Liegestuhl hat geschrieben:(05 Jul 2021, 13:42)
Ebendrum. Sie hat in dieser Phase des Wahlkampfes ein Buch veröffentlicht, von dem sie wusste, dass Teile des Textes mit copy&paste eingefügt wurden. Ebenso ist bekannt, wie schnell und einfach man heutzutage solche kopierten Textteile findet, also musste sie auch mit einer entsprechenden Reaktion rechnen. Aber anstatt einen Fehler einzugestehen, stilisiert sie sich als Opfer und die Leute, die auf ihre Fehler aufmerksam machen, sind plötzlich die Bösen.
Und ein renommierter Professor aus Wien, der früher schon im Auftrag der Grünen auf Plagiatsjagd gegangen ist, wird dann einfach von Baerbocks Sprecher als "Blogger" abgetan, so als wenn irgendeine anonyme Person aus dem Internet ein wenig mit Schmutz wirft. Und natürlich ist das alles nur eine antifeministische Kampagne von CDU und der Springer-Presse. Hust:
https://taz.de/Vorwuerfe-gegen-Annalena ... /!5784037/
So recht verstehe ich auch nicht, warum Leute ganze Absätze kopieren und dann so alberne Erklärungen abgeben, dass das doch öffentlich zugängliche Informationen seien. Hätte ich in der Schule mal Referate aus dem Internet kopiert und dann meinen Lehrern gesagt, dass das doch okay sei, weil jeder darauf Zugriff hat...
Zumal es ja nun auch kein Akt ist, bei fehlender Kreativität einfach diverse Absätze umfangreich umzuschreiben. Aber da reichte es bei Baerbock anscheinend nur, aus "Bürgerinnen und Bürger" an irgendeiner Stelle "Bürger*innen" zu machen und das Wort "Massenmigration" auf "Migration" zu kürzen. Oder halt einfach etwas zitieren, auch wenn sich Baerbock wohl auch noch nicht entscheiden konnte, ob es nun sein Sachbuch sein soll oder nicht. Das wechselt ja bei jeder Talkshow. Sehr strange.
Ihren akademischen Werdegang find ich aber eher unproblematisch. Wenn sie das Vordiplom (meist vier Semester) bestand und dann noch mindestens ein Jahr weitere Scheine erhalten hat, wurde das in der Übergangszeit ja vielerorts als gleichwertig angesehen. Und eine Uni wie die LSE nimmt ja nun nicht jeden Dödel auf, im Gegenteil. Schwieriger wird's dann schon, wenn irgendwelche Trainee-Programme auf einmal zur Arbeit als wiss. Mitarbeiterin erklärt werden etc.
Mein persönliches Highlight in den letzten Tagen waren hingegen Baerbocks eifrige Verfechter, die wohl fürchten, dass es nun nach der Wahl weniger Posten und Jobs im Bundestag für sie geben wird. So zum Beispiel Julia Probst, die CDU und FDP unterstellte, sie würden keine Luftfilter in Schulen wollen, damit möglichst viele Schüler krank werden und nicht zur Wahlurne gehen können, sodass sie allen empfahl, frühzeitig Briefwahlunterlagen anzufordern und auszufüllen. Mal abgesehen davon, dass Schüler a) in der Regel nicht wahlberechtigt sind und b) Menschen dieser Altersklasse kaum schwere Symptome haben, die sie von einer Wahl haargenau am Stichtag abhalten dürften, hatte das für mich schon irgendwie Trump-Charakter. Und weil irgendwer auf Twitter Frau Probst fragte, ob sie Lack gesoffen hätte, macht sie sich zum Opfer und sieht darin mal wieder die bestätigte "Hetze" gegen sich:
Glaube ja nicht, dass es die Umfragewerte wieder nach oben drückt, wenn man wie ein verängstigtes Tier nur noch wild um sich schlägt. Bisschen schade find ich es schon, dass die Wahlprogramme aller Parteien so in den Hintergrund rutschen, dass noch nicht einmal mehr über zentrale Kernforderungen diskutiert wird. Aber klar, Personen sind meist der interessantere Stoff als Klimaschutz, Wirtschaft oder Steuern.
Aber mal sehen, ob Baerbock so durchhält und ob sie noch andere dankbare Aktionen und Aussagen bekommt, so zuletzt von Kretschmann, der sich nicht von Gerichten und Parlamenten stören lassen möchte und daher eine Verfassungsänderung fordert, oder vom saarländischen Landesverband, deren Kandidat dann das falsche Geschlecht hat und die Zweitplatzierte eine "Rede" hielt, die sie nicht einmal als Verkäuferin an einer Pommesbude erscheinen lässt. Leichter kann man es der Konkurrenz kaum machen.
Ein Reset wäre ja nicht ganz ohne Risiken, wenn sich dann die Lager im intensiven Wahlkampf auch weiter zerlegen. Aber es müsste ja nicht, wie die taz-Journalistin vorschlägt, der Schweinebauer Robert sein. Vielleicht hat ja ein Özdemir als nüchterner Schlichter auch Ambitionen.