Frank_Stein hat geschrieben: ↑Dienstag 24. Januar 2023, 17:19
Wenn ich also für einen Akku, der nur noch 80% der max. Ladung hat nur 1/5 des ursprünglichen Preises berappen müsste, dann würde ich das Ding doch nehmen.
Zwar stimme ich grundsätzlich zu, dass das wünschenswert wäre - ich fürchte jedoch, dass sich diese Fälle auf "Ökospinner" und andere DIY-Projekte beschränken werden.
Schon jetzt gibt es eine große Menge "alte" Akkus, die regelmäßig anfallen. Z.B. aus Krankenfahrstühlen, Elektrorollstühlen, Putzmaschinen und Gabelstaplern.
Werden diese im großen Stil im Second-Life genutzt?
Eher nicht (auch wenn es dazu einzelne DIY-Projekte und Studien gibt).
Öffentliche Versorger (oder generell alle Firmen, die damit Geld verdienen wollen) sind auf zertifiziertes Material und eine Gewährleistung zu diesen Produkte angewiesen, um eine sinnvolle Kosten-Nutzen-Analyse fertigen zu können. Hierauf wiederum baut der Entscheidungsprozess vor einem Invest auf.
Wer zertifiziert Second-Life-Batterien, deren Rest-Lebenserwartung man nicht beziffern kann? Wer gibt auf ein gebrauchtes Produkt Gewährleistung ohne drastischen Kosten/Risikoaufschlag?
Deine Rechnung ist zu simpel: Wenn die Batterie nur noch 80% Restkapazität hat ist insb. bei Hochvolt-Autbatterien die Wahrscheinlichkeit groß, dass im Inneren bereits signifikante Schäden vorhanden sind (hauptsächlich dürften das ausgefallene/kurzgeschlossene Zellen sein). Hieraus kann nicht nur ein Sicherheitsrisiko entstehen, wenn man viele dieser Zellblöcke gemeinsam nutzt (Gesetz der großen Zahlen), sondern die erwartbare sinnvoll nutzbare Restlebensdauer ist damit üblicherweise auch stark begrenzt.
(Kleine Anekdote: Wenn bei den von mir gebauten Powerbanks aus durchgemessenenen und selektiert zusammengestellten Second-Life-Zellen eine weitere Zelle versagt, hält der Rest meist kein halbes Jahr mehr durch, ehe die Powerbank samt und Sonders Schrott ist. Je nach Nutzung halten diese Geräte etwa 4-5 Jahre mit Ausreißern in beide Richtungen. Und ich mache mir dabei die Mühe und sortiere mit viel Zeitaufwand alle Zellen aus, bei denen ein Schaden erkennbar oder messbar ist. Bei Second-Life, wie du es skizzierst ist das nicht möglich. Da wird sich niemand die Mühe machen können und die Akkumodule erst in seine einzelteile zu zerlegen und durch zu messen, denn dann wäre die alte Zelle teurer als eine Neue.)
Das bedeutet, dass wenn du für 1/5 des Neupreises eine Batterie kaufst, die noch 80% Restkapazität hat, aber diese ist nach 2 Jahren völlig unbrauchbar (und ggf. ein Risiko), dann hast du trotzdem einen schlechten Deal gemacht.
Eine Zwickmühle: Derzeit sind Akkus zu billig, um mit "Refurbishment"-Zellen Geld verdienen zu können, aber gleichzeitig zu teuer, als dass neue Zellen überall ökonomisch sinnvoll eingesetzt werden könnten, wo sie technisch Sinn machen würden.
Mal sehen, was die Natrium-Akkus bringen, wenn diese nicht mehr nur für den chinesischen Markt produziert werden. Preissenkungs-Potential im Vergleich zu aktuellen LI-Zellen sollte diese Technik reichlich mitbringen.