Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

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odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

JJazzGold hat geschrieben:(24 Aug 2021, 09:57)

Man kann in der Tat jedes Kunstwerk zur Bedienung der Intention per Interpretation vergewaltigen.
Es muss dir nicht gefallen.
Im Gegenteil ... wenn es dir nicht gefällt, dann hatte der Regisseur sogar was zu sagen.
Und du kannst darüber nachdenken, oder weiterhin in deiner Ignoranz schwelgen ... Wie es Euch gefällt :thumbup:
odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Skeptiker hat geschrieben:(24 Aug 2021, 12:09)

Aber als ägypitsche Prinzessin hat man schonmal "Edle Wilde"- und Frauenopferpunkte. Im Ranking der Opfergruppen steht man da schon gut da. Natürlich muss man diese Rolle auch passend verkörpern - da ist ja die Regie behilflich. Wie Odiug ja prompt bestätigt, kann man Frauen und Fremde eigentlich nur als Opfer, und alle anderen eigentlich nur als Täter verstehen. Diese Weltsicht braucht selbstverständlich auch ein kulturelles Rahmenprogramm, ohne dass die Wände der kognitiven Blase doch nur allzu kahl wirken.
Wie odiug bestätigte, gibt es mehrere Optionen bei der Interpretation eines Werks.
Manche sind relevant, wenige revolutionär, die meisten banal.
Das ist wie mit den Beiträgen hier :p
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JJazzGold
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von JJazzGold »

Skeptiker hat geschrieben:(24 Aug 2021, 12:09)

Aber als ägypitsche Prinzessin hat man schonmal "Edle Wilde"- und Frauenopferpunkte. Im Ranking der Opfergruppen steht man da schon gut da. Natürlich muss man diese Rolle auch passend verkörpern - da ist ja die Regie behilflich. Wie Odiug ja prompt bestätigt, kann man Frauen und Fremde eigentlich nur als Opfer, und alle anderen eigentlich nur als Täter verstehen. Diese Weltsicht braucht selbstverständlich auch ein kulturelles Rahmenprogramm, ohne dass die Wände der kognitiven Blase doch nur allzu kahl wirken.
Auch wenn ich jetzt als Klugscheisser rüberkomme, Aida ist eine äthiopische Prinzessin, in ägyptischer Sklaverei. ;)
Ihre Konkurrentin um die Gunst des Radamès, ägyptischer Feldherr, ist eine ägyptische Prinzessin, Amneris. Schwarz-weiß betrachtet, was der Oper nicht gerecht wird, die sich um seinen Loyalitätskonflikt dreht, ergäbe das gute Prinzessin - böse Prinzessin, beide keine "edle Wilde". Allenfalls Opfer ihrer Emotionen. Soweit die Kürzestfassung.

Wie man aus ägyptischen Feldzügen gegen Äthiopen europäischen Kolonialismus herauslesen will, das wird mir, zum Glück, verschlossen bleiben. Beim ersten, flüchtigen Überfliegen dachte ich, Odiug hätte sich bei seinem Verweis auf europäischen Kolonialismus im Bezug auf Aida auf die Kreuzfahrtflotte Aida bezogen. ;)


Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
Alexander Freiherr von Humboldt

https://www.youtube.com/watch?v=9FBu2rVuXGI
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

JJazzGold hat geschrieben:(24 Aug 2021, 12:48)

Auch wenn ich jetzt als Klugscheisser rüberkomme, Aida ist eine äthiopische Prinzessin, in ägyptischer Sklaverei. ;)
Ihre Konkurrentin um die Gunst des Radamès, ägyptischer Feldherr, ist eine ägyptische Prinzessin, Amneris. Schwarz-weiß betrachtet, was der Oper nicht gerecht wird, die sich um seinen Loyalitätskonflikt dreht, ergäbe das gute Prinzessin - böse Prinzessin, beide keine "edle Wilde". Allenfalls Opfer ihrer Emotionen. Soweit die Kürzestfassung.

Wie man aus ägyptischen Feldzügen gegen Äthiopen europäischen Kolonialismus herauslesen will, das wird mir, zum Glück, verschlossen bleiben. Beim ersten, flüchtigen Überfliegen dachte ich, Odiug hätte sich bei seinem Verweis auf europäischen Kolonialismus im Bezug auf Aida auf die Kreuzfahrtflotte Aida bezogen. ;)


Bla ... wenn du eine altbackene Aufführung von Aida zu deiner Unterhaltung konsumieren willst, komm nach Augsburg ... die machen das jedes Jahr seit Jahrzehnten.
Wenn du allerdings einen Anspruch an neue Interpretationen von Opern hast, dann wäre das nix für dich.
Kunst ist keine Unterhaltung.
Dafür gibt es den Musikantenstadel.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von JJazzGold »

odiug hat geschrieben:(24 Aug 2021, 12:53)

Bla ... wenn du eine altbackene Aufführung von Aida zu deiner Unterhaltung konsumieren willst, komm nach Augsburg ... die machen das jedes Jahr seit Jahrzehnten.
Wenn du allerdings einen Anspruch an neue Interpretationen von Opern hast, dann wäre das nix für dich.
Kunst ist keine Unterhaltung.
Dafür gibt es den Musikantenstadel.
Dafür gibt es jährlich Verona - mit dem Auto über die Autobahn. :D
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

JJazzGold hat geschrieben:(24 Aug 2021, 12:48)
Auch wenn ich jetzt als Klugscheisser rüberkomme, Aida ist eine äthiopische Prinzessin, in ägyptischer Sklaverei. ;)
Alles gut. Ich bin kein Opernfan und darf gerne Kulturbanause genannt werden :)
Wie man aus ägyptischen Feldzügen gegen Äthiopen europäischen Kolonialismus herauslesen will, das wird mir, zum Glück, verschlossen bleiben. Beim ersten, flüchtigen Überfliegen dachte ich, Odiug hätte sich bei seinem Verweis auf europäischen Kolonialismus im Bezug auf Aida auf die Kreuzfahrtflotte Aida bezogen. ;)
Nein, das ist viel einfacher.

Es geht um eine schwarze Frau. Eine schwarze Frau ist ein schwarzes Opfer. Wo ein Opfer ist, ist auch ein Täter. Und wer mag wohl der Täter sein? Richtig - die Weißen, vorzugsweise wir bösen Weißen.

Man mag das für zynisch halten, aber leider läuft diese Logik in genau dieser simplen Dümmlichkeit genau so ab. Meine Meinung :rolleyes:
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von JJazzGold »

Skeptiker hat geschrieben:(24 Aug 2021, 12:57)

Alles gut. Ich bin kein Opernfan und darf gerne Kulturbanause genannt werden :)

Nein, das ist viel einfacher.

Es geht um eine schwarze Frau. Eine schwarze Frau ist ein schwarzes Opfer. Wo ein Opfer ist, ist auch ein Täter. Und wer mag wohl der Täter sein? Richtig - die Weißen, vorzugsweise wir bösen Weißen.

