestrebungen, durch keinen Front National und durch keinen Trump aufhalten lassen können. Sie können den Prozess bestenfalls verlangsamen, so wie Konservativismus alle gesellschaftlichen Modernisierungen bestenfalls verlangsamen kann, nicht sie aber grundsätzlich aufhalten oder dauerhaft rückgängig machen kann.

Selbst Nazis konnten Demokratie und Aufklärung nicht rückgängig machen, sondern sie lediglich vorübergehend aussetzen ;)
Das ist der Lauf der Welt - die Zukunft wird kommen, ob die Konservativen und Ewiggestrigen wollen oder nicht.
Deinen Optimismus teile ich gerne.

Gerade dein historisches Beispiel zeigt aber genau das Gegenteil und muss uns Ansporn sein, es gerade nicht so zu machen.

1848/49 ist der deutsche Bund (die EU?!) an den lokalen Egoismen gescheitert.
1866/71 wurde Deutschland durch Okkupation/Erpressung durch ein Teilgebiet geeint, unter Ausschluss eines großen Teiles und Begründung der Erbfeindschaft zum wichtigsten Nachbarn. Eine der größten Fehlkonstruktionen der Neuzeit, die folgerichtig ja auch in WK1 und WK2 mündete.
1849 wurde Deutschland um 100 Jahre zurückgeworfen auf einen Stand, den wir erst 1949 (genauer sogar 1990) wieder erreichten.
Das sollte uns Mahnung genug sein und deshalb machen wir es besser :D
Synonym für Mörder: Russland
Synonym für Verräter: USA

Kyiv still stands, but Washington has fallen :(
Benutzeravatar
Ein Terraner
Beiträge: 14308
Registriert: Samstag 7. Mai 2016, 19:48
Wohnort: München

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Ein Terraner »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 23:45)

Ich bewundere die Leistung - Ja. Vor allem wie sie es geschafft haben, mit einfachsten Mitteln eine solche Präzision zu erreichen.
Aber bist du stolz darauf? Eine der beeindruckensten Leistungen der Menschheit, auf sowas kann man doch stolz sein, oder nicht?
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 15:57)
I.d.S. sind es gerade Linke, Grüne und linksliberale politische Strategien, die Identitätsverlust anstreben bzw herbei führen wollen und niemand darf sich wundern, wenn es zunehmenden Widerstand gegen solche Bestrebungen gibt.
Identitätsverlust hat nämlich, entgegen der linken/grünen/linksliberalen Behauptungen (übrigens auch der des Feminismus/Genderismus) nichts Positives.
Identität in diesem allgemeinen sozial-psychologischen Sinn, dass die Menschen ein Bild von sich selbst haben und der Wunsch besteht, diesem Bild zu entsprechen ... klar, das gehört zum Wesen des Menschen. Nebenbei gesagt: Wenn man es ganz genau nehmen will, müsste man eigentlich von Äquivalenz sprechen. Denn "Identität" ist tatsächlich "Einerleiheit". Wenn ich von "Identität" spreche, dann besteht gar nicht erst die Absicht, Unterschiede und Differenzen, NIchtentsprechungen ausfindig zu machen.

Der (negative) Kern der gegenwärtigen weltweiten politischen Veränderungen besteht darin, dass dieses "Bild von sich selbst" von außen vorgegeben, poliitisch inszeniert und als Massenphänomen aufgenommen wird. Die begriffliche Schwammigkeit hat sicher auch damit zu tun, dass entsprechende politische Bewegungen (insbesondere die "Identitäre Bewegung") dieses Identitäts-Begriff für sich beanspruchen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Ein Terraner
Beiträge: 14308
Registriert: Samstag 7. Mai 2016, 19:48
Wohnort: München

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Ein Terraner »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 23:58)

Du unterliegst einem klassischen naturalistischen Fehlschluss! Aus den natürlichen genetischen Unterschieden - die es nunmal gibt und anhand derer sich Zehntausende Jahre Migration nachweisen lassen - können keine Wertungen abgeleitet werden. Und ich nehme keine Wertung vor, sondern stelle lediglich fest, dass eine Gruppe von Menschen ihre nationale Identität auf gemeinsame Merkmale bezieht, die u.a. auf gemeinsamer Herkunft beruht.


Aber selbstvrständlich tut sie das. Nationale Identität entwickelt sich a) über viele Generationen hinweg und wird b) nicht wie ein Unterhemd gewechselt.
Der deutsche Pass allein schafft noch lange keine nationale Identität, sondern bezeichnet lediglich die Staatsbürgerschaft mit allen Rechten und Pflichten.
Deutsche mit Migrationshintergrund bewahren auch bei voller Integration in unsere Gesellschaft noch über Generationen ihre nationale Identität, basierend auf ihrer Herkunft. Das ist vollkommen natürlich und es wäre schlimm, wenn es nicht so wäre. Dann wäre die Identität eines Menschen etwas beliebig Austauschbares.
Dann sag doch mal eine Zahl, wieviel Generationen braucht es denn jetzt für den Nestgeruch? Ab wann ist ein Ausländer ein Deutscher?
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 17:35)

Nein - es ist eben nicht genau umgekehrt! Das Individuum selbst bestimmt worüber es sich identifiziert, legt fest welche Identitätkriterien als wichtig betrachtet werden (psychische Identität). Das hat nichts aber auch gar nichts mit "identitäre Bewegung" zu tun.
Solche Kriterien können die Zugehörigkeit zu einer (bestimmten) Ethnie, Kultur, Religion/Weltanschauung sein. - Können heißt nicht müssen! Wichtige Identitätskriterien können aber auch einem sehr viel kleinerem Rahmen entstammen, können ebenso auch unterschiedlichen Gruppenzugehörigkeiten umfassen.

Und Nein - Linke und Grüne (Linksliberale) - insbesondere Feminitinnen und Genderisten gestehen den Menschen gerade keine "ganz persönliche Identität" zu, weil sie nämlich Identität als "von außen festgelegt, fremdbestimmt" und somit als "Zwang" betrachten, aus dem es auszubrechen - "sich zu emanzipieren" gilt. Das heißt nichts anderes als dass von ihnen die soziale Identität, die sich aus der Gruppenzugehörigkeit - also auch der temporären Gruppenzugehörigkeit - sowie Erziehung etc ergibt, als fremdbestimmt und somit negativ betrachtet wird. Gleiches gilt für nationale und kulturelle Identität.
Da sich das Individuum aber über psychische und soziale Identität identifiziert und sich als einzigartig und unverwechselbar betrachtet, bedeutet der "Ausbruch" aus einem (wichtigen) Teil seiner Identität gleichzeitig einen Identitätsverlust, weil jeses Individuum immer auch Teil einer Gemeinschaft ist und in und über diese Gemeinschaft sozialisiert wird.
Ja. Und nochmal (weil ich die jüngeren Beiträge erst jetzt alle gelesen habe): Was aktuell politisch in der Welt wesentlich und im Kern passiert, ist ja nicht die bevorstehende Übernahme der Weltherrschaft durch Feministen und Genderisten .... ganz im Gegenteil: Im Moment sind die Orbáns, Putins, Trumps, Erdogans etc. auf dem Vormarsch. Und es ist auch nichtmal deren (tatsächich äußerst fragwürdige) Haltung zur Geschlechterfrage das zentrale Problem. Sondern eigentlich ganz genau und sogar wörtlich exakt das, was Du als verteidigenswert ansiehst: Eine von außen festgelegte, fremdbestimmte Identität. Und "Emanzipation", nicht auf Geschlechterrollen fixiert sondern positiv verstandene Selbstemanzipation als Gegenentwurf zu Fremdbestimmtheit ist in der Tat genau und exakt die empfehlenswerte Gegenstrategie.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Dec 2016, 00:11)
Ich will's mal so formulieren: Nur wenn man sich selbst, das Volk dem man zugehört, der eigenen Kultur etc Achtung entgegenbringt, ist man auch fähig Fremden ohne Ablehnung zu begegnen. Wobei eine gewisse Distanziertheit dem Fremden gegenüber nicht gleichbedeutend mit Ablehnung ist, sondern schlicht bedeutet, dass man das Fremde erst kennen lernen muss und Vertrauen aufbauen muss.
Ganz einfaches Beispiel: Die statistische Varianz der Lebensvorstellungen und Werte der Menschen früh morgens in der U-Bahn in Berlin dürfte erheblich größer sein als die unter den Menschen einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz für mein Fachgebiet. Was bitte soll das also sein, "das Volk, dem man zugehört"? Ich gehöre beständig zu ganz verschiedenen Völkern, je nach Situation.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Billie Holiday
Beiträge: 36192
Registriert: Mittwoch 11. Juni 2008, 11:45
user title: Mein Glas ist halbvoll.
Wohnort: Schleswig-Holstein, meerumschlungen

