Sören74 hat geschrieben:(10 Jul 2021, 16:28)
Es ist ja ein Unterschied, was man nach außen hin vorgibt und welche innere Weltsicht und Agenda man besitzt. Aber was wohl den noch größeren Unterschied ausmachen wird ist, was Putin eigentlich unter Demokratie versteht und was jeder von uns darunter versteht. Ich bin übrigens in einem Land aufgewachsen, was unter Demokratie was völlig anderes verstanden hat.

Das hast Du schön geschrieben. Ich gratuliere Dir dazu. Ich hatte aber nicht auf Deinen Beitrag geantwortet. Ich hatte auf einen Beitrag geantwortet, in dem postuliert wurde, dass Putin sich selbst für einen Demokraten halten würde.
Du kannst ja gern mal versuchen, abseits von irgendwelchen semantischen Spitzfindigkeitne darzulegen, dass Putin irgendwann mal irgendwie für Demokratie eingetreten wäre. Demokratie war für diesen Menschen immer nur in der Weise interssant, dass er jegliche mögliche Opposition ausgeschaltet hat. Durch Einsperren oder Ermorden. Ich bin gespannt auf Belege von Dir dafür, dass Putin sich selbst für einen Demokraten halten würde.
Natürlich kannst Du Dich jetzt auf den Standpunkt stellen, dass Russland durch Ausschaltung der Opposition und durch Ermordung von Kritikern nur "vorgegeben" habe, eine bestimmte innere Agenda zu verfolgen.
Ich beglückwünsche Dich zu dieser weltbewegenden Erkenntnis. Putin ist also ein von amerikanischen Imperialisten missverstandener und verleumdeter Demokrat. Ohne Deine Mithilfe wäre ich zu dieser Erkenntnis nie gelangt. Danke, Massa, für diese Erleuchtung!
Lieber Sören, Du schreibst viele Sachen, die deutlich erkennen lassen, dass Du fähig bist, selbständig zu denken. Mach doch einfach mal Gebrauch von dieser Fähigkeit.
Welche "innere Weltsicht" Putin-Russland hat, sieht man an all den Militäraktionen in der ehemaligen SU, in Syrien, im Irak, in Libyen und der Ukraine. Man sieht das auch an den permanenten Deskinformationskampagnen gegen westliche Demokratien, an der Einmischung in die US-Präsidentenwahl oder in das britische Brexitreferendum oder an den Hackerangriffen gegen den Bundestag... Natürlich kann man hinterher noch drüber rumphilosophieren, was davon "innere Weltsicht" widerspiegelt oder nur vorgegeben war. Man kann sich auch darüber austauschen, was das größte russische Atom-Uboot vor Fehmarn machen soll oder warum russische Jets so oft für Alarmstarts von Nato-Jets im Baltikum sorgen, wenn dort gerade ausländische Politiker zu Gast sind. Man kann sich fragen, ob es einer "inneren Weltsicht" entspricht oder nur "vorgegeben" ist, wenn über der Ukraine mit russischen Waffen Passagierflugzeuge abgeschossen werden. Entspricht es innerer Weltsicht, wenn im Berliner Tiergarten russische Regimekritiker erschossen werden oder wenn in London Mordanschläge auf russische Regimekritiker mit Chemiewaffen verübt werden, die gar nicht existieren dürften?
Du willst darüber diskutieren, was Putin unter "Demokratie" versteht? Das ist für ihn der Feind, den er bekämpft, ohne überhaupt angegriffen worden zu sein. Putin scheißt auf Demokratie und will sie beseitigen.
Deine tiefgründigen Erwägungen über Demokratie interessieren Putin einen Dreck. Der ist ein Anti-Demokrat. Und er greift uns permanent an.
Jetzt kommen sicher wieder irgendwelche "Whataboutisten", die uns erklären, dass die USA doch genauso dreckig vorgehen würden. Diese Leute lügen aber. Entweder lügen sie, weil sie aus ideologischen Gründen den neuen Zaren Putin für den Messias halten, oder weil sie dafür bezahlt werden. Eine dritte Möglichkeit kann es meinem Eindruck nach nicht geben.
Wenn jemand angesichts all dessen, was so passiert ist und immer noch ständig passiert, über "innere Weltsicht" oder "missverstandene Demokratlichkeit" herumphilosophiert, dann kann ich das nur noch lächerlich finden. Die westlichen Demokratien haben das unverbrüchliche Recht, Demokratien bleiben zu wollen. Wenn Russland ständig versucht, dies zu verhindern, dann ist das ein feindseliger Akt. Die jüngsten Gipfel der G7 und der Nato haben das deutlich gemacht. Die jüngsten Aktionen russischer Hacker-Gruppen lassen den Schluss zu, dass das auch in Russland jetzt einigermaßen verstanden worden ist, wenn auch noch nicht vollständig.
Wir alle nehmen Russland viel zu ernst. Russland hat eine Wirtschaftsleistung, die unter der italienischen und - wenn überhaupt! - nur knapp über der spanischen liegt. Russland ist eigentlich seit Jahrzehnten kein Gegner mehr. Russland kann seine "Weltmachtstellung" eigentlich nur noch deshalb halten, weil es permanent völlig rücksichtslos von seinen militärischen Machtmitteln Gebrauch macht. Diese "Machtmittel" kosten allerdings Unsummen an Milliarden. Welche Chancen hat wohl ein Land mit der Wirtschaftskraft Spaniens, sich gegen die EU und die USA zu behaupten? Wir erleben gerade einen neuen Rüstungswettlauf, der zur weiteren Ausblutung Russlands führen wird. Putin findet das toll. Der kann für sich und seine kriminellen Spießgesellen damit nur weitere Milliarden in seine eigene Tasche und die Taschen seine korrupten Spießgesellen umleiten.
Russland ist längst kein Staat mehr. Russland ist ein Selbstbedienungsladen von korrupten Autokraten.