Skull hat geschrieben:(12 Sep 2021, 13:51)
Und das wäre jetzt gerecht ?
Es wäre also Deiner Meinung nach gerecht,
wenn die, die Vermögen haben, jährlich knapp 6,5 Prozent aus Ihrer Substanz beitragen müssten,
nach 15 - 20 Jahren Ihres Vermögens entledigt werden und
sich knapp sich 40 Prozent nicht am Gemeinwesen und Steueraufkommen beteiligen bräuchten.
Und es wäre „einfach“, dieses Vermögen zu erfassen, jährlich die Steuersätze nachzujustieren,
tendenziell diese zu erhöhen, da das zu besteuernde Vermögen der Vermögenden ebenfalls tendenziell…sinkt.
Da sehe ich wenig Gerechtigkeit und noch weniger Einfaches.
mfg
Für dich auch nochmal:
Du musst trennen zwischen dem, wie man die Gerechtigkeit eines Steuersystems messen kann, und dem, wie konkret in einem Steuersystem Steuern erhoben werden. Das hatte ich auch im Beitrag klar beschrieben.
Statistisch ist es relativ einfach zu messen, wie reich die Deutschen sind. Jedes Jahr werden entsprechende Zahlen erhoben und auch veröffentlicht. Insofern kann man die Gerechtigkeit des Steuersystems durchaus auch systematisch messen.
AUSDRÜCKLICH hatte ich im Beitrag auch geschrieben, dass ein konkretes Steuersystem vielfältig ausfallen wird - man verfolgt mit einem Steuersystem eben auch andere Ziele als nur die Finanzierung des Staatshaushaltes.
Dass dein Vermögen sinkt, wenn du kein Einkommen hast, ist im Übrigen heute nicht anders. Du lebst dann ja von der Substanz.
WENN du aber ein Einkommen hast, dann ist eine jährliche Besteuerung in Höhe von 6,5% deines Vermögens keineswegs gleichbedeutend damit, dass dein Vermögen sinkt.
Beispiel: Du hast ein Vermögen von 1 Millionen Euro. Du hast ein Einkommen von 100.000€ im Jahr. Du konsumierst 30.000€ im Jahr. Dann bleibt von deinem Einkommen 70.000€ nach Konsum übrig. An Steuern zahlst du 65.000€. Was übrig bleibt, fließt deinem Vermögen zu - dein Vermögen steigert sich also um 5.000€ im ersten Jahr.
Ein vernünftiges Steuersystem wird regelmäßig Komponenten enthalten, welche Konsumsteuern, Einkommensteuern und Vermögenssteuern (oder Abgaben) mit beinhaltet. Dass Menschen ohne Vermögen und ohne Einkommen sich nicht sinnvoll an der Staatsfinanzierung beteiligen können, ist trivial. Konsumsteuern wird man diesen Menschen vorab als soziale Leistung geben müssen, damit sie diese bezahlen können - ist heute beispielsweise bei H4 so.
Würde man auf die Einkommensteuer verzichten (was ich nicht empfehle), würde sich bei Menschen ohne Vermögen entweder alles in den Konsum ergießen, und würde dort besteuert - oder aber sie würden Schulden abbauen und schließlich Vermögen erlangen, welches dann versteuert würde.
Entscheidend ist also nicht, dass in einem Steuersystem grundsätzlich nur Vermögen besteuert werden, sondern dass man die Gerechtigkeit eines Steuersystems daran messen kann, wie gut die Finanzierung des Staatshaushaltes anteilig der Vermögenssituation entspricht.
Diese Messung kann man auch für das deutsche Steuer- und Abgabensystem durchführen - sie ist relativ einfach, weil mit statistischen Maßnahmen machbar, Maßnahmen, die heute schon eingesetzt werden.
Es zeigt sich dann aber, dass die Masse der Steuerzahler in Deutschland gegenüber diesem Kriterium zu hohe Steuern zahlen. Was die Frage aufwirft, wer in der Folge dann weniger bezahlt.....
Und ja, ich halte dieses Kriterium für geeignet, die Gerechtigkeit zu messen. Aber gerne kannst du ja ein anderes Kriterium vorschlagen, oder auch begründen, was genau ungerecht daran sein soll. Dass Vermögen damit gegen Null geht, ist jedenfalls kein geeignetes Argument...denn das ist auch heute so, wenn man über keine Einnahmen verfügt. Von irgendwas muss schließlich jeder leben.