Großbritannien - post Brexit

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sünnerklaas
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben:(07 Oct 2021, 14:36)

Irgendwie wird die Liste derer, die mit BoJos Politik nicht wirklich zufrieden sind, immer länger:
BoJo scheint vermutlich darauf zu bauen, dass viele, die jetzt sehr verärgert, aber eben Tory-Wähler sind, bei den nächsten Wahlen zähneknirschend ihm und den Torys ihre Stimme geben werden. Aus Gewissensgründen.
Wenn das ganze über die Gewissenschiene läuft, hat BoJo selbst mit der allerschlechtesten Politik nichts zu befürchten. Glaubt er anscheinend. Der Farmer und der Unternehmer wählt nicht Labour.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

olli hat geschrieben:(07 Oct 2021, 14:43)

Die EU ? Nur mal als Beispiel, die diskutieren seit 2009 also seit 12 Jahren (!) darüber einen Standard bei Ladekabeln für Akkugeräte umzusetzen, von der Abschaffung der Sommer/Winterzeit will ich gar nicht reden. Die Pfeiffen schaffen es bei selbst bei so banalen Dingen nicht und die sollen Standards setzen ? Die EU ist ein durch und durch korrumpierter Lobbyistenmoloch und hat schon lange seine Existenzberechtigung verloren. :mad2:
Wow! Die Briten erfahren gerade auf recht unangenehme Weise, wie wenig "Existenzberechtigung" die EU hat. Nur mal so als Hinweis: An meiner Tankstelle kriege ich noch Sprit, ohne stundenlang in der Schlange stehen zu müssen. Und vorhin im Supermarkt habe ich nur volle Regale vorgefunden. Un hoffen wir mal, dass die Menschen in Nordirland nicht noch viel unangenehmere Erfahrungen mit dem Leben außerhalb der EU machen...

Was das mit Ladekabeln für Akkus zu tun haben soll, weiß ich natürlich nicht. Hier ging es um die Lage der Fernfahrer. Und da gibt es Versuche der Regulierung, die hier nicht ausreichend durchgesetzt werden, in GB aber gar nicht mehr gelten.

Nur drei Beispiele:

"EU-Parlament einigt sich : Höhere Löhne und regelmäßige Heimfahrten für Fernfahrer" (aus 2019)
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ ... 24484.html

"EuGH-Urteil
Entsenderichtlinie gilt auch für Lkw-Fahrer
" (aus 2020)
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/eu ... r-101.html

"Ab Februar 2022 könnte aber Schluss mit solche Praktiken sein.
Arbeitnehmer, die zeitweise in ein anderes EU-Land entsandt werden, müssen für gleiche Arbeit am gleichen Ort den gleichen Lohn erhalten. Das hat das Europäische Parlament beschlossen.
" (muss bis 2022 in nationales Recht umgesetzt sein)
https://trans.info/de/werden-die-neuen- ... zen-243385

Hier hat die EU also längst beschlossen, was der großartige BoJo jetzt durch die Herbeiführung von massiven Versorgungsengpässen angeblich erreichen will - so irgendwann in fünf bis zehn Jahren...


Übrigens: Forumulierungen wie "...ein durch und durch korrumpierter Lobbyistenmoloch..." können durchaus als Ausdruck von undifferenziertem Hass gegen die EU gedeutet werden.
Zuletzt geändert von Kohlhaas am Donnerstag 7. Oktober 2021, 15:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

olli hat geschrieben:(07 Oct 2021, 14:43)

Die EU ? Nur mal als Beispiel, die diskutieren seit 2009 also seit 12 Jahren (!) darüber einen Standard bei Ladekabeln für Akkugeräte umzusetzen, von der Abschaffung der Sommer/Winterzeit will ich gar nicht reden. Die Pfeiffen schaffen es bei selbst bei so banalen Dingen nicht und die sollen Standards setzen ? Die EU ist ein durch und durch korrumpierter Lobbyistenmoloch und hat schon lange seine Existenzberechtigung verloren. :mad2:
Die Hersteller sind gross und mächtig und es gab Entwicklungen bei den Anschlüssen, die jetzt aber bis auf Apple abgeschlossen sein dürften.

https://t3n.de/news/ladekabel-eu-standa ... t-1352061/
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Cobra9 hat geschrieben:(07 Oct 2021, 10:24)

In den Regel ja. Aber Großbritannien hat alle verjagt bzw viele. Für nicht wirklich viel Geld kommt da nicht Jeder zurück für die parr Tage.