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 10:49)

Ganz einfaches Beispiel: Die statistische Varianz der Lebensvorstellungen und Werte der Menschen früh morgens in der U-Bahn in Berlin dürfte erheblich größer sein als die unter den Menschen einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz für mein Fachgebiet. Was bitte soll das also sein, "das Volk, dem man zugehört"? Ich gehöre beständig zu ganz verschiedenen Völkern, je nach Situation.
Zu welchen denn so?
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Selina »

Sorry, ich weiß nicht genau, in welchen Thread diese klaren Worte am besten passen würden. Aber ich glaube schon, dass sie hierher gehören, vielleicht unter dem Stichwort "Zusammengehörigkeit" und Zivilcourage. Mich haben die Worte jedenfalls gerade sehr berührt. Der Mann spricht mir dermaßen aus dem Herzen:

https://web.de/magazine/politik/fluecht ... s-32053158
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Billie Holiday
Beiträge: 36192
Registriert: Mittwoch 11. Juni 2008, 11:45
user title: Mein Glas ist halbvoll.
Wohnort: Schleswig-Holstein, meerumschlungen

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Billie Holiday »

Selina hat geschrieben:(09 Dec 2016, 11:14)

Sorry, ich weiß nicht genau, in welchen Thread diese klaren Worte am besten passen würden. Aber ich glaube schon, dass sie hierher gehören, vielleicht unter dem Stichwort "Zusammengehörigkeit". Mich haben die Worte jedenfalls gerade sehr berührt. Der Mann spricht mir dermaßen aus dem Herzen:

https://web.de/magazine/politik/fluecht ... s-32053158
Hört sich gut an. Eine Kombination mit Zivilcourage gegen Frauenverachtung wöre noch besser.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Billie Holiday hat geschrieben:(09 Dec 2016, 11:12)

Zu welchen denn so?
Na, in dem Moment, in welchem ich das schreibe, zum Volk der politik-forum-User. Oder anders gesagt: Die Frage dieser Volkszugehörigkeit ist tatsächlich irrelevant.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Billie Holiday
Beiträge: 36192
Registriert: Mittwoch 11. Juni 2008, 11:45
user title: Mein Glas ist halbvoll.
Wohnort: Schleswig-Holstein, meerumschlungen

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 11:17)

Na, in dem Moment, in welchem ich das schreibe, zum Volk der politik-forum-User. Oder anders gesagt: Die Frage dieser Volkszugehörigkeit ist tatsächlich irrelevant.
Wir bilden als user doch kein Volk. :D

Ich bin hier geboren und aufgewachsen, habe deutsche Eltern und Großeltern, spreche fließend deutsch im Alltag.....ich wüßte nicht, was ich erstmal anderes sein sollte als Deutsche.
Ich bin nicht stolz drauf, fühle mich aber ganz wohl und schöme mich dem nicht. Ich bin Deutsche, Nordlicht, Fischkopp mit Augenzwinkern, Schleswig-Holsteinerin..... und habe keine Probleme damit, denn ich wertschätze jeden anderen Menschen, egal, wo er herkommt.
Noch nie hat auch nur ein einziger Mensch auf meine Frage der Herkunft geantwortet, er sei Europäer oder Weltbürger.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Billie Holiday hat geschrieben:(09 Dec 2016, 11:24)