Man mag das für zynisch halten, aber leider läuft diese Logik in genau dieser simplen Dümmlichkeit genau so ab. Meine Meinung :rolleyes:
Eine solche Sichtweise erklärt jeden Mann zum "bösen weißen Mann" und damit auch Denjenigen, der mit selbigem argumentiert.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Keoma »

odiug hat geschrieben:(24 Aug 2021, 12:53)

Bla ... wenn du eine altbackene Aufführung von Aida zu deiner Unterhaltung konsumieren willst, komm nach Augsburg ... die machen das jedes Jahr seit Jahrzehnten.
Wenn du allerdings einen Anspruch an neue Interpretationen von Opern hast, dann wäre das nix für dich.
Kunst ist keine Unterhaltung.
Dafür gibt es den Musikantenstadel.
Eh.
Wen interessiert schon, was sich ein Autor oder Komponist dabei gedacht hat.
Viel wichtiger ist, was uns ein Regisseur zu sagen hat.
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Zweifeler »

Antidiskriminierungsberatung bittet weiße Menschen, sich nicht zu bewerben

https://www.welt.de/politik/deutschland ... erben.html

Jetzt zeigt die Identitätspolitik endlich ihre wahre rassistische Fratze nach und nach :)
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Fliege »

Zweifeler hat geschrieben:(26 Aug 2021, 19:45)

Antidiskriminierungsberatung bittet weiße Menschen, sich nicht zu bewerben

https://www.welt.de/politik/deutschland ... erben.html

Jetzt zeigt die Identitätspolitik endlich ihre wahre rassistische Fratze nach und nach :)
Welche deutschen Parteien mögen dem identitären Rassismus gewogen sein? Darf man überhaupt darüber reden?
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von firlefanz11 »

Fliege hat geschrieben:(26 Aug 2021, 19:57)

Welche deutschen Parteien mögen dem identitären Rassismus gewogen sein? Darf man überhaupt darüber reden?
Natürlich nicht! Es GIBT doch gar keinen Rassismus gegen Weisse...! :rolleyes:
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Gibt es eigentlich ein "Wokenessgebot" für Polizisten?
ZWEIFEL AN CHARAKTERLICHER EIGNUNG
Angehender Bundespolizist bringt sich mit „Like“ eines homophoben Eintrags um den Job
Ein junger Mann hatte bereits die Zusage für einen Job bei der Bundespolizei. Doch dann versah er eine Karikatur mit einem „Gefällt mir“. Das brachte ihn um die Beamtenkarriere. Zu Recht, fand jetzt das Verwaltungsgericht Aachen.
...
Der Antragsteller forderte die Einstellung in die Bundespolizei per einstweiliger Anordnung und berief sich unter anderem auf die Zusage durch die Behörde. Die Kammer führte jedoch aus, der „Like“ der Karikatur mit der Regenbogenfahne reiche aus, um Zweifel an der charakterlichen Eignung zu wecken.

Der Beruf des Polizeimeisters sei im besonderen Maße durch den Kontakt mit Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Religionen, Weltanschauungen und sexueller Orientierungen geprägt. Durch das Klicken auf den zugehörigen „Gefällt-mir-Button“ eines Bildes mit eindeutig homophobem Inhalt werde deutlich, dass dem Antragsteller die nötige Toleranz und Neutralität fehle, um seine Dienstpflichten ohne Ansehen der Person auszuüben.

Deshalb sei die Bundespolizei an ihre Einstellungszusage nicht mehr gebunden, hieß es.
´
https://www.welt.de/vermischtes/article ... n-Job.html

Klar, Polizisten müssen in der Lage sein in ihrer Tätigkeit die notwendige Toleranz und Neutralität aufzubringen. Ist das durch ein Like einer Karrikatur auszuschließen, mit dem man Missfallen zur Regenbogenflagge ausdrückt?

Persönlich habe ich da meine Zweifel. Die Regenbogenflagge steht nicht mehr ausschließlich für bestimmte Menschen, sondern reicht weit hinein in eine politische Ideologie, mit der man eine Aussage treffen möchte. Ich bin der Meinung, dass man auch als Polizist gegen diese Ideologie sein darf. Das hat noch nicht automatisch etwas mit dem Hass auf bestimmte Menschen zu tun. In meinen Augen ist diese Interpretation zu weitgehend, weil sie den ideologischen Anteil der Regenbogensymbolik unterschlägt.

Die Schlussfolgerung, dass ein Mensch charakterlich nicht für die Polizei geeignet sei, weil man sozusagen aus einem Dislike der Regenbogenflagge automatisch schließen könne, dass die Person in der Praxis keine ausreichende Toleranz für bestimmte Menschen aufbringen könnte, ist viel zu weitreichend. Wie soll denn bitteschön der Polizist aussehen, der gegen keinerlei Personen oder Ideologien irgendeine negative Meinung hat? Auch Polizisten sind keine politischen Neutronen - seit wann müsse sie das sein?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(24 Aug 2021, 09:34)

Die Prinzessin als willensstark zu sehen, ist ja selbst schon eine Interpretation.
Kann man machen, muss man nicht.
Man kann sie auch als Getriebene zwischen Machtpolitik und Liebe sehen.
Und da ist eine Darstellung als Puppe dann angebracht.
Man kann Aida sogar als Projektionsfläche sexueller Phantasien europäischer Kolonialansprüche interpretieren.
Gerade im 19ten Jahrhundert zieht sich das durch die Kunst.
Da passt dann die Puppe auch.
Kommt also ein wenig auf das Konzept der Aufführung an und ob man offen dafür ist, sich darauf einzulassen.
Ja, man kann, man kann vieles - man kann sich auch nen Knopp an die Backe nähen und ein Klavier dran hängen ...,
eines können gewisse Zeitgenossen aus der grünen und linken Szene offensichtlich nicht - ein Kunstwerk in seinem historischen Kontext betrachten, es im Kontext seiner Entstehung betrachten.
Das ist offensichtlich zu viel verlangt, weil man sich dann ein wenig mit dem historischen Hintergrund beschäftigen, sich Wissen aneignen müsste. Und genau dieses Wissen wirkt sich störend auf die gesinnungsethische Betrachtung aus, weil Wissen auch nachdenken bedeutet. Das tut einigen offensichtlich weh und sie fühlen sich dabei nicht so gut.
Emotionen haben bei gewissen Zeitgenossen halt Vorrang vor Argumenten.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Zweifeler hat geschrieben:(26 Aug 2021, 19:45)

Antidiskriminierungsberatung bittet weiße Menschen, sich nicht zu bewerben

https://www.welt.de/politik/deutschland ... erben.html

Jetzt zeigt die Identitätspolitik endlich ihre wahre rassistische Fratze nach und nach :)
Passend dazu ein Interview:

"Basad: Ich verstehe nicht, wie eine linke Bewegung in solch abstrakte Sphären abdriften und die Interessen der immigrierten Unterschicht so aus dem Blick verlieren kann. Den meisten Migranten helfen die Gendersternchen genauso wenig wie die Scham der Weißen, die irgendwelche privilegierten Rich-Kids im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zur Schau stellen. ...
Aber mit einem Milieu, das nichts mit Foucault und Bourdieu anfangen kann, will sich die Anti-Rassismus-Bewegung nicht wirklich auseinandersetzen. Realpolitik ist ihnen viel zu anstrengend. Leichter ist es, mit dem Finger auf den alten, weißen Mann zu zeigen und dafür viele Likes auf Twitter und Facebook abzuräumen. Es gibt also eine Diskrepanz zwischen realen Problemen und dem abgedrehten Diskurs, den wir momentan führen, der immer mehr ins Rassistische und Reaktionäre abdriftet. ...
Der Fehler, der jetzt aber gemacht wird und der damals nicht gemacht wurde, ist, dass man eine Theorie als einzig richtige Wahrheit ansieht, also als dogmatisch festgesetztes Weltbild, das absolut gilt. Das hat erstens nichts mehr mit Wissenschaft zu tun und zweitens auch nichts mehr mit den genannten philosophischen Theorien, denen es gerade nicht um Dogmatismus ging."
Quelle
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(29 Aug 2021, 11:27)

Ja, man kann, man kann vieles - man kann sich auch nen Knopp an die Backe nähen und ein Klavier dran hängen ...,
eines können gewisse Zeitgenossen aus der grünen und linken Szene offensichtlich nicht - ein Kunstwerk in seinem historischen Kontext betrachten, es im Kontext seiner Entstehung betrachten.
Das ist offensichtlich zu viel verlangt, weil man sich dann ein wenig mit dem historischen Hintergrund beschäftigen, sich Wissen aneignen müsste. Und genau dieses Wissen wirkt sich störend auf die gesinnungsethische Betrachtung aus, weil Wissen auch nachdenken bedeutet. Das tut einigen offensichtlich weh und sie fühlen sich dabei nicht so gut.
Emotionen haben bei gewissen Zeitgenossen halt Vorrang vor Argumenten.
Gut ... der historische Kontext ist die Unabhängigkeit Ägyptens von der Osmanischen Herrschaft und der Bau des Suezkanals.
Und das interessiert uns heute wie genau ?
Und als Auftragswerk ist auch die Intention des Künstlers abhängig von der Intention des Auftraggebers.
Kann man alles nachlesen ... brauch ich nicht aufführen und schon gar nicht interpretieren.

