Sören74 hat geschrieben:(06 Sep 2021, 17:00)
Natürlich helfen umfangreiche Schnelltests, um einen Teil zukünftiger Infektionen zu vermeiden.
Nochmal: Kein Test verhindert eine Infektion. Jeder beliebige Test kann nur offenlegen, dass eine Infektion stattgefunden hat. Wenn dies in einem Betrieb passiert, ist es bereits zu spät. Ab diesem Moment kann man nämlich kaum noch nachvollziehen, woher die Infektion kam und wie viele Kollegen vor dem "positiven" Test bereits infiziert worden sind.
Dem Konzept der "umfangreichen Schnelltests" liegt die Vorstellung zugrunde, dass man auf die Weise jeden Infizierten schon vor dem Betreten des Gebäudes abweisen kann. So einfach ist das aber nicht. Deshalb gab es so Regelungen wie 14-tägige Quarantäne für Reisende aus Risikogebieten. Wenn umfangreiche Schnelltests die Lösung gewesen wären, hätte man die Quarantäne überhaupt nicht gebraucht.
Jeder Tag, wo man einen infizierten Menschen von anderen fernhalten kann, hilft ein bisschen. Diesen Umstand muss man jetzt nicht in Frage stellen.
Diesen Umstand stellt auch niemand infrage. Die Frage war, ob man mit Schnelltests Infektionen ausschließen kann. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Man kann damit nur Infektionen ERKENNEN. Und selbst das nicht sicher. Danach stellt sich die Frage, wie ein mittelständischer Betrieb mit 200 Beschäftigten an fünf Standorten tägliche Schnelltests überhaupt organisatorisch und logistisch ermöglichen soll. Übertragen wir diese Frage dann mal auf Unternehmen mit 20.000 Beschäftigen und 100 Standorten. In Deutschland gibt es knapp 18 Millionen Arbeitnehmer. Jeder von denen müsste fünfmal pro Woche "schnellgetestet" werden. Das wäre ein Bedarf an 90 Millionen Schnelltests pro Woche.
Sind so viele Tests überhaupt marktverfügbar?
Und was würde das kosten? Ein Antigen-Schnelltest kostet zwischen 18 und 40 Euro. Die Kosten dafür würden deutschlandweit sich auf 324 Millionen Euro PRO WOCHE belaufen, wenn man nur von den 18 Euro ausgeht. Zahlbar allein von den Unternehmen! Das wären knapp 17 Milliarden Euro im Jahr. Und dies nur, um Infizierte zu identifizieren und zu erfahren, dass man Unternehmensabteilungen unter Quarantäne stellen muss.
Klar haben Unternehmen keine große Lust, Abteilungen wegen Infektionen zu schließen, aber noch weniger Lust, die Infektionen im Unternehmen noch weiter ausbreiten zu lassen, so dass ganze Bereiche geschlossen werden müssen. Das haben auch die allermeisten Unternehmen verstanden.
Na siehst Du! Genau so ist es.
Deshalb haben die Unternehmen auch nie auf eine teure und sinnfreie "Schnelltest-Strategie" gesetzt. Sie haben stattdessen alles getan, um Infektionen von vornherein auszuschließen. Die Vorsichtsmaßnahmen (Abstandsgebot, Maskenpflicht, Homeoffice) wurden deutlich restriktiver umgesetzt als im öffentlichen Leben. Es wurden in den Abteilungen kleinere Teams gebildet, die ohne Kontakt untereinander "schichtweise" gearbeitet haben. Etc pp. Nicht Tests, sondern Vorbeugung stand im Mittelpunkt. Vorbeugen ist nämlich grundsätzlich besser als heilen.
Das hat jetzt allerdings gar nichts mehr mit Bundestagswahlkampf zu tun.