So viele Möglichkeiten hast Du in der EU locker auch und wie gesagt auch noch von Dir langfristig. Vor allem da Lkw Fahrer auch hier gesucht werden. Warum sollte man nach GB für fünf Monate ca


In Nordirland brodelt es auch. Und Joni droht der EU. Ich weiß nicht was Er denkt. Nachvollziehen kann ich das nicht ganz so einfach.


https://www.tagesschau.de/ausland/gross ... l-101.html

Er riskiert Tote in Nordirland und Gewalt für die Verhandlungen. Seine Wette ist riskant. Und wie er rechnet versteh ich nicht. Höhere Löhne sollen das Problem lösen. Das ist idiotisch oder. Höhere Löhne bedeuten mehr Kosten, höhere Preise ect. Und die eigene Wirtschaft muss am Markt bestehen. . Das heißt, er wird wirklich Probleme haben seine Idee umzusetzen. Gerade ohne diese Arbeitskräfte gut auskommen in Großbritannien ist ja ein Wunsch. Aber ohne externe Hilfe kracht das. Fachleute wachsen nicht über Nacht
Die britische Regierung wird im Zweifelsfall ein Wiederaufflammen des Bürgerkriegs in Nordirland in Kauf nehmen. Der Narrativ: die EU sei daran schuld, andere seien daran schuld. Man selber sei nur Opfer.
Den Bruch des Karfreitagsabkommens dürfte für die Briten erhebliche Folgen haben - v.a. mit Hinblick auf das Verhältnis zu den USA. Aber vielleicht ist man bei den Brexiteers schon derart abgehoben und realitätsfremd, dass man sich selbst für Gott hält.
Überhaupt wundere ich mich: das Problem in der Speditionsbranche sind noch nicht einmal die Löhne. Das Hauptproblem sind die Arbeitsbedingungen und die Tatsache, dass es am Ende immer der Fahrer ist, der der Dumme ist.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

sünnerklaas hat geschrieben:(07 Oct 2021, 15:23)

BoJo scheint vermutlich darauf zu bauen, dass viele, die jetzt sehr verärgert, aber eben Tory-Wähler sind, bei den nächsten Wahlen zähneknirschend ihm und den Torys ihre Stimme geben werden. Aus Gewissensgründen.
Wenn das ganze über die Gewissenschiene läuft, hat BoJo selbst mit der allerschlechtesten Politik nichts zu befürchten. Glaubt er anscheinend. Der Farmer und der Unternehmer wählt nicht Labour.
Wenn der Farmer alle seine Schweine nicht verkaufen kann, sondern sie auf eigene Rechnung keulen und verbrennen muss, ist er bei der nächsten Wahl vielleicht kein Farmer mehr, sondern ein Arbeitsloser.
Und wenn ein Unternehmer bankrott geht, weil er keine Ware von Zulieferern mehr bekommt und seine Produkte nicht mehr ausliefern kann, könnte auch der bei der nächsten Wahl durchaus zum "natürlichen Wählerkreis" von Labour gehören.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Kohlhaas hat geschrieben:(07 Oct 2021, 15:33)

Wenn der Farmer alle seine Schweine nicht verkaufen kann, sondern sie auf eigene Rechnung keulen und verbrennen muss, ist er bei der nächsten Wahl vielleicht kein Farmer mehr, sondern ein Arbeitsloser.
Und wenn ein Unternehmer bankrott geht, weil er keine Ware von Zulieferern mehr bekommt und seine Produkte nicht mehr ausliefern kann, könnte auch der bei der nächsten Wahl durchaus zum "natürlichen Wählerkreis" von Labour gehören.

BoJo glaubt anscheinend, dass die selbst dann Torys wählen, auch wenn sie bankrott sind. Aus Gewissensgründen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

sünnerklaas hat geschrieben:(07 Oct 2021, 19:17)

BoJo glaubt anscheinend, dass die selbst dann Torys wählen, auch wenn sie bankrott sind. Aus Gewissensgründen.
Der schlafende Riese erwacht. Opfer sind halt nebensächlich. Bin mal gespannt wann die merken, dass überhaupt gar nichts erwacht, sondern es nur Opfer wegen fehlender Polen gibt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Die Bauern beginnen Milch wegzuschütten.

https://www.rainews.it/tgr/tagesschau/a ... 5fed8.html
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Cobra9 »

sünnerklaas hat geschrieben:(07 Oct 2021, 15:31)

Die britische Regierung wird im Zweifelsfall ein Wiederaufflammen des Bürgerkriegs in Nordirland in Kauf nehmen. Der Narrativ: die EU sei daran schuld, andere seien daran schuld. Man selber sei nur Opfer.
Den Bruch des Karfreitagsabkommens dürfte für die Briten erhebliche Folgen haben - v.a. mit Hinblick auf das Verhältnis zu den USA. Aber vielleicht ist man bei den Brexiteers schon derart abgehoben und realitätsfremd, dass man sich selbst für Gott hält.
Überhaupt wundere ich mich: das Problem in der Speditionsbranche sind noch nicht einmal die Löhne. Das Hauptproblem sind die Arbeitsbedingungen und die Tatsache, dass es am Ende immer der Fahrer ist, der der Dumme ist.
Stimmt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Adam Smith hat geschrieben:(07 Oct 2021, 19:20)

Der schlafende Riese erwacht. Opfer sind halt nebensächlich. Bin mal gespannt wann die merken, dass überhaupt gar nichts erwacht, sondern es nur Opfer wegen fehlender Polen gibt.
Ich finde ja immer diesen Mythos, irgendwo würde wer schlafen und würde aber bald erwachen bemerkenswert. Noch bemerkenswerter finde ich, dass es immer noch Leute gibt, die auf diese Argumentationskrücke reinfallen.
In Deutschland soll ja der Barbarossa unterm Kyffhäuser schlafen und irgendwann erwachen und aus der Höhle emporsteigen und dann Deutschland erwecken. Das Märchen wird schon seit gut 200 Jahren erzählt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

sünnerklaas hat geschrieben:(09 Oct 2021, 10:34)