Wenn du Kunstwerke allein aus dem historischen Kontext interpretierst, soweit es die inhaltlichen Aspekte eines Kunstwerks betrifft, dann sagen sie nix mehr ... dann sind sie tot.

Anders verhält es sich bei den formalen und selbstreferenziellen Aspekte von Kunst.
Aber das ist eine Diskussion, die ich mit dir nicht führen werde und die tut hier auch nix zur Sache.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 13:22)

Gut ... der historische Kontext ist die Unabhängigkeit Ägyptens von der Osmanischen Herrschaft und der Bau des Suezkanals.
Und das interessiert uns heute wie genau ?
Das sollte uns aber interessieren, weil die Eröffnung des Suezkanals, der Anlass war für den Verdi die Oper komponierte.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 13:22)Und als Auftragswerk ist auch die Intention des Künstlers abhängig von der Intention des Auftraggebers.
Kann man alles nachlesen ... brauch ich nicht aufführen und schon gar nicht interpretieren.
Ach, weil man aklles nachlesen kann, braucht man nichts mehr aufführen - keine Theaterstücke, keine Opern, dann braucht man auch keine Bücher mehr lesen, keine Gemälde ausstellen, kann alle Meseen schließen.
Braucht man nicht. Wozu auch, wozu brauchen Menschen schon ihr kulturelles Erbe? gelle
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 13:22)Wenn du Kunstwerke allein aus dem historischen Kontext interpretierst, soweit es die inhaltlichen Aspekte eines Kunstwerks betrifft, dann sagen sie nix mehr ... dann sind sie tot.
Das kann nur jemand sagen, der alles aus seiner Wohlfühlblase und der gegenwärtigen Sichtweise, aus dem gerade herrschenden Zeitgeist heraus interpretieren will, jemanden den (seine) Geschichte nicht interessiert.
Nein, wenn man Kunstwerke (allein) IM historischen Kontext interpretiert bleiben sie lebendig bzw werden sie lebendig.
Kunstwerke werden von Menschen geschaffen und wenn man diese Kunstwerke im jeweiligen historischen Kontext interpretiert, versucht man sich mit dem Denken und Fühlen der Menschen, die in dieser Zeit lebten auseinander und sich in diese Menschen hinein versetzen.
Jemand der behauptet, Geschichte sagt uns nichts, wir könnten aus ihr und ihren Kunstwerken nichts lernen, der hat auch keine Zukunft, der beraubt Menschen um etwas, was für ihr Menschsein wichtig ist.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 13:22)Anders verhält es sich bei den formalen und selbstreferenziellen Aspekte von Kunst.
Aber das ist eine Diskussion, die ich mit dir nicht führen werde und die tut hier auch nix zur Sache.
Aha und wie verhält es sich damit und warum willst du mit mir nicht diskutieren?
Liegt es etwa daran, dass ich der Meinung bin Sprache beschreibt (die) Realität/Wirklichkeit, schafft sie aber nicht?
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

Moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(29 Aug 2021, 19:05)

Das sollte uns aber interessieren, weil die Eröffnung des Suezkanals, der Anlass war für den Verdi die Oper komponierte.


Ach, weil man aklles nachlesen kann, braucht man nichts mehr aufführen - keine Theaterstücke, keine Opern, dann braucht man auch keine Bücher mehr lesen, keine Gemälde ausstellen, kann alle Meseen schließen.
Braucht man nicht. Wozu auch, wozu brauchen Menschen schon ihr kulturelles Erbe? gelle


Das kann nur jemand sagen, der alles aus seiner Wohlfühlblase und der gegenwärtigen Sichtweise, aus dem gerade herrschenden Zeitgeist heraus interpretieren will, jemanden den (seine) Geschichte nicht interessiert.
Nein, wenn man Kunstwerke (allein) IM historischen Kontext interpretiert bleiben sie lebendig bzw werden sie lebendig.
Kunstwerke werden von Menschen geschaffen und wenn man diese Kunstwerke im jeweiligen historischen Kontext interpretiert, versucht man sich mit dem Denken und Fühlen der Menschen, die in dieser Zeit lebten auseinander und sich in diese Menschen hinein versetzen.
Jemand der behauptet, Geschichte sagt uns nichts, wir könnten aus ihr und ihren Kunstwerken nichts lernen, der hat auch keine Zukunft, der beraubt Menschen um etwas, was für ihr Menschsein wichtig ist.


Aha und wie verhält es sich damit und warum willst du mit mir nicht diskutieren?
Liegt es etwa daran, dass ich der Meinung bin Sprache beschreibt (die) Realität/Wirklichkeit, schafft sie aber nicht?
Dir ist schon klar, dass die darstellenden Künste immer interpretierende Künste sind im Gegensatz zu den bildenden Künsten ?
Und ich finde es auch nicht angebracht, mir Aussagen zu unterstellen, die ich so nicht gemacht haben.
Ein Werk nur im historischen Kontext zu interpretieren macht keinen Sinn.
Ich lebe nicht im elisabethanischen England des 16ten Jahrhunderts .
Keiner von uns tut das.
Eine Aufführung von Richard III im Globe Theater sagt mir nix ... ist zwar nett, aber verstehen tu ich es nicht und du auch nicht.
Mir fehlt der Kontext der Zeit ... und selbst die beste Rekonstruktion kann diesen nicht wieder vollständig herstellen.
Witze über Persönlichkeiten der Zeit, Kritik an der Politik der Zeit sind nicht nachvollziehbar aus unsrer heutigen Perspektive.
Wenn du da ein Fable hast und dich in sowas hinein steigern willst, dann bitte ... ist ein nettes Hobby.
Aber es ist nicht die Aufgabe von Theater.
Und wenn Sprache wirklich was zu sagen hat, dann beschreibt sie nicht, sondern sie stellt dar.
Das ist eine aktive Tätigkeit, keine passive.
Stoner

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)

Und wenn Sprache wirklich was zu sagen hat, dann beschreibt sie nicht, sondern sie stellt dar.
Ja, die ist wie der Hund, der nur spielen will.

Aber immerhin wäre mit so einer Aussage verständlich, weswegen Woke ein vollkommener Unfug ist: Was dort behauptet wird, stellt nur dar, beschreibt demzufolge keine Wirklichkeit. Das sind also alles Darsteller. Jetzt brauchts nur noch eine Riefenstahl, die diese Inszenierung dann filmt und dokumentiert.

Freud lässt grüßen. :D

Motto: Geh'n Sie zun Sprachexpert da werden Sie beratet über Fungzion von Sprach.
odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Stoner hat geschrieben:(30 Aug 2021, 09:39)

Ja, die ist wie der Hund, der nur spielen will.

