DarkLightbringer » So 25. Mai 2014, 12:54 hat geschrieben:
Hallo altes Haus, wo triebst du dich herum?
Man hätte bereits im Syrien-Konflikt auf Putins Russland als Partner verzichten müssen. Die NATO-Mitgliedsstaaten sind nach wie vor unberührt, der Einflußbereich der EU ist indes um ein paar hundert Kilomenter erweitert. Werte-orientiert gesehen, war Janukowitsch nie der richtige Partner. Du hast schon Recht, mit
soft-power hätte womöglich irgendwas funktioniert, aber ich halte die Trennung des Putin-Systems vom Westen für überfällig und auch nötig.
Im Sommer war viel zu tun auf meiner kleinen Farm aber jetzt ist bald Winter auf der Südhalbkugel und heute dauer regen, da kann man mal wieder im Forum vorbei schauen und mit der Ukraine gibt es ja auch etwas neuen Gesprächsstoff.
Dieses hundertmalige wiederholen der Forenextremisten von du Schiit, du Sunnit, du Christ, du Kapitalist etc. ist hier sicher dem hundertmaligen wiederholen von, du Westler, du Russe, du Faschist, du Nationalist gewichen. Das werde ich mir auch weiterhin nicht an tun, nur kurz, zur Belustigung.
Dann lieber ein wenig ernsthafter und danach wieder eine Pause einlegen, bis was neues passiert.
Zu deiner Antwort, richtig, Russland hat massiv an Einfluss in Osteuropa verloren und nicht nur dort. Der Bruch des Budapester Memorandums und die Aktivierung von Militärstützpunkten zwecks Annektion von Territorium eines "Verbündeten" ist aus russischer Sicht vielleicht nachvollziehbar, aber aus der Sicht ethnischer Nichtrussen war das ein katastrophales Signal bezüglich Vertrags- oder Bündnistreue. In den GUS-Staaten wird man sich nun verstärkt nach neuen Garanten umschauen und für die europäischen Natomitglieder war das wie ein unüberhörbarer Weckruf, das die Abrüstungspolitik nun ihr Maximum erreicht hat.
Dennoch bin ich gegen eine bedingungslose Wiederbelebung des Ost-West Konfliktes, weil man neben allem Blockdenken nie die Menschen vergessen darf, soll heißen, Bürgerkriege müssen so gut es geht verhindert werden und das geht nur über ausgeglichene Verhandlungsergebnisse. In so fern sind die Bedenken der Ostukrainer und ethnischen Russen von der neuen Regierung voll zu berücksichtigen, sofern man einen einheitlichen Staat anstrebt. Friedlicher Ausgleich auf längere Zeiträume geht nur über Soft-Power, was nicht heißt, das man sich aller anderen Optionen von vornherein berauben sollte. Der ganze Zerfall der Ukraine ist ja letztlich nur ein Beispiel dafür, das Russland nach wie vor nicht versteht, wie man gesellschaftliche Konflikte durch Soft-Power lösen kann und sie eben irgend wann mangels Truppen vor Ort offen ausbrechen.
In so fern gibt es für mich keine Notwendigkeit der Trennung Osteuropas vom Putin System, das wäre mir zu dogmatisch. Es gibt lediglich die militärische Sicherung der Nato und die Notwendigkeit, osteuropäischen Staaten, die sich vom Putin-System befreien möchten, zu unterstützen aber mit Russland im Dialog zu bleiben. Nicht wegen der Rohstoffe, sondern weil die in der Ostukraine lebenden Russen aus meiner Sicht keine Feinde sind, sondern andere Wertvorstellungen und Ängste haben, die man durch Waffengewalt nur verschlimmert. Anders sieht das bei den bewaffneten Extremisten aus, die dabei sind, die öffentliche Ordnung zu zersetzen. Daher kann man auch das derzeitige Ziel neutral definieren: Paramilitärs entwaffnen, öffentliche Ordnung wieder herstellen und dann ein ernsthafter Dialog. Da der Westen Kiew Hilfe gewährt hat, ist er nun mit in der Verantwortung, die Regierung in Kiew auf einen gemäßigten Kurs zu bringen und einen echten Dialog an zu stoßen, den Russland nie ernsthaft begonnen hat, nämlich eine Aussöhnung der Ethnien. Nur dadurch lässt sich ein echter Frieden erreichen, der dann auch die Strahlkraft der EU erhöht.