Hinter dieser Denke steckt wohl die Annahme, man müsse jedes mal das Rad neu erfinden und dann persönlich mit eigenen Augen auf Fahrtauglichkeit testen. Selbstverständlich können gewisse allgemeine und übergeordnete Prinzipien, solange sie vernünftig und durch empirische Beobachtung (!) gewonnen wurden, auf Teilmengen verallgemeinert werden. Ich weiß, dass ich mich an einer heißen Pfanne mit 90 Grad Celsius genauso verbrennen werden, wie an einem heißen Autoreifen mit 90 Grad. Dazu muss ich nicht sämtliche Eigenheiten von Metall oder Gummi kennen, sondern das Prinzip der Teilchenbewegung verstanden haben und der Leitfähigkeit von Energie.Astrocreep2000 hat geschrieben:(16 Nov 2021, 18:07)
Die Frage bleibt dann aber, ob sich langjährige Erfahrungswerte mit "herkömmlichen" Impfstoffen auf mRNA-Impfstoffe übertragen lassen - mit denen es eben keine jahrelangen Erfahrungen gibt.
Ich bleibe dabei, dass das ein berechtigter, weil logischer Einwand ist. Mit dem man sich sachlich auseinandersetzen sollte. Man kann nicht jeden Diskurs unterbinden, nur weil man befürchtet, er könne bei den falschen Leuten zum falschen Ergebnis führen.
Genauso weis ich, was die Vorrausetzungen für Kausalität sind: Die Ursache geht der Wirkung voraus, ein Zusammenhang ist messbar, der Einfluss von Drittvariablen kann ausgeschlossen werden (am besten geht das übrigens experimentell) und es gibt eine vernünftige theoretische Erklärung für die empirische Beobachtung. Und wir wissen, dass die mögliche Ursache einer Nebenwirkung, die mRNA rasch abgebaut wird, denn wie du Herrn Mertens korrekt zitiert hast, ist dies der Fall. Somit entfällt die Ursache. Die Ursache also kann nur nur in einem recht kurzen Zeitrahmen nach der Impfung für Schäden sorgen und wird dann später kausal mit der Impfung in Zusammenhang gebracht, ist aber nicht erst viel später aufgetreten.
Deshalb ist es kein "dialektischer" Einwand oder gar eine Faule Ausrede wenn man eben wahrheitsgemäß feststellt, dass "Langzeitfolgen" genannte Nebenwirkungen immer unmittelbar nach der Impfung auftraten und das dies einen glasklaren kausalen Grund hat, welcher eindeutig reproduzierbar ist, insbesondere auch im Falle der mRNA: Das ist nämlich eine ganz entscheidende Information. Erst, weil wir das wissen können wir die hohe Sicherheit der Impfung überhaupt feststellen und müssen eben nicht jahrelang abwarten, was nun passiert. Statistik bewegt sich in Wahrscheinlichkeiten. Aber wem "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" nicht reicht, wer 100% haben will, während er gleichzeitig tausend andere Dinge tut, die nachweislich gefährlich sind; muss man den nicht bigott nennen?
Außerdem wird ja an keiner Stelle der "Diskurs" unterbunden. Im Gegenteil, der Diskurs wird gesucht. Diskurs macht aber nur Sinn, wenn beide Seiten auch wirklich diskutieren wollen, anstatt einfach nur Recht zu haben. Du siehst ja was passiert, wenn ich mit Meruem über empirische Forschung diskutiere: Er lehnt das einfach ab. Er diskutiert nicht. Er könnte auch auf die Sonne zeigen und sagen: "Da ist keine Sonne!". Würdest du meinen Widerspruch dann als überheblich und als Unterbindung des Diskurses sehen?