Liegestuhl » Mi 17. Nov 2010, 12:11 hat geschrieben:
Nein, der hat genau das geschrieben, was ich gesagt habe. Israel wurde in die Ecke gedrängt und musste aus militärstrategischen Gründen einen Präventivschlag ausüben. ...
Na ja, so hat Segev das im Buch nicht beschrieben. Aber egal, zur Problematik ein informativer Artikel von haGalil, nicht mehr ganz neu, trotzdem zutreffend, incl. der Erwähnung von Unklarheiten:
Zitat:
Vor vierzig Jahren:
Wie der Sechs-Tage-Krieg ausbrach
von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 1. Juni 2007
In den Stadtparks von Tel Aviv und Ramat Gan wurden schon Massengräber ausgehoben. Fußballfelder wurden geweiht, um als Friedhöfe zu dienen. Außenminister Abba Eban nannte die nur 15 Kilometer breite "Wespentaille", zwischen Mittelmeer und Jordanien, nördlich von Tel Aviv, "Auschwitzgrenze". Rundum waren arabische Armeen aufmarschiert. Der ägyptische Präsident Gamal Abdel Nasser erklärte am 26. Mai 1967: "Unser Ziel ist die Zerstörung Israels. Das arabische Volk ist bereit, zu kämpfen."
Zu dem verbalen Säbelrasseln der Araber gesellten sich konkrete Provokationen. Ägypten sperrte die internationale Wasserstraße von Tiran und unterbrach so Israels Versorgung mit Erdöl aus Iran. Das war ein Verstoß gegen internationales Recht von Israel als "casus belli" dargestellt. Der ägyptische Truppenaufmarsch im entmilitarisierten Sinai war ein Bruch der Abkommen nach dem Sinai-Feldzug von 1956. Nasser forderte zudem die UNO auf, ihre UNEF Beobachter abzuziehen. Seit 1965 gab es Terrorangriffe palästinensischer "Fedajin" vom ägyptischen Gazastreifen auf Israel. 1967 stieg die Zahl dieser Terroranschläge drastisch an. Zudem beschossen Syrer immer wieder den Norden Israels von den Golanhöhen aus. Am 7. April 1967 schoss die israelische Luftwaffe vier syrische MiG-21 über Jordanien und zwei weitere über den Vororten von Damaskus ab.
Die Zeichen standen auf Krieg. Israelis glaubten, ihr Ende sei gekommen. Gemäß der Legende habe auf einem Schild am Flughafen gestanden: "Wer als letzter das Land verlässt, möge das Licht ausschalten".
Bis heute ist umstritten, ob die Araber diesen Krieg wirklich wollten. Die israelischen Forscher Isabella Ginor und Gideon Remez behaupten in ihrem neuen Buch "Foxbats (MIG-21) über Dimona", dass die Sowjetunion einen arabischen Krieg gegen Israel provozieren wollte, um den Atomreaktor bei Dimona zu zerstören. Gerüchteweise produzierte Israel dort seine ersten Atombomben. Gefälschte Geheimdienstberichte über kriegerische Absichten Israels veranlassten die Araber, ihre Truppen aufmarschieren zu lassen.
Die Amerikaner waren damals im Nahen Osten kaum engagiert. Sie schickten das Spionageschiff "Liberty" vor die Küste Israels. Vermutlich wegen eines Irrtums wurde das Schiff von der israelischen Luftwaffe angegriffen. 34 amerikanische Offiziere und Seeleute starben.
Das Rückrat der israelischen Armee bildeten französische Mirage Jets und britische Sherman Panzer. Das strategische Militärbündnis zwischen Israel und den USA, die politische Nähe und Finanzhilfe entwickelten sich erst ab 1970, nach dem "Schwarzen September", als Israel auf Bitten der Amerikaner die PLO Jassir Arafats an einem Sturz König Husseins und Syrien an einem Einmarsch in Jordanien verhindert hatte.
In Ägypten wurde der Notstand ausgerufen. Syrien erklärte seine Truppen kampfbereit. Jordanien, Kuwait, Irak und Sudan mobilisierten. Algerien, Irak und Saudi Arabien verlegten Panzerverbände bis an die Grenzen Israels. Angesichts der kampfbereiten arabischen Übermacht zog Israel seine Reservisten ein, um das winzige stehende Heer von 50.000 Mann zu verstärken. Da Israel eine Mobilisierung seiner Reservisten nicht lange durchstehen konnte, war es nur eine Frage der Zeit bis zum Kriegsausbruch, oder auch, bis bei den entnervten Israelis die Sicherungen durchgingen, wie der Historiker Tom Segev meinte.
Am 5. Juni um 8:45 Uhr ägyptische Zeit, 15 Minuten vor Arbeitsbeginn in ägyptischen Ämtern, als Generale und Piloten auf dem Weg zu ihren Büros waren, starteten israelische Kampfflugzeuge mit der aufgehenden Sonne im Rücken ihren kriegsentscheidenden Überraschungsangriff auf Militärflughäfen im Sinai. In 24 Stunden hatten sie 416 arabische Kampfflugzeuge am Boden zerstört. Der Rest ist Geschichte. Israel schuf mit taktischen Manövern punktuelle Überlegenheit. Wegen eines ägyptischen Funkspruchs über vermeintliche Siege, obgleich die ägyptische Luftwaffe schon ausgeschaltet war, bombardierte Jordanien Tel Aviv und Jerusalem. Am 6. Juni, dem zweiten Tag, zog auch Syrien in den Krieg, ebenso verleitet durch ägyptische Siegesmeldungen. Die große israelische Offensive gegen Syrien begann jedoch erst am Freitag, den 9. Juni, nachdem Ägypten geschlagen und das Westjordanland mitsamt Jerusalem erobert waren.
Weil die arabischen Staaten, teilweise bis heute, einen Frieden mit Israel verweigerten, wie von der UNO-Resolution 242 gefordert, blieb Israel auf den eroberten Gebieten sitzen: Sinai (ägyptisch), Gazastreifen (ägyptisch besetzt), Westjordanland (jordanisch besetzt und annektiert) und Golanhöhen (syrisch).
(C) Ulrich W. Sahm, haGalil.com
Zitat Ende
Nachtrag:
Es bleibt zu konstatieren, dass dieser Krieg ohne Wenn und Aber von Israel begonnen wurde.
Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft; wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
Eric Arthur Blair