Ich finde ja immer diesen Mythos, irgendwo würde wer schlafen und würde aber bald erwachen bemerkenswert. Noch bemerkenswerter finde ich, dass es immer noch Leute gibt, die auf diese Argumentationskrücke reinfallen.
In Deutschland soll ja der Barbarossa unterm Kyffhäuser schlafen und irgendwann erwachen und aus der Höhle emporsteigen und dann Deutschland erwecken. Das Märchen wird schon seit gut 200 Jahren erzählt.
Die Begründung von Johnson ist besonders bizarr. Die ponischen Arbeitskräfte sind weg und nun steigen die Löhne und allen geht es besser. Dafür lässt er sich von seiner Partei wie ein Weltkönig feiern. Ein Kindheitstraum geht für Johnson in Erfüllung.

https://www-t--online-de.cdn.ampproject ... eiern.html

Aus dem Artikel:

Er verkauft die Probleme als Teil seines Plans.

https://amp-focus-de.cdn.ampproject.org ... 12682.html

Aus dem Artikel:

Die Wirtschaft müsse aktuell mit einer großen Umstellung fertig werden, es sei aber nur der Übergang zu einer glorreichen Zukunft.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Oct 2021, 10:45)

Die Begründung von Johnson ist besonders bizarr. Die ponischen Arbeitskräfte sind weg und nun steigen die Löhne und allen geht es besser. Dafür lässt er sich von seiner Partei wie ein Weltkönig feiern. Ein Kindheitstraum geht für Johnson in Erfüllung.

https://www-t--online-de.cdn.ampproject ... eiern.html

Aus dem Artikel:

Er verkauft die Probleme als Teil seines Plans.

https://amp-focus-de.cdn.ampproject.org ... 12682.html

Aus dem Artikel:

Die Wirtschaft müsse aktuell mit einer großen Umstellung fertig werden, es sei aber nur der Übergang zu einer glorreichen Zukunft.
Interessant ist, dass es BoJo - ähnlich, wie Trump in den USA, Kaczynski in Polen, Kurz in Österreich, Erdogan in der Türkei und Orban in Ungarn gelungen ist, eine konservative Partei derart in den Würgegriff zu nehmen, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sich daraus zu befreien. Für die sowieso schon in guten Zeiten sehr ängstlichen Parteianhänger ist er ein Messias, eine starke autoritäre Führungsfigur. Einer der alles regelt und den großen Plan hat. Alles andere stürzt die Anhänger in schwerste Gewissensnöte, weil sie gegen ihre inneren Überzeugungen handeln müssten und somit fast schon blasphemisch handeln müssten.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

Irgendwie finde ich den Plan einheimische Arbeiter mittelfristig besser zu entlohnen als die vorherigen preiswerten Arbeiter von außerhalb, als gar nicht so schlecht.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Andreas62 hat geschrieben:(09 Oct 2021, 11:32)

Irgendwie finde ich den Plan einheimische Arbeiter mittelfristig besser zu entlohnen als die vorherigen preiswerten Arbeiter von außerhalb, als gar nicht so schlecht.
Das ist im Prinzip auch nicht schlecht, hat allerdings nur den Haken,
dass es Briten eher nicht auf die Felder, in die Schlachthöfe oder auf eine Zugmaschine lockt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Mendoza »

Andreas62 hat geschrieben:(09 Oct 2021, 11:32)

Irgendwie finde ich den Plan einheimische Arbeiter mittelfristig besser zu entlohnen als die vorherigen preiswerten Arbeiter von außerhalb, als gar nicht so schlecht.
Ok, die übelsten Jobs sollten besser belohnt werden. Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass nur umverteilt wird und andere Menschen dann effektiv weniger haben. Irgendwer muss die Mehrkosten schließlich zahlen.
Churchill "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleichmäßige Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends."
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Misterfritz hat geschrieben:(09 Oct 2021, 11:38)

Das ist im Prinzip auch nicht schlecht, hat allerdings nur den Haken,
dass es Briten eher nicht auf die Felder, in die Schlachthöfe oder auf eine Zugmaschine lockt.
Die Arbeitslosenquote ist dafür halt auch viel zu niedrig. Es fehlen schlicht die Menschen.
Im Juli 2021 lag die Arbeitslosenquote in Großbritannien saisonbereinigt bei 4,6 Prozent.
https://de.statista.com/statistik/daten ... ritannien/

Der grosse Plan kann nicht funktionieren. England wird nicht erwachen. Und das nach Margret Thatcher. Die hat doch schon alles umgekrempelt. Einiges davon leider verkehrt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

Wir sollten vielleicht nicht so erhaben über GB urteilen.
In ein paar Jahren, wenn unsere wirtschaftliche Basis nachhaltig zerstört ist, sind wir vielleicht von Hilfslieferungen von der Insel abhängig um die größte Not zu lindern.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Andreas62 hat geschrieben:(09 Oct 2021, 12:15)

Wir sollten vielleicht nicht so erhaben über GB urteilen.
In ein paar Jahren, wenn unsere wirtschaftliche Basis nachhaltig zerstört ist, sind wir vielleicht von Hilfslieferungen von der Insel abhängig um die größte Not zu lindern.
Du glaubst also an den grossen Plan und an die glorreiche Zukunft von England. Die SPD wird bald regieren. Das ist natürlich schlecht wie Bremen oder Berlin zeigen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Andreas62 hat geschrieben:(09 Oct 2021, 11:32)

Irgendwie finde ich den Plan einheimische Arbeiter mittelfristig besser zu entlohnen als die vorherigen preiswerten Arbeiter von außerhalb, als gar nicht so schlecht.
Dagegen sagt auch niemand etwas. Es ist nur kein Argument dafür, dass GB aus der EU austreten musste, um das zu erreichen. Wie schonmal geschrieben: In der EU ist es geltendes Recht, dass ab Februar 2022 Fernfahrer anständiger bezahlt werden müssen. Mit den "Konzepten" von Boris wird es noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis das auch in GB der Fall ist.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Trotz hoher Inflationsrate wird gekürzt. Das ist der Vorteil des Brexits. Alles wird besser. Die Menschen werden begeistert sein.
Die britische Regierung kürzt die Sozialhilfe für knapp sechs Millionen Menschen um 15 Prozent.

Er sei nicht besorgt und verlasse sich darauf, dass Gehälter im Land steigen werden, da man sich dank des Brexits aus der Abhängigkeit von günstigen Arbeitskräften aus dem Ausland befreit habe.
https://amp-n--tv-de.cdn.ampproject.org ... 49372.html

Die Gehälter werden allein schon wegen der Inflation, die nun vermutlich (Angaben dazu gibt es am 16. Oktober) bei 4% liegen dürfte, steigen. Die Notenbank wird nicht den Leitzins erhöhen, weil die Staatsverschuldung zu hoch ist.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Misterfritz hat geschrieben:(09 Oct 2021, 11:38)

Das ist im Prinzip auch nicht schlecht, hat allerdings nur den Haken,
dass es Briten eher nicht auf die Felder, in die Schlachthöfe oder auf eine Zugmaschine lockt.
Das Problem ist auch nicht die Entlohnung. Das Problem sind die Arbeitsbedingungen (in der Logistik ist es der Fahrer, der bei Unfällen getötet oder verletzt oder zum Krüppel wird und dann auch noch derjenige ist, der ins Gefängnis muss - nicht der Chef, nicht der Disponent) - und die Tatsache, dass massiven Mangel in Ausbildungsberufen gibt. Man muss die Leute erst einmal ausbilden, was durchaus mehrere Jahre dauern kann, bis sie fertige Fachkräfte sind.
Ich kann nicht von hier auf jetzt aus einem Packer einen Schlachter oder Koch machen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

sünnerklaas hat geschrieben:(09 Oct 2021, 13:41)

Man muss die Leute erst einmal ausbilden, was durchaus mehrere Jahre dauern kann, bis sie fertige Fachkräfte sind.
Ich kann nicht von hier auf jetzt aus einem Packer einen Schlachter oder Koch machen.
Und die Menschen müssen motiviert und fähig sein. Die Arbeitslosenquote liegt in Grossbritannien bei 4,6%. Die Quote ist so niedrig, dass fast nur noch diejenigen keine Arbeit haben, die entweder unfähig sind oder nicht arbeiten möchten. Diese Menschen dann zum Schlachter auszubilden wird nicht funktionieren.

Bei einer Arbeitslosenquote von über 8% könnte ich die Denkweise von Johnson noch verstehen. Dann könnte man die Polen ersetzen. So aber nicht.
Ob bei der Ernte, in der Pflege oder hinter dem Lkw-Lenkrad - nach dem Brexit wächst in Großbritannien der Mangel an Arbeitskräften.

Inzwischen gibt es mehr als eine Million unbesetzte Stellen.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/we ... n-101.html
Zuletzt geändert von Adam Smith am Samstag 9. Oktober 2021, 14:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Evi »

Ich habe mir diese Woche die Zollprozesse der Waren aus GB angesehen. Irgendwann muss der Zöllner auch noch die Penisgröße des britischen Versenders abfragen. Der administrative Aufwand ist lächerlich.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Evi hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:05)

Ich habe mir diese Woche die Zollprozesse der Waren aus GB angesehen. Irgendwann muss der Zöllner auch noch die Penisgröße des britischen Versenders abfragen. Der administrative Aufwand ist lächerlich.
Der Brexit hat bewirkt, dass Tschechien in Bezug auf den Handel wichtiger ist für Deutschland als Grossbritannien. Alles für den grossen Plan und die glorreiche Zukunft.
eine „glorreiche“ Zukunft außerhalb von EU, Binnenmarkt und Zollunion voraus.

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Oct 2021, 13:55)

Und die Menschen müssen motiviert und fähig sein. Die Arbeitslosenquote liegt in Grossbritannien bei 4,6%. Die Quote ist so niedrig, dass fast nur noch diejenigen keine Arbeit haben, die entweder unfähig sind oder nicht arbeiten möchten. Diese Menschen dann zum Schlachter auszubilden wird nicht funktionieren.

