Ja, so ein Erster Weltkrieg ist schon blöd für eine Währungsunion. Wann zerbricht eigentlich die Währungsunion zwischen der Schweiz und Liechtenstein? Die Währungsunion zwischen Belgien und Luxemburg ist ja 2002 nach rund 80 Jahren auch "gescheitert". War da in dem Jahr nicht irgendwas? Ich bin mir da nicht so sicher, aber jedenfalls ist sie gescheitert und deshalb müssen es auch alle bestehenden. So ähnlich wie die D-Mark "gescheitert" ist und man von dieser Tatsache dann wohl davon ausgehen kann, daß jede Nationalwährung irgendwann mal scheitert. Oder da doch nicht?
Naja, kümmert sich die AfD halt nicht mehr um Währungen, sondern um andere Themen. Wobei das ja auch wechselt. Mal hält man das Arbeitsrecht von Frauen für ein "Problem", dann unterstützt man angeblich die Frauenbewegung. Mal schmust man mit Rußland und findet jede Verschwörugstheorie über "den Westen" toll mit einer Prise Antiamerikanismus, und dann kommt Lucke und bezeichnet sich als Transatlantiker, der Rußlands Angriff auf die Ukraine kategorisch ablehnt. Und so ähnlich ist es dann auch plötzlich mit Muslimen und Homosexuellen. Mal wettert man gegen sie und dann findet man sie auf einmal grundsätzlich "toll". Was die Partei konkret will, weiß also niemand so recht; selbst in der Partei nicht. Aber wenn der Wähler eh keine Erwartungen an und meint, er würde "denen da oben" eins auswischen, nun gut, wenn's funktioniert.
Weiß denn wer, ob Lucke, der sich ja als überzeugter Europäer inszeniert und das Europaparlament stärken will (siehe Kompetenz zum Einsatz von ESM-Mitteln von den nationalen Parlamenten nach Brüssel/Straßburg übertragen), nun gegen den Schengenraum ist, von dem Deutschland volkswirtschaftlich, sozialstaatlich und demographisch massiv profitiert?
Währungsunionen zwischen mehreren souveränen Flächenstaaten scheitern immer. Wenn Mikrostaaten, die innerhalb von Flächenstaaten liegen (Vatikan in Italien, Luxemburg in Belgien, Liechtenstein in der Schweiz) und in diese so tief integriert sind, daß sie ihre eigene Selbstständigkeit aufgeben, die Währung des größeren Staates nutzen, kann das funktionieren, aber nur unter faktischer Aufgabe der Eigenstaatlichkeit. Luxemburg ist de facto ein Teil Belgiens und Liechteinstein quasi ein Teil der Schweiz. Bei der großen Autonomie, die manche Kantone in der Schweiz haben, ist Liechtenstein sogar ziemlich tief integriert.
Historisch sind somit alle Währungsunionen zwischen souveränen Staaten gescheitert. Die Skandinavische Kronenunion scheiterte 1924 und das nicht wegen dem 1. Weltkrieg, der da schon lange vorbei war, sondern weil die Einzelstaaten eine unterschiedliche Geldpolitik brauchten, die unter dem Dach einer Einheitswährung undmöglich war. Auch die lateinische Münzunion löste sich bis 1927 auf, weil jedes Land eine eigene Währungspolitik brauchte.
Die Geschichte zeigt also, daß Währungsunionen nie funktionieren, außer man gibt seine Selbstständigkeit auf und schafft staatliche Einheitsstrukturen zwischen den Ländern oder verleibt ein kleines Land einem größeren ein, was keineswegs wünschenswert ist.
Die Abschaffung des belgischen Franc hat Belgien übrigens sehr geschadet, die Scheinselbstständigkeit Luxemburgs, das eigentlich Teil Belgiens ist, tut dem keinen Abbruch. Die Rückkehr zum belgischen Franc hätte für Belgien große Vorteile.
Die Skandinavische und Lateinische Währungsunion scheiterten aufgrund wirtschaftlicher und politischer Probleme und Differenzen, die D-Mark und der belgische Franc hingegen waren gute und intakte Währungen, die man ohne Not aus ideologischen Gründen zugunsten einer nicht funktionierenden Einheitswährung abschaffte. Und das alles ohne Referendum und Zustimmung der Bürger, wie verträgt sich das mit europäischer Demokratie?
Die AfD findet bei vielen Themen keinen Konsens, das gilt auch für die Ukraine. Aber SPD und CDU sind bei dem Thema genauso gespalten, sogenannte "Putin-Versteher" gibt es von der Linkspartei über Helmut Schidt und Gerhard Schröder bis in die CDU, ebenso gibt es in diesen Parteien Rußland-Kritiker. Bei der AfD ist es nicht anders: Gauland ist eher pro-russisch, während Henkel sehr pro-amerikanisch und transatlantisch orientiert ist. Meiner Ansicht nach war es falsch, daß sich die AfD so tief in derlei Debatten stürzt anstatt bei dem Hauptpunkt zu bleiben, nämlich der gescheiterten Währungspolitik in Europa.