Christdemokrat hat geschrieben: ↑Sonntag 20. März 2022, 21:04
Warum kommt dann in ganz Europa kein anderes Land auf die Idee einer allgemeinen Impfpflicht ab 18 Jahren? Warum hat Österreich die allgemeine Impfpflicht direkt wieder ausgesetzt? Und warum kommen viele europäische Länder trotz niedriger Impfquoten als Deutschland mit deutlich weniger Zwangsmaßnahmen aus?
Weil eine Impfpflicht ein recht großer Eingriff in die persönliche Freiheit ist - da tun sich auch andere Länder schwer.
Trotzdem ist das eine rückwärtsgewandte Sichtweise - inzwischen haben auch Ethiker keine Bedenken mehr gegen eine allgemeine Impflicht in diesem konkreten Fall. Selbstverständlich muss es in jedem einzelnen Fall sorgfältig und auch individuell abgewogen werden - aber das ist auch schon in weiten Teilen passiert, und passiert sicherlich auch weiterhin, beispielsweise in den Diskussionen dazu im Parlament.
Ein wichtiger Grund warum man in anderen Ländern nicht auf die Idee der Impfpflicht kommt: Die Situation ist in den verschiedenen Ländern eben auch unterschiedlich. So ist in einigen Ländern die Impfquote deutlich höher als in Deutschland.
Übrigens - es ist keineswegs so, dass es in Europa keine Impfpflicht geben würde - nur halt derzeit (außer die ausgesetzte in Österreich) nicht für Covid-19:
Belgien - Impfpflicht gegen Polio
Italien - Polio, Röteln, Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Hib, Hepatitis B, Masern, Mumps und Windpocken
Frankreich - Pneumokokken und Meningokokken
Weitere Impfpflichten gibt es in Malta, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Polen, Slowenien und der Slowakei
Ein wichtiger Aspekt bezüglich der Impfpflicht ist, dass sich in Europa zunehmend mehr verbreitet, dass Ängste gegen Impfungen geschürt werden - angeblich gibt es jeweils starke Nebenwirkungen.
Im Einzelfall ist das auch so - aber in aller Regel wird man über die Risiken ausreichend aufgeklärt, und hat darüber hinaus auch noch viele Informationsmöglichkeiten. Wer sich dann noch ein wenig mit Statistik auskennt, dem wird auch von der Ratio her klar, dass die Impffolgeschäden das kleinere Risiko gegenüber den Risiken einer Erkrankung ohne Impfung sind.
Bei Covid-19 ist die wichtigste Fragestellung bezüglich der Impfpflicht auch nicht die Frage von Impffolgeschäden - entscheidend ist derzeit vielmehr die Frage, ob die derzeit verfügbaren Impfstoffe hinreichend gegen schwere Erkrankungen schützen - und das im Anbetracht dessen, dass mit Omikron schwere Erkrankungen seltener auftreten. Dennoch ist auch mit Omikron bisher das medizinische Bild recht eindeutig.
Der wahre Grund, dass es bisher noch nicht zu einer Impfpflicht gekommen ist, ist, dass die Politiker heute zu wenig ihrer Verantwortung gerecht werden, auch mal Vorreiter für klare Positionen zu sein. Regelmäßig geht es nur um gute Umfragewerte und um die nächste Wahl. Wirklich um das Land wird sich zu wenig gekümmert - das merkt man nicht nur an der stockenden Impfpflicht, das merkt man auch an den zahlreichen politischen Versäumnissen der letzten 30 Jahre - beispielhaft auch an der überbordenden und alles erstickenden Bürokratie. Vor lauter Angst mal Position zu beziehen, wird lieber ein neues bürokratisches Verfahren eröffnet....und vor lauter Angst mal klar für eine Impfpflicht zu stimmen, werden immer neue Bedenkenträger gefunden, während heute schon klar wird, dass wir ohne Impfpflicht ziemlich sicher im Herbst die nächste Welle haben werden - mit neuen Einschränkungen der allgemeinen Freiheit, die man dann damit begründen wird, dass es nicht anders geht, weil zu wenige geimpft sind.....das ist verantwortungsloses Handeln! Und bitte - hier ist die oppositionelle CDU/CSU keinen Deut besser als die derzeitige Regierung.