Bei einer Arbeitslosenquote von über 8% könnte ich die Denkweise von Johnson noch verstehen. Dann könnte man die Polen ersetzen. So aber nicht.
Johnson und seine Kamarilla kapieren eben einfachste Zusammenhänge nicht. Oder wollen sie nicht kapieren.
Eine Arbeitslosenquote von 4,6% ist praktisch Vollbeschäftigung.
Und jede Entscheidung muss auch logistisch umgesetzt werden. Das heisst: es braucht Zeit, bis das, was fehlt, da ist. Im vorliegenden Fall: bis ein Schlachter oder Koch soweit ist, dass er eingesetzt werden kann, braucht es Jahre.
Aber vermutlich leben Johnson&Co. in derart alternativen Denkweisen und Bubbles, dass sie das nicht wissen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

sünnerklaas hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:16)

Johnson und seine Kamarilla kapieren eben einfachste Zusammenhänge nicht. Oder wollen sie nicht kapieren.
Eine Arbeitslosenquote von 4,6% ist praktisch Vollbeschäftigung.
Und jede Entscheidung muss auch logistisch umgesetzt werden. Das heisst: es braucht Zeit, bis das, was fehlt, da ist. Im vorliegenden Fall: bis ein Schlachter oder Koch soweit ist, dass er eingesetzt werden kann, braucht es Jahre.
Aber vermutlich leben Johnson&Co. in derart alternativen Denkweisen und Bubbles, dass sie das nicht wissen.
Bei einer höheren Arbeitslosenquote gibt es halt auch genügend arbeitslose Schlachter oder LKW-Fahrer. Aber die Quote ist derart niedrig, dass es sich fast nur noch um unfähige oder unmotivierte Menschen handelt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Evi »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:10)

Der Brexit hat bewirkt, dass Tschechien in Bezug auf den Handel wichtiger ist für Deutschland als Grossbritannien. Alles für den grossen Plan und die glorreiche Zukunft.



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Ich würde keine Wette darauf und dagegen abschließen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

Ich gehe davon aus das in ca. 3 Jahren in Deutschland Millionen Menschen nach Arbeit suchen, nachdem sie ihren Job verloren haben.
Vielleicht bietet sich ja dann gerade in GB eine Chance für gut qualifizierte Arbeiter aus Deutschland.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Andreas62 hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:22)

Ich gehe davon aus das in ca. 3 Jahren in Deutschland Millionen Menschen nach Arbeit suchen, nachdem sie ihren Job verloren haben.
Vielleicht bietet sich ja dann gerade in GB eine Chance für gut qualifizierte Arbeiter aus Deutschland.
Die SPD ist schlimm und der Ampelmann ist eine Katastrophe. Das ist richtig. Trotzdem dürfte sich Deutschland besser entwickeln als Grossbritannien. Die Polen, die England nicht wollte, arbeiten doch nun in Deutschland. :x
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Evi hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:22)

Ich würde keine Wette darauf und dagegen abschließen.
Das ist keine Wette, das ist eine Tatsache. Das ist nun so. Tschechien ist in Bezug auf den Handel wichtiger für Deutschland als Grossbritannien.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Evi »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:31)

Das ist keine Wette, das ist eine Tatsache. Das ist nun so. Tschechien ist in Bezug auf den Handel wichtiger für Deutschland als Grossbritannien.
Der Brexit ist noch zu jung.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Evi hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:33)

Der Brexit ist noch zu jung.
Du glaubst also auch an den großen Plan und die glorreiche Zukunft. Dafür gibt es aber keinen Grund. England kann die Polen nicht ersetzen und die Zollunion mit Deutschland ist Geschichte. Es gab mal eine glorreiche Revolution. Weit vor der französischen Revolution. Hier gab es alles schon was es später bei der französischen Revolution gab.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Oct 2021, 12:55)

Trotz hoher Inflationsrate wird gekürzt. Das ist der Vorteil des Brexits. Alles wird besser. Die Menschen werden begeistert sein.



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Die Gehälter werden allein schon wegen der Inflation, die nun vermutlich (Angaben dazu gibt es am 16. Oktober) bei 4% liegen dürfte, steigen. Die Notenbank wird nicht den Leitzins erhöhen, weil die Staatsverschuldung zu hoch ist.
Genau. Die Sozialhilfeempfänger kriegen die Zuwendungen gekürzt und für alle anderen werden die Steuern erhöht. Der Brexit ist ja so ein Segen. Aber wozu brauchen die Briten überhaupt Geld? Sie können sich ja ohnehin nichts kaufen, weil die Supermarktregale leer sind.

Sicher klingt es gehässig, aber ich finde es gut, was da auf der Insel gerade passiert. Wenn es so weiter geht, wollen die Briten bald wieder zurück in die EU. Und diese Entwicklung in GB treibt vielleicht manchen anderen Nationalisten die Flausen aus dem Kopf, dass ihr Land ohne EU besser dran sein könnte.

