relativ hat geschrieben:(03 Mar 2016, 08:19)
...und da nur statistische Veränderungen den Politikern Wählerstimmen bringen passiert wohl auch nicht das Nötige. Das ist die Krux
Ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob man mit einer H4 Erhöhung das eigentliche Problem löst, ich denke eher nicht. Da muss man gesellschaftlich viel Tiefer eingreifen und wie ich schon sagte, fängt dies bei mir mit Bildung und Ausbildungschancen an. Mehr Möglichkeiten bieten heisst auch, daß man von staatlicher Seite auch mehr Eigeninitiative vom Bürger erwarten kann, dies gilt für Arme, Reiche und natürlich für jeden der hier Leben möchte.
Bin ich anderer Meinung: der Wähler schaut kaum nach Statistiken, sondern sucht sich ganz egoistisch die Partei aus, von der er sich ganz persönlich die meisten Vorteile erhofft.
Ausserdem bin ich nicht der Meinung, daß nichts bzw. nur das nötigste getan wird. Zur Bildung: wir haben heute ca. 800000 Studierende mehr als 2002/2003, bei rückläufiger Geburtenrate. Alles falsch gelaufen kann dann also nicht sein.
-> siehe hier:
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... seit-1998/
"Fatal" an der Sache: ein großer Teil dieser Studenten fällt in die Armutsstatistik. Die fallen erst später wieder raus, wenn sie im Job sind.
Ausserdem ist Bildung etwas, wozu man niemanden zwingen kann. Ich weiß auch, daß behördlicherseits einige Projekte laufen speziell für Schulabbrecher oder Jugendliche mit Schwierigkeiten beim Einstieg in den Arbeitsmarkt/Ausbildung. Aber so sehr rosig sieht es dort auch nicht aus, auch dort ist die Abbrecherquote recht hoch.
Eigeninitiative, je mehr, je besser.
Ich fürchte, es wird auch eine Erwartung an die Politik gestellt, die diese gar nicht erfüllen kann.
Wenn z.B. die Rede davon ist, Politik soll Arbeitsplätze schaffen. Das kann sie nicht. Sie kann ein paar Rahmenbedingungen ändern, aber keine Arbeitsplätze schaffen.
Wenn die Geburtenrate in sozial schwächeren Schichten höher ist als in einkommensstarken Schichten, wie soll die Politik das ändern? Es sind persönliche Entscheidungen. Finanzielle Anreize für einkommensstarke Schichten kann nicht greifen, Geld ist schon genug da in diesen Familien.
Daß es immer mehr Alleinerziehende und Single-Haushalte gibt, was soll die Politik tun? Auch hier stehen persönliche Entscheidungen im Vordergrung (wie ich bereits an anderer Stelle sagte, eine großartige Sache, daß niemand aus finanzieller Not gezwungen ist in einer Gemeinschaft zu leben, in der er/sie nicht leben möchte). Das hat aber auch Auswirkungen auf Armutsstatistiken. Und hier bin ich ehrlich überfragt, wie man diese Problematik "gerechter" lösen sollte. Soll man Alleinerziehende finanziell stärker unterstützen? -> das könnte wieder zum Anreiz werden, daß eine Trennung noch "schmackhafter" gemacht wird und es noch mehr Alleinerziehende gibt.
Du erkennst sicher, was ich meine. Wenn man an einer Stellschraube dreht, drehen sich viele andere Rädchen mit. Wo man auf den ersten Blick eine Lösung gefunden zu haben glaubt, zieht es neue Probleme hinter sich her.
auch dies hier wird Auswirkungen auf die Armutsstatistik haben:
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... seit-1992/
Die müssen sich selbst um ihre Altersvorsorge kümmern. Also im Regelfall ein höheres Einkommen beziehen und Vermögen aufbauen. Während die Rentensprüche von Arbeitnehmern nicht in die Berechnung einfliessen.
Der Armutsbericht weist zwar in einem kurzen Satz darauf hin, in öffentlichen Debatten hört man davon aber nur sehr selten.
Wer also ERNSTHAFT an Verbesserungen interessiert ist, der muss erst einmal SEHR KRITISCH mit dem Armutsbericht umgehen und DETAILLIERT forschen, wo und weshalb es Probleme gibt, welche Lösungsvorschläge es gibt und welche Auswirkungen diese wieder haben können.
Kritisch mit dem Bericht aus folgendem Grudn: schaut man sich beide Statistiken mal an, fällt folgendes auf:
ab 2005 stieg das Median-Einkommen, ab 2006 stieg die Armutsquote.
Jetzt gäbe es die Möglichkeit mit fiskalpolitischen Instrumenten den Median zu senken (die Mittelschicht zu schwächen), dann würde die Armutsquote fallen. Ich glaube nicht, daß dies auf breite Akzeptanz stossen würde
Ausserdem darf man gespannt sein, wie sich der 2015 eingeführte Mindestlohn auf die Statistik auswirkt. Dieser ist nämlich im Bericht vom Paritätischen noch gar nicht drin, geht nur bis 2014.
Ausserdem interessant:
Grafik im Armutsbericht:
Arbeitslosen- und ALG-II-Quote sinken, die relative Armut steigt. Das müsste doch bedeuten, daß die Menschen, die einen neuen Job gefunden haben, weniger verdienen als zuvor in ALG-II. Finde den Fehler. Einen ernsthaften Erklärungsversuch findet man seitens des Paritätischen aber nicht.
Gäbe es einen Gott, hätte er keine Religionen erschaffen.