Aber immerhin wäre mit so einer Aussage verständlich, weswegen Woke ein vollkommener Unfug ist: Was dort behauptet wird, stellt nur dar, beschreibt demzufolge keine Wirklichkeit. Das sind also alles Darsteller. Jetzt brauchts nur noch eine Riefenstahl, die diese Inszenierung dann filmt und dokumentiert.

Freud lässt grüßen. :D

Motto: Geh'n Sie zun Sprachexpert da werden Sie beratet über Fungzion von Sprach.
"Sprachexperte" ... wen schlägst du da denn vor ?
Und hier mal ein Beispiel, was ich meine: Der "Zauberberg" von T. Mann ist keine Beschreibung eines Sanatoriums in den Schweizer Bergen.
Der Roman ist eine Darstellung der Widersprüche der großbürgerlichen Gesellschaft im Wilhelminischen Deutschland vor Ausbruch des ersten Weltkriegs.

So nebenbei ... dein Wedeln mit der Nazikeule zeigt mal wieder deine argumentative Hilflosigkeit.
Das ist wirklich erbärmlich, wenn du nicht mehr zu sagen hast.
Kannste dir auch sparen, um ehrlich zu sein, weil es langweilt nur noch.
Stoner

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

odiug hat geschrieben:(30 Aug 2021, 10:38)

"Sprachexperte" ... wen schlägst du da denn vor ?
Und hier mal ein Beispiel, was ich meine: Der "Zauberberg" von T. Mann ist keine Beschreibung eines Sanatoriums in den Schweizer Bergen.
Der Roman ist eine Darstellung der Widersprüche der großbürgerlichen Gesellschaft im Wilhelminischen Deutschland vor Ausbruch des ersten Weltkriegs.

So nebenbei ... dein Wedeln mit der Nazikeule zeigt mal wieder deine argumentative Hilflosigkeit.
Das ist wirklich erbärmlich, wenn du nicht mehr zu sagen hast.
Kannste dir auch sparen, um ehrlich zu sein, weil es langweilt nur noch.
Aha, und diese Widersprüche werden dann anhand der Figuren und durch diese und ihre Erlebnisse und Gespräche nicht beschrieben? Vielleicht mal nachschauen, wo die Schnittmenge zwischen beschreiben und darstellen ist, wenn es um Sprache geht und nicht um Bilder oder Skulpturen.

Was die Frage der Langeweile angeht, so darf man, gerade wenn Thomas Manns (doppelter) Zeitroman erwähnt wird, auch im Falle der Wokies an ihre faschistoide Inszenierung der Wirklichkeit erinnern. Es nützt ja nichts, auf den faschismusaffinen hessischen Geschichtslehrer mit Wohnsitz in Thüringen und seine Fans zu zeigen und so zu tun, als würden sich Wokies entscheidend anderer geistiger Bevormundungsmethoden bedienen. Da können Sie gerne in der Pose des Gracchus Überdrus hier auftreten, aber Wokeness ist nun einmal ein faschistoides Phänomen. Ist ja nicht verboten, daher sollte das auch kein Problem für jemanden sein.
Uffhausen
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

Skeptiker hat geschrieben:(28 Aug 2021, 15:16)

Gibt es eigentlich ein "Wokenessgebot" für Polizisten?
´
https://www.welt.de/vermischtes/article ... n-Job.html

Klar, Polizisten müssen in der Lage sein in ihrer Tätigkeit die notwendige Toleranz und Neutralität aufzubringen. Ist das durch ein Like einer Karrikatur auszuschließen, mit dem man Missfallen zur Regenbogenflagge ausdrückt?
In dem Artikel ist beschrieben, um welche Art von Karikatur es sich handelte - um eine zweifelsfrei ablehnende/abwertende Sicht auf sexuelle Vielfalt = eine harmlose, kritische Auseinandersetzung zu dem Thema sieht anders aus. Sowas liked man nicht, wenn man es nicht genauso sieht.
Auch das der junge Mann für sein über ihn verhängtes Fahrverbot nur ein Mittelfinger-Emoji übrig hat, sagt viel aus. Und ganz besonders eben, weil er selbst in den Polizeidienst treten wollte/sollte, bei welchem Aussprechen oder Verhängen, sowie die Überwachung der Einhaltung von derlei Verboten, quasi zum Tagesgeschäft gehört.

Ich persönlich finde, dass der junge Mann bekommen hat, was er verdient. Mit "Wokenessgebot" hat das nichts zu tun, es sieht auf den ersten Blick nur so aus.

Das Problem sehe ich eher darin begründet, dass zu viele Menschen immer noch der Überzeugung erliegen, dass im Internet umfängliche Narrenfreiheit herrscht und die sozialen Medien nur lustige Spielzeuge sind - aber genau das hat dazu geführt, dass dem eben nicht mehr so ist = und somit bspw. Wokis u. a. Karriereabsichten von Einzelnen oder Mehreren zerstören können. Der junge Mann ist somit Opfer seiner selbst geworden.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Sprache (natürlich auch in der Literatur und gerade da) kann alles: Beschreiben, darstellen, kommentieren, kolportieren, negieren, bestätigen, widersprechen, aufwühlen, langweilen, anregen, diffamieren und und und... Und sie verrät zumeist, wes Geistes Kind jemand ist :D
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)

Dir ist schon klar, dass die darstellenden Künste immer interpretierende Künste sind im Gegensatz zu den bildenden Künsten ?
Ja das ist mir klar. Mir ist allerdings auch klar, dass der Künstler nur das interpretieren und/oder kritisieren kann, was er kennt, dass sich seine Interpretation auf seine Lebensrealität bezieht.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)Und ich finde es auch nicht angebracht, mir Aussagen zu unterstellen, die ich so nicht gemacht haben.
Ein Werk nur im historischen Kontext zu interpretieren macht keinen Sinn.
Ich lebe nicht im elisabethanischen England des 16ten Jahrhunderts .
Keiner von uns tut das.
Ganz im Gegenteil! Nur eine Interpreation im historischen Kontext macht überhaupt Sinn.
Es mit moderner Sichtweise zu interpretieren macht keinen Sinn, wirkt im Gegenteil sinnentstellend, wird zur Pharce.
Beispiel: in der Verdioper "Nabucco" identifiziert Verdi bzw der Librettist in einer Retrospektive das Freiheitsstreben des italienischen Volkes im Kontext mit der Bildung einer (einheitlichen) italienischen Nation mit dem Freiheitsstreben des jüdischen Volkes im babylonischen Exil. Diese Identifikation des Freiheitsstrebens kommt besonders im Gefangenenchor zum Ausdruck.
Hier ist der historische Kontext, die einzige Interpretationsmöglichkeit.
oder anderes Beispiel die Oper "Fidelio". Bei ihr hat sich Beethoven von der französischen Revolution inspirieren lassen.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)Eine Aufführung von Richard III im Globe Theater sagt mir nix ... ist zwar nett, aber verstehen tu ich es nicht und du auch nicht.
Tja das ist dein Problem bzw das Problem derjenigen, die Kunst als reine Unterhaltung betrachten, sich nur berieseln lassen wollen.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)Mir fehlt der Kontext der Zeit ... und selbst die beste Rekonstruktion kann diesen nicht wieder vollständig herstellen.
Witze über Persönlichkeiten der Zeit, Kritik an der Politik der Zeit sind nicht nachvollziehbar aus unsrer heutigen Perspektive.
Und wieder das ist dein Problem, ist das Problem des Publikums, das allers gerne mundgerecht vorgekaut haben möchte, das nicht selber denken und sich schon gar nicht mit Geschichte bzw der Werksgeschichte beschäftigen will.
Da kommt dann sowas raus, wie bei "Aida", dass Puppen hinundher geschoben werden, weil aus woker Perspektive eine Frau und ganz besonders eine farbige Frau nur Opfer sein kann, sie keinen eigen Willen haben und schon gar nicht willensstark sein kann.
Nach woker Perspektive gibt es nur schwarz und weiß, nur Täter und Opfer.
Dass mit solcher Interpretation der Sinn und die Aussage eines Werkes, bis ins Absurde hinein verzerrt werden, kommt dem woken Zuschauer nicht in den Sinn - Hauptsache die Interpretation entspricht (seiner) heutigen Sichtweise.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)Wenn du da ein Fable hast und dich in sowas hinein steigern willst, dann bitte ... ist ein nettes Hobby.
Aber es ist nicht die Aufgabe von Theater.
Und wenn Sprache wirklich was zu sagen hat, dann beschreibt sie nicht, sondern sie stellt dar.
Nein, Sprache ist Mittel der Kommunikation, der Weitergabe von Information und sie beschreibt die Wirklichkeit/Realität, sie stellt sie NICHT dar.
Sprache hat eben nichts zu sagen, sie ist nur Mittel zum Zweck.
odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)Das ist eine aktive Tätigkeit, keine passive.
Falsch! Sprache ist gar keine Tätigkeit, weder eine aktive, noch eine passive.
Sprache ist ein Objekt. Sprechen ist die Tätigkeit mit der das Ding "Sprache" benutzt wird.
Zuletzt geändert von Dark Angel am Montag 30. August 2021, 13:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Uffhausen hat geschrieben:(30 Aug 2021, 11:56)
In dem Artikel ist beschrieben, um welche Art von Karikatur es sich handelte - um eine zweifelsfrei ablehnende/abwertende Sicht auf sexuelle Vielfalt = eine harmlose, kritische Auseinandersetzung zu dem Thema sieht anders aus. Sowas liked man nicht, wenn man es nicht genauso sieht.
Im Artikel heisst es wie folgt:
... einer Karikatur, die einen Mann zeigt, der sich mit der Regenbogenfahne das Gesäß abwischt.
https://www.welt.de/vermischtes/article ... n-Job.html

