relativ hat geschrieben:(30 Jun 2021, 08:55)
Gott sei dank ist Fußball auch etwas mehr als nur Weltklasse spieler zu haben, damit gewinnt man keine Titel. Für Titel auf so einem Niveau muss alles passen. Fitness,Glück, spielerisches Können/Eingespieltheit und mit am wichtigsten, die Einstellung.
Richtig! Und das hatte ich ja auch versucht, mit dem Hinweis auf "alle 20 Jahre mal ..." zu untermauern. Wir schauen hier auf zyklische Entwicklungen, deren Endergebnis sich nur bedingt steuern, zumindest nicht "garantieren" lässt.
Auch wenn das uns technokratisch veranlagten (?) Deutschen (Fußballexperten ...) schwer fällt zu akzeptieren: Der Gewinn eines Titels ist nicht das logische Ergebnis einer mathematischen Gleichung. Sonst würde Frankreich am 11. Juli den EM-Titel holen ... So einfach ist es aber nicht. Das ist doch auch das faszinierende am Fußball: Egal, wie die Vorzeichen sind, jedes Spiel kann eine Eigendynamik entwickeln, die kein "Logiker" vorhersagen kann.
Uns fehlen momentan auf diversen Positionen Spieler von internationalem Niveau. Seit Kloses Rücktritt 2014 (!) haben wir keinen Mittelstürmer von internationalem Niveau. Und Klose - seien wir mal ehrlich - war bei seinem Rücktritt 36 und hätte es eine Alternative für ihn gegeben, wäre er bei der WM wohl kaum zum Einsatz gekommen ... Bei Bayern war er da schon Jahre aussortiert.
Was ich so gelesen und gehört habe, wurden z.B. in der Verbands-Nachwuchsarbeit über Jahre die "bulligen" Stürmertypen zugunsten wendigerer Spieler wenig gefördert.Falls das so sein und auch für andere Positionen gelten sollte, meine ich: Es ist Quatsch, sich jetzt Typen "zu züchten", für die man einen aktuellen Bedarf im aktuellen Spielsystem hat - wer weiß denn, was in 10 Jahren gerade "en vogue" ist, wenn diese Spieler soweit sind? Ich denke, man muss die Talente entsprechend ihrer Stärken fördern und dann muss ein, bzw. jeder gute Trainer in der Lage sein, mit dem ihm zur Verfügung stehenden Spielern das für sie beste Spielsystem zu entwickeln.
So oder so: Keine Nachwuchsstrategie garantiert, dass man zum Zeitpunkt x des entscheidenden Turniers auf allen Positionen erstklassig besetzt ist. Das lässt sich nicht planen.
Und tatsächlich ist Deutschland 2014 aus der Not heraus mit einer Viererkette aus Innenverteidigern Weltmeister geworden. Der Rest der Mannschaft war stark genug - und fest entschlossen!!! - dieses Manko aufzufangen (schöner Fußball war's trotzdem nicht ...). Was "Einstellung" ausmacht, zeigt aktuell ja auch das Spiel der Schweizer gegen Frankreich... Naja, und die drei Schweizer Tore wurden von "echten" Stürmern geschossen.
Also: Ich bin der Analyse ja gar nicht abgeneigt, dass Löw es nicht geschafft hat, mit den vorhandenen Spielern ein effektives Angriffsspiel zu entwickeln. Da waren schon viel, viel bessere Ansätze zu sehen als 2018, aber da fehlte jetzt einfach auch die Zeit.
Es ist aber völlig hypothetisch, ob irgendein anderer Trainer aus dem Konstrukt mehr herausgeholt hätte. Ich bin der Meinung: Um ein "Momentum" und den Glauben an sich zu erzeugen, hätte schon genügt, wenn Deutschland in einem der Spiele nicht in Rückstand geraten wäre ... Man konnte nämlich ab dem 2:1 gegen Portugal sehen, dass Löws Spielidee durchaus funktioniert - wenn man denn einmal in Führung geht. Letztlich hat ihnen die mangelnde Chancenauswertung das Genick gebrochen.Hätte Müller das 1:1 gemacht, wären die gegen diese Englädner doch nie im Leben ausgeschieden. Das Spiel hatten sie doch bis dahin im Griff. Nur ist das eben nichts wert, wenn Du die Chancen nicht reinmachst. Alte Gesetzmäßigkeit: machst Du sie nicht rein, macht sie - früher oder später - der Gegner rein.