franzmannzini hat geschrieben:(14 Dec 2021, 22:13)
Ich verfüge über ausreichend Bildmaterial um sogar zählen zu können, besonders bei den ganz großen Aufzügen z.B. am 29.08.2020,
den 17. rauf und runter mit dem Tiergarten nebendran.
Da würde ich auf 5% Reichsbürger und QAnon kommen, mehr auch nicht.
Ein Bekannter von mir war zum Zeitpunkt einer dieser großen Demos beruflich in Berlin und wollte sich auch mal selbst ein Bild machen, als Beobachter vom Rand aus. Er kam zu einer ähnlichen Einschätzung der Größenordnung von Teilnehmern aus jenem Spektrum, dabei fiel ihm auf: Diese zahlenmäßig verschwindend geringe Minderheit fiel aber schon durch Auftreten (Lautstärke, Plakate etc.) extrem auf, zumal zog sie das komplette Medieninteresse auf sich, die "Querdenker-Hotspots" waren regelrecht belagert von Fotografen und Kamera-Teams.
Für mich resultiert daraus folgende Problematik:
- als jemand, der die AfD, Pegida, Querdenker, QAnon etc. ablehnt, ja verabscheut, könnte ich natürlich niemals an einer Demo teilnehmen, bei der ich mit solchen Leuten "in einem Boot" sitze, völlig losgelöst vom Thema
- ich könnte das aber nicht nur allein deshalb nicht, sondern auch, weil mir drohte - selbst wenn ich mich zu den anderen 95% zählte - von außen als "Querdenker" stigmatisiert zu werden
Nun, ich war nie in Versuchung, an irgendeiner Demo dieser Art teilzunehmen, könnte mir aber grundsätzlich vorstellen, auf die Straße zu gehen, wenn z.B. wieder Schulen geschlossen würden (während parallel wieder andere, "pandemietreibende" Bereiche mehr oder weniger unberührt vor sich hin laufen, wie das vor einem Jahr der Fall war).
De facto kann ich das aber nicht, denn, siehe oben: Ich will mich nicht mit solchen Leuten gemein machen, ich will aber auch nicht als solcher stigmatisiert werden; würde das vor Ort hier die Runde machen ... Nun, meinem Chef und Kollegen hätte ich das sicher in 10 Sekunden erklärt, dennoch weiß man nicht, ob hier und da nicht doch etwas hängen bleibt ...
... und das ist schon ein Problem, denn eigentlich sollte man in unserem Rechtsstaat auf die Straße gehen können, um zu demonstrieren - aber wenn das eine falsche Rezeption des eigenen Anliegens zur Folge hat, ist das am Ende sinnlos, bzw. erreicht genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich will.
Und dafür haben eben nicht nur die "Querdenker" & Co. gesorgt, die natürlich gerne durchschnittliche Bürger für sich instrumentalisieren wollen, sondern auch eine Berichterstattung, die nicht differenziert, warum und welcher Intention da wer auf die Straße geht.
So, und da bin ich nun sicher gefeit, aus Trotz so einer Kommunikations-Strategie in den Armen der "Querdenker" und ähnlicher zu landen - ich vermute aber, dass man genau dies bei nicht wenigen, an sich eher unpolitischen Menschen möglicherweise erreicht hat ...?