Wir bilden als user doch kein Volk. :D

Ich bin hier geboren und aufgewachsen, habe deutsche Eltern und Großeltern, spreche fließend deutsch im Alltag.....ich wüßte nicht, was ich erstmal anderes sein sollte als Deutsche.
Ich bin nicht stolz drauf, fühle mich aber ganz wohl und schöme mich dem nicht. Ich bin Deutsche, Nordlicht, Fischkopp mit Augenzwinkern, Schleswig-Holsteinerin..... und habe keine Probleme damit, denn ich wertschätze jeden anderen Menschen, egal, wo er herkommt.
Noch nie hat auch nur ein einziger Mensch auf meine Frage der Herkunft geantwortet, er sei Europäer oder Weltbürger.
Ja, na sicher. Ebenso wie ich in Deutschland aufgewachsen bin und deutsch meine Muttersrprache ist, bestehe ich im wesentlichen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und einigen weiteren chemischen Elementen. Und?
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Billie Holiday
Beiträge: 36192
Registriert: Mittwoch 11. Juni 2008, 11:45
user title: Mein Glas ist halbvoll.
Wohnort: Schleswig-Holstein, meerumschlungen

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Billie Holiday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 11:31)

Ja, na sicher. Ebenso wie ich in Deutschland aufgewachsen bin und deutsch meine Muttersrprache ist, bestehe ich im wesentlichen aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff und einigen weiteren chemischen Elementen. Und?
Wie jeder Schimpanse und Koalabär auch. :rolleyes:
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
Benutzeravatar
Fuerst_48
Beiträge: 4958
Registriert: Mittwoch 22. Januar 2014, 20:09
user title: Cogito, ergo sum
Wohnort: 8010

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Fuerst_48 »

Billie Holiday hat geschrieben:(09 Dec 2016, 11:33)

Wie jeder Schimpanse und Koalabär auch. :rolleyes:
Du meinst KNUT, den Eisbären !?!?! :D :D
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Billie Holiday hat geschrieben:(09 Dec 2016, 11:33)
Wie jeder Schimpanse und Koalabär auch. :rolleyes:
Sich "für sein Deutschsein zu schämen" ist ebenso blödsinnig wie "auf sein Deutschsein stolz zu sein". Sprache und Geburtsort sind einfach ziemlich wesenliche Faktoren für die Persönlichkeitsbildung. Mit Deutsch als Muttersprache ist zum Beispiel von vornherein ein anderer wahrscheinlicher Bücherkonsum vorgegeben als mit Polnisch oder Spanisch. Von Goethes "Werther" über Hitlers "Mein Kampf" bis zu Koeppens "Jugend". Mit jeweils ganz unterschiedlichen persönlichen Wertungen dazu. Während sowohl eine durchgehend positive wie eine durchgehend negative Haltung zu "Deutschland" im Kern kollektivistisch sind. Gegen das Kollektivistische habe ich durch meine DDR-Vergangenheit eine ausgeprägte Abneigung entwickelt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 10:49)

Ganz einfaches Beispiel: Die statistische Varianz der Lebensvorstellungen und Werte der Menschen früh morgens in der U-Bahn in Berlin dürfte erheblich größer sein als die unter den Menschen einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz für mein Fachgebiet. Was bitte soll das also sein, "das Volk, dem man zugehört"? Ich gehöre beständig zu ganz verschiedenen Völkern, je nach Situation.
Verschwurbelst du jetzt ein kleines bisschen (absichtlich) nationale Identität = soziale Identität und Identität aufgrund temporärer Gruppenzugehörigkeit = psychische Identität?
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 11:17)

Na, in dem Moment, in welchem ich das schreibe, zum Volk der politik-forum-User. Oder anders gesagt: Die Frage dieser Volkszugehörigkeit ist tatsächlich irrelevant.
Seit wann sind denn Forum-User ein Volk i.S.v. Ethnie? In meinem Verständnis sind Forum-User eine Gruppe, der man temporär zugehört, genauso wie man temporär seinem Team im Beruf oder seinem Verein in der Freizeit zugehört.
Willst du uns veräppeln oder kennst du den Unterschied zwischen Volk/Ethnie und Gruppe tatsächlich nicht?
Ist Volkszugehörigkeit tatsächlich so irrelevant? Sind Traditionen, Kultur, etc wirklich so irrelvant?
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 11:48)

Sich "für sein Deutschsein zu schämen" ist ebenso blödsinnig wie "auf sein Deutschsein stolz zu sein".
Richtig. Ich für meinen Teil bin trotzdem immer froh, wenn in gewissen Zusammenhängen Deutschland nur die zweite oder dritte Geige spielt. Ich finde es gut, Internationalist und Kosmopolit zu sein. Das war ich, bin ich und bleibe ich ;)
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Dec 2016, 13:49)

Verschwurbelst du jetzt ein kleines bisschen (absichtlich) nationale Identität = soziale Identität und Identität aufgrund temporärer Gruppenzugehörigkeit = psychische Identität?
Ja. Und zwar absichtlich. Der Hirnforscher und Journalist Markus C. Schulte von Drach schrieb 2015 in der Süddeutschen einen Essay mit dem Titel: "Nationale Identität ist ein Hirngespinst". Darin wird noch einmal etwas mehr aus der naturwissenschaftlichen Perspektive dargelegt, (Zitat) "wie sinnlos die Idee einer Volkszugehörigkeit ist". http://www.sueddeutsche.de/politik/deut ... -1.2766064

Es ist allerdings zu beachten, dass ein Hirngespinst zwar eine Fiktion ist, aber eine, die sehr wohl Folgen haben kann.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Dec 2016, 13:54)
Willst du uns veräppeln ...
Also, ehrlich gesagt, ... ein bissel schon ;)
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 10:34)

Ja. Und nochmal (weil ich die jüngeren Beiträge erst jetzt alle gelesen habe): Was aktuell politisch in der Welt wesentlich und im Kern passiert, ist ja nicht die bevorstehende Übernahme der Weltherrschaft durch Feministen und Genderisten .... ganz im Gegenteil: Im Moment sind die Orbáns, Putins, Trumps, Erdogans etc. auf dem Vormarsch. Und es ist auch nichtmal deren (tatsächich äußerst fragwürdige) Haltung zur Geschlechterfrage das zentrale Problem. Sondern eigentlich ganz genau und sogar wörtlich exakt das, was Du als verteidigenswert ansiehst: Eine von außen festgelegte, fremdbestimmte Identität. Und "Emanzipation", nicht auf Geschlechterrollen fixiert sondern positiv verstandene Selbstemanzipation als Gegenentwurf zu Fremdbestimmtheit ist in der Tat genau und exakt die empfehlenswerte Gegenstrategie.
Genderisten bestimmen doch schon längst unseren Alltag - in Form von Quotenegelungen, Bildungsplänen, Vergewaltigung der Sprache u.v.m.
Das, was gegenwärtig in Europa - und nicht nur in Europa abläuft, was als "räächts oder neuräächts" diffamiert wird, ist Widerstand gegen dieses Minderheitendiktat, ist Widerstand gegen die Umerziehungsversuche und Bestrebungen der Genderideologen und linken Ideologen einen "neuen Menschen" zu schaffen. Solche Umerziehungsversuche gab es schon mehrfach - die gab es im "3. Reich" und die gab es 40 Jahre lang in der DDR und jetzt wird wieder versucht - auf der Basis der gleichen Ideologie - einen "neuen Menschen" zu erziehen.
Wie anders soll man sonst die permanente Propaganda - "räächts" sein inzwischen in der "Mitte der Gesellschaft angekommen" interprtieren - als die "Mitte der Gesellschaft" gibt es nicht mehr, es gibt nur noch Links und Rechts. Jeder der nicht Links ist, nicht die Sichtweise, einer die Deutungshoheit beanspruchenden Minderheit vertritt, ist automatisch Rechts. Die Gesellschaft wird polarisiert, wird gespalten und diese Polarisierung und Spaltung geht von linken Indeologen aus. Dazu fällt mir ein: Divide et impera - kannten schon die ollen Römer.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 14:01)

Ja. Und zwar absichtlich. Der Hirnforscher und Journalist Markus C. Schulte von Drach schrieb 2015 in der Süddeutschen einen Essay mit dem Titel: "Nationale Identität ist ein Hirngespinst". Darin wird noch einmal etwas mehr aus der naturwissenschaftlichen Perspektive dargelegt, (Zitat) "wie sinnlos die Idee einer Volkszugehörigkeit ist". http://www.sueddeutsche.de/politik/deut ... -1.2766064

Es ist allerdings zu beachten, dass ein Hirngespinst zwar eine Fiktion ist, aber eine, die sehr wohl Folgen haben kann.
Dass der Mensch ein "Rudeltier" ist und sich über seine Rudelzugehörigkeit und mit seinem Rudel identifiziert und auf diese Weise auch gegen andere (fremde) Rudel abgrenzt, sollte auch dem "Hirnforscher" bekannt sein. Ferner sollte diesem "Hirnforscher" auch bekannt sein, dass diese
nicht zwingend zur Feindschaft gegenüber Fremden führt.
Ganz nebenbei - einen Wissenschaftsjournalisten, der irgendwann mal Biologie (nicht Neurowissenschaften) studiert hat, als Hirnforscher zu bezeichnen und seine Behauptungen als "neueste Erkenntnisse der Neurowissenschaften", ist schon eine Frechheit.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Ger9374

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Ger9374 »

Selina hat geschrieben:(09 Dec 2016, 13:57)

Richtig. Ich für meinen Teil bin trotzdem immer froh, wenn in gewissen Zusammenhängen Deutschland nur die zweite oder dritte Geige spielt. Ich finde es gut, Internationalist und Kosmopolit zu sein. Das war ich, bin ich und bleibe ich ;)

Das ist dann gewiss auch eine Geisteshaltung;-)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Dec 2016, 14:41)

Dass der Mensch ein "Rudeltier" ist und sich über seine Rudelzugehörigkeit und mit seinem Rudel identifiziert und auf diese Weise auch gegen andere (fremde) Rudel abgrenzt, sollte auch dem "Hirnforscher" bekannt sein. Ferner sollte diesem "Hirnforscher" auch bekannt sein, dass diese
nicht zwingend zur Feindschaft gegenüber Fremden führt.
Ganz nebenbei - einen Wissenschaftsjournalisten, der irgendwann mal Biologie (nicht Neurowissenschaften) studiert hat, als Hirnforscher zu bezeichnen und seine Behauptungen als "neueste Erkenntnisse der Neurowissenschaften", ist schon eine Frechheit.
Wo steht "neueste Erkenntnisse der Neurowissenschaften"? Hirnforscher ist er eher nicht, in der Tat, sein Gebiet ist als Wissenschaftlsjournalist die Vermittlung von Erkenntnissen der Hirnforschung. (Er hat zwei Bücher zum Thema veröffentlicht). Das macht ihn aber für ein Thema wie "Nation" oder "Volkszugehörigkeit" in einem essayistischen Text eher noch geeigneter als wäre er forschender Wissenschaftler.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(09 Dec 2016, 14:12)
Wie anders soll man sonst die permanente Propaganda - "räächts" sein inzwischen in der "Mitte der Gesellschaft angekommen" interprtieren - als die "Mitte der Gesellschaft" gibt es nicht mehr, es gibt nur noch Links und Rechts. Jeder der nicht Links ist, nicht die Sichtweise, einer die Deutungshoheit beanspruchenden Minderheit vertritt, ist automatisch Rechts. Die Gesellschaft wird polarisiert, wird gespalten und diese Polarisierung und Spaltung geht von linken Indeologen aus. Dazu fällt mir ein: Divide et impera - kannten schon die ollen Römer.
Mir fällt dazu ein bzw. dies passt ziemlich genau zur sogenannten "Mittelstandsideologie"
Bezeichnung für die Ideologie, die die Bedeutung des Mittelstands betont für das soziale, ökonomische und politische Gleichgewicht in einer Gesellschaft, der unterstellt wird, dass sie zu einer selbstzerstörerischen dichotomen Strukturierung neige. (Wirtschaftslexikon)
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17855
Registriert: Donnerstag 29. September 2016, 15:33

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 10:07)

Der (negative) Kern der gegenwärtigen weltweiten politischen Veränderungen besteht darin, dass dieses "Bild von sich selbst" von außen vorgegeben, poliitisch inszeniert und als Massenphänomen aufgenommen wird. Die begriffliche Schwammigkeit hat sicher auch damit zu tun, dass entsprechende politische Bewegungen (insbesondere die "Identitäre Bewegung") dieses Identitäts-Begriff für sich beanspruchen.
Genau. Neue Rechte wie etwa ein Kubitschek, der ja hierzulande als der Kopf der Identitären gilt und bestens befreundet mit der AfD-Führung ist, wollen das „Kollektivbewusstsein“ von Volk und Nation erneuern, "dem Leben wieder Sinn“ geben und eine geschlossene neue Weltanschauung erschaffen. Denen geht es um eine metapolitische Strategie zur „Erringung der kulturellen Hegemonie“. Und das will man langsam Tropfen für Tropfen in die Gehirne einsickern lassen. Was ja auch gelingt bei Teilen der Bevölkerung, wie man sieht.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Benutzeravatar
Billie Holiday
Beiträge: 36192
Registriert: Mittwoch 11. Juni 2008, 11:45
user title: Mein Glas ist halbvoll.
Wohnort: Schleswig-Holstein, meerumschlungen

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Billie Holiday »

Selina hat geschrieben:(09 Dec 2016, 15:20)

Genau. Neue Rechte wie etwa ein Kubitschek, der ja hierzulande als der Kopf der Identitären gilt und bestens befreundet mit der AfD-Führung ist, wollen das „Kollektivbewusstsein“ von Volk und Nation erneuern, "dem Leben wieder Sinn“ geben und eine geschlossene neue Weltanschauung erschaffen. Denen geht es um eine metapolitische Strategie zur „Erringung der kulturellen Hegemonie“. Und das will man langsam Tropfen für Tropfen in die Gehirne einsickern lassen. Was ja auch gelingt bei Teilen der Bevölkerung, wie man sieht.
Was meinst Du, wieviele Bürger bis vor kurzem wußten, dass es sowas wie "Identitäre" überhaupt gibt?
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
Wildermuth
Beiträge: 3239
Registriert: Montag 18. April 2016, 14:37

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Wildermuth »

Billie Holiday hat geschrieben:(09 Dec 2016, 15:23)

Was meinst Du, wieviele Bürger bis vor kurzem wußten, dass es sowas wie "Identitäre" überhaupt gibt?
Recht so, billie! Man kann nur von etwas maniuliert werden, das man kennt. :rolleyes:
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 21058
Registriert: Mittwoch 15. September 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von schokoschendrezki »

Billie Holiday hat geschrieben:(09 Dec 2016, 15:23)

Was meinst Du, wieviele Bürger bis vor kurzem wußten, dass es sowas wie "Identitäre" überhaupt gibt?
Nee. Die kannte tatsächlich kaum jemand.
Dafür liegt in den Niederlanden eine rechtspopulistische bis "neo-rechtsextreme" Partei seit Monaten in den Umfragen vorn. Bitte nochmal auf der Zunge zergehen lassen. In den Niederlanden. Unserem direkten westlichen Nachbarn und klassischen Vorbild in Fragen von Liberalismus, Demokratie, Aufklärung, Vernunftspolitik.

Noch bis vor kurzem fanden politische Umbrüche vor allem im Fernsehen statt. Den konnte man einfach ausmachen. Kriege, Autokratien, Diktaturen, Aufstände, Bürgerkriege etc. fanden irgendwo weit draußen statt. Vielleicht auch mal irgendwo auf dem "Balkan". Das soll jetzt nicht alarmistisch klingen. Aber Liberalismus und Demokratie werden auch hier schon in Kürze keine Selbstverständlichkeit sein. Und um die Feminismus-Verschwörung gleich mal etwas zu dämpfen: Wilders ist gleichzeitig Nationalist und Feminist.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 15:03)

Wo steht "neueste Erkenntnisse der Neurowissenschaften"? Hirnforscher ist er eher nicht, in der Tat, sein Gebiet ist als Wissenschaftlsjournalist die Vermittlung von Erkenntnissen der Hirnforschung. (Er hat zwei Bücher zum Thema veröffentlicht). Das macht ihn aber für ein Thema wie "Nation" oder "Volkszugehörigkeit" in einem essayistischen Text eher noch geeigneter als wäre er forschender Wissenschaftler.
Und genau DAS tut er nicht! Er bezieht sich nirgends auf (moderne) Erkenntnisse der Anthropologie oder Genetik, er bezieht sich überhaupt nicht auf neue und neuere wissenschaftliche Erkenntnisse!
Täte er das, dann würde er nicht auf einer "deutschen" Nationalidentität herumreiten und würde auch Nation nicht mit dem (künstlichen) Gebilde des Nationalstaates gleichsetzen. Ich habe mehrfach betont, dass ich "Nation" i.S.v. Ethnie verwende und Etnien weisen tatsächlich gemeinsame genetische Merkmale auf, die auf eine gemeinsame Herkunft hinweisen.
Genau DA irrt der Autor nämlich - wir wissen, wieviele Neandertalergene in uns stecken, nämlich 4% in West- und Mitteleuropa, 2% in Osteuropa und Asien, Ostasiaten hingegen weisen keine Neandertalergene auf, dafür aber etwa 3-4% der Gene des Denisova-Menschen (benannt nach dem Fundort in Südsibirien).
Und genau so wie der 30.000 Jahre alte Anteil der Neandertaler an unserer DNA ermittelt werden kann, genauso kann der, sehr viel jüngere von Römern, Hunnen, Mongolen etc ermittelt werden. Und der wurde bzw wird noch ermittelt, um auf diese Weise sämtliche Migrationsbewegungen des Homo sapiens sapiens rekonstruieren zu können

Und jede dieser Ethnien hat ihre Sprache als gemeinsames Merkmal, hat ihr Brauchtum als gemeinsames Merkmal - welche sie bis heute tradiern und auf denen sie ihre ganz spezielle Identität aufbaut. Das ist zunächst mal eine Tatsache! Dass durch Migrationsbewegungen, soziale Interaktionen (Handel, Politik etc) wechselseitige Beeinflussung(en) stattfinden, die ihrerseits die jeweilige "nationale" Identität beeinflussen, dass ebenso auch neue "nationale" Indentitäten entstehen, ist ebenso eine Tatsache.
Dennoch bleiben bestimmte Merkmale als Unterscheidungsmerkmale zwischen den einzelnen Ethnien erhalten, während andere zum Bindeglied werden bzw führen schließlich zu einer gemeinsamen "nationalen" Identität.

Leider wird immer wieder der Fehler gemacht, aus natürlichen Unterschieden eine Wertung abzuleiten bzw eine solche Wertung zu unterstellen. ==> nennt sich naturalistischer Fehlschluss und diesen begeht auch der Autor des Beitrags.
Unterscheidung, Abgrenzung ist nicht identisch mit Ausgrenzung - auch das wird immer wieder unterstellt, dass derjenige, der unterscheidet, damit auch gleichzeitig ausgrenzt.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Dark Angel
Moderator
Beiträge: 23479
Registriert: Freitag 7. August 2009, 08:08
user title: From Hell

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 Dec 2016, 15:09)

Mir fällt dazu ein bzw. dies passt ziemlich genau zur sogenannten "Mittelstandsideologie"
Ich spreche nicht vom Mittelstand, sondern von der politischen Mitte der Gesellschaft!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
Benutzeravatar
Sabine99
Beiträge: 112
Registriert: Samstag 12. November 2016, 18:15
Wohnort: Todesstern

Re: Zusammengehörigkeit, Identität, Nationalgefühl

Beitrag von Sabine99 »

Dark Angel hat geschrieben:(08 Dec 2016, 19:17)

Den Blödsinn redest DU!
Kulturelle Veränderungen und wechselseitige Beeinflussungen gab zu zu allen Zeiten, überall auf der Welt.
Bestes Beispiel ist das Imperium Romanum - dessen Kultur wurde maßgeblich von den (älteren) griechischen und ägyptischen Kulturen beeinflusst und beeinflusste und veränderte seinerseits andere Kulturen. Die griechische Antike nahm unter Alexander dem großen Einflüsse aus Persien und Indien auf, was sich u.a. in den späten philosophischen Schulen niederschlägt.
Erst die zwangsweise Christianisierung - vor allem durch Karl den Großen - führte zu kultureller Zäsur und Rückschritt.
Na ja. Wenn, dann " schreibe " ich Blödsinn.
Oder kannst Du mich etwa " hören " ? :D
Zum Teil muss Ich Dir aber Recht geben, auch wenn Du diese Diskussion etwas zu emotional führst.
Ich bezog mich aber auf das Christentum und nicht auf kulturelle Veränderungen aus der " miocenen Tertiärzeit ". :D
Barbarus hic ergo sum, quia non
intellegor ulli.
Gesperrt