odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)
Dir ist schon klar, dass die darstellenden Künste immer interpretierende Künste sind im Gegensatz zu den bildenden Künsten ?
Ja das ist mir klar. Mir ist allerdings auch klar, dass der Künstler nur das interpretieren und/oder kritisieren kann, was er kennt, dass sich seine Interpretation auf seine Lebensrealität bezieht.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)Und ich finde es auch nicht angebracht, mir Aussagen zu unterstellen, die ich so nicht gemacht haben.
Ein Werk nur im historischen Kontext zu interpretieren macht keinen Sinn.
Ich lebe nicht im elisabethanischen England des 16ten Jahrhunderts .
Keiner von uns tut das.
Ganz im Gegenteil! Nur eine Interpreation im historischen Kontext macht überhaupt Sinn.
Es mit moderner Sichtweise zu interpretieren macht keinen Sinn, wirkt im Gegenteil sinnentstellend, wird zur Pharce.
Beispiel: in der Verdioper "Nabucco" identifiziert Verdi bzw der Librettist in einer Retrospektive das Freiheitsstreben des italienischen Volkes im Kontext mit der Bildung einer (einheitlichen) italienischen Nation mit dem Freiheitsstreben des jüdischen Volkes im babylonischen Exil. Diese Identifikation des Freiheitsstrebens kommt besonders im Gefangenenchor zum Ausdruck.
Hier ist der historische Kontext, die einzige Interpretationsmöglichkeit.
oder anderes Beispiel die Oper "Fidelio". Bei ihr hat sich Beethoven von der französischen Revolution inspirieren lassen.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)Eine Aufführung von Richard III im Globe Theater sagt mir nix ... ist zwar nett, aber verstehen tu ich es nicht und du auch nicht.
Tja das ist dein Problem bzw das Problem derjenigen, die Kunst als reine Unterhaltung betrachten, sich nur berieseln lassen wollen.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)Mir fehlt der Kontext der Zeit ... und selbst die beste Rekonstruktion kann diesen nicht wieder vollständig herstellen.
Witze über Persönlichkeiten der Zeit, Kritik an der Politik der Zeit sind nicht nachvollziehbar aus unsrer heutigen Perspektive.
Und wieder das ist dein Problem, ist das Problem des Publikums, das allers gerne mundgerecht vorgekaut haben möchte, das nicht selber denken und sich schon gar nicht mit Geschichte bzw der Werksgeschichte beschäftigen will.
Da kommt dann sowas raus, wie bei "Aida", dass Puppen hinundher geschoben werden, weil aus woker Perspektive eine Frau und ganz besonders eine farbige Frau nur Opfer sein kann, sie keinen eigen Willen haben und schon gar nicht willensstark sein kann.
Nach woker Perspektive gibt es nur schwarz und weiß, nur Täter und Opfer.
Dass mit solcher Interpretation der Sinn und die Aussage eines Werkes, bis ins Absurde hinein verzerrt werden, kommt dem woken Zuschauer nicht in den Sinn - Hauptsache die Interpretation entspricht (seiner) heutigen Sichtweise.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)Wenn du da ein Fable hast und dich in sowas hinein steigern willst, dann bitte ... ist ein nettes Hobby.
Aber es ist nicht die Aufgabe von Theater.
Und wenn Sprache wirklich was zu sagen hat, dann beschreibt sie nicht, sondern sie stellt dar.
Nein, Sprache ist Mittel der Kommunikation, der Weitergabe von Information und sie
beschreibt die Wirklichkeit/Realität, sie stellt sie NICHT dar.
Sprache hat eben nichts zu sagen, sie ist nur Mittel zum Zweck.
Falsch! Sprache ist gar keine Tätigkeit, weder eine aktive, noch eine passive.
Sprache ist ein Objekt. Sprechen ist die Tätigkeit mit der das Ding "Sprache" benutzt wird.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.
Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen