
Hamburg - Gleich mehrere Rücktritte soll es am Dienstagabend in der Pegida-Führungsspitze gegeben haben. Während einer Sitzung des sogenannten Organisations-Teams sollen Kathrin Oertel und mindestens drei weitere Mitglieder der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" nach Informationen des "Stern" alle Funktionen und Ämter niedergelegt haben. Eine Bestätigung dafür gibt es bisher nicht. Oertel war für eine Stellungnahme bisher nicht zu erreichen.
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Dem Bericht zufolge ging es in der Sitzung um die Rolle von Lutz Bachmann, der sich offenbar entgegen seinen Ankündigungen doch nicht ganz aus der Führungsspitze zurückziehen will. Er wollte sich auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE zu dem Sachverhalt nicht äußern.
Neben Bachmann war Kathrin Oertel das bekannteste Gesicht der Protestbewegung. Unter anderem vertrat sie Pegida in der ARD-Talkshow bei Günther Jauch.
René Jahn, zweiter Vorsitzender des Pegida-Vereins, sagte der "Bild": "Kathrin Oertel, Achim Exner, Bernd-Volker Lincke, Thomas Tallacker und ich sind von unseren Ämtern zurückgetreten. Hintergrund ist der Verbleib von Herrn Bachmann im Orga-Team der Pegida sowie die mangelnde Abgrenzung von Legida in Leipzig."
Das sogenannte "Orga-Team" besteht insgesamt aus zwölf Personen. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie auch Gründungsmitglieder des Vereins Pegida e.V.Seit Ende Oktober organisieren sie Märsche und Kundgebungen mit mehreren Tausend Menschen.
Tallacker, ein ehemaliger CDU-Stadtrat in Meißen, wollte die Meldungen zunächst nicht bestätigen. Er verwies auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE auf eine "Presseerklärung oder Pressekonferenz", die für den morgigen Donnerstag geplant sei.
Bis dahin sollen die Zurückgetretenen Stillschweigen vereinbart haben. Am Nachmittag solle das weitere Vorgehen in einer Krisensitzung beraten werden. Nicht auszuschließen ist, dass es sich bei der Aktion um ein taktisches Manöver gegen Bachmann handelt.
Bei der jüngsten Pegida-Kundgebung am vergangenen Sonntag gingen erstmals weniger Menschen auf die Straße als bei der Veranstaltung zuvor: Zu der Kundgebung kamen laut Polizei rund 17.000 Anhänger.
Es war insgesamt die 13. Kundgebung - und die erste seit dem Rücktritt von Bachmann. Er hatte vor einer Woche alle Ämter niedergelegt, nachdem ein Selfie mit "Hitler-Bärtchen" und menschenverachtende Facebook-Posts bekannt geworden waren. Wegen einer Terrordrohung von Islamisten gegen Bachmann waren am Montag vergangener Woche alle Demonstrationen in Dresden verboten worden.