H2O hat geschrieben:(12 Nov 2021, 18:12)
Na gut, gegen weitere kommerzielle Strafmaßnahmen gegen Belarus spricht ja nichts. Aber in Polen sollen schon die Polen selbst bestimmen, wer sie regieren soll. Dazu gibt es dort Wahlen, abhängige und unabhängige Medien zur Meinungsbildung. Da bleibe ich eisern bei unseren westlichen Demokratien. Erst wenn sehr klar ist, daß in Polen eine Verbrecherherrschaft ihre Wiederwahl erzwingt, würde ich diese Bastion räumen.
Anders geht es ja auch gar nicht. Die EU kann nicht einfach mal die Regierungen in Polen und Belarus absetzen und Neuwahlen anordnen.
Den Konflikt können oder wollen Polen und Belarus im Moment gar nicht lösen. Das muss jetzt auf anderen Wegen laufen. Die EU muss Polen einhegen, und Russland muss Lukaschenko "beruhigen". Beide Seiten können es sich jedenfalls nicht leisten zuzuschauen, wie Polen und Belarus durch irgendwelche Kurzschlusshandlungen einen Krieg vom Zaun brechen.
Ich sehe auch durchaus Anzeichen dafür, dass die "Unterstützung" durch Russland und die EU Wirkung zeigt.
Nach einem weiteren Telefonat mit Merkel (und nach der Andeutung möglicher neuer Sanktionen gegen Russland) hat Putin jedenfalls erstmal ein bisschen deeskaliert und klargestellt, dass Lukaschenko nicht die Macht hat, den Gasfluss zu unterbrechen. Seine Aufforderung an die EU, jetzt wieder mit Weißrussland zu reden, sehe ich als weiteren Versuch zu einer Entspannung zu kommen. Damit zieht Russland sich ein bisschen aus dem Konflikt zurück und signalisiert Lukaschenko, dass Russland für ihn nicht die verbrannten Kastanien aus dem Feuer holen wird. Putins Unterstützung für Lukaschenko besteht damit vielleicht nur noch darin, dass er die EU wieder zu direkten Gesprächen mit dem "letzten Diktator" bringen will.
Die EU andererseits hat gezeigt, dass sie durchaus fähig ist, den Zustrom weiterer menschlicher Waffen nach Kiew zu unterbinden oder zumindest deutlich einzudämmen. Das sollten die PiS-Verantwortlichen nicht vergessen! Und sie sollten sich zudem klar machen, dass "Solidarität" durchaus in Aussicht gestellt wurde, aber nicht bedingungslos gewährt wird. Die Balten haben das meinem Eindruck nach viel besser verstanden. Aber die haben ja auch nie die Grundlagen der EU infrage gestellt.
Mir scheint es so, dass die Diplomatie wirkt und dass sich die Lage jetzt langsam etwas entspannen wird. Ein Anzeichen dafür ist der Umstand, dass humanitäre Hilfsorganisationen plötzlich Zugang zu den Flüchtlingen haben und dass Belarus zugesichert hat, dass zumindest Schwangere und Mütter mit kleinen Kindern nun aus dem gefrorenen Dreck geholt und menschenwürdig untergebracht werden sollen. Den Rest kann man nur zwischen den Zeilen lesen. Offen wird das nicht gesagt werden, denn es käme einer Kapitulation einer der beiden Parteien gleich. So funktioniert halt "Diplomatie".
Ich hoffe, ich täusche mich da nicht.