Das ist natürlich ein wenig versimpelt, aber für dieses Forum ausreichen.Dark Angel hat geschrieben:(20 Sep 2021, 16:31)
Das war kein Wahn und auch keine Mode, sondern folgt dem erkenntnistheoretischenAnsatz des Empirismus (dessen wichtigste Vertreter John Locke und David Hume waren), der unsere modernen Naturwissenschaften begründete. Der erkenntnistheoretische Ansatz des Empirismus geht davon aus, dass alle Erkenntnis auf sinnlichen Erfahrungen basiert und sich induktiver Methoden bedient. Wenn in einer Erkenntnistheorie davon ausgegangen wird, dass alle Erkenntnis auf Sinneserfahrungen beruht/basiert, kommt man NICHT umhin zu sammeln, zu untersuchen und zu klassifizieren.
Mit dem, was du als Wahn und/oder Mode bezeichnest, wurde der Grundstein für unsere moderne wissenschaftliche Methodik, Systematik und Taxonomie (Biologie) gelegt. Das, was DU so abfällig als Wahn und Sammelleidenschaft abqualifizierst, ist der Grundstein unserer (modernen) Kenntnisse und Erkenntnisse über die Erdgeschichte, die Evolution u.v.m.
Und es gibt auch heute noch Wissenschaften, die empirisch arbeiten - die Archäologie ist so eine, da wird die empirische Methode auch Feldforschung genannt.
Was fehlt ist natürlich, wogegen sich Locke und Hume, sowie die Enzyklopädisten wandten.
Der Empirismus kam ja nicht wie das Kind zur Jungfrau aus dem Nichts, sondern wendete sich gegen den Aberglaube und Humbug der christlichen Kirchen und den Dünkel der Aristokratie in Europa.
Und es ist auch nicht so, dass mit dem Erfolg des Empirismus die Sache erledigt gewesen wäre.
Es ist natürlich ein Prozess, der mit zunehmenden technischen Fortschritt auch unsre Wahrnehmung ändert ... also die Grundlage unser Emperie.
Bakterien und Viren gab es damals nicht ... nicht weil sie nicht auch damals schon existierten, sondern weil man sie nicht wahr nahm.
Es fehlten die technischen Voraussetzungen.
"erkenntnistheoretische Ansatz des Empirismus war EIN Weg"
Nochmal: das war KEIN Wahn, sondern der Beginn wissenschaftlichen Arbeitens, wissenschaftlicher Methodik, der Grundstein/die Grundlage unserer modernen Naturwissenschaften.
Es ist nunmal eine grundlegende Eigenschaft des Menschen, neugierig zu sein, nach Wissen und Erkenntnis zu streben und Antworten bzw Erklärungen für alle möglichen Fragen zu finden. Der erkenntnistheoretiche Ansatz des Empirismus war EIN Weg zum Erkenntnisgewinn. Eine Frage, auf die nach Antworten/Erklärungen gesucht wurde, war die, warum sich Menschen im Aussehen unterscheiden, warum sich diese Unterschiede (auch) geographisch manifestierten. Dazu muss man halt sammeln, vergleichen, untersuchen und klassifizieren - mit Geschwätz erlangt man keine Erkenntniss(e).
Und in dem Wörtchen "war" ist das Problem, denn er ist.
Er ist eben kein in Stein gemeiseltes Gesetz wie die 10 Gebote, das einmal erklärt, für immer so gilt, sondern ein Prozess, der sich den Bedingungen anpasst.
Zumindest im Idealfall ... was eben nicht immer so ist

Ha jo ... also selbst wenn man deine etwas idealisierte Darstellung von Ernst Moritz so akzeptieren will, was angesichts seiner rassistischen und völkischen Schriften mir etwas schwer fällt, so ist Ernst Moritz in erster Linie das Opfer von Hermann Göring und den Nationalsozialisten, die ihn für sich vereinnahmten.Und nochmal: (allgemeiner) Judenhass und die Verehrung eines einzelnen Juden für dessen Leistungen schließen einander nicht aus. Niemand hat behauptet, dass religiös motivierter Antijudaismus etwas war, dem sich niemand entziehen konnte bzw sich niemand entzogen hat. Es war - genau wie heute - ein gesamtgesellschaftliches Problem, dem sich mindestens genauso viele entzogen haben, wie Antijudaismus pflegten.
Ernst-Moritz Arndt, war KEIN Nationalist/nationalistisch denkender Geist, sondern ein national - vor allem aber demokratisch denkender Geist. Er strebte - wie viele andere seiner Zeit - ein geeinte deutsche Nation an.
Du und viele andere, die ihre heutige Denk- und Sichtweise, losgelöst vom historischen Kontext, auf die Vergangenheit projizieren, übersehen dabei, dass die deutschen Kleinstaaten durch Napoleon besetzt waren.
Arndt muss nicht "nachträglich rehabilitiert" werden, er ist vielmehr ein Opfer woken bzw linksidentitäteren Tugendwahns bzw linksidentitärer moralischer Überheblichkeit.
Und eben weil das so passte, wie der Arsch auf die Schüssel, deswegen ist ein kritischer Blick auf das Leben und wirken von Ernst Moritz durchaus angebracht.
Es hat aber damit was zu tun, wie historische Persönlichkeiten vereinnahmt werden.Nein, es handelt sich NICHT um kulturgechichtliche Fakten, sondern um deren emotionale Verzerrung.
Mit Fakten hat die Diskreditierung historischer Persönlichkeiten rein gar nichts zu tun, dafür alles mit moralischer Bewertung aus moderner Sicht, mit "fühlt sich gut oder nicht gut an" - linksidentitäre Bilderstürmerei, aber KEINE (kulturgeschichtlichen) Fakten!
(nicht markiertes Zitatteil entfernt)]
Ein schönes Beispiel dafür sind ja die Statuen von Generälen der Konföderierten in den Südstaaten der USA.
Diese Dinger sind ja selbst schon eine Geschichtsverfälschung, die eben nicht eine historisch Person ehren, sondern eine politische Botschaft vermitteln.
Und dagegen wenden sich die, die diese Dinger weg haben wollen ... und zwar mit recht!