Meruem hat geschrieben:(04 Nov 2021, 18:40)
Das frage ich mich auch immer wo wir denn eigentlich noch eine soziale Marktwirtschaft haben? Die Kluft der Einkommens- Vermögensverteilung hierzulande, das Hartz4 System, bezahlbares Wohnen, der Niedriglohnsektor dass ist vielleicht Marktwirtschaft aber mit "SOZIAL" hat all dass nichts mehr zu tun.
Genau so ist es. Sozial ausgleichend ist eine Marktwirtschaft nur dann, wenn ein gesellschaftlich akzeptiertes Gleichgewicht zwischen unteren und oberen Einkommen geschaffen werden kann. Dehalb kann eine soziale Marktwirtschaft niemals frei von staatlichen Regulierungen sein. Aus dieser Sicht heraus wird der ganze Irsinn der rechts-liberalen Politik der SPD deutlich, die sich vom neoliberalen Deregulierungswahn hat anstecken lassen- und die dazu auch noch HARZIV "verbrochen hat.
Privat geht vor Staat- dieser neolibrale Schwachsinn hat der sozialen Marktwirtschaft den Todesstoß versetzt.
Wer also von sozialer Marktwirtschaft redet, sollte auch wissen, dass Ludwig Erhard, der hochgejubelte Vater der sozialen Marktwirtschaft bereits 1972 schrieb:
« Ich glaube nicht, daß es sich bei der » _____« wirtschaftspolitischen Zielsetzung der Gegenwart » _____« gleichsam um ewige Gesetze handelt. Wir werden sogar mit » _____« Sicherheit dahin gelangen, daß zu Recht die Frage » _____« gestellt wird, ob es noch immer richtig und nützlich ist, » _____« mehr Güter, mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, oder » _____« ob es nicht sinnvoller ist, unter Verzichtleistung auf » _____« diesen »Fortschritt« mehr Freizeit, mehr Besinnung, mehr » _____« Muße und mehr Erholung zu gewinnen.
Ähnliche Gedanken hat Erhard schon 1957 in seinem Buch »Wohlstand für alle« aufgeschrieben. Damals hielt er eine solche Korrektur der Wirtschaftspolitik noch für verfrüht, aber inzwischen sind fast 7 Jahrzehnte vergangen. Um so bemerkenswerter, was er 1957 im Schlußabschnitt seines Buchs schrieb:
_____« Vielleicht - oder ich meine sogar: gewiß - hat viele » _____« von uns die notwendige Hinlenkung aller menschlichen » _____« Energien auf die Rückgewinnung und Sicherung unserer » _____« materiellen Lebensgrundlagen in die Irre laufen lassen, » _____« und dabei ist das rechte Gefühl für die Rangordnung der » _____« Werte verlorengegangen. Ob wir die uns unabweisbar » _____« gestellte Frage glücklich zu lösen vermögen, wird unser » _____« Schicksal ausmachen.
»
»Unser Schicksal« - wie ernst dieses Wort gemeint war, beweist die Frage Erhards: »Ist nun aber die Situation, in der wir stehen, hoffnungslos und auswegslos?«
Solche Sätze schrieb der damalige Wirtschaftsminister auf der Höhe seines Ruhmes. Obgleich von aller Welt gefeiert, zeigte er keine Zuversicht in den weiteren Gang der Dinge.
Solche Gedankengänge lassen den ganzen Niedergang seiner Nachfolger in die Geistlosigkeit ermessen. Sie benahmen sich wie Goethes Zauberlehrling.
Erhards damalige Warnung,
»daß zwar der Zweck der Wirtschaft kein anderer sein könne, als dem Verbrauch (allerdings nicht nur dem primitiv materiellen) zu dienen, daß das aber nicht zugleich auch der Sinn unseres wirtschaftlichen Tuns sein dürfte« - diese Warnung hat nicht gefruchtet.
Weder sozial- noch wirtschaftlich.
Und jetzt dürfen die Kapitalismusgurus beweisen, dass sie wieder nichts verstanden haben.