Die Frage ist also: "Wofür steht die Regenbogenlfagge?". Steht sie für PERSONEN, oder steht sie für ein Ideal?

Das sagt Wikipedia dazu:
Auf einer Regenbogenfahne befinden sich symbolhaft die gleichen Farben, wie man sie im Regenbogen erkennen kann, bzw. wie sie im Farbenspektrum auftreten. Mit einer solchen Fahne wird in zahlreichen Kulturen weltweit die Stimmung für Aufbruch, Veränderung und Frieden ausgedrückt. Sie gilt auch als Zeichen für Toleranz und Akzeptanz der Vielfalt von Lebensformen und der Hoffnung und der Sehnsucht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Regenbogenfahne

Da steht nicht, dass sie die Identitätsflagge für Schwule und Lesben, oder andere sexuelle Ausrichtungen ist. Da steht etwas von Symbolik für Aufbruch und Veränderung - ebenfalls allerdings auch ein Symbol für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt anderer Lebensformen.

Im ersteren Zusammenhang wäre es eine ideologische Aussage, zu der jeder Mensch eine eigene Meinung haben darf. Die weitergehende Bedeutung unterstellt allerdings bei Ablehnung, eine Ablehnung von Vielfalt. Das wäre dann tatsächlich in seinem Beruf ein Problem.

Ich persönlich sehe die Bedeutung der Regenbogenflagge von ursprünglich der zweiten Bedeutung (Akzeptanz von Vielfalt) stärker übergehen zu der ersten Bedeutung (Symbol für Veränderung im Sinne bestimmter politischer Veränderungen). Das war insbesondere zu erkennen, als im Laufe der EM die Regenbogenflagge quasi zum Banner einer Antiorbanbewegung wurde. Und da steht sie ganz klar für die gesellschaftspolitische Position - Stichwort "Farbe bekennen - Zeichen setzen".
Auch das der junge Mann für sein über ihn verhängtes Fahrverbot nur ein Mittelfinger-Emoji übrig hat, sagt viel aus. Und ganz besonders eben, weil er selbst in den Polizeidienst treten wollte/sollte, bei welchem Aussprechen oder Verhängen, sowie die Überwachung der Einhaltung von derlei Verboten, quasi zum Tagesgeschäft gehört.
Ja, das sollte man dem Herren in der Ausbildung beibringen. Allerdings kommt es ja nicht mehr dazu, weil die Polizei wohl Personen nur aufzunehmen scheint, die schon von Haus aus ohne abweichende Meinung oder ohne Neigung diese zu bekunden, ausgerüstet sind.

Hätte er wohl diese Probleme gehabt, wenn er Solidarität mit den Protesten am Hambacher Forst bekundet hätte? Man wird es wohlmöglich nicht erfahren. Mein Eindruck ist aber, dass es gewisse abweichende Meinungen gibt, die heute weniger Probleme verursachen als andere abweichende Meinungen.
Ich persönlich finde, dass der junge Mann bekommen hat, was er verdient. Mit "Wokenessgebot" hat das nichts zu tun, es sieht auf den ersten Blick nur so aus.
Sehe ich anders. Ein Wokenessgebot fängt für mich dort an, wo "unwoke" Meinungen eher zu Probleme führen als "woke" Meinungen. Eben DAS verstößt auch gegen das Neutralitätsgebot an die sich die zuständige Behörde zu halten hat. "Woke" ist nicht gleichbedeutend mit "Tolerant und Antirassistisch". Woke meint Toleranz und Antirassismus zu verkörpern - es ist aber eher das Gegenteil der Fall. Wenn ein Polizist also nicht mehr offen gegen Veränderung bei der Gesetzgebung zu gesellschaftspolitischen Themen sein darf, dann würde das klar in Richtung Wokenessgebot gehen. Ob das hier vorliegt - ja, darüber kann man sich streiten.
Das Problem sehe ich eher darin begründet, dass zu viele Menschen immer noch der Überzeugung erliegen, dass im Internet umfängliche Narrenfreiheit herrscht und die sozialen Medien nur lustige Spielzeuge sind - aber genau das hat dazu geführt, dass dem eben nicht mehr so ist = und somit bspw. Wokis u. a. Karriereabsichten von Einzelnen oder Mehreren zerstören können. Der junge Mann ist somit Opfer seiner selbst geworden.
Unzweifelhaft wäre es schlauer gewesen die Meinung für sich zu behalten. Es ist halte die Frage, ob es eine gute Eigenschaft einer Gesellschaft ist, Meinungen besser für sich behalten zu müssen, wenn sie nicht dem sozial akzeptierten Narrativ entsprechen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(30 Aug 2021, 12:03)

Sprache (natürlich auch in der Literatur und gerade da) kann alles: Beschreiben, darstellen, kommentieren, kolportieren, negieren, bestätigen, widersprechen, aufwühlen, langweilen, anregen, diffamieren und und und... Und sie verrät zumeist, wes Geistes Kind jemand ist :D
Nein, Sprache kann nicht alles, denn etwas ganz Entscheidendes kann sie nicht, nämlich eine Realität/Wirklichkeit herstellen und auch nicht darstellen, sondern nur beschreiben!
Rassismus verschwindet nicht, nur weil bestimmte Wörter nicht mehr ausgesprochen werden dürfen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:00)

Im Artikel heisst es wie folgt:

https://www.welt.de/vermischtes/article ... n-Job.html

Die Frage ist also: "Wofür steht die Regenbogenlfagge?". Steht sie für PERSONEN, oder steht sie für ein Ideal?

Das sagt Wikipedia dazu:

https://de.wikipedia.org/wiki/Regenbogenfahne

Da steht nicht, dass sie die Identitätsflagge für Schwule und Lesben, oder andere sexuelle Ausrichtungen ist. Da steht etwas von Symbolik für Aufbruch und Veränderung - ebenfalls allerdings auch ein Symbol für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt anderer Lebensformen.

Im ersteren Zusammenhang wäre es eine ideologische Aussage, zu der jeder Mensch eine eigene Meinung haben darf. Die weitergehende Bedeutung unterstellt allerdings bei Ablehnung, eine Ablehnung von Vielfalt. Das wäre dann tatsächlich in seinem Beruf ein Problem.

Ich persönlich sehe die Bedeutung der Regenbogenflagge von ursprünglich der zweiten Bedeutung (Akzeptanz von Vielfalt) stärker übergehen zu der ersten Bedeutung (Symbol für Veränderung im Sinne bestimmter politischer Veränderungen). Das war insbesondere zu erkennen, als im Laufe der EM die Regenbogenflagge quasi zum Banner einer Antiorbanbewegung wurde. Und da steht sie ganz klar für die gesellschaftspolitische Position - Stichwort "Farbe bekennen - Zeichen setzen".


Ja, das sollte man dem Herren in der Ausbildung beibringen. Allerdings kommt es ja nicht mehr dazu, weil die Polizei wohl Personen nur aufzunehmen scheint, die schon von Haus aus ohne abweichende Meinung oder ohne Neigung diese zu bekunden, ausgerüstet sind.

Hätte er wohl diese Probleme gehabt, wenn er Solidarität mit den Protesten am Hambacher Forst bekundet hätte? Man wird es wohlmöglich nicht erfahren. Mein Eindruck ist aber, dass es gewisse abweichende Meinungen gibt, die heute weniger Probleme verursachen als andere abweichende Meinungen.

Sehe ich anders. Ein Wokenessgebot fängt für mich dort an, wo "unwoke" Meinungen eher zu Probleme führen als "woke" Meinungen. Eben DAS verstößt auch gegen das Neutralitätsgebot an die sich die zuständige Behörde zu halten hat. "Woke" ist nicht gleichbedeutend mit "Tolerant und Antirassistisch". Woke meint Toleranz und Antirassismus zu verkörpern - es ist aber eher das Gegenteil der Fall. Wenn ein Polizist also nicht mehr offen gegen Veränderung bei der Gesetzgebung zu gesellschaftspolitischen Themen sein darf, dann würde das klar in Richtung Wokenessgebot gehen. Ob das hier vorliegt - ja, darüber kann man sich streiten.

Unzweifelhaft wäre es schlauer gewesen die Meinung für sich zu behalten. Es ist halte die Frage, ob es eine gute Eigenschaft einer Gesellschaft ist, Meinungen besser für sich behalten zu müssen, wenn sie nicht dem sozial akzeptierten Narrativ entsprechen.
Das Gericht hat vollkommen richtig entschieden. Und dass die Regenbogenflagge vor allem auch als Symbol für die Lesben- und Schwulenbewegung steht... und somit für Toleranz und Offenheit gegenüber einer Vielfalt an Lebensformen, das ist ja nun hinlänglich bekannt. Wenn es dieser Polizist gut findet, wenn sich eine Witzfigur mit der Regenbogenfahne den Hintern abwischt, dann gehört er selbstverständlich nicht in den Polizeidienst. Eine andere Frage wäre auch: Wer zeichnet eigentlich solche "Karikaturen"? Blöder gehts ja schon nicht mehr.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Keoma »

odiug hat geschrieben:(29 Aug 2021, 21:47)

Dir ist schon klar, dass die darstellenden Künste immer interpretierende Künste sind im Gegensatz zu den bildenden Künsten ?
Und ich finde es auch nicht angebracht, mir Aussagen zu unterstellen, die ich so nicht gemacht haben.
Ein Werk nur im historischen Kontext zu interpretieren macht keinen Sinn.
Ich lebe nicht im elisabethanischen England des 16ten Jahrhunderts .
Keiner von uns tut das.
Eine Aufführung von Richard III im Globe Theater sagt mir nix ... ist zwar nett, aber verstehen tu ich es nicht und du auch nicht.
Mir fehlt der Kontext der Zeit ... und selbst die beste Rekonstruktion kann diesen nicht wieder vollständig herstellen.
Witze über Persönlichkeiten der Zeit, Kritik an der Politik der Zeit sind nicht nachvollziehbar aus unsrer heutigen Perspektive.
Wenn du da ein Fable hast und dich in sowas hinein steigern willst, dann bitte ... ist ein nettes Hobby.
Aber es ist nicht die Aufgabe von Theater.
Und wenn Sprache wirklich was zu sagen hat, dann beschreibt sie nicht, sondern sie stellt dar.
Das ist eine aktive Tätigkeit, keine passive.
Wie kommst du denn darauf, einem anderen zu unterstellen, er würde Richard III. im Globe nicht verstehen?
Würde ich mir jedenfalls zehnmal lieber dort anschauen, als auf einer Bühne, die ein Restaurant darstellt und alle Schauspieler Anzug und Abendkleid anhaben.
Nur um krampfhaft einen Bezug zur Gegenwart herzuleiten.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:10)

Nein, Sprache kann nicht alles, denn etwas ganz Entscheidendes kann sie nicht, nämlich eine Realität/Wirklichkeit herstellen und auch nicht darstellen, sondern nur beschreiben!
Rassismus verschwindet nicht, nur weil bestimmte Wörter nicht mehr ausgesprochen werden dürfen.
Selbstverständlich stellt Sprache eine Realität her, die sprachliche Realität. Wahrnehmung, Denken, Sprache gehören allesamt zur Realität. Zustimmung aber zu deinem letzten Satz, dass Rassismus nicht verschwindet, wenn man bestimmte Wörter nicht mehr ausspricht. Allerdings gehört rassistische Sprache zu einem Komplex von rassistischer Wahrnehmung und rassistischen Handeln und sollte immer kritisiert werden. Schlimm wirds dann, wenn der ganze verbale Dreck unwidersprochen bleibt.
Zuletzt geändert von Selina am Montag 30. August 2021, 13:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Billie Holiday »

Selina hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:14)

Das Gericht hat vollkommen richtig entschieden. Und dass die Regenbogenflagge vor allem auch als Symbol für die Lesben- und Schwulenbewegung steht... und somit für Toleranz und Offenheit gegenüber einer Vielfalt an Lebensformen, das ist ja nun hinlänglich bekannt. Wenn es dieser Polizist gut findet, wenn sich eine Witzfigur mit der Regenbogenfahne den Hintern abwischt, dann gehört er selbstverständlich nicht in den Polizeidienst. Eine andere Frage wäre auch: Wer zeichnet eigentlich solche "Karikaturen"? Blöder gehts ja schon nicht mehr.
Ideologie- und Verhaltenskontrolle in Form von Berufsverboten sind dir ja noch in liebevoller Erinnerung an die DDR geblieben, nicht wahr.

Da hat jemand einen schlechten Witz geliked. Oh Gott wie furchtbar. Und damit kann man kein guter Polizist werden?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:26)

Ideologie- und Verhaltenskontrolle in Form von Berufsverboten sind dir ja noch in liebevoller Erinnerung an die DDR geblieben, nicht wahr.

Da hat jemand einen schlechten Witz geliked. Oh Gott wie furchtbar. Und damit kann man kein guter Polizist werden?
Per Gerichtsentscheid nein.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Billie Holiday »

Selina hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:28)

Per Gerichtsentscheid nein.
Beängstigend.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Diese ganzen Beispiele von angeblich überbordender Wokeness sind alle sowas von an den Haaren herbeigezogen. Und: Wie soll man sich noch sicher fühlen können, wenn Rassismus in der Polizei ein Kavaliersdelikt ist?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Billie Holiday »

Selina hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:34)

Diese ganzen Beispiele von angeblich überbordender Wokeness sind alle sowas von an den Haaren herbeigezogen. Und: Wie soll man sich noch sicher fühlen können, wenn Rassismus in der Polizei ein Kavaliersdelikt ist?
Ich fühle mich in keiner Weise durch die Polizei bedroht. Vor was genau hast du Angst?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:53)

Ich fühle mich in keiner Weise durch die Polizei bedroht. Vor was genau hast du Angst?
Angst? Falscher Begriff. Ich verabscheue Zustände, wie sie hier beschrieben werden:

Rechtsextremismus in der Polizei: Das sind die bisher bekannten Fälle - ZDFheute https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... t-100.html
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Keoma »

Selina hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:34)

Diese ganzen Beispiele von angeblich überbordender Wokeness sind alle sowas von an den Haaren herbeigezogen. Und: Wie soll man sich noch sicher fühlen können, wenn Rassismus in der Polizei ein Kavaliersdelikt ist?
Also wenn man das ganze LGBTQ+ - Gedöns ablehnt, ist man Rassist?
Und wenn ein Gericht einem wegen eines likes eine Charakterschwäche unterstellt und damit die Zukunft versaut, würde ich sagen, weit hammas bracht.
An den Haaren herbeigezogen, wie lieb.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Billie Holiday »

Keoma hat geschrieben:(30 Aug 2021, 15:02)

Also wenn man das ganze LGBTQ+ - Gedöns ablehnt, ist man Rassist?
Und wenn ein Gericht einem wegen eines likes eine Charakterschwäche unterstellt und damit die Zukunft versaut, würde ich sagen, weit hammas bracht.
An den Haaren herbeigezogen, wie lieb.
Man muß das noch nicht mal ablehnen. Man kann sich durch die Aufdringlichkeit auch genervt fühlen. Als ob die sexuellen Vorlieben der Leute von irgendeinem Belang wären.
Vielleicht hat der Typ sich den ganzen Tag die vermeintlichen Problemchen genderfluider nonbinärer Freaks anhören müssen und hat dann mal einen schlechten Witz geliked.
Ich kann es nachvollziehen. Homophob bin ich deshalb nicht.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Keoma »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Aug 2021, 15:09)

Man muß das noch nicht mal ablehnen. Man kann sich durch die Aufdringlichkeit auch genervt fühlen. Als ob die sexuellen Vorlieben der Leute von irgendeinem Belang wären.
Vielleicht hat der Typ sich den ganzen Tag die vermeintlichen Problemchen genderfluider nonbinärer Freaks anhören müssen und hat dann mal einen schlechten Witz geliked.
Ich kann es nachvollziehen. Homophob bin ich deshalb nicht.
Genervt ist heut bald wer.
Ich habe bereits eine Unterstützungserklärung für ein "Anti-Gendern"- Volksbegehren abgegeben.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Billie Holiday »

Keoma hat geschrieben:(30 Aug 2021, 15:16)

Genervt ist heut bald wer.
Ich habe bereits eine Unterstützungserklärung für ein "Anti-Gendern"- Volksbegehren abgegeben.
Wenn Linksgerichtete in echt auf die deutsche Fahne pissen, stört es auch niemanden.
Gut, die bewerben sich auch nicht um einen Job.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:26)

Selbstverständlich stellt Sprache eine Realität her, die sprachliche Realität. Wahrnehmung, Denken, Sprache gehören allesamt zur Realität. Zustimmung aber zu deinem letzten Satz, dass Rassismus nicht verschwindet, wenn man bestimmte Wörter nicht mehr ausspricht. Allerdings gehört rassistische Sprache zu einem Komplex von rassistischer Wahrnehmung und rassistischen Handeln und sollte immer kritisiert werden. Schlimm wirds dann, wenn der ganze verbale Dreck unwidersprochen bleibt.
Nein Sprache beschreibt die Realität, stellt sie aber nicht her - auch keine sprachliche.
Ich kann noch so oft davon sprechen, dass der Mond aus grünem Käse wäre, er bleibt dennoch ein Gesteinsbrocken und zwar ganz real und wirklich. Der wird auch bei noch so viel Sprache/darüber sprechen nicht zu grünem Käse.

Was ist denn rassistische Wahrnehung?
Was sind rassistische Handlungen?
Kannst du das bitte mal erklären.

Von Menschen mit unterschiedlichen dunklen Hauttönen von "Farbigen" zu sprechen ist rassistisch, People of Colour ist es nicht, obwohl es genau das gleiche bedeutet - halt nur in englisch. Dabei fällt niemandem auf, dass die Abkürzung PoC sehr gut als Schimpfwort im rassistischen Sinn verwendet werden kann.
Merkt eigentlich noch einer, wie dämlich das ist?
Und in einer Stellenausschreibung an einer Berliner Uni Weiße grundsätzlich auszuschließen, ist natürlich nicht rassistisch, weil Rassismus gegen Weiße jibet ja nich.
Da musste es erst massive Proteste geben, bevor das geändert wurde.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Liegestuhl »

Alles richtig, aber mein Mitleid mit dem Typen hält sich in engen Grenzen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Selina hat geschrieben:(30 Aug 2021, 13:34)

Diese ganzen Beispiele von angeblich überbordender Wokeness sind alle sowas von an den Haaren herbeigezogen. Und: Wie soll man sich noch sicher fühlen können, wenn Rassismus in der Polizei ein Kavaliersdelikt ist?
Nein, sind sie nicht! Die ganzen Beispiele überbordender Wokeness sind beredtes Beispiel dafür, wie eine kleine sehr laute Minderheit die allgemeine Diskurs- und Deutungshoheit an sich reißt und bestimmt, was noch gesagt werden darf und was nicht.
Bestes Beispiel dafür ist die Aussage: "... kann doch jeder sagen was er will, er muss nur mit den Konsequenzen leben ..."

Wenn jemand mit Konsequenzen für das rechnen muss, was er sagt, dann kann er eben nicht mehr alles sagen, was er will.
Für das Recht auf freie Meinungsäußerung gibt es nur eine einzige Einschränkung und die ist §130 StGB.
Und da liegt halt auch Madam (noch)Kanzler falsch, wenn sie behauptet Es gibt keine Meinungsfreiheit zum Nulltarif, dass alle zustimmen."
Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein Grundrecht, welches der Staat durchzusetzen und zu garantieren hat und zwar ohne irgendwelche Bedingungen daran zu knüpfen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Keoma »

Liegestuhl hat geschrieben:(30 Aug 2021, 15:54)

Alles richtig, aber mein Mitleid mit dem Typen hält sich in engen Grenzen.
Nun, ich kenne den Kerl nicht, aber wenn es nur der Klick war............
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Vongole »

Keoma hat geschrieben:(30 Aug 2021, 16:00)

Nun, ich kenne den Kerl nicht, aber wenn es nur der Klick war............
Auschlaggebend für den Dienstherren dürfte wohl der Stinkefinger wegen des Fahrverbots gewesen sein.
Das zusammen mit dem homophoben Like zeigt insgesamt eine Einstellung, die sich mit den Aufgaben eines Bundespolizisten nicht verträgt.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von firlefanz11 »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Aug 2021, 15:56)
Bestes Beispiel dafür ist die Aussage: "... kann doch jeder sagen was er will, er muss nur mit den Konsequenzen leben ..."
Wenn jemand mit Konsequenzen für das rechnen muss, was er sagt, dann kann er eben nicht mehr alles sagen, was er will.
:D Na ja, ehrlicherdings muss man schon sagen, dass man auch mit Konsequenzen rechnen muss wenn man gar zu offen die Meinung sagt.
Wenn ein Typ zu nem Anderen sagt seine Olle wär häßlich wie die Nacht o. Ä. muss er schon mit rechnen, dass er Eine gezimmert kriegt... ;)
Für das Recht auf freie Meinungsäußerung gibt es nur eine einzige Einschränkung und die ist §130 StGB.
Das hab ich im Lungenvirus Strang auch schon versucht einem andern Foristen klar zu machen, der da anderer Meinung ist... :rolleyes:
Zuletzt geändert von firlefanz11 am Montag 30. August 2021, 17:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Keoma »

Vongole hat geschrieben:(30 Aug 2021, 16:11)

Auschlaggebend für den Dienstherren dürfte wohl der Stinkefinger wegen des Fahrverbots gewesen sein.
Das zusammen mit dem homophoben Like zeigt insgesamt eine Einstellung, die sich mit den Aufgaben eines Bundespolizisten nicht verträgt.
Ok, das hatte ich überlesen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Vongole »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Aug 2021, 15:56)
(..)

Wenn jemand mit Konsequenzen für das rechnen muss, was er sagt, dann kann er eben nicht mehr alles sagen, was er will.
Für das Recht auf freie Meinungsäußerung gibt es nur eine einzige Einschränkung und die ist §130 StGB.
Und da liegt halt auch Madam (noch)Kanzler falsch, wenn sie behauptet Es gibt keine Meinungsfreiheit zum Nulltarif, dass alle zustimmen."
Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist ein Grundrecht, welches der Staat durchzusetzen und zu garantieren hat und zwar ohne irgendwelche Bedingungen daran zu knüpfen.
Einspruch euer Ehren! ;)
So ad hoc fallen mir noch mehr Einschränkungen ein, §§ 186, 187, 86a StGB z.B., die m.E. zu Recht bestehen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Vongole hat geschrieben:(30 Aug 2021, 16:25)

Einspruch euer Ehren! ;)
So ad hoc fallen mir noch mehr Einschränkungen ein, §§ 186, 187, 86a StGB z.B., die m.E. zu Recht bestehen.
Nee, die §§186 ff beziehen sich nicht auf das Recht auf freie Meinungsäußerung, sondern auf die Herabwürdigung einer Person und diese muss aktiv werden.
Das Recht auf freie Meinungsäußerung wird nur eingeschränkt, wenn der öffentliche Friede durch Herabwürdigung ganzer Gruppen, Aufrufen zur Gewalt etc gestört wird.
Und da greift nur §130 StGB ==> Volksverhetzung.

Dass auch Grundrechte dort ihre Grenzen haben bzw eingeschränkt werden, wo sie mit den Grundrechten anderer kollidieren, steht in diesem Zusammenhang außer Frage.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Vongole »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Aug 2021, 16:57)

Nee, die §§186 ff beziehen sich nicht auf das Recht auf freie Meinungsäußerung, sondern auf die Herabwürdigung einer Person und diese muss aktiv werden.
Das Recht auf freie Meinungsäußerung wird nur eingeschränkt, wenn der öffentliche Friede durch Herabwürdigung ganzer Gruppen, Aufrufen zur Gewalt etc gestört wird.
Und da greift nur §130 StGB ==> Volksverhetzung.

Dass auch Grundrechte dort ihre Grenzen haben bzw eingeschränkt werden, wo sie mit den Grundrechten anderer kollidieren, steht in diesem Zusammenhang außer Frage.
Eben, und das bedeutet, dass auch die freie Meinungsäußerung niemandem das Recht gibt, andere zu beleidigen oder herabzuwürdigen.
Und auch dieses notwendige Gesetz seht kurz vor der Verabschiedung:
https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldu ... g-strafbar

Trotzdem sind viele Menschen der Ansicht, dass all diese Tatbestände vom Recht der freien Meinungsäußerung gedeckt wären, bzw. sein sollten.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Vongole hat geschrieben:(30 Aug 2021, 17:20)

Eben, und das bedeutet, dass auch die freie Meinungsäußerung niemandem das Recht gibt, andere zu beleidigen oder herabzuwürdigen.
Und auch dieses notwendige Gesetz seht kurz vor der Verabschiedung:
https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldu ... g-strafbar
Ob ein solches Gesetz, ein solcher Paragraph wirklich notwendig ist, ich weiß nicht.
Ich habe da Bauchschmerzen, nicht wegen des Straftatbstands an sich, sondern dass der neue §192a StGB zum Gummiparagraphen mutiert. Ich habe die Befürchtung, wenn da nicht sehr genau aufgedröselt wird was unter verhetzender Beleidigung zu verstehen ist, wird der Willkür Tür und Tor geöffnet.
Leider ist es in bestimmten woken Kreisen durchaus üblich, sich bei jedem dummen Spruch (und ich meine wirklich dumme Sprüche) beleidigt und als Opfer von Rassismus, Hass und Hetze zu fühlen. Es geht da nicht mehr darum, ob sie wirklich beleidigt werden, sondern ob sie sich beleidigt fühlen.
Der neue Paragraph könnte durchaus in eine solchen Richtung zielen, in der das Gefühl mehr zählt als der wirkliche Tatbestand.
Sehr dünnes Eis, finde ich.
Sahra Wagenknecht beschreibt in ihrem Buch "Die Selbstgerechten" auch, wie Lifestyle-Linke mit ihren Denk- und Deutungsgeboten zunehmend Einfluss auf die Regierungspolitik von Bund und Ländern, sowie auf die Gesetzgebung gewinnen, dass das Gefühl oft ausreicht, sogar Vorrang vor dem tatsächlichen Sachverhalt hat und das finde ich doch sehr bedenklich.
Vongole hat geschrieben:(30 Aug 2021, 17:20)Trotzdem sind viele Menschen der Ansicht, dass all diese Tatbestände vom Recht der freien Meinungsäußerung gedeckt wären, bzw. sein sollten.
Nun, darüber befinden die Gerichte und das ist auch richtig so.
Und es wird durchaus auch Fälle geben, in denen das BVerfG Urteile anderer Gerichte kassiert. Soll es schon gegeben haben.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Vongole »

Dark Angel hat geschrieben:(30 Aug 2021, 17:49)

Ob ein solches Gesetz, ein solcher Paragraph wirklich notwendig ist, ich weiß nicht.
Ich habe da Bauchschmerzen, nicht wegen des Straftatbstands an sich, sondern dass der neue §192a StGB zum Gummiparagraphen mutiert. Ich habe die Befürchtung, wenn da nicht sehr genau aufgedröselt wird was unter verhetzender Beleidigung zu verstehen ist, wird der Willkür Tür und Tor geöffnet.
Leider ist es in bestimmten woken Kreisen durchaus üblich, sich bei jedem dummen Spruch (und ich meine wirklich dumme Sprüche) beleidigt und als Opfer von Rassismus, Hass und Hetze zu fühlen. Es geht da nicht mehr darum, ob sie wirklich beleidigt werden, sondern ob sie sich beleidigt fühlen.
(..)
Auf diese bestimmten Kreise zielt der neue Paragraph nicht ab. Ursprünglich als gesetzliches Instrument gegen zunehmende antisemitische Hetze gedacht, wurde er - auch auf Anregung des ZdJ - erweitert:
https://www.juedische-allgemeine.de/pol ... beseitigt/
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