In Polen zum Beispiel gibt es ja Leute in staatstragender Funktion, die mit der EU so gar nicht zufrieden sind. Polen brauchte freilich nicht den Brexit als warnendes Beispiel. Wenn die EU-Hasser an der polnischen Regierungsspitze das Wort "Polexit" auch nur mal öffentlich äußern würden, dann hätten sie sofort einen Volksaufstand an der Backe. Über 80 Prozent der Menschen in Polen wollen in der EU verbleiben. Trotzdem haben wir gerade eine Situation, in der es zunehmend fraglich ist, ob Polen noch zur EU passt.

https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... geben.html

Ein beispielloser Vorgang! Die Briten hatten wenigstens den Anstand, ganz offen aus der Union auszutreten. Kazcyniski hingegen sucht einen Weg, die EU zu ingnorieren und trotzdem weiterhin EU-Gelder abkassieren zu dürfen. In Ungarn läuft eine ganz ähnliche Entwicklung. Vielleicht führt das hausgemachte Brexit-Elend ja dazu, dass sich gewisse Vollpfosten in anderen Ländern genauer überlegen, was sie eigentlich fordern. Dann wäre der Brexit den Briten als warnendes Beispiel hoch anzurechnen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Misterfritz »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:51)
Ein beispielloser Vorgang! Die Briten hatten wenigstens den Anstand, ganz offen aus der Union auszutreten. Kazcyniski hingegen sucht einen Weg, die EU zu ingnorieren und trotzdem weiterhin EU-Gelder abkassieren zu dürfen. In Ungarn läuft eine ganz ähnliche Entwicklung. Vielleicht führt das hausgemachte Brexit-Elend ja dazu, dass sich gewisse Vollpfosten in anderen Ländern genauer überlegen, was sie eigentlich fordern. Dann wäre der Brexit den Briten als warnendes Beispiel hoch anzurechnen.
Ich fürchte, diesen Vollpfosten ist nur mit dem Abdrehen des Geldhahnes beizukommen. Wenn Kazcynski dann mit Austritt drohen würde, gäbe es wohl einen Volksaufstand.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Michael Alexander »

Natürlich hat der Brexit zunächst einen Schock ausgelöst, wie eben jede andere plötzliche Veränderung. Ob er ein Erfolg wird, wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entscheiden, nicht in den nächsten Monaten.

In Deutschland liebt man es offenbar, auf die Probleme anderer Länder mit dem Vergrösserungsglas zu schauen. Vor einigen Monaten wurden hier Geschichten gebracht, dass in England Kinder verhungern; nun scheint es die Energiekrise zu sein, über die die Deutschen lästern.

Was viele aber nicht sehen, ist, dass es ähnliche Probleme auch in Deutschland gibt. Es ist in Deutschland sehr schwierig, motiviertes qualifiziertes Personal zu finden. Auch gibt es in Deutschland massive Probleme im Energiemarkt und in diversen Lieferketten (Medikamente, Erdgas, Magnesium etc. etc.). Vielleicht ist das noch nicht durchgedrungen, weil die deutschen Medien es lieben, Probleme, die nicht ins Bild passen, zu ignorieren, zumal Probleme, zu deren Verständnis einiges an wirtschaftlichem Sachverstand vonnöten wäre (den Journalisten in der Regel nicht aufbringen).

Die Briten haben den Vorteil, dass sie nun selbst relevante Entscheidungen treffen können - im Sinne einer Entbürokratisierung, und im Sinne britischer Interessen. So wird der übertriebene Datenschutz gelockert (beispielsweise kann der Unsinn der ständigen Cookie-Bestätigungen entfallen); die britische Medikamentenbehörde kann wesentlich schneller und pragmatischer entscheiden als die europäische Zulassungsbehörde; und über Einwanderung wird künftig in Westminster entschieden, und nicht in Brüssel und in Strassburg.

Das sind nur Beispiele; auf vielen Politikfeldern wird künftig deutlich werden, dass die Briten in einem Land leben, dass Entscheidungen schneller, pragmatischer, einfacher und demokratischer fällt als europäische Staaten, die sich Brüssel unterworfen haben.
Michael Alexander
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Michael Alexander »

Misterfritz hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:59)

Ich fürchte, diesen Vollpfosten ist nur mit dem Abdrehen des Geldhahnes beizukommen. Wenn Kazcynski dann mit Austritt drohen würde, gäbe es wohl einen Volksaufstand.
Tja, die bösen Polen und die bösen Briten, die sollen sich doch ein Beispiel an den überlegenen deutschen Obermoralwächtern nehmen! Am deutschen Wesen soll die Welt genesen, nicht wahr.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Michael Alexander hat geschrieben:(09 Oct 2021, 15:06)

Tja, die bösen Polen und die bösen Briten, die sollen sich doch ein Beispiel an den überlegenen deutschen Obermoralwächtern nehmen! Am deutschen Wesen soll die Welt genesen, nicht wahr.
Es geht um die EU und nicht um Deutschland. Johnson prophezeit England eine glorreiche Zukunft. Wobei es dafür keinen einzigen Grund gibt. Die fehlenden Polen deuten sogar stark darauf hin, dass es England nun schlechter gehen wird.
Das ist Kapitalismus:

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Kohlhaas
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Michael Alexander hat geschrieben:(09 Oct 2021, 15:02)

Natürlich hat der Brexit zunächst einen Schock ausgelöst, wie eben jede andere plötzliche Veränderung. Ob er ein Erfolg wird, wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entscheiden, nicht in den nächsten Monaten.

In Deutschland liebt man es offenbar, auf die Probleme anderer Länder mit dem Vergrösserungsglas zu schauen. Vor einigen Monaten wurden hier Geschichten gebracht, dass in England Kinder verhungern; nun scheint es die Energiekrise zu sein, über die die Deutschen lästern.

Was viele aber nicht sehen, ist, dass es ähnliche Probleme auch in Deutschland gibt. Es ist in Deutschland sehr schwierig, motiviertes qualifiziertes Personal zu finden. Auch gibt es in Deutschland massive Probleme im Energiemarkt und in diversen Lieferketten (Medikamente, Erdgas, Magnesium etc. etc.). Vielleicht ist das noch nicht durchgedrungen, weil die deutschen Medien es lieben, Probleme, die nicht ins Bild passen, zu ignorieren, zumal Probleme, zu deren Verständnis einiges an wirtschaftlichem Sachverstand vonnöten wäre (den Journalisten in der Regel nicht aufbringen).

Die Briten haben den Vorteil, dass sie nun selbst relevante Entscheidungen treffen können - im Sinne einer Entbürokratisierung, und im Sinne britischer Interessen. So wird der übertriebene Datenschutz gelockert (beispielsweise kann der Unsinn der ständigen Cookie-Bestätigungen entfallen); die britische Medikamentenbehörde kann wesentlich schneller und pragmatischer entscheiden als die europäische Zulassungsbehörde; und über Einwanderung wird künftig in Westminster entschieden, und nicht in Brüssel und in Strassburg.

Das sind nur Beispiele; auf vielen Politikfeldern wird künftig deutlich werden, dass die Briten in einem Land leben, dass Entscheidungen schneller, pragmatischer, einfacher und demokratischer fällt als europäische Staaten, die sich Brüssel unterworfen haben.
Wieder mal ein Posting, das von undifferenziertem Hass gegen die EU zeugt....

Man braucht kein Vergrößerungsglas, um die Probleme in GB zu erkennen. Die sind allzu offensichtlich, mit bloßen Augen.

Unsere Medien sind auch nicht bloß deshalb angreifbar, weil sie diese Probleme benennen. Nebenbei: Auch britische Medien transportieren das so. Dein Versuch der Medienschelte ist deshalb einfach nur erbärmlich.

Tatsächlich fällen die Briten nun selbst relevante Entscheidugen, und nach allen bekannten Fakten fallen sie dabei so richtig schön auf die Schnauze.

Der Regierung von Boris Johnson wirtschaftlichen Sachverstand zu attestieren, ist ja wohl mehr als nur fragwürdig. Schau Dir mal an, was Repräsentanen der britischen Wirtschaft unlängst über BoJo gesagt haben.

Wie schnell und pragmatisch die britischen Behörden auf Corona reagiert haben, lässt sich ja vielleicht auch an der Zahl der Infizierten und Gestorbenen ablesen. Das ist defintiv kein Ruhmesblatt.

Nenn doch mal einen Vorteil, den GB aus dem Brexit gezogen haben soll. Und komm bitte nicht mit den Vorteilen, die es in zehn oder zwanzig Jahren vielleicht mal geben könnte. Aktuell wissen die Briten nichtmal, ob sie genug Waren für ihr nächstes Weihnachtsessen bekommen können.

Alle denkenden Menschen haben sowas vorausgesehen. Nur BoJo war anderer Meinung. Dann ist das eben so. Die Briten haben den Idioten gewählt. Nun haben sie ihn. Sollen sie halt damit leben. Fakt ist jedenfalls, dass es in der EU derartige Probleme wie in GB nicht gibt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Michael Alexander hat geschrieben:(09 Oct 2021, 15:06)

Tja, die bösen Polen und die bösen Briten, die sollen sich doch ein Beispiel an den überlegenen deutschen Obermoralwächtern nehmen! Am deutschen Wesen soll die Welt genesen, nicht wahr.
Was ist für Dich so schwer verständlich an der Feststellung, dass mehr als 80 Prozent der Menschen in Polen in der EU bleiben wollen? Was soll Deiner Meinung nach diese Einstellung der Menschen in Polen mit deutschem Obermoralwächtertum zu tun haben?

Komm, schreib mal was zu diesen Fragen. Wenn keine Antwort kommt, buche ich Deinen Beitrag in der Rubrik "bedeutungsloses Gestammel" ab.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Kohlhaas hat geschrieben:(09 Oct 2021, 15:26)

Was ist für Dich so schwer verständlich an der Feststellung, dass mehr als 80 Prozent der Menschen in Polen in der EU bleiben wollen? Was soll Deiner Meinung nach diese Einstellung der Menschen in Polen mit deutschem Obermoralwächtertum zu tun haben?

Komm, schreib mal was zu diesen Fragen. Wenn keine Antwort kommt, buche ich Deinen Beitrag in der Rubrik "bedeutungsloses Gestammel" ab.
Ich bin übrigens pro Polen.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Liegestuhl »

Brexit vertreibt Intel: Chip-Fabrik in Großbritannien ist kein Thema mehr

Für Milliardeninvestitionen in neue Halbleiterwerke konzentriert sich Intel auf die EU. Intel darf aus 70 vorgeschlagenen Standorten in 10 EU-Ländern wählen.

https://www.heise.de/news/Brexit-vetrei ... 12402.html
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Evi »

Die EU zahlt höhere Subventionen an Intel?
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

Evi hat geschrieben:(09 Oct 2021, 16:39)

Die EU zahlt höhere Subventionen an Intel?
Wer soll denn in England arbeiten?
Zuletzt geändert von Adam Smith am Samstag 9. Oktober 2021, 16:51, insgesamt 1-mal geändert.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Evi hat geschrieben:(09 Oct 2021, 16:39)

Die EU zahlt höhere Subventionen an Intel?
Darum geht es nicht, sondern um Großbritanniens Austieg aus dem großen Handelsmarkt EU.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Adam Smith »

sünnerklaas hat geschrieben:(09 Oct 2021, 16:50)

Kaczynski wird den Austritt einfach einreichen und sich dann verschanzen. Volksaufstände kann man niederschlagen oder aussitzen.
Jaroslaw Kaczynski ist getrieben von Hass und Rachlust. Der ist nicht mehr ehr selbst. Wenn der austickt, tickt der richtig aus. Aus meiner Sicht ist der Mann eine Zeitbombe.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von sünnerklaas »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Oct 2021, 16:47)

Wer soll denn in England arbeiten?
Eben. Ist ja keiner mehr da. Selbst Spitzenfachkräfte aus der EU müssen ein hochkompliziertes Visumverfahren durchlaufen. International tätige Unternehmen dürfen ja nicht einmal über einen begrenzten Zeitraum kurzfristig unternehmensintern Leute von einem Unternehmensstandort in der EU zum anderen in GB schicken, weil die dann ja da offiziell in GB arbeiten, was natürlich seit dem Brexit nicht zulässig ist. Und da geht es nicht um Billiglöhner, da geht es um Spezialisten, die für einen begrenzten Zeitraum am anderen Standort benötigt werden. Flexibilität ist da nicht mehr gegeben - dafür ein Riesenwust an Bürokratie.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Kohlhaas »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Oct 2021, 15:59)

Ich bin übrigens pro Polen.
Ich auch. Und nun? Ist es "pro Polen", den Austritt Polens aus der EU zu fordern oder den Verbleib Polens in der EU zu wünschen?

Den entscheidenden Punkt hat @Liegestuhl vorgetragen:
Liegestuhl hat geschrieben:(09 Oct 2021, 16:00)

Brexit vertreibt Intel: Chip-Fabrik in Großbritannien ist kein Thema mehr

Für Milliardeninvestitionen in neue Halbleiterwerke konzentriert sich Intel auf die EU. Intel darf aus 70 vorgeschlagenen Standorten in 10 EU-Ländern wählen.

https://www.heise.de/news/Brexit-vetrei ... 12402.html
Es ist für international operierende Konzerne offensichtlich von großer Bedeutung, ob eine Nation Mitglied der EU ist oder nicht. Die EU bietet einen rechtlichen Rahmen, in dem (auch) ökonomische Tätigkeit rechtssicher stattfinden kann. GB hat diesen Rahmen ohne Not verlassen. Und prompt kommt GB als Standort für die ökonomische Tätigkeit von Intel nicht mehr in Betracht. Hier geht es um den Kerngedanken der EU: Weg von nationalem Egoisms und hin zu einem international verlässlichen Rechtsrahmen. GB wollte das nicht und steht deshalb jetzt im Abseits.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

Adam Smith hat geschrieben:(09 Oct 2021, 14:29)

Die SPD ist schlimm und der Ampelmann ist eine Katastrophe. Das ist richtig. Trotzdem dürfte sich Deutschland besser entwickeln als Grossbritannien. Die Polen, die England nicht wollte, arbeiten doch nun in Deutschland. :x
Deutschland dürfte sich besser entwickeln als GB?
Dein Wort in Gottes Ohr.
Bei uns kommen demnächst Euphoriker in die Regierung die ohne eine Spur von Sachverstand erst einmal unsere Schwerindustrie ermorden, oder sie aus dem Land treiben werden.
Das Kapital ist ein scheues Reh und wenn irgendwelche Spinner ihm gigantische Kosten zwecks Weltrettung aufbürden, springt es davon.
GB hat sein altehrwürdiges Zweiparteinsystem wo Grün im Politfarbspektrum nicht vorkommt.
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Vongole »

Andreas62 hat geschrieben:(09 Oct 2021, 18:16)

(..)
GB hat sein altehrwürdiges Zweiparteinsystem wo Grün im Politfarbspektrum nicht vorkommt.
Let me help you:
https://politpro.eu/de/grossbritannien/parteien

The Green Party of England and Wales ist übrigens auch im EU-Parlament vertreten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Green_Par ... _and_Wales
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Re: Großbritannien - post Brexit

Beitrag von Andreas62 »

Ich hätte mal googeln sollen um mir die doch etwas größere Parteienlandschaft in Großbritannien zu erlesen.
Gut, die kleinen vom Wähler relativ mit Ignoranz bedacht, aber es gibt sie